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Ich stehe vor einem selbet verschuldeten Scherbenhaufen

S
Hallo zusammen,

ich habe diesen Beitrag hier gestern schon einmal veröffentlicht, ihn dann aber wieder rausgenommen.
Ich weiß nicht, ob das Forum für mein Anliegen geeignet ist.

Ich bin aufgewachsen in einem kleinem Ort. Ich hatte eine wunderbare Kindheit. Viele Freunde und eine tolle Familie.
Auch in der Schule gab es keine Probleme. Ich besuchte die Grundschule und schloss nachdem die Realschule erfolgreich ab.

In der 9. und 10. Klassen interessierte ich mich zunehmend für das weibliche Geschlecht - so wie es in diesem Alter eben normal zu sein scheint. Ich engagierte mich innerhalb der Gemeinde ehrenamtlich, hatte viele Hobbys. Alles verlief soweit super!

Mit 19 Jahren hatte ich dann meine erste Freundin. Wir waren auf einer Wellenlänge, alles war super! Wir haben viel unternommen und konnten uns eine gemeinsame Zukunft vorstellen. Ein halbes Jahr später wurde meine Freundin Krank, der Arzt attestierte ihr eine Grippe. Sie bekam die üblichen Medikamente. Jedoch wurde es auch nach einer Woche - meiner Meinung nach - nicht besser. Noch immer hatte sie starken Husten und fühlte sich nicht gut. Wenige Tage später, es war ein Spätsommertag, wollten wir das Wetter ausnutzen und Tretboot fahren. Sie war zwar immernoch nicht wieder richtig Gesund, meinte aber es geht schon wieder.
Auf dem Tretboot dann das: Sie bekam plötzlich Schmerzen im Unterleib. Wir beendeten das Tretboot fahren. Sie machte auf mich den Anschein, als würde Sie Schmerzen - auch beim Laufen - haben. Ich bat Sie darum, zum Arzt zu fahren. Sie verneinte dies, sie war halt etwas sturr und ich vielleicht zu gutgläubig. Sie betonte, dass Sie wohl etwas schlechtes gegessen habe, was Sie wohl so stark umhaut. Ich sollte Sie deshalb nach Hause fahren. Sie wollte nicht, dass ich bei ihr bleibe, da sie mich, sofern es ein Magen-Darm-Infekt sei, mich nicht anstecken.

Als ich am nächsten Tag aufwachte, schaute ich auf mein Handy und las die Nachricht: Ich liebe dich :-*.
Eigentlich sollte ich mich darüber freuen. Als ich allerdings die Uhrzeit 03:43 Uhr las, wurde mir etwas mulmig.
Ich antwortete ihr morgens, bevor ich zur Berufsschule fuhr. Als ich aber gegen Mittag immernoch keine Antwort erhalten habe machte ich mir immer mehr Sorgen. Ich redete mir ein: Ach bestimmt ist nur ihr Handy leer, oder sie hat es vergessen.
Schließlich hatte sie am morgen ein Vorstellungsgespräch, Sie wollte eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin machen.
Auf dem Rückweg von der Berufsschule holte ich dann meinen Vater von der Arbeit ab. Er kam zur Fahrertür und bat mich darum, dass ich mich auf den Beifahrersitz setze. Auf die frage Warum? bekam ich zunächst keine Antwort. Plötzlich standen ihm Tränen in den Augen. Er sagte Es ist etwas schlimmes passiert. Diesen Satz wiederholte er ständig. Er konnte mir nicht direkt mitteilen, was geschehen ist. Plötzlich aber sagte er: Deiner Freundin geht es nicht gut. Für mich Brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Ich konnte es nicht verstehen. Ich war doch gestern noch mit ihr Tretboot fahren. Mein Vater erklärte mir, dass sie eine Lungenembolie erlitten hat. Ich konnte diesen Begriff nicht´s anfangen. Wusste nur, dass es sehr schlimm sein muss.
Wir sind dann direkt in das Krankenhaus gefahren, ausgestiegen und auf die Intensivstation, wo mir dann auch direkt ihre Verwanten in die Arme vielen. Wir weinten. Später sagte sie zu mir, sie wird es nicht schaffen. Ich könnte mich aber noch bei ihr Verabschieden. Ich ging dann in den Intensivraum. Sie lag dort, angeschlossen an unzähligen Geräten. Ich nahm ihre Hand. Ihre Hand war kalt. Nur die Maschinen hielten Sie noch am Leben. Der Arzt sagte mir, dass es besser für sie ist, sie gehen zu lassen. Denn selbst, wenn sie jetzt aufwachen würde, würde sie nichts mehr Wahrnehmen, da ihr Gehirn nicht mehr funktionstüchtig sei.
Später betraten dann alle den Raum, versammelten sich um sie. Eine Seelsorgerin kam hinein, zündete eine Kerze an. Wir sprachen das Vater unser. Das Piepen, der die Herzschläge wurde immer langsamer. Bis es nun ganz aufhörte. Meine Freundin war verstorben - mit 20 Jahren.

