Zitat von Cassy44: Was soll das eigentlich bedeuten, die Leere /geistig n ackt?
Hier kann ich nur spekulieren, denn wer weiß schon, was in ihm vorgeht, wenn er es selbst nicht mal weiß.
Es könnte sein, dass er momentan von so viel Nähe und Intensität sozusagen erschlagen ist, weil ihm das eigentlich fremd ist. Da bist Du, voller Hingabe, Zärtlichkeit, mit verliebten Blicken und Worten und er nimmt Deine Leidenschaft, Deine Liebesfähigkeit wahr. Möglicherweise auch mit einer inneren Überforderung und vielleicht mit Befremdung, denn das ist ihm unbekannt. Er sieht zwar Deine Andersartigkeit, aber er kann sie selbst auf emotionaler Ebene nicht nachvollziehen, weil er einfach anders empfindet.
Es ist eine Urkrankheit von vielen Frauen, dass sie meinen, der Mann empfindet ebenso wie sie. Das ist ein Trugschluss, vor allem bei solchen schrägen Exemplaren, die nicht richtig zum Mann geworden ist.
Er ist innerlich kühl und möglicherweise lehnt er Deine Art innerlich sogar ab, weil sie ihm zu viel ist.
Diese innere Leere kann auf Überforderung durch die Partnerin hindeuten, sie kann zudem auch eine innere Schutzreaktion sein, weil er Angst vor zu viel Nähe hat.
Wenn das der Fall ist und es sieht danach aus, denn er zeigt ja wenig Anzeichen, dass er Dich so oft wie möglich sehen will und bei Dir sein will, dann blockiert ihn diese innere Angst. Die ist im Unterbewusstsein angelegt und führt dazu, dass er mit Nähe Probleme hat, immer wieder gerade nach intensiven Erlebnissen abdriften muss, damit er sich selbst noch fühlt und insgesamt Nähe eher ablehnt. Denn er weiß unbewusst, dass Nähe gefährlich ist und dass Beziehungen ohnehin immer schwierig und unter Umständen nicht lange haltbar sind.
Probleme mit der Mutter, entweder Abwertung seiner Person und zu wenig stabile Zuwendung oder auch ein unbewusstes Klammern der Mutter am Sohn, die ihn an sich binden will und es prima versteht, ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, wirken sich immer sehr schädlich aus. Heraus kommen oft reichlich gefühlskalte Männer oder solche, die einfach nur dominieren wollen und ihr Ding machen.
Innere Bindungsängste sind kaum heilbar. Man kann halbwegs mit ihnen leben, wenn man sie erkannt hat, aber Max weiß das nicht. Ich glaube, er fühlt sich selbst oft gar nicht. Er wirkt lauwarm und ich bezweifle, dass er zu echten Emotionen in der Lage ist. Er erlebt Emotionen vielleicht durch die Partnerin, aber er kann sie nicht empfinden.
Kann Max eigentlich richtig lachen, so richtig aus vollem Herzen? So richtig frei und vielleicht auch mal laut?
Mir fiel irgendwann bei meinem Exemplar auf, dass er nie richtig lachte. Er lächelte vielleicht, vielleicht lachte er auch mal verhalten, aber so richtige Freude empfand er nie. Im Gegenzug natürlich auch keine Enttäuschung, keine Trauer, keine Wehmut. Er war lauwarm bis kalt in seinen Gefühlsäußerungen.
Aber sein Selbstmitleid war großartig ausgeprägt. Um sich zu kreisen und andere Menschen in sicherem Abstand zu halten, beherrschte er großartig. Damit werden andere Menschen tatsächlich zu einer Art Trabant in seinem Sonnensystem, dessen Zentralgestirn er selbst ist. Und richtig zu spüren bekommt das die Partnerin, die ja genau das Gegenteil sucht. Nähe, Intensität, Verschmelzung, Zuwendung, Liebe.
Der eine empfindet, der andere schaut zu, so kommt es mir in der Rückschau vor.
Er wusste oft auch nicht, womit er mich wieder mal verletzt hatte. Er sah es vielleicht an meiner Reaktion, dass er wieder mal etwas gesagt hatte, was mich traurig machte, aber er konnte es nicht nachempfinden. Er sah es an mir, aber er hatte kein Gefühl dafür, womit er andere Menschen verletzte.
