@Heartbroken38
Bezogen auf deine Antwort im Kontaktsperre-Thema am Donnerstag, musste da ein bisschen in mich gehen um zu antworten und hatte am Wochenende zu wenig Zeit dafür. (Stichwort: aufregendes Leben und dass mein Ex mir meine Probleme einredet)
Ich muss wohl auch wieder ein bisschen ausholen..
Ich habe schon arge Probleme mit mir selbst. Ich kann mich zwar gut reflektieren und ich generell bin ich ein Mensch, der viel analysiert und interpretiert, aber genau das macht es mir oft schwerer als es müsste.
Ich lege vieles auf die Goldwaage, was Leute mir sagen.
Mache mir extrem viele Gedanken, wenn ich mal was unüberlegtes gesagt habe, wie das wohl angekommen ist...
Ich bin einfach sehr sehr unsicher mit mir selbst. Nicht unbedingt im direkten Umgang mit Menschen, aber ich mache im Nachhinein viel mit mir selbst aus.
Ich habe ja schon vor und in der Beziehung selbst gemerkt, dass ich unzufrieden mit mir selbst bin und einige Seiten an mir hasse ich einfach.
Ich habe kein gutes Verhältnis zu meinem Vater, war eine schwierige Kindheit und Jugendzeit, er hat mich oft sehr nieder gemacht und ist ein sehr herrischer Mensch, der keine andere Meinung zulässt. Er hat viele schlechte, aber auch viele gute Seiten an sich. Ich verstehe mich mit ihm meistens überhaupt nicht und trotzdem versuche ich mein Leben lang ihn stolz zu machen?! Passiert auch viel unterbewusst.
Leider habe ich sehr viele Charaktereigenschaften, die er auch hat und das HASSE ich. Ich versuche vieles zu ändern und zu hinterfragen und reflektierter zu handeln, aber oft merke ich erst im Nachhinein Toll, schon wieder genau das selbe Muster, wie Papa es an sich hat. Wenn ich mich zb über ihn aufrege, denke ich manchmal schon während ich rede man, ich bin doch genauso! und unabhängig davon sagt mir dann oft mein Gegenüber Jule...das kannst du aber auch ganz gut (nicht unbedingt mein Ex).
Das ist momentan der größte Kampf, den ich in mir habe. Ich bin ein Mix aus meiner Mutter und meinem Vater. Die sind beide unterschiedlich wie Feuer und Wasser und man könnte nun sagen: Das ist doch toll. Du hast von beiden die guten Eigenschaften., ich sehe aber nur (!) die negativen an mir selbst. Und den Rest positiver Eigenschaften habe ich mir über Jahre selbst angeeignet. So sehe ich das.
Zudem habe ich mich von meiner gesamten Familie abgesondert. Ich bin Nachzügler, habe 5 Halbgeschwister (Patchwork - kann toll sein, funktioniert bei uns aber nicht). Die 2 Brüder von der einen Seite verstehen sich nicht so gut mit den 2 Brüdern und der Schwester von der anderen Seite. Sind einfach komplett verschieden...und ich stand schon immer dazwischen, als Mischling, was mir schon in der frühen Pubertät zu anstrengend wurde.
Ich habe mich dann nur noch an meine Schwester gehalten, die anderen habe ich links liegen gelassen. Und die haben es dann irgendwann auch so gemacht, weil die Kleine ist ja nun auch mal alt genug um sich selbst zu melden, wenn sie daran Interesse hat.
Mit 18 habe ich mich dann mit den 2 Brüdern der einen Seite total verkracht. Die Brüder von der anderen Seite halten auch nicht besonders viel von mir.
Inzwischen haben die natürlich auch alle Kinder, zu denen ich keinen Draht und keinen Kontakt habe und das nehmen die mir natürlich auch alle wieder ziemlich übel. Ich halte eigentlich nur den engen Kontakt zu meinen Eltern und meiner Schwester.
Ich fühle mich halt in meiner eigenen Familie nicht besonders wohl und aufgehoben und akzeptiert schon gar nicht.