Ich berichte euch diesen Teil, da es wichtig für mich ist und einen zentralen Punkt in meinem Leben darstellt.

Die nächsten Monate waren schwer für mich. Jedoch machte ich meine Berufsausbildung weiter, engagierte mich Ehrenamtlich in Vereinen, was mir später noch zum Verhängnis wird. Ca. ein gutes Jahr später hatte ich eine neue Freundin. Diese Beziehung hat ca. 1 Jahr gehalten. Sie verließ mich. Sie hatte jemand neuen kennen gelernt. Es tat wieder so weh in meinem Herzen. Parallel engagierte ich mich immer mehr ehrenamtlich. Schloss meine Berufsausbildung ab und anschließend folgte ein Studium, welches ich ebenfalls mit Erfolg abschloss. Eines konnte ich aber auch mit Erfolg: Geld ausgeben. Mein Geld schwankte immer so um die 0 auf meinem Konto.

Irgendwann bekam ich dann wieder eine Freundin. Hier habe ich nun alles für sie tun zu wollen. Ich wollte ihr jeden Wunsch erfüllen. Gleichzeitig lies sich das aber mit meinem Verhalten zu Geld schwer erfüllen. Ich gab mehr ausgegeben als ich eingenommen habe.
Und jetzt kommt mein Fehlverhalten - ja der Fehler meines Lebens. Ich habe damit die Menschen betrogen, die mir doch so wichtig sind. Die Menschen die mich lieben und ich liebe. Um meine finanziellen Löcher zu stopfen habe ich Geld genommen, Geld was nicht mir gehörte. Ich hatte während meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten Zugriff auf die entsprechenden Konten. Immer wieder lieh ich mir hier und da Geld. Ich zahlte es aber immer wieder zurück. Ich wollte keinen Schaden zufügen. Ich nutzte meine Vertrauensstellung dafür aus - was auch später zur Anzeige führte. Irgendwann wurde mir bewusst, was ich da für einen Fehler mache, ich konnte selbst nicht mehr in den Spiegel schauen. Also begann ich mein Verhalten zu ändern. Als erstes schaute ich, dass ich nochmal prüfe ob auch wirklich alles, was ich an Geld genommen habe, wieder zurückgeflossen ist. Und dann begann ich, mein Verhältnis zu Geld zu verändern. Das klappte seitdem auch erstaunlich gut. Ich konnte das umsetzen, was bis dato ein Fremdwort war: Sparen. Ich war enttäuscht von mir selbst, dass ich zu so einem moralischen Fehler in der Lage war. Später dann kamen Fragen bzgl. der merkwürdigen Buchungen auf. Daraufhin offenbarte ich mich. Ich erzählte von meinem Fehlverhalten. Betonte aber, dass der finanzielle Schaden bereits wieder ausgeglichen sei. Die darauffolgende Anzeige gegen mich wurde kurz dannach gestellt. Die lokalen Zeitungen erstatten darüber Bericht. Ich war das Gespött des Ortes und vor allen bei denen, die mir doch so wichtig sind tut es so richtig weh. Ein Jahr später wurde ich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt - zu Recht. Meine damalige Freundin trennte sich. Mein Arbeitgeber, dem ich dieses Verhalten ebenfalls offenbarte, kündigte mich. Meine Familie war/ist enttäuscht.

