So... Hier nun ihre letzte Mail: Ich lese diese nicht, ich poste sie nur:
... Ich versuche hier jetzt meine Gedanken, Gefühle und Beweggründe darzulegen: Wie so oft sind Gedanken in Textform etwas wirr aber ich versuche es trotzdem verständlich zu machen.
Ich hoffe, du gehst nicht davon aus, dass mich das Ganze, was am 13.11. passiert ist kalt lässt. Im Gegenteil. Ich leide und es geht mir nicht besonders gut. Erst etwa eine Woche später war es mir möglich mich soweit wieder auf die Arbeit konzentrieren zu können und über den Tag zu kommen, ohne weinen zu müssen, weil mich alles erinnert. Kein Ort, Gedanke, Satz oder Gegenstand ist ohne Erinnerung an dich und uns- und ich vermisse dich und uns. Mir blutet das Herz und es tut weh - besonders dich so leiden zu wissen.
Aber ich muss weiterhin ehrlich zu mir und zu meinen Gefühlen sein. Der erste Schock hat sich bei mir gelegt, weil alles so plötzlich und krass passiert ist. Ich hätte nie gedacht, dass ich dich so schnell und plötzlich nicht mehr sehen werde. Auch wenn ich weiß, dass mögliche Trennungen nie gut bzw geplant ablaufen. Aber ich hatte das das damalige Wochenende echt nicht in irgendeiner Art geplant gehabt. Es hat sich plötzlich alles überschlagen. Besonders als du sagtest, dass du befürchtest, ich hätte einen anderen. Ich wiederhole das nochmal: Der Gedanke an eine Trennung kam NICHT durch diese neue Bekanntschaft. Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, hatte ich schon mehrmals und auch schon vor längerer Zeit Momente, in denen ich alles hinterfragt hatte und Zweifel darüber hatte, was wir sind, wo ich bin und wo ich hin will. Ich habe das aber immer abgeblockt und nicht zugelassen. Aber ich hatte nun mehrfach Situationen in denen ich überlegte, mich zu trennen. Und dieses Mal war ein Mal zu viel, was mich diesmal dazu zwingt die Konsequenzen zu tragen, für die ich in der Vergangenheit zu feige war. Was ich mir definitiv vorzuwerfen habe, ist, dass ich das nicht schon viel, viel früher angesprochen habe. Aber ich war einfach so sehr im Moment gefangen und zu feige.
Ich lebe seit langem viele andere kleine Leben neben dir u.a. mit all meinen Hobbys und Freundeskreisen, von denen du kein Teil bist. Auch dadurch haben wir uns bzw. ich mich entfernt. Wir haben kaum noch Gemeinsamkeiten und machten wenig aktiv zusammen. Es geht fast ausschließlich um Essen und kochen. Wirkliche Gespräche haben wir auch schon lange nicht mehr wirklich geführt. Das lag aber auch an mir, weil ich immer Unangenehmes eher lieber gemieden habe um der Harmonie Willen. Das klingt jetzt aber so als wäre alles schlecht gewesen und ich nur unglücklich, das stimmt definitiv nicht. Ich war glücklich in unseren gemeinsamen Momenten und mit unserer eigenen kleinen Welt und Sprache und ich vermisse unsere Eingeschworenheit, Nähe und unseren Wahnsinn sehr. Aber wenn ich eben einen Schritt zurück machte, um das Ganze zu betrachten, dann stimmte das Gesamte nicht. Ich habe mich in den letzten paar Jahren allein zu sehr verändert und muss jetzt aber lernen dazu zu stehen. Ich stelle mir eine andere Zukunft vor und möchte diese jetzt auch versuchen zu leben. Du warst mein erster Freund damals seit ich 19 bin, hast mich geformt, mir aber auch meine Freiheiten gelassen (wofür ich dir unendlich dankbar bin) und wir sind aneinander und miteinander gewachsen, jedoch irgendwann nicht mehr zusammen, sondern auf anderen Wegen.
Du schreibst, ob ich mir einen Neuanfang vorstellen kann? Was verstehst du unter einem Neuanfang? Zurück zum alten, wie alles war? Du sagtest auch bei einem unserer letzten Telefonate, dass das was wir hatten, so wie es zuletzt war, genauso war, wie du es haben wolltest bzw. du es dir für die Zukunft vorstellen könntest. Das glaube ich dir so nicht ganz... Ich denke nicht, dass du damit weiterhin glücklich sein könntest, dass ich dich bei all meinen Aktivitäten/ Hobbys/ Urlauben/ Erlebnissen letztlich ausgeschlossen habe, dass wir kaum noch Gemeinsames, gemeinsame Erlebnisse, Themen, Interessen etc. hatten. Oder etwa doch? Sei bitte ehrlich zu dir...
Du schreibst, dass ich dir wichtig bin und dass du nichts mehr zu verlieren, vielleicht nur viel zu gewinnen hättest. Du bist mir auch sehr sehr wichtig und ich liebe dich von ganzem Herzen als die unbeschreiblich tolle, warmherzige, kreative, kluge, intelligente, lustige Person, die du bist. Aber ich muss auch hier jetzt ehrlich zu mir und vor allem zu dir sein- ich kann mir aus heutiger Sicht keine Beziehung als Liebespaar vorstellen.
Auch wenn ich mir aktuell ein Leben ohne dich und ohne uns kaum vorstellen kann (weil wir eben einfach immer da waren) und bei jeder Erinnerung und das sind viele und fast überall, schluchzen oder schwer schlucken muss .. Und so weh es mir tut, aber für meine Gefühle kann ich nichts...Dennoch hoffe ich sehr, dass ich dich nicht ganz verliere, denn ich möchte dich nicht aus meinem Leben lassen- wie auch immer das letztlich aussehen kann ...
03.12.2016 16:16 •
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