Engerling,
Du bist so sehr in der Defensive, dass es beim Lesen schmerzt.
Wenn Du Angst vor dem Gesprächstermin mit ihm hast, dann sag ihm ab. Sag ihm, dass Du Dich erstmal sammeln und sortieren musst und dann auf ihn zu kommst, aber diese Woche erstmal nichts mit ihm zu bereden hast. Lass Dich nicht von ihm überrollen - er ist viel weiter als Du in der Trennungsverarbeitung und sollte jetzt nicht den Ton angeben.
Und wenn Du ihn schockieren willst, dann mach es wie meine Mutter. Als mein Vater sich (zugunsten einer anderen Frau) trennen wollte, sagte die Überhaupt kein Problem. Aber eins ist klar: DU nimmst die Kinder und ich hab sie jedes 2. Wochenende und die Hälfte der Ferien. Und da ich beruflich die letzten Jahre nichts für mich tun konnte, muss ich erstmal wieder Fuß fassen und ggf. auch eine neue Ausbildung absolvieren, bevor ich Dir für die Kids Unterhalt zahlen kann. Aber ich stehe Deinem neuen Glück in keiner Weise im Weg. Und da ich auf Dich als Ernährer für mich ja nicht mehr zählen kann, stehst Du meinem beruflichen Neuanfang sicherlich auch nicht im Weg und kümmerst Dich jetzt ein paar Jahre mit Deiner Freundin um die Kinder.
Es hat keine 14 Tage gedauert, da war sein Traum von einem Neuanfang mit einer jüngeren Frau ausgeträumt. Denn uns Kinder hatte er immer nur als Kostenfaktor mit eingerechnet, nie als echte Verantwortung. Ob seine Freundin uns Kinder in ihrer Beziehung nicht haben wollte oder mein Vater sich ein echtes präsentes Familienleben mit uns nicht vorstellen konnte, weiß ich bis heute nicht. Auf jeden Fall blieb er bei uns wohnen und hat unlängst goldene Hochzeit mit meiner Mutter gefeiert.
Lass Dich nicht zum Opfer machen und zeig ihm Deine Abhängigkeit von ihm nicht. Nimm ihn in die Verantwortung und überlege Dir, wie Du leben willst und was es dazu braucht.
Denn was Du von Deiner Ehe schreibst, war sie in der letzten Zeit auch für Dich nur noch ein finanzieller, gewohnheitsmäßiger und organisatorischer, aber kein emotionaler, Kraft spendender Rahmen mehr.
Insofern hat er ja Recht: Du warst unzufrieden und hast ihn kritisiert. Weil ein Ehemann und Familienvater, der sich überall, nur nicht zu Hause, engagiert, fie Ehe und Familie durch Abwesenheit sabotiert, eben auch nichts ist, was Dich oder die Kinder glücklich und zufrieden machen kann.
Alles Gute für die kommenden, sehr anstrengenden Wochen.
Ich wünsche Dir, dass danach ein Leben für Dich bereit steht, das Dich besser erfüllt als die Ehe und das Familienleben der letzten Monate.