Das war vor einem Jahr. Mittlerweile habe ich wieder eine Arbeitstelle gefunden. Mehr allerdings nicht. Ich weiß, ich bin selbst Schuld daran. Allerdings hat sich seitdem mein damaliger Bekanntenkreis, meine Freundin und zum Teil meine Familie von mir distanziert, sodass ich nach wie vor das Gefühl habe vor einem riesen Scherbenhaufen zu stehen.

Sorry für das Ganze geschriebene, aber ich musste es mir einfach mal von der Seele schreiben.

Vielleicht habt ihr ja einen Tipp für mich, mit der ganzen Sache weiter umzugehen.
Ich möchte so gerne wieder Glücklich sein, so gerne meine Freundin, Familie und Bekannten zurück!

Mitlerweile habe ich mich von meinenen Fehlern distanziert. Gehe aber offen damit um. Es gehört halt zu mir. Zu meiner Vergangenheit.

06.11.2020 07:32 • x 12 #1


Gwenwhyfar
Ich finde es toll von Dir, dass Du so zu Deinen Fehlern stehst und den Schaden wieder gut gemacht hast. Ich denke auch nicht, dass Du auf dem Gebiet nochmal in Gefahr gerätst. Weiter so

Die eigentliche Strafe hast Du ja nun für Dein Empfinden im Privatleben.

Wenn da alle so *dörflich* sind und sich schämen Dich zu kennen, würde ich da verschwinden und zwar so weit weg, wo man die Geschichte nicht kennt.

Lass noch weiter Gras drüber wachsen. Mit Deinen Eltern kann sich das mit der Zeit vielleicht noch mal einrenken. Ich würde Grußkarten schreiben und abwarten. Die Freundin würde ich vergessen. Sie stand nicht zu Dir.

So ist die Welt, Steuerbetrüger bekommen wieder Posten und eine wiedergutgemachte Unterschlagung wird scheinbar fast einem Mord gleich gesetzt.

Sieh nach vorn. Du hast Dein ganzes Leben noch vor Dir! Lass Dich von dem schlechten Start nicht weiter beeindrucken. Dein Leben kann noch sehr schön werden.
Und Du hast schon viel gelernt. Liebe kann man nicht kaufen.

06.11.2020 08:18 • x 13 #2


A


Ich stehe vor einem selbet verschuldeten Scherbenhaufen

x 3


S
Danke für deine Antwort.

Mittlerweile wohne ich in der Nachbarstadt, das war dann wohl nich weit genug.

Ich sehe ja, wie enttäuscht meine Angehörigen von mir sind. Und dafür bin ich verantwortlich.
Sie werden bzw. wurden ja durch mein Versagen mitbestraft. Das Getuschel im Ort geht auch bei denen nicht Spurlos vorbei.

Ich möchte mein Fehlverhalten und den damit verbundenen Vertrauensbruch nicht Kleinreden aber:
Ich finde es unfair. Ich habe mich in meiner ganzen Jugend und als junger Erwachsener immer ehrenamtlich engagiert.
Ich habe einen Großteil meiner Freizeit für andere Menschen gegeben. Für ältere Menschen, die einsam sind, aber auch für junge Menschen. Ich war immer sehr Hilfsbereit. Nun begehe ich - selbst verschuldet - Fehler. Und ich werde genau von diesen Menschen, mit denen ich in meinem Ehrenamt arbeitete, fallen gelassen.
Ich weiß nicht wie ich auf der anderen Seite reagiert hätte. Natürlich erst einmal schockiert und distanziert - da nun erstmal der Fehler der Person im Vordergrund steht. Meiner Meinung nach sollte aber irgendwann auch wieder der Rest seiner Persönlichkeit in den Vordergrund gestellt werden. Man kan zu 99,9% gutes Tun, zu 0,1% schlechtes - und man wird auf eben diese 0,1% reduziert.

Ich denke aber auch, dass die lokalen Medien durch ihre Berichterstattung dazu beigetragen haben.

