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Ich sitz wieder im Boot

Mienchen
Wir hatten vorab ein kurzes Gespräch gehabt eben. Ich hab ihn gefragt wo er jetzt steht. Er sagte, er möchte die Trennung nicht, ist sich unsicher gewesen, ob er diese ganzen Ängste gerade hat, weil er eben nie soweit war in einer Beziehung.

Ich hab ihm gesagt, dass ich das Thema Umzug erst mal gestrichen habe. Habe auch gesagt, das ich jetzt an den Wochenenden mal wieder auch öfter etwas mit Freunden machen möchte um aus dieser ganzen Spirale raus zu kommen.

Natürlich ist er erst mal erleichtert hat er gesagt. Da scheint sich sehr viel Druck in ihm aufgebaut zu haben. Er sagte mir, ich war so extrem darauf fixiert, daß er nun endlich einzieht, das er einfach Angst bekommen hat, zu sagen zu er Angst hat. Er hat Angst, das er mich verletzt in der Zukunft, weil er meine bösen Trennungen miterlebt hat.

Ich hab ihm erklärt, daß es okay ist, wenn er keine Gefühle hat und das ich das akzeptieren kann. Das einzige, womit er mir wirklich weh tun kann sind Lügen und Affairen. Ob eine Beziehung in drei Jahren immernoch gut ist, das weiß kein Mensch.

Mit dem zusammen ziehen, ich weiß nicht warum mir das wichtig ist. Vielleicht weil ich das anders nicht kenne. Ich stelle mir vor, das man damit auch irgendwie ja sagt zu einer festen Bindung. Das man sich, wenn man sich liebt, eben gerne alltäglich sehen möchte. Das man gemeinsam etwas baut, Dinge eben zusammen erledigt. Das war für mich wie eine Art Symbol, das er es ernst meint mit mir

03.05.2020 09:58 • #151


H
Zitat von Shakur:
dass dein Freund unter Bindungsangst leidet/gelitten hat. Tun wir übrigens alle

Ich glaub, es hakt!

Zitat von Benita:
Zweifel trennt von Liebe, Zweifel entstehen wegen Angst.


Aber woher diese Angst rührt, weiß kein Mensch. Niemand von uns. Und eventuell nicht mal er selbst. Auch deshalb: Reden! Und Reden hat noch nichts damit zu tun, dass man den anderen therapieren will. Das heißt erst einmal nur: Ich bin für Dich da, ich interessiere mich für Deine Sorgen, ich teile Dein Leid, wir finden eine Lösung, ich übernehme Verantwortung. Also ganz normales Beziehungsverhalten halt, nicht wahr? Oder darf man das in einer guten Beziehung alles nicht, weil man sonst Therapeut ist und die Dinge des anderen nicht beim anderen lässt, es sei denn, sie sind gut, denn Gutes soll man ja unbedingt nehmen und für sich beanspruchen?

Manchmal denk ich, ich bin hier im falschen Film. Merkt man mir langsam glaub auch an.

Zitat von Mienchen:
Diesmal ist es anders. Ich fühle mich durch seine Äußerung verletzt. Gedemütigt. Weil ich nie dachte, daß er so über mich denkt


Ich glaub, ich hab's nicht kapiert: Wie denkt er denn so über Dich? Wie kommst Du darauf, dass seine Ängst mit Dir als Person zu tun haben?

Zitat von CaveCanem:
Angst beim Anderen triggert die eigene Angst.


Sign!

Zitat von Mienchen:
ist sich unsicher gewesen, ob er diese ganzen Ängste gerade hat, weil er eben nie soweit war in einer Beziehung.


Genau! Es hat nichts mit Dir als Person zu tun!

Zitat von Mienchen:
Da scheint sich sehr viel Druck in ihm aufgebaut zu haben.


Nachvollziehbar, oder? Und nochmal: Es hat nichts mit Dir als Person zu tun! Das war einfach Deine Angst! Wegen sowas spricht man miteinander und vermutet nicht einfach, um darauf dann Entschlüsse aufzubauen.

Zitat von Mienchen:
Ich hab ihm erklärt, daß es okay ist, wenn er keine Gefühle hat und das ich das akzeptieren kann. Das einzige, womit er mir wirklich weh tun kann sind Lügen und Affairen.


