Guten Abend, meine Lieben.
Liebe Momoo, ja, natürlich stecken in jedem von uns immer kleine Anteile bestimmter Persönlichkeitstypen. Aber ich denke schon, nach allem, was ich gelesen und am eigenen Leib nun erlebt habe, dass dieser Mann tatsächlich starke Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung hat, die ihm zwar erlauben, in dieser Welt zu funktionieren, aber ihn letztendlich als Menschen isolieren. Pathologischer Narzissmus hat ja nichts mit Egoismus oder Selbstliebe zu tun, allem voran fehlt diesen Menschen Empathie. Ich habe lange gebraucht um zu erkennen, das sein Kämpfen um mich nur seiner Angst geschuldet ist, mich zu verlieren, weil dann seine einzige Quelle für Aufmerksamkeit, Beachtung und Wärme versiegt. Momentan hat er ausser mir niemanden. Auf der Arbeit hat er sich selbst durch sein Verhalten komplett isoliert, weil die Kollegen ihn entweder unkooperativ finden, aber einige haben sogar Angst vor seiner aggressiven, bevormundenen Art. Das hat er mir selbst immer wieder stolz und dreckig lachend erzählt. Einen Freundeskreis besitzt er nicht bis auf zwei Bekannte, von denen ich aber in dem Jahr, in dem wir uns nun kennen, eigentlich nichts mitbekommen habe, und Kontakt mit der Familie besteht bis auf belangloses Blabla nur zu seiner ebenfalls vollkommen vereinsamten Mutter nicht. Und mit der geht er so um wie mit mir, wenn er miese Laune hat. Du bringst es auf den Punkt: Dieser Mann ist unglück. Zutiefst. Und kann es nicht zugeben, weshalb keine Chance auf Heilung besteht.
Danke für Deinen Zuspruch. Ja, er war wohl doch nicht der Eine, auch wenn ich es mir so sehr gewünscht habe. Es hätte so viel gepasst, und ich habe mit ihm ein paar Sachen erlebt, die kannte ich noch nicht, und die würden mir in einer zukünftigen Partnerschaft fehlen. Aber das ist ein anderes Thema, was für mich in weiter Zukunft liegen sollte. Ich muss mich nun heilen, wieder zu mir selbst finden. Mein Leben hat seit einem Dreivierteljahr praktisch nicht stattgefunden. Und wenn ich das wieder ins Lot gebracht habe, dann, ja dann kann ich mir mal Gedanken machen, was ich mir eigentlich wünsche, was ich erwarten kann und darf, und was ich bereit bin in Zukunft zu geben und zuzulassen.
Liebe GW42, Deinem Beitrag, den ich förmich aufgesogen habe, kann ich kaum etwas hinzufügen, weil es so zutreffend für mich ist. Auch ich habe gemerkt, dass für mich nur der warme Entzug noch innerhalb der offiziell bestehenden Beziehung möglich ist. Ohne sein Wissen habe ich gewusst, ich gehe, langsam, aber stetig, bewusst, und irgendwann ist es vorbei und ich werde ihn nie wieder sehen (hoffentlich). Im Gegensatz zu Deinem Fall wird bei uns keine Freundschaft möglich sein, denn dieser Mann ist auch kein Freund, weder mir noch irgend jemandem sonst, und davon abgesehen würde ich weder vergessen können, was er mir angetan hat noch was ich liebevoll-inniges mit ihm erlebt habe.
Meine Freunde habe ich mit dem Thema bis zum Erbrechen in Anspruch genommen. Einige konnten es gar nicht verstehen (was ich wiederum verstehe, siehe Umbrax's Beitrag), und andere haben meine Trennungsanläufe irgendwann nicht mehr ernst genommen (auch das verstehe ich). Interessanterweise hat mir das aber geholfen, denn in dem Moment, in dem ich keinen mehr vollheulen wollte und in meinem Kopf es zu chaotisch war, um hier meine Qualen niederzuschreiben, war ich plötzlich gezwungen mich mit mir alleine auseinanderzusetzen, und da begann die Erkenntnis zu wachsen, dass mein schlimmes Gefühl nicht an mir liegt, weil ich eine undankbare, hysterische, eifersüchtige Ziege bin, sondern eine liebende Frau, die emotional missbraucht wird. Alleine zu leiden hat mir also tatsächlich geholfen, wobei ich immer wusste, wenn es gar nicht mehr anders geht, gibt es Leute, die ich anrufen kann.
Ich frage mich, ob eine neue Partnerschaft (irgendwann vielleicht, hoffentlich) mich an ihn erinnern wird, was wir unglaublich Schönes erlebt haben, ob ich etwas vermissen werde, ob ich Angst habe, dass der Neue sich zu einem zweiten Teufel entwickeln könnte, ob ich - und davor habe ich am meisten Angst - sein normales Verhalten als erste Anzeichen einer ähnlichen Entwicklung fehlinterpretieren könnte, eben aus der Traumatisierung heraus. Aber das ist ein anderes Thema und gehört nicht zur Verarbeitung meiner noch offenen Wunden.
Deine Geschichte macht mir Mut. Genau das wünsche ich mir, auf gegenseitiger Basis eine exlusive Tiefe der Liebe zu erleben, die echt ist und nicht wie diese eine Illusion, ein Luftschloss, eine Seifenblase, die schnell wieder zerplatz ist.
Morgen ist der große Tag. Zum ersten Mal seit neun Monaten haben wir einen ganzen Tag keinen keinen Kontakt gehabt, auf meinen Wunsch hin. Es war angenehm. Seine Sachen sind gepackt, ich muss sie morgen früh mitnehmen zur Arbeit, dann werde ich ihm eine Nachricht zukommen lassen, sie bitte nach Feierabend dort abzuholen. Drückt mir die Daumen. Ich freue mich, von Euch zu lesen. Und lieben Dank auch an alle, die das Lesen.