@Alexpatti:
Du sprichst von Aufopferung und Hingabe, die zu stabilen Ehen führen soll.
Du denkst dabei an M, der sich nicht nach seinen (egoistischen) Liebesgefühlen zu seiner Freundin orientieren soll, sondern seiner (altruistischen?) Liebe zu seinen Kindern und sich dann eben in seiner Ehe hingeben und aufopfernd soll.
Jetzt mal ein Gedankenexperiment, um Deinen Ansatz zu testen:
Mit der gleichen Begründung könnte man von Ehefrau und Geliebter verlangen, sich ihrer jeweiligen Rolle in Ms Leben hinzugeben und sich für ihn und seine Kinder (denn ein glücklicher, stabiler Mann ist auch ein besserer Vater) aufzuopfern.
Ist es egoistisch von diesen beiden Frauen, dass sie für sich den Anspruch der 6uellen und emotionalen Exklusivität an M stellen? Müssten nicht beide Frauen diese niederen Wünsche dem größeren Ziel (glückliche intakte Familie rund um M) hintanstellen?
Die Geliebte müsste bei diesem Weltbild dann noch ihre eigene Ehe intakt halten. Das ist möglich. Wurde all die Jahre, als Frauen von Männern per se finanziell abhängig waren, genau so praktiziert.
Lebten unsere Großeltern dadurch besser und moralisch höherwertiger? Und wuchsen unsere Eltern dadurch in glücklicheren Familien auf und wurden dadurch zu tüchtigeren Erwachsenen?
Ich persönlich bin gegen jede Form von Aufopferung, Zurückstecken, Sich Verkneifen. Ich denke, dass das nur Aggressionen und Verbitterung gebiert. Ich bin für Interessenausgleich. In einer Familie muss jedes Mitglied mit seinen Bedürfnissen gesehen werden. Kleine Kinder haben die größten Bedürfnisse. Das heißt aber nicht, dass Mütter oder Väter gar keine mehr haben oder sich komplett aufgeben (hingeben, aufopfern) müssen. Denn der christliche Ansatz, dass Opfer in einem späteren Paradies vergolten werden, hat sich nach meiner Erfahrung nie bewahrheitet.
Aber für einen Interessenausgleich müssen ja erstmal die Interessen bekannt sein. Ms Frau müsste auch ihre Interessen formulieren und vertreten dürfen. Kann sie aber nicht, weil er sie ja bewusst dumm hält, DAMIT sie eben DAS nicht tut bzw. tun kann.
M lässt es sich gerade auf Kosten von zwei Frauen gut gehen und stellt seine und die Interessen seiner Kinder eigenmächtig ganz nach vorn. Die anderen zwei Erwachsenen werden gar nicht berücksichtigt oder gefragt. Sie dürfen sich für M aufopfern und hingeben.
Und wenn Ms Kinder über 14 sind, haben auch sie ein Recht, über ihre Lebensumstände selbst mitzureden. Auch die übergeht M. Er macht gerade den Interessensausgleich nur mit sich selbst aus.
Ich finde das unglaublich arrogant und selbstüberschätzend.
Was weiß M denn, welche Bedürfnisse seine Frau in der von ihm geschaffenen Konstellation haben und äußern würde? Und vor diesem Interessenausgleich drückt er sich konsequent, um seine Kinder jeden Abend ins Bett bringen zu können. Er opfert letztlich seine Frau, um seine eigenen Bedürfnisse in Bezug auf die Kinder erfüllt zu bekommen. Das ist das eigentlich verwerfliche.
Und das würde auch nicht besser oder edler, wenn er seine Geliebte aufgäbe. Seine Frau bliebe dann ja weiterhin verarscht und würde sich die nächsten 20 Jahre unter völlig falschen Voraussetzungen hingeben.
Nur der Geliebten würde eine Last genommen, wenn M. sich wieder auf seine Ehe konzentriert. Das mag sie im ersten Moment so nicht empfinden. Aber objektiv betrachtet saugt M derzeit von ihr Energie ab, ohne ihr auch nur das Geringste dafür zurückgeben zu können.
Die aus meiner Sicht einzige Art, wie man so eine unmögliche Situation für alle Beteiligten auflösen kann, ist absolute Offenheit zwischen den Beteiligten.
Sollte ja ein Leichtes sein, schließlich lieben sich die Beteiligten oder haben sich mal geliebt und sich Treue geschworen. Neben 6ueller Treue ist dabei ja auch das sich treu Bleiben gemeint.
Zweitbeste Handlungsalternative: Lass Deine Geliebte gehen, damit sie frei wird für einen Mann, der sie wirklich liebt und es nicht nur liebt, von ihr geliebt zu werden.
17.07.2015 07:53 •
#72