Kawasaki, Momoo, Wutan... Ihr gehört anscheinend zu den von mir gemeinten Leidensgenossinen. Ihr wißt, was ich meine, wenn man es eigentlich gar nicht formulieren kann, was da gerade wieder abgelaufen ist, wie und warum man sich so schrecklich fühlt, wie mit 180 Sachen gegen eine Betonwand gefahren, und der eben noch so aufgebrachte Herr einem ganz eindringlich klar machen will, dass entweder doch gar nichts passiert sei oder man völlig überreagiere oder am besten beides gleichzeitig. Oder er erinnert sich nicht. Meiner hat sich sowieso nach kurzer Zeit an fast gar nichts mehr erinnert. Nicht an seine Quälereien, oder es war ganz anders, oder er hatte einen Grund. Ja, einen Grund. Ich habe ihn natürlich auch zu Wutausbrüchen getrieben, zum Beispiel einmal als er krank war und ich mir Sogen gemacht hatte. Das war dann eine Berechtigung, mir einen 15minütigen Monolog zu halten, wie sehr ich ihn nerve.
Genauso unmöglich ist es mir übrigens auch, die andere Seite, das so unglaublich Schöne, in angemessene Worte zu fassen ohne mir dabei wie ein Rosamunde-Pilcher-Abklatsch vorzukommen.
Als ich vorhin versucht habe, mal ein Bißchen konkreter zu werden, hätte ich schon wieder schreien können und habe diese quälende Ambivalenz, die doch eigentlich die seine ist, wieder gefühlt. Auf der einen Seite könnte ich ganze Bücher mit unseren Situationen füllen, die mir so weh getan haben, weil ich mich als liebender Partner nie, nie, niemals so verhalten würde und es mir jedes Mal in mein kleines Herz gestochen hat, was offen vor ihm lag, und auf der anderen Seite kamen mir die Situationen wieder so albern vor, dass ich das dachte, was er mir immer versucht hat, einzureden: Ich übertreibe. Ist das jetzt so schlimm? Andere machen doch viel schlimmere Sachen. Dir geht es doch gut. Wir haben doch auch schöne Sachen. Du bist immer so negativ. Denk doch mal an was Schönes. Wie kann man nur so hoffnungslos sein wie Du? Ich bin da anders. Ich sehe immer das Positive. (Deshalb ist er auch wegen Kleinigkeiten an die Decke gegangen, alleine ein Regen beim Spaziergang konnte ihn zum Schäumen gegen mich aufwiegeln.)
Mir ist durchaus bewusst, dass viele hier im Forum weitaus krassere Sachen erlitten haben, weshalb es mir fast schon peinlich ist, mich hier auszuweinen. Aber es ist nun mal mein eigener Schmerz, und der wird nicht leichter zu ertragen, wenn es anderen schlechter geht. Davor habe ich Achtung und Respekt, aber es muss nicht erst zum Äußersten kommen, um eine Berechtigung zu haben, sich schlecht behandelt und mißachtet zu fühlen. Vielleicht bin ich stärker, als ich denke, wenn ich jetzt schon gehen kann, bevor er die Chance hat, sich in diesem Verhalten bei mir wohlzufühlen.
Momoo, ja ich erkenne meinen Teufel darin wieder. Er hätte das nie so direkt formuliert, aber es ist das, was er mir mit tausend kleinen Sticheleien vermittelt hat. Das meiste war natürlich witzig gemeint, nur leider bin ich so verkrampft und humorlos, dass ich seine Scherze über mich nicht verstanden habe.
Kawasaki: Nur kurz noch, ich muß gehen. Auch ich habe noch nie so tief geliebt, er (angeblich) auch nicht. Das begründet auch eine meiner Ängste. Vielleicht waren die Höhenflüge nur in Verbindung mit den schweren Abstürzen möglich. Das ist meine Befürchtung, dass ich von dieser Beziehung einen schweren Schaden erlitten habe, auf der einen Seite ein tiefes Mißtrauen mitzunehmen und gleichzeitig die Sehnsucht nach dem ultimativen Partner, den man geglaubt hat, in ihm gefunden zu haben, wenn man denn nur lang genug den Zirkus aushält und endlich Frieden eintritt.
Ich bin müde. Ich werde jetzt schlafen, das kann ich zumindest wieder. Ich habe monatelang unter schweren Schlafstörungen gelitten, im Nachhinein frage ich mich, wie ich das eigentlich überlebt habe. Ich bin wie ein Zombie durch die Gegend getorkelt.
Gute Nacht und nochmals Danke. Morgen bin ich wieder da.
Edit: [Aus irgendeinem Grund muss ich meine Antworten immer zweimal absenden, bevor ich sie im Thread sehen kann. Falls Ihr alles doppelt seht, dann habt Ihr nicht zu viel getrunken...]
Lieber Buddah, auch Dir vielen Dank für Deine Worte und Lob über meine Art zu schreiben, mir ist das gar nicht so bewußt. Überhaupt tut es gut, mal wieder ehrliche, nette Worte zu hören, nicht nur, was ich alles hätte besser machen können, ein gelangweiltes, desinteressiertes HMPF oder einen Vortrag à la Ja, schön, aber jetzt erzähl ich Dir mal wie *ich* das mache / machen würde. Es ist schön, dass man meinen Worten anscheinend anmerkt woher sie kommen, nämlich vom Herzen (was noch sehr blutet...).
Was ich noch sagen wollte: Ich hatte sehr oft bei ihm das Gefühl, dass ich eine Leiter hochklettern will. Er sitzt oben und ruft mich. Aber er hat diese Leiter mit Margarine eingeschmiert, und ich rutsche auf den ersten Stufen immer wieder ab.
08.04.2016 23:49 •
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