Dass er keine Gefühle hat, stand wohl nie zur Debatte. Mit Lügen und Affairen kannst Du nicht umgehen - gut, dann weiß er das jetzt auch.
Ich weise nochmals darauf hin: Er war ehrlich zu Dir! Und zwar rechtzeitig! Wird das eigentlich auch mal anerkannt oder wird ihm hier lieber weiter eine Bindungsstörung vom einen oder anderen User untergejubelt?

03.05.2020 10:02 • x 2 #152


A


Ich sitz wieder im Boot

x 3


Mienchen
Zitat von huhu79:
Er war ehrlich zu Dir! Und zwar rechtzeitig! Wird das eigentlich auch mal anerkannt oder wird ihm hier lieber weiter eine Bindungsstörung vom einen oder anderen User untergejubelt?


Doch, ich erkenne es an. Und das habe ich ihm auch gesagt. Ich kann seinen Druck nachempfinden und ihn verstehen. Wenn ich nachdenke, habe ich die ganze Zeit von diesem Zusammenziehen geredet und er wurde nur immer stiller. Vielleicht hätte ich das auch zur Kenntnis nehmen müssen

03.05.2020 10:06 • x 2 #153


H
Zitat von Mienchen:
Doch, ich erkenne es an. Und das habe ich ihm auch gesagt. Ich kann seinen Druck nachempfinden und ihn verstehen. Wenn ich nachdenke, habe ich die ganze Zeit von diesem Zusammenziehen geredet und er wurde nur immer stiller. Vielleicht hätte ich das auch zur Kenntnis nehmen müssen


Sehr schön!
Also hilft Reden. Und es führt zur Reflexion, wenn man das möchte und zulässt. Hilfreich für alle Beteiligten. Hat nix mit Betteln, Therapieren oder sonstigem negativem Verhalten zu tun. Kann Beziehungen bereichern. Wow. Wer hätte das gedacht?

Freut mich sehr für Dich, dass Du das alles erkennen konntest.

Und vielleicht wird Dir jetzt noch was klar: Es hat nichts mit Dir zu tun kann bedeuten, dass es nichts mit Dir zu tun hat. Klingt komisch, is aber so. Und: Du hast eine eigene Angst, die Du nicht verarbeitet hast. Vielleicht kannst Du daran arbeiten, herauszufinden, wo Dein eigenes Problem liegt, das würde Dir, aber auch Euch sicherlich helfen.

03.05.2020 10:09 • x 1 #154


S
@Mienchen

Er liebt dich. Er hat Angst. Das bedeutet nicht, dass er mit dir nicht leben möchte oder weniger Zeit verbringen möchte. Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo. Er hat lange unverbindlich gelebt, sogar noch nie verbindlich gelebt, eure Beziehung empfindet er als toll und hat Angst vor Veränderung.

Darf ich dich fragen, warum du dich jetzt zurückziehen möchtest? Und so sehr an euch zweifelst?

03.05.2020 10:10 • x 1 #155


H
Zitat von Shakur:
Darf ich dich fragen, warum du dich jetzt zurückziehen möchtest? Und so sehr an euch zweifelst?


Weil Mienchen eigene Ängste hat. Und die projiziert sie auf ihren Freund.

03.05.2020 10:16 • x 2 #156


Mienchen
Zitat von Shakur:
Darf ich dich fragen, warum du dich jetzt zurückziehen möchtest? Und so sehr an euch zweifelst?


Ich zweifle, weil er das so ausgesprochen hat. Das er nicht weiß, ob das in der Zukunft passt. Er ist ein ernster Mensch, der sich viele Gedanken um alles macht.

Zurückziehen meine ich damit nicht. Ich möchte nur ein bisschen aus dieser Spirale heraus kommen, in der wir uns befinden, in der ich mich befinde

03.05.2020 10:16 • x 1 #157


S
Zitat von Mienchen:
Ich zweifle, weil er das so ausgesprochen hat. Das er nicht weiß, ob das in der Zukunft passt. Er ist ein ernster Mensch, der sich viele Gedanken um alles macht.


Das weisst du auch nicht. Das weiss niemand.

