Der Termin beim Arzt hat ergeben, dass ich einen Muskelfaseriss in der Rückenmuskulatur habe.
Nichts dramatisches, der Muskel wurde mit Tape zusammen geklebt und muss jetzt halt ausheilen.
Blöde Stelle zwischen den Schulterblättern. Kann passieren, ist eher selten an der Stelle, aber wenn die
Muskulatur genauso überspannt ist wie das restliche Menschlein, dann kanns auch mal Risse bekommen.
Gestern habe ich zum ersten Mal überhaupt mit meiner Mutter gesprochen. Seit Monaten trage ich das
Päckchen mit mir rum und habe nie den Mund aufgemacht. Sie war über vieles entsetzt, aber nicht über die
Tatsache das es schlecht aussieht. Heute habe ich ihr die Wohnung gezeigt. Zur Erinnerung, ich bin so dämlich und bezahle Miete für eine Wohnung in der ich nicht lebe, weil ich den Absprung nicht fertig bringe.
Gestern Nacht hatten wir wieder eine endlose Diskussion. Er glaubt, wenn ich mich wieder ganz fest und ausschließlich auf unser Zuhause und unser Leben fokussiere, dann finde ich zurück in unser Leben und dann auch irgendwann zu ihm. D.h., ich soll mich wieder aktiv um unser Leben und unseren Alltag kümmern, meine Aufgaben übernehmen, mit offenen Augen das sehen was wir uns aufgebaut haben und es wieder lieben und schätzen lernen. Das war nie das Problem. Ich liebe mein Zuhause, wir haben es sehr schön. Der einzige Faktor der mich irritiert ist er. Und da es sein Elternhaus ist muss ich gehen.
Er tut mir so furchtbar leid. So viele Tränen, so viel Schmerz. Und es ist ihm egal das ich Mitleid habe.
So lange ich Mitleid habe ist er mir nicht völlig egal und das ist auch ein Hauch einer Chance. Meint er.
Er greift nach jedem Strohhalm, jedes Lächeln von mir, jeder nicht ernst gemeinter Satz, ist für ihn Hoffnung.
Ich bin ganz ehrlich. Würde er mich schon seit Monaten so im Ungewissen lassen, würde er immer vor mir stehen und sagen ich weiß nicht wie es in mir aussieht, und was ich noch so alles schon versucht habe zu erklären, was für ihn aber keinen Sinn macht, ich hätte ihn schon lange in die Wüste geschickt. Aber trotz aller meiner Defizite bin ich trotzdem die Stärkere von uns beiden, und scheine mich mehr zu schätzen als er sich.
Ab dieser Stelle einen besonderen Gruß an Albert!
Gestern habe ich versucht ihm zu erklären, dass mich seine Sicht auf mich nicht weiter bringt. Seiner Meinung habe ich ja nur gute Eigenschaften, außerdem bin ich hübsch. Keine Bombe, ein paar Kilo zu viel, aber trotzdem sehr ansprechend. Und er kann nichts schlechtes über mich sagen, ich habe keine echten Fehler.
Das ist relativ. In Anbetracht dessen, dass ich eine Wohnung habe, mehr weg als da bin, hier im Forum aktiv bin und über Dinge schreibe die ich ihm nicht sagen kann, dass ich eine Therapeutin habe (das weiß er aber).
Ich habe so viele Geheimnisse und düstere Gedanken, die ich ihm nicht sagen kann. Das ist ja wohl etwas ganz, ganz schlechtes! Und genau da liegt der Hund begraben. Was nützt es mir, dass ich vielleicht eine tolle Frau bin, aber mit meinen, mir jetzt bewussten, Defiziten nicht klar komme. Ich habe so viele Ängste und Schwächen, ich habe nicht die Kraft gut zu mir zu sein, ich kann andere nicht verletzen obwohl sie mich nieder machen.
Ich bin feige, unehrlich und schwach. Ich drehe mich wie ein Aal weil ich nicht zu meinen Wünschen stehen kann.
