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Ich war ihr Sprungbrett in die Beziehungswelt

E
Hallo StephanTK,

ich will dazu erst einmal schreiben, dass es ganz schwierig ist in einem solchen Forum zu klären, was dich bewegt. Aber ich meine, dass ich bei dir vielleicht doch herauslesen kann, was dich als Kernfrage beschäftigt.

Wenn du schreibst:
Zitat:
Was die Komplementäre betrifft, sie ist in der Tat in fast allen Punkten anders, meist lockerer gewesen als ich. Was aber sagt das über mich aus? Auch dieses Geben?
,

dann kann ich das nur aus meiner eigenen Erfahrung beantworten.

Bei mir habe ich beobachtet, dass ich als gebender Mensch immer auch eine sehr hohe Disziplin an den Tag lege. Das tue ich leider auch heute noch. Das ist eine einerseits schöne Charaktereigenschaft, die aber leider auch unfrei macht. Warum das bei mir so ist, da bin ich noch am überlegen. Ich wäre jedenfalls gerne mal in bestimmten Lebensbereichen lockerer.

Ich kann dir nicht sagen, was das Geben über dich aussagt. Aber ich kann dir schreiben, was das bei mir aussagt. Geben bedeutet auch die Möglichkeit eine Situation anzuführen und zu lenken. Man kann das als liebevolle oder väterliche Dominanz verstehen, ohne dass negativ zu belegen. Ein Kontrollmechanismus haftet dem aber auf jeden Fall an.

Wenn du schreibst, dass sie meist lockerer war, dann kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass das etwas ist, was ich auch bei einer sehr von mir geliebten Frau einmal erfahren habe. Es hat mich dann sehr beschäftigt, warum ich das so toll fand, denn eigentlich passt das überhaupt nicht zu mir.

Man kann lockerer vielleicht in die Schublade hedonistisch reinpacken, ohne das im negativen Sinne zu meinen. Menschen, die einen gesunden Hedonismus leben, sind halt einfach lockerer, sie leben. Und ein Komplementär zum Hedonismus ist der Altruismus, also Menschen, die gerne geben.

Und bei mir war es so, dass ich diese Lockerheit als Mensch mit altruistischer Tendenz als sehr anziehend empfunden habe.

Und wenn du schreibst:

Zitat:
Ich würde in diesen Bereichen, in denen sie es ist, niemals so locker werden wollen, also wäre weder der Spiegel noch die Theorie dass sie mir bessere Wege gezeigt hätte zutreffend oder doch?
,

dann liegt in diesem Satz nach meinem Verständnis die Betonung auf dem Satzteil, oder doch? Du stellst deine Feststellung also in Frage, ob du dir nicht vielleicht doch wünscht lockerer zu werden.

Vielleicht würdest du nicht in Punkten so locker werden wollen wie deine ehemalige Freundin es ist. Ich wollte das damals auch nicht. Aber bewundert habe ich diese Lockerheit trotzdem, weil ich wusste, dass mir das gut tut und der Schritt dorthin auch unausweichlich für mich war.

Irgendwann habe ich für mich festgestellt, dass Liebe ein ziemlich tückisches Ding ist. Man kann einen Menschen lieben, weil er Eigenschaften hat, die man selbst nicht hat und nach denen man sich sehnt. Und vielleicht ist es deiner Freundin auch so gegangen. Meine damalige Freundin hat nach diesem sehr bodenständigen Leben gesucht, das ich führe.

Ich habe aus dieser Beziehung gelernt, dass mein Liebeskummer überwiegend darauf basierte, dass ich lockerer werden wollte, ich mich in der ständig gebenden Position als eingeengt gefühlt habe und ich damit auch dauernd schwierige Aufgaben übernommen habe für die niemand hier gerufen hat. Das kann ich als Grundeigenschaft sicher nicht abschalten, da es ein grundlegender Wesenszug von mir ist.

Aber ich habe gelernt, dass Geben und Nehmen eben in einem Menschen in der Waage sein sollten. Ich habe gelernt, dass ich auch fordern muss. Und ich habe Aufgaben abgegeben.

Und das ist schon einmal ein guter Weg für mich, weil ich plötzlich Frauen kennengelernt habe, bei denen sich Geben und Nehmen auch in der Waage halten. Und ich habe dafür gelernt, dass das im Prinzip ganz einfach ist. Ich rufe also nicht mehr hier, wenn es um Dinge geht, bei denen ich dann mit den Problemen auf einer einsamen Insel stehe.