Also im Grunde habe ich eine ziemliche Identitätskrise, kann man wahrscheinlich so sagen.
Dann hatte ich vor 2 Jahren beruflich total die Krise, dadurch dass ich mir durch Pubertät und Co. nie Gedanken gemacht habe, was ich eigentlich machen will. Ich habe 6 Jahre in eine pädagogische Ausbildung investiert, Darlehen aufgenommen dafür, also Schulden gemacht und dann gemerkt, dass ich den sch. eigentlich gar nicht machen will. Und nun mache ich ja nochmal eine neue Ausbildung im kaufmännischen Bereich, war finanziell abhängig von meinem Ex und zwischenzeitlich natürlich ziemlich frustriert.
Dann habe ich noch einen Reizdarm, der mich extrem einschränkt.
Diese Sorge spielt immer die erste Geige. Ganz viele Unternehmungen schließe ich deswegen für mich aus. Eigentlich alles, wo ich nicht weiß, ob eine Toilette vor Ort ist oder die Möglichkeit besteht, dass ich jederzeit gehen könnte.
Und das ist nur Kopfsache, ich habe keinerlei Unverträglichkeiten o.Ä.
Das fängt an mit Autofahren und endet beispielsweise bei einer Werksführung bei VW in Wolfsburg, wo ich eine Panikattacke bekommen habe, weil ich musste und nicht aus diesem Zug aussteigen konnte, der durch die Hallen fuhr....
D. hat das immer verstanden, im Gegensatz zu meinem Ex davor.
Und trotzdem habe ich mich natürlich immer schlecht deswegen gefühlt. Ist halt eine echt unangenehme Sorge. Die mich natürlich auch jetzt wieder extrem belastet, weil ich einfach Angst habe, dass mich sowas bei einem ersten Date überfällt.
Alles in allem habe ich schon an Vielen Dingen zu knabbern. Ich habe halt durch diese ganzen pädagogischen Ausbildungen und Fortbildungen gelernt mich zu reflektieren - das ist der Schritt in die richtige Richtung, aber noch nicht ausreichend, weil mir einfach Methoden fehlen um meine Gedanken umzulenken oder einfach meinen Selbstwert zu steigern. Denn im Grunde denke ich die ganze Zeit, dass es ja kein Wunder ist, dass D. weg ist. Wer könne mich schon lieben. Ich bin einfach absolut nicht liebenswert, deshalb ist es für mich sowieso ausgeschlossen, dass D. zu mir zurück wollen könnte. Auch nicht irgendwann mal.
(Man liest ja häufig in diesen ganzen Ratgebern, dass man sich rar und interessant machen soll - dann vermisst einen der Ex. Das habe ich für mich zwar versucht aber eigentlich direkt ausgeschlossen.)
Auch in der Beziehung waren meine Gedanken immer in Richtung ich würde auch gerne so geliebt werden, wie andere, aber das ist halt auch nicht möglich, mir wird doch niemals jemand einen Antrag machen, wer will mit mir schon Kinder kriegen
All das habe ich ja auch mit meinem Ex thematisiert. Nicht so reflektiert und in Gänze, aber immer mal wieder kam das hoch. Also habe ich ihm ja Grundlage dafür gegeben, wie er über mich denkt und dass er dann für sich selbst geschlossen hat, dass ICH wohl auch das Problem in der Beziehung bin, eben weil ich so viele Päckchen zu tragen habe. Aber dadurch, dass er dann auch noch immer einen drauf gesetzt hat und mich das hat spüren lassen, dass ich Probleme habe und indem immer und immer nur ICH das Thema war, wenn wir über uns gesprochen haben, hat er seinen Teil dazu beigetragen. Auch wenn er es wahrscheinlich nicht absichtlich gemacht hat.
Ich würde das eigentlich gar nicht so ausführlich hier erzählen, aber es ist ja weitestgehend anonym hier. Und irgendwie hilft es auch es mal niederzuschreiben.
15.01.2018 09:06 •
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