06.11.2020 08:52 • x 3 #3


C
Na ja, ich sehe es ähnlich wie Gwenwhyfar: Die richtigen Menschen werden zu dir stehen. Und sollten es auch. Freundschaft bedeutet, auch dann ein Freund zu sein, wenn der andere mal wirklich richtig Mist gebaut hat. Alles andere ist Heuchelei. Denn: Was habe ich von Freunden, die mich nur Fehlerfrei akzeptieren? Nichts. Des Weiteren: Jeder, wirklich JEDER macht mal groben Unfug in seinem Leben. Oder zumindest das, was drumherum als grober Unfug bezeichnet wird. Es gibt tausende von Affären - auch in so kleinen Orten, auch in dörflichen Gegenden. Der Spruch es wird eine Sau durchs Dorf getrieben kommt ja nicht von Ungefähr.
Mit anderen Worten: Warte einfach nur ab und vertraue dem Karma, bald ist jemand anderer, auf den die Leute mit dem Finger zeigen werden. Und nicht selten ist es dann der, der am Empörtesten verurteilt hat. Gib der Zeit die Chance, die Dinge zu regeln.

Denn DU hast getan was du konntest. Du hast deinen Fehler wieder gut gemacht. Du hast vor allem vorher an dir gearbeitet, warst selbstreflektiert und hast dich wirklich sehr verantwortungsvoll verhalten, hast die Konsequenzen für dein Fehlverhalten getragen.

Im Moment fühlt sich das alles sicher nicht gut an, und es wird sicher auch noch dauern, bis deine Wunden hier verheilt sind. Was du erlebst ist soziale Ausgrenzung - und das ist immer extrem fies.
(Auch hier wieder: Die Doppelmoral der Menschen ist grenzenlos: Sie sind gegen Mobbing, aber wenn es ums Mobben geht, sind sie die ersten, die dabei sind). Aber leider sind die Menschen nun mal so. Bleib DU bitte standhaft und dir selbst treu. Es gibt wenige Menschen, die derart Eier haben wie du. Und wenn Du bleibst wie du bist un deine Stärken stärkst, wirst du auch ähnliche Menschen in Dein Leben ziehen. Gib der Zeit einfach Zeit, sie wird ihre Arbeit schon erledigen. Alles Gute für Dich!

06.11.2020 09:54 • x 5 #4


T
Wegziehen! - minimum in ein anderes Bundesland. Das schüttelst Du im Nachbardorf nicht ab.
Möchtest Du noch weitere Jahre geduckt gehen und Dir jede neue Frau madig machen lassen!?
Alles Gute!
... und keinen Quatsch mehr machen.

06.11.2020 16:48 • x 3 #5


S
Zitat von Tempi:
Wegziehen! - minimum in ein anderes Bundesland. Das schüttelst Du im Nachbardorf nicht ab.
Möchtest Du noch weitere Jahre geduckt gehen und Dir jede neue Frau madig machen lassen!?
Alles Gute!
... und keinen Quatsch mehr machen.


Ja vielleicht hast du recht.

06.11.2020 18:36 • #6


Mad-Eye
Weiter weg ziehen. Falls dich das nicht stört in eine größere Stadt. Da gibt es genügend andere schlimme Taten, die deine tatsächlich ein wenig relativieren. Und die Tafel sucht immer Mitarbeiter.

Insgesamt musst du es mir dir selbst klären. Geld zu unterschlagen finde ich nun nicht sonderlich schlimm, aber in einer kapitalistischen Gesellschaft kommt so etwas nie sonderlich gut an.

Bei einer relativ kleinen Aktion (gibt wahrlich schlimmeres auf dieser Welt) wächst da auch einfach irgendwann Gras drüber. Aufm Dorf ist so etwas natürlich schlimmer als in einer Stadt mit ihrer sehr viel größeren Anonymität.

06.11.2020 20:07 • #7


OxfordGirl
Zitat von scherbe1992:
Ich berichte euch diesen Teil, da es wichtig für mich ist und einen zentralen Punkt in meinem Leben darstellt.