In der Arbeit mit der Therapeutin haben sich noch viele andere ganz schwierige Dinge an mir, in mir, aufgetan.
Dadurch weiß ich heute, wann ich warum im Leben schon so oft ins straucheln geraten bin.
Und, wenn ich ihm sage, dass ich mit mir klar kommen muss, dass ich mich ändern muss, weil ich Fehler habe die mir immer wieder ein Bein stellen werden, dann kann ich mich nicht ausschließlich auf uns und ihn konzentrieren.
Wenn ich mit mir nicht ins reine komme, dann werde ich nicht weiter reifen und erwachsener und stärker werden, wie soll ich dann mit ihm weiter machen können. Und ich würde in einer neuen Beziehung wieder scheitern, daher kann ich mir auch gar nicht vorstellen einen anderen Mann an mich heran zu lassen.
Ich glaube, dadurch das ich mit mir selbst nicht mehr klar komme, mich selber nicht wirklich mag, im Moment nur meine Fehler, aber nicht meine Vorzüge, sehe, kann ich ihn auch nicht mehr an mich heran lassen. Und darin besteht die große Gefahr für ihn. Ich habe ihn aus den Augen verloren, als ich anfing nach mir zu suchen und mich neu aufzustellen. Und deshalb kommt er einfach nicht an mich ran, und ich komme aus meiner nach außen hin wirkenden Passivität nicht heraus.
Aber das versteht er einfach nicht, er versteht nicht was ich meine, was ich fühle und was ich nicht fühle. Es ist für ihn überhaupt nicht nachvollziehbar, dass ich durch unsere Krise an einem Wendepunkt angekommen bin, dass ich mich neu aufstellen muss, dass ich mir die Frage stelle: wer und was bin ich eigentlich? Ja, ich bin eine erfolgreiche, anerkannte und absolut zuverlässige Geschäftsfrau. Aber wer bin ich im Privatleben?
Ich bin von Grund auf misstrauisch. Abhängigkeit ist mir ein Graus. Ich konnte mich noch nie richtig fallen lassen und hingeben. Hingeben ist für mich Selbstaufgabe. Wenn ich jemanden hinter meine Fassade schauen lasse mache ich mich verletzlich, noch schlimmer, ich mache mich lächerlich. Ich muss immer funktionieren und darf nie schwächeln. Nicht mal als ich Krebs hatte habe ich geschwächelt.
Ich hatte noch nie eine starken und gleichwertigen Partner an meiner Seite. Auf Augenhöhe kenne ich nicht.
In irgend einer Form waren sie mir immer ein bisschen unterlegen.
Und wenn ich so vieles was unter meinem Panzer liegt nicht heraus lasse, meine Gefühle nicht lerne mitzuteilen, mich nicht abgrenze und behaupte, dann werde ich immer nur funktionieren, aber nie mein Herz wirklich verlieren.
O.k., ich muss gestehen, ich habe mein Herz einmal innerhalb Sekunden verloren. Aber ich konnte das andere nicht gewinnen. Vielleicht hat mich das auch so gemacht wie ich bin.
Ich weiß, wenn ich ausziehen würde, mein Leben ordne, mich mit mir beschäftige, könnte ich mich weiter entwickeln und ein besserer Mensch werden. Ein Frau werden, die sich mitteilen kann und nicht immer nur hinter einer Maske und Marke versteckt. Aber ich kann meinen LG (noch) nicht dafür am Seil runter lassen.
Ich kann ihn nicht opfern. Denn das empfinde ich gerade.
Meine Therapeutin verzweifelt noch an mir. Immer und immer wieder beleuchten wir die Situationen von allen Seiten, von neuen Seiten. Aber ich kann nicht sagen: Schluß, aus, vorbei. Ich gehe. Komm alleine klar, lebe Dein Leben. Und höre vor allem auf zu weinen.
Tja, so ist das meine Lieben.
Gruß, Gobby
09.04.2014 14:49 •
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