Aber gut Mienchen, kopf hoch, es wird alles gut. Geduld und Verständnis sind jetzt gefragt, ihr schafft das

03.05.2020 10:18 • #158


A
@Mienchen , schön zu sehen das du doch noch ein Stück weit auf die optimistische Seite der Macht gewechselt hast

03.05.2020 10:21 • #159


H
Entweder Muttersöhnchen oder kompliziert. Willst Du Dir das antun?

03.05.2020 10:26 • x 2 #160


K
Ich verstehe nicht, was Du hiermit genau meinst:

Zitat von Mienchen:
Ich fühle mich durch seine Äußerung verletzt. Gedemütigt. Weil ich nie dachte, daß er so über mich denkt


Was ist dieses So, wie er über Dich denkt. Was ist das Demütigende, das Du auf Dich beziehst?

03.05.2020 10:41 • #161


N
Mienchen, ich finde du übertreibst...

03.05.2020 10:44 • #162


Blanca
Zitat von Mienchen:
Weil das für mich keine Vorstellung von Beziehung ist. Das wußte er von Anfang an, ich hab da kein Geheimnis draus gemacht.

[Über Living-apart-together:]
Zitat von Mienchen:
Mein Traum von einer Beziehung ist es nicht. Ich möchte den Alltag bewusst mit dem Menschen erleben. Und für ihn schien es auch in Ordnung. Wir haben uns ein Jahr lang drauf vorbereitet, es kam nicht plötzlich von mir

Zitat von Mienchen:
Ich finde es einfach nicht schön, alleine zu leben trotz Partnerschaft. Wenn man sich nur an den Wochenenden sieht und in Urlaubszeiten. Wozu eine Partnerschaft dann?

Just for the record: Das ist Deine Vorstellung von Beziehung (also auf lange Sicht). Nicht mehr, nicht weniger. Ich finde, sie ist klar und deutlich formuliert und gehe davon aus, daß Du das auch ihm gegenüber schon in der Kennenlernphase geäußert hast. Oder?

Zitat von huhu79:
Er war ehrlich zu Dir! Und zwar rechtzeitig!

Rechtzeitige Ehrlichkeit wäre es gewesen, wenn er von vornherein gesagt hätte, daß er das Living-Apart-Together-Modell als Beziehungsform klar präferiert, auch wenn er sich ansonsten Exklusivität wünscht und sie auch zu geben bereit ist.

Zitat von Emma75:
Ich würde mich auch nicht mehr auf ein Zusammenleben mit einem Partner einlassen.

Mir geht es ähnlich. Aber hier geht es um Mienchen und wie oben klar ersichtlich, hat sie völlig andere Vorstellungen.

Zitat von Shakur:
Er sagte, dass er nicht weiss, was in 2-3 Jahren ist.

Übersetzt heißt das: Vielleicht sind wir in 2-3 Jahren nicht mehr zusammen.

Zitat von Shakur:
Er möchte sich nicht trennen.

Jetzt noch nicht. Aber was in 2-3 Jahren ist, das weiß er ja nicht.

Zitat von nush:
Ist dieses Rumgeeiere nicht meistens der Anfang vom Ende?

Ja.

Zitat von Alex-ander:
Es ist doch wohl verständlich das er nicht direkt sagen möchte, das ihm etwas nicht passt weil er sie nicht verlieren will.

In der Tat ist Gier eine Grundemotion, so wie Angst oder Furcht ja auch. Insofern ist das nachvollziehbar.

Doch es ist eine Frage des Anstands, mit offenen Karten zu spielen, was essentielle Beziehungsvorstellungen betrifft. Im Fremdgehforum nebenan sind tonnenweise Beiträge von Affairenfrauen oder betrogenen Eheleuten, deren Partner ihnen nicht direkt sagen möchte, was ihm fehlt und das dann so löst, daß er es sich heimlich woanders holt.

Ich bleibe dabei: Beziehungsreif ist man erst, wenn man sich seine eigenen Bedürfnisse bewußt gemacht hat, sie klar zu benennen versteht und dies dann auch deutlich tut - und zwar noch ehe man jemand näher an sich heranläßt.