Das denke ich auch. Wo siehst du eine Verbindung zwischen dem tragischen Tod deiner ersten Freundin und deinem Absturz? Es gibt eine, oder?

06.11.2020 20:11 • x 5 #8


S
Zitat von OxfordGirl:
Es gibt eine, oder?


Nun ja, ich habe mich sehr intensiv damit auseinander gesetzt, wie es zu diesem Fehlverhalten kommen konnte.

Ich habe dann mein bisheriges Leben reflektiert. Den Verlust meiner Freundin habe ich im Nachhinein verdrängt. Ich habe mich nur versucht abzulenken, hab mit niemanden darüber gesprochen. Einfach weil es ein unangenehmes Thema für mich war.
Durch den Verlust meiner Freundin habe ich gelernt:
1. Man lebt im hier und jetzt. Es kann so schnell vorbei sein. Bezogen auf Geld ist diese Denkweise natürlich sehr unvorteilhaft.
2. Ich glaube ich habe eine Angststörung entwickelt. Ich war seitdem unzählige Male aufgrund diverser Geschichten beim Arzt. Es folgten Darmspiegelungen, Magenspiegelungen, ... ohne Ursache. Auch bei einem Muttermal, welches ich als merkwürdig betrachte, lief ich direkt zum Hausarzt. Einmal hatte ich eine offene Wunde, die nicht verschließen wollte. Über mehrere Wochen. Der Arzt sagte, es könnte auch von der Psyche kommen, wenige Tage später verschwand die Wunde.

Weiterhin ist mein Selbstbewusstsein seit dem Verlust irgendwie sehr beeinträchtigt.
Ich habe verlernt nein zu sagen. Ich konnte meiner Freundin nie sagen: Nein wir können nicht ins Musical fahren weil ich sparen möchte oder kein Geld habe.

Und mangelndes Selbstbewusstsein ist oft ein Grund für Staftaten.

06.11.2020 20:43 • x 1 #9


OxfordGirl
Zitat von scherbe1992:
Ich habe dann mein bisheriges Leben reflektiert. Den Verlust meiner Freundin habe ich im Nachhinein verdrängt. Ich habe mich nur versucht abzulenken, hab mit niemanden darüber gesprochen. Einfach weil es ein unangenehmes Thema für mich war.

Abzulenken mit Geld? Das war mein erster Gedanke, als ich deine Geschichte gelesen habe. Ich fände es sehr gut, wenn du dem Hinweis deines Arztes nachgehen würdest. Auch im Hinblick auf deine Angststörung, traumatische Ereignisse lassen sich nicht dauerhaft wegdrücken, und der plötzliche Tod deiner Freundin hat sicher tiefe Spuren in deiner Psyche hinterlassen. Ich würde dir raten, das aufzuarbeiten. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute

06.11.2020 21:34 • x 4 #10


S
Nun ja, ich weiß nicht obs nun wirklich eine Ablenkung mit Geld war. Nach dem meine Freundin gestorben war, wurde ich 3 Tage von meinem Hausarzt krankgeschrieben - das wars dann auch. Dann ging ich wieder zur Berufsausbildung. Was ich allerdings auch richtig fand - nur Grübeln ist schließlich auch nicht richtig. Allerdings verstand ich es damals anders. Ich sollte und wollte mich Ablenken. Ich versuchte die Gedanken an eben diesen Tag abzuwehren. Ich suchte Ablenkung in Vereinen, lernte Musikinstrumente und wurde parallel zur Ausbildung Selbstständig. Das volle Programm an Ablenkung was es gibt. Nicht einer meiner Freunde kam in den ersten Tagen/Wochen auf mich zu und fragte, ob wir was machen wollen. Nicht einer fragte, wie es mir geht.
Sicherlich hat es tiefe Psychische Folgen hinterlassen. Die ich selber (noch) nicht, vielleicht auch nicht mehr, wahrnehme.
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht wie und ob man soetwas überhaupt aufarbeiten kann.

07.11.2020 08:24 • #11


Heffalump
Zitat von scherbe1992:
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht wie und ob man soetwas überhaupt aufarbeiten kann.