Wenn ich an ihn zurück denke, sehe ich einen innerlich instabilen Mann, mit einem zersplitterten Wesen, das nicht richtig fühlen konnte und dafür andere Meschen brauchte, an denen es vielleicht sah, wie es ein könnte, wenn man mal richtig fühlen würde. Tauschen würde ich mit ihm nie wollen. Sein Innenleben blieb mir fremd, ich bildete mir oft nur ein, ich würde wissen, was er fühlt. Achtung, Cassy, das glaubst Du auch!
Irgendwie schaffte er es nicht, gewisse Dinge in sich zu integrieren und sich als eine Einheit zu betrachten. Es ist schwierig auszudrücken, aber manchmal denke ich, er blieb sich selbst fremd. Vielleicht könnte ein Psychologe es erklären.
Nun ja, er war damals 43, nie verheiratet, keine Kinder. Eine 11jährige Beziehung hatte er mit einer Kollegin gehbat, mit der er ein Haus baute. So richtig 08/15 und der Hausbau wurde zum Lebensinhalt. Sein Zuhause waren die Baustelle und der Baumarkt. Großartig, weil man dann ja weniger Zeit mit der Partnerin verbringen muss.
Als das Haus fertig war und nun das Zusammenleben im neuen Zuhause anstand, überforderte ihn das und er zog aus und trennte sich. Sie blieb im Haus wohnen. Wie der jetztige Stand ist, weiß ich nicht, ist ja auch schon Jahre her.
Und vor dem Hausbau war die EDV sein Zuhause. Er übernahm die Systemverwaltung in seinem Betrieb zu einer Zeit, als die EDV allmählich Einzug hielt. Und da konnte er sich tatsächlich voll einbringen und vor allem viel Zeit investieren. Auch hier ging das zu Lasten der Beziehung, aber das war ja auch der Sinn der Sache. Urlaube gestrichen, denn er arbeitete auch im Urlaub und das gerne! War ja auch besser, als 24-h-Betrieb mit der Partnerin auf Fuerteventura.
Er hatte viele Begabungen, um die ich ihn beneidete, seine Fähigkeiten mit der EDV war eine davon. Und doch war er mit sich meist unzufrieden, glaubte, er hätte mehr aus seinem Leben machen können, auch wenn er nicht sagen konnte, wie dieses Mehr denn hätte aussehen sollen.
Dann hatte er viele Freunde, denn Freunde bleiben immer ein wenig unverbindlich, kamen ihm nicht zu nahe. Das konnte er und ich denke, er war auch durchaus beliebt, denn er konnte ja auch sehr nett und hilfsbereit sein.
Und dann hatte er noch eine Beziehung mit seiner Chefin, die geheim bleiben musste. Zwei Jahre, dann war seine Liebe erkaltet und sie kapierte, dass es zu Ende war. Zurück blieb auch hier eine gekränkte und enttäuschte Frau, die sich wohl mehr erhofft hatte. Ich kannte sie ein wenig dienstlich und dachte mir nur, oh je, Du warst auch eine von denen wie ich eine von denen war. Sie wusste nicht, dass ich mit ihm liiert war, denn er hielt solche Dinge immer geheim. Nach außen trat er als Solist auf. Auch etwas, was mir weh tat, was ich aber hinnahm - wie so vieles.
Alles andere waren keine Beziehungen, zumindest keine richtigen. Und diese Beziehungsunfähgikeit sehe ich auch bei Max. ONS, aber nicht mehr. Komm mir nicht zu nahe, rück mir ja nicht auf die Pelle, so seine Botschaft, die er natürlich anders verkleidet.
Mein Ex. sagte mal, ich bin ein guter Verlieber, aber kein Liebender. Das kann ich voll unterschreiben. Ob ich nun neben ihm ging oder eine Sandra oder Anna, blieb sich gleich. Er ließ letztendlich keine ganz an sich ran und er blieb immer kühl und distanziert. Und das fühlte wohl auch jede Frau in seinem Leben. Ausgenommen in der Zeit der rosa Wolken und der Geigen, in der auch er glaubte, nun die Eine gefunden zu haben, die ihm Heilung bringen würde.