Hallo Ihr Lieben!
Ich bin schon längere Zeit ein stiller Mitleser, ich habe auch schon viele hilfreiche Beiträge gelesen.
Ich habe in der Vergangenheit oft mit Trennungen meine Probleme gehabt, konnte oder wollte nicht loslassen. Meine letzte richtige Beziehung endete 2014, seitdem kam es nie wieder zu einer engeren Bindung.
Das änderte sich -zumindest auf emotionaler Ebene- Ende April.
Sie schrieb mich (39,m) auf einer Datingplattform an, relativ offensiv und interessiert. Ich hatte schon einige ungute Erfahrungen mit dieser Art von Dating gemacht, daher hab ich dem keine große Bedeutung beigemessen und einfach einem Date am nächsten Tag zugesagt. Wir trafen uns mehrfach, die anfängliche Skepsis wich gegenseitigem Interesse, wir hatten viele gemeinsame Themen und Erfahrungen. Und wir wollten uns gerne wiedersehen - das taten wir dann auch,
wir gestalteten das auch wirklich schön.
Manchmal gingen meine Warnleuchten an, zB bei der Vorgeschichte, die sie mir erzählte. Sehr früh geheiratet, irgendwann unzufrieden gewesen und sich Bestätigung gesucht, es gab wohl mehrere Affären. Trennung nach 18 Jahren.
Manchmal war sie regelrecht depressiv, hat das aber mit anderen Dingen begründet, wie ihrer Unzufriedenheit mit sich selbst. Ich konnte sie da auch relativ gut abfangen, weil mir solche Probleme leider auch bekannt sind.
Sie fand auch das Thema offene Beziehung spannend, ohne näher darauf einzugehen, ich sagte ihr auch gleich sehr deutlich, dass ich nicht der richtige Mensch für so etwas wäre.
Trotzdem konnten wir über alles reden, es hat sich so echt angefühlt. Sie sagte mir ins Gesicht, wie schön sie mich findet, wie sehr sie meine Nähe geniesst. Und dass sie mich ab und zu abends für nur eine Stunde sehen wollte, weil sie so eine Sehnsucht hatte. Inzwischen waren wir an einem Punkt, wo wir auch intim miteinander waren.
Und dann kam der Tag, an dem sie mir etwas sagen wollte.
Ich habe einen Freund. Aber die Beziehung funktioniert eh nicht mehr und ich bin so verliebt in dich.
Das war ein Schlag in den Magen. Zuerst wollte ich aufstehen und gehen, stattdessen bat ich sie, mir das zu erklären.
Meine Frage, warum sie bei XYZ als single angemeldet war, wurde allerdings nicht beantwortet.
Sie litt selber unter der Situation und ich rutschte plötzlich in die Rolle eines Beraters. wtf.
Im Endeffekt bat ich sie, ihre Sachen in Ordnung zu bringen.
Das tat sie dann auch. Oder auch nicht, ich weiss es nicht. Erst konnte sie es ihm an einem Tag nicht sagen, weil er ihr leid tat. Dann stand sie mit verheulten Augen bei mir vor der Tür und wollte bei mir übernachten. Sie habe es ihm gesagt, er würde seine Koffer packen. Später hiess es, er habe das wohl nicht als richtige Trennung aufgefasst, also hätte sie erneut mit ihm gesprochen und sei selber am Boden. Es wäre noch zu klären, ob er oder sie aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen wird. Ihr ging es dreckig, sie wollte mich oft sehen, sie wollte dort nur noch weg.
Ich war dann immer für sie da.
Wir hatten dann noch ein paar schöne Tage miteinander, auch mit ihren Kindern. Ihr Partner sei mit den Kindern immer ruppig, laut und mies umgegangen, das war für sie der Hauptgrund, sich von ihm zu lösen.
Und nach einem dieser Tage bekam ich morgens eine Nachricht :Es ist doch nicht alles so glasklar. Er will nicht kampflos aufgeben und sich ändern (bezügl. der Kinder und seiner Wutausbrüche), sie braucht Zeit, um sich zu sortieren. Sie hat Angst, mich zu vertreiben, sie möchte aber mit mir zusammen sein. Und wollte mich bald wieder sehen.
An dieser Stelle griff mein Stolz, und ich entgegnete : du wolltest doch Zeit haben? Dann nimm sie dir doch auch! .
In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen, also entschied ich mich, das Ding zu beenden.
Ich schrieb ihr dazu einen langen Text, der auch beantwortet wurde. Es tut ihr alles so leid, sie hatte Pläne mit mir und den Kindern, aber dann wären plötzlich alte Gefühle zu ihrem Partner erwacht.
Das ist die komplette Geschichte. Und nun zu meinen Problemen.
Dieses ganze Intermezzo ging nur einen Monat, aber ich leide so sehr wie nach einer Trennung nach 6 Jahren.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich sie an einigen Stellen idealisiert habe, selbst dieser offensichtliche Makel (dem Verschweigen der Beziehung und dem Betrug an ihrem Partner, an mir und sich selbst) macht das Vermissen nicht weniger. Vielleicht, weil ich nach einer langen Zeit mal wieder so richtig verliebt war.
Ich werde an so vielen Orten an sie erinnert und ich habe Angst, ihr irgendwo zufällig zu begegnen. Anfangs hatte ich den Impuls, mich rächen zu wollen. Ihrem Partner zu solch einer tollen und aufrichtigen Partnerin zu gratulieren, um ihn damit stehen zu lassen. Oder , oder, oder. Statt dessen habe ich die Verantwortung für meine Gefühle übernommen, die aus meinen Gedanken und deren Bewertung entstehen. Ich war bedürftig, sie hat das gestillt und nun spüre ich den Entzug.
Eigentlich ist sie nicht wichtig für mein Leben, letztendlich kann man jeder schlimmen Erfahrung etwas Gutes abgewinnen, zB dass man sein Leben neu aufstellt.
Dennoch werde ich täglich mit Gedanken an sie bombardiert, ich sehe überall ihr Auto. Oder sie. Um dann festzustellen, dass ich mich geirrt habe. Solche Situationen oder ewig kreisende Gedanken beende ich mit einer Technik aus der Verhaltenstherapie, dem Gedankenstopp. Momentan hilft das sehr.
Nun kommt allerdings die Frage auf, ob man sich nicht lieber konfrontieren sollte? Aktuell fühle ich mich dazu noch nicht in der Lage, ich habe Schiss, dass mich das zurückwerfen würde.
Wie seht Ihr das? Ich fühle mich manchmal so hilflos, kurz vor der Panik. Kurz davor, alle Blockierungen auf FB/ WA etc aufzuheben, irgendwie Kontakt aufzunehmen.
Bin ich noch normal, dass man nach 4 Wochen Illusion in solch ein Loch fällt? Leute, ich bin doch keine 16 mehr.
Viele Grüße
04.06.2018 21:21 •
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