Geh mal zu einer Therapie, gibts in D bezahlt von Krankenkasse. Und Versuch macht klug

07.11.2020 09:03 • #12


OxfordGirl
Zitat von scherbe1992:
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht wie und ob man soetwas überhaupt aufarbeiten kann.

Ich würde es versuchen. Hol dir Unterstützung, anscheinend wurdest du in der Hinsicht von Freunden und Familie im Stich gelassen, was ich extrem schade finde. Aber vielleicht waren sie selbst überfordert mit diesem schrecklichen Ereignis.
Zitat von scherbe1992:
Sie wollte nicht, dass ich bei ihr bleibe

Zitat von scherbe1992:
und ich vielleicht zu gutgläubig.

Zitat von scherbe1992:
Ich redete mir ein: Ach bestimmt ist nur ihr Handy leer, oder sie hat es vergessen.

Ich lese hier auch ein leichtes Gefühl von Schuld bei dir raus. Aber auch das gehört in professionelle Hände, vielleicht täusche ich mich, ich bin keine Psychologin.

07.11.2020 09:12 • x 1 #13


S
Zitat von OxfordGirl:
Ich lese hier auch ein leichtes Gefühl von Schuld bei dir raus. Aber auch das gehört in professionelle Hände, vielleicht täusche ich mich, ich bin keine Psychologin.


Ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob ich hätte das verhindern können. Sie erzählte mir ein paar Tage vor ihrem Tod, das sie fast einen Zug verpasst habe, sie gerannt sei und sehr schwer Luft bekommen hat. Nach wenigen Minuten gings dann wieder. Sie sagte, dass es bestimmt damit zusammenhängt, dass Sie erkältet war. Ich habe mir dann auch keine weiteren Gedanken gemacht.

Wäre ich nachts bei ihr geblieben, hätte es vielleicht anders ausgehen können.

All das waren so Schlüsselmomente, die mir im Nachhinein schon wiederholt in Gedanken kamen.

07.11.2020 09:34 • #14


Zweizelgänger
Hallo,
also ich muss sagen, dass das schon eine heftige Geschichte ist.

Ich denke, dass du an einem Punkt bist, dich neu sortieren zu müssen und du ja auch schon tatsächlich angefangen hast zu arbeiten.

Zunächst solltest du vielleicht auch dir selbst vergeben.
Natürlich geht das schwer, wenn um dich rum das Thema ständig present ist.

Das Andere ist, was du ja schon gut erkannt hast, dass du mit deinem Verhalten deine Gefühle zu verdrängen und die Leere die durch deinen Verlust zu füllen.
Dass durch eine solche Erfahrung auch Ängste entstehen, ist vermutlich auch ziehmlich normal.
Ich denke aber, dass diese Ängste nicht direkt mit der Krankheit deine verstorbenen Freundin zusammenhängen, sondern mit dem Gefühl und der Angst der Machtlosigkeit.
Auch Geld und Konsum ist kontrollierbar, Gefühle eben nicht.

Eine Therapie könnte dir sicher helfen dein eindeutig traumatisches Erlebnis zu verarbeiten.
Vielleicht kann dann auch mal ein Gespräch mit deiner Familie wieder zu mehr Verständnis führen.
Oft ist es ja so, dass Familien tragische Erlebnisse gemeinsam verdrängen und lieber so tun möchten, als wäre nie etwas passiert. Leider entstehen dann Situationen, die weiter nicht damit in Verbindung gebracht werden, nur damit das Thema nicht present ist und so rutscht plötzlich vieles in eine falsche Richtung.

Ich glaube wirklich, dass du schon einen guten Anfang gemacht hast und vielleicht hat es dazu eben diese blöde Situation gebraucht, die du vielleicht deshalb unterbewusst provoziert hast.
Warum hättest du denn sonst alles zugeben müssen, wenn schon alles ausgeglichen war?

Nehme es als eine Art Hilfeschrei deiner Seele und bewerte es nicht als etwas schlechtes.

Alles Liebe

07.11.2020 09:48 • x 2 #15


A


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