Guten Morgen.
Ich möchte meine Beziehung einmal beschreiben, wie sie bis vor einiger Zeit war.....
Er kam zu mir, ich war da (meistens dann, wenn eben er Zeit hatte, er gab die Treffen vor). Er fuhr mit Freunden in den Urlaub, fuhr sogar weibliche Kontakte besuchen (laut seinen Aussagen langjährige Freundinnen, von denen ich keine einzige kannte). Er plante seine Wochenenden - ohne mich. Wenn er Abends dann Zeit hatte, schlug er mir ein Treffen vor, eben wenn er Zeit hatte. Ich räumte mir dann diese Zeit frei oder schaffte Platz für ihn. Er war bei mir immer versorgt - also ich hatte immer was da (Essen, Trinken). Da ich in aller Regel die Wochenenden alleine verbringe (hat er keine Zeit, ist mit Kumpels unterwegs oder mit seinen Vereinshobbys beschäftigt), habe ich irgendwann auch gedacht: Bin ich eigentlich total bescheuert mich so dermaßen einzuschränken, wo er das nicht mal im Ansatz in Erwägung zieht? Fährt mit weiblichen u. männlichen Bekannten, von denen ich keinen einzigen Kenne, in den Urlaub und will mir dann verbieten, mit einem Kerl abends was zu unternehmen - wo er sowieso keine Zeit hat oder sich keine Zeit nehmen will.
Kurzum habe ich mir (fast schweren Herzens, weil ich eigentlich so nicht bin und nie werden wollte, erst Recht nicht in einer Beziehung) dann angewöhnt, mir das nicht mehr bieten zu lassen.
Das führte dazu, dass ich mich auch offen mit männlichen Kontakten getroffen habe (natürlich ohne Hintergedanken, eben einfach zum Unterhalten, um auch raus zu kommen). Ich verabretete mich auch mal für ein paar Tage weg zu fahren, ohne großartig zu informieren. Mittlerweile habe ich einen recht vollen Terminkalender und scheue mich keineswegs, seine Vorschläge für Treffen auch mal großzügig abzusagen, auch wenn ich ihn sehr gern treffen würde, aber ich habe mittlerweile keine Lust mehr, meine Termine abzusagen (was ich früher immer gemacht habe) oder zu verschieben, weil ich davon ausgehe, er würde das im umgekehrten Falle niemals in Erwägung ziehen.
Seither kracht es und zwar ständig. Ich lasse mir eben seit einiger Zeit nicht mehr bieten, dass ich Dinge nicht tun sollte, die er seit Beginn unserer Beziehung tut.
Eigentlich bin ich nicht so, eigentlich will ich nicht so sein und ich ertappe mich, dass es mir teils schwer fällt, gegen mein Herz zu handeln, beispielsweise wenn ich Treffen aus Prinzip absage, um etwas verschiebbares, viel viel unwichtigeres vorzuziehen, aber einfach eben aus Prinzip, um nicht wie eine Marionette da zu stehen.
Ich habe aber (berechtigte?) Befürchtung, dass ich mir dieses Verhalten vielleicht so sehr angewöhne, dass ich mich später garnicht mehr selber wiederfinde. Denn ich bin so eigentlich nicht, ich war so nie und will so nie werden.
Aber andererseits hat er einen so fest gefahrenen Lebensstil, der nicht änderbar ist, ich bin und werde vermutlich immer die flexiblere von uns bleiben, aber ich fühle mich in dieser Rolle unwohl, das zu sein, auch wenn ich es bin und kann. Eigentlich habe ich weniger Stress dadurch, dass ich viel viel mehr Freiraum habe, auch Freunde anderszeitig zu treffen und vieles mehr, aber ich will das mittlerweile rein aus Prinzip nicht.
Bin ich Prinzipienreiterin? Wäre ich Millionärin, ginge es mir vermutlich ums Prinzip, andere nicht auszuhalten, auch wenn ich es könnte, aber ich bin immer der Ansicht, dass man auf gleicher Augenhöhe und Ebene leben sollte, wenn man kann. Und das Wörtchen können ist für mich sehr dehnbar, denn klar ist vieles mit Umstand und auch Nervigkeit verbunden, aber ich finde irgendwie, dass das viel mehr mit Prioritäten zu tun hat, als mit reinem Können.
Brauche mal Tipps, ob ich das zu verbissen betrachte oder ob ich mit meiner Prinzipienart Recht haben könnte.
13.09.2014 12:00 •
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