Hedonismus ist also eine gute und gesunde Eigenschaft, wenn dich eine Situation, Aufgabe oder ein Mensch negativ einengt. Und zwischen Hedonismus und Altruismus entsteht auch in der Beziehung ein für mich zu beobachtender Teufelskreis. Wenn man zu stark altruistisch handelt, dann engt man ein. Ein strakt hedonistisch ausgeprägter Mensch bekommt dann das Gefühl eingeengt zu werden.

26.11.2014 11:08 • #31


S
Wir scheinen uns sehr sehr ähnlich. Danke erstmal für deine Ausführung. Und ja, so ist es.
Du schreibst genau das, wie ich auch empfinde. Ich bin ein gebender Mensch, jemand, der gern unter Kontrolle hat oder Kontrolle behält, nicht mal so sehr nur über die Partnerschaft, sondern vielmehr über mich selbst. Meine Ex hatte (notgedrungen) so ziemlich alle Freiheiten, die man sich wünschen kann, die hatte sie weil ich vertraut habe, es viel mir aber verdammt schwer zu vertrauen, da sie mich aus den wesentlichen Lebensbereichen ja ständig auf Distanz hielt: Feiern, Freunde, Freizeit in überwiegendem Maß ohne mich.

Sie bewunderte an mir meine Organisation, Disziplin, ich bin kein Genussmensch. Und ich bewundere noch heute diese Lockerheit und auch teilweise das Nehmen, das ich teils als unverschämt empfand und niemals so in der Form übernehmen will, aber irgendwie bewunderte ich es. Wenn alle Hunger haben, nahm sie das letzte Stück vom Teller, sie fragt nicht nach Teilen, sie nimmt, weil Sie Hunger hat und will am Besten noch von anderen, dass sie ihr einen guten Appetit wünschen - das klingt übertrieben, ist es aber nicht einmal.

Am allermeisten hat mich gestört, dass sie von meine Disziplin, meiner Organisation profitiert, sie war gern bei mir, bei mir war der Kühlschrank immer voll, ich war immer da für sie und hielt mich an Abmachungen. Ich dagegen habe ihre Lockerheit zwar gesehen, aber hatte rein garnichts davon, da sie mich in ihre Lebensbereiche, so ihre Eigenschaften, die ich toll fand, nie mit nahm. Sie nahm mich nie mit zu Freunden, zu Feiern und vielem mehr.
Somit war das ganze einseitig, ich hatte sowieso nicht viel von ihr und dann grenzte sie mich noch weiter aus. Sie hat mir das nie begründet und das hat mich am meisten verletzt.

Interessanterweise ist der neue Freund fast noch bodenständiger als ich, also in vielen meiner Eigenschaften noch organisierter, hab ich erfahren. Und das wundert mich garnicht, wurmt mich aber dennoch. Er klingt der Beschreibung nach wie eine Kopie von mir.

Ich bin froh dass wir nicht mehr zusammen sind. Aber es ist trotzdem schwer zu verdauen, abgelehnt und ausgeschlossen worden zu sein aus genau den Eigenschaften und Lebensbereichen, die ich ja toll an ihr fand.

Heute weiß ich, dieser Typ Frau übt oft eine gewisse Faszination aus, aber tut mir nicht gut.

Ich habe oft den Fehler gemacht, dass ich meine Bedürfnisse und Wünsche nie klar formuliert habe. Auch nicht s.uell. Sie hatte alles von mir bekommen, was ich geben konnte. Es war einerseits toll, andererseits unbefriedigend. Ich brauchte sie nicht fragen, sondern ich spürte oft was sie wollte. Umgekehrt spürte sie nicht viel und fragte mich auch nichts. Das gab oft Stress und ich weiss heute: das war nicht gut, wenn ich früh meine Bedürfnisse formuliert hätte, waren wir heute trotzdem getrennt, aber sicherlich schmerzfreier als jetzt. Trotzdem getrennt deswegen, weil sie ungern über schwierige Dinge sprach, sehr verklemmt und gehemmt war, daher besser auch nicht fragte, da sie mit den Antworten oft nicht umgehen konnte.

Deine Antwort hat mir sehr geholfen. Ich frag mich nur wie man 'geben und nehmen' ausgewogen auch ausstrahlen kann?

26.11.2014 11:29 • #32


E
Geben und Nehmen auszustrahlen bzw. zu leben, dass musst du einfach mal ausprobieren, wie du das schaffst. An dieser Aufgabe kannst nur du alleine arbeiten. Mach doch mal ein paar kleine Tests am lebenden Objekt und warte auf die Reaktion. Beobachte dein Gegenüber und dich.

26.11.2014 11:51 • #33




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