Im hier geschilderten Fall sehe ich es relativ milde, denn die beiden hatten ja offenbar Meilensteine miteinander vereinbart, die er bis dato eingehalten hat, etwa was ihre Vorstellung bei seinen Eltern und Freunden betrifft. Er hat ja noch nie mit jemand zusammen gewohnt, insofern ist durchaus denkbar, daß er sich selbst tatsächlich vorgenommen hatte, diesen nächsten Schritt mit ihr in zwei Jahren zu tun - nur um sich jetzt doch wieder soviel Ängsten erfüllt zu spüren, daß er vor dem Hindernis verweigert hat.

Klar ist das menschlich. Und natürlich kann man daran auch arbeiten. Aber eben das sehe ich bei ihm nicht. Was ich aus Mienchens Schilderung entnehme ist vielmehr, daß er ein Drama inszeniert, mit Rumgeheule, Geklammer und vor allem mit viel ich-ich-ich und wieder ich. Erwartet hätte ich mir stattdessen einen lösungsorientierten Ansatz im Sinne von:

Ich kann jetzt nicht mit Dir zusammenziehen und das tut mir aufrichtig leid. Aber ich werde mir Hilfe suchen, um herauszufinden, wo diese Ängste herkommen, die mir regelrecht den Hals zuschnüren, wenn ich nur ans Zusammenleben mit jemand anders denke - obwohl es jemand ist, den ich so sehr liebe. Das muß einen Grund haben. Den finde ich heraus und dann werde ich mich diesen Ängsten stellen. Vorher kann ich keine Entscheidung treffen. Bitte, können wir mal gemeinsam zu einer Paarberatung gehen, um herauszufinden, wie wir nun am besten vorgehen. Bitte, laß uns nicht aufgeben, ehe wir nicht mindestens das noch versucht haben. Vielleicht hilft uns eine Paartherapie - oder vielleicht muß ich in eine Einzeltherapie - und das wird eventuell nochmal ein Jahr kosten. Aber dann wissen wir beide wirklich Bescheid.

Mit sowas könnte ich umgehen, da hier ein redliches Bemühen erkennbar wäre, eine nachhaltige Veränderung des Status Quo zu erzielen, um die gemeinsam gesteckten Beziehungsziele doch noch zu erreichen. Und wenn sich nach einem Jahr Therapie herausstellen sollte, daß da nichts zu wollen ist - dann könnten sie einander zumindest in die Augen sehen und sich im Wissen voneinander verabschieden, daß sie es redlich versucht haben. Es hat dann eben nicht sollen sein.

Aber jetzt seinem Geweine nachzugeben und sich auf unbestimmte Zeit hinhalten lassen, ohne daß sich erkennbar etwas tut?

Das wäre mir dann nicht nur zu weinerlich, sondern auch zu schwach. Sorry for the harsh word, aber so sehe ich das.

03.05.2020 10:45 • x 5 #163


Mienchen
Zitat von KBR:
Ich verstehe nicht, was Du hiermit genau meinst:



Was ist dieses So, wie er über Dich denkt. Was ist das Demütigende, das Du auf Dich beziehst?


Das er sich nicht traut mit mir zu reden offen. Es gibt mir das Gefühl, als wenn ich ihn total einschüchtere, wenn er offen ist mir gegenüber

03.05.2020 10:45 • x 2 #164


H
Zitat von Blanca:
Rechtzeitige Ehrlichkeit wäre es gewesen, wenn er von vornherein gesagt hätte, daß er das Living-Apart-Together-Modell als Beziehungsform klar präferiert, auch wenn er sich ansonsten Exklusivität wünscht und sie auch zu geben bereit ist.


Nö.
Rechtzeitig ist, bevor Wohnungen und Jobs gekündigt oder Verträge geschlossen werden.

Zitat von Mienchen:
Das er sich nicht traut mit mir zu reden offen. Es gibt mir das Gefühl, als wenn ich ihn total einschüchtere, wenn er offen ist mir gegenüber


Er gibt Dir das Gefühl womit genau?
Und hast Du mal überlegt, ob das wieder einfach eine eigene Angst seinerseits ist? Das muss wieder gar nichts mit Dir zu tun haben, Du spekulierst Dir da etwas zusammen - es ist Deine eigene Angst, die Dich dazu bringt, Schlussfolgerungen anzustellen. Statt das Gefühl zu haben, frag ihn doch einfach, ob es wirklich so ist.

03.05.2020 10:50 • x 1 #165


A


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