Hallo chocolate,
Ich persönlich kann eine Entscheidung, die so gegen das Gefühl geht, nachvollziehen. Hab ich auch gerade gemacht und lebe mit den Folgen. Das tut schon echt richtig weh. Aber die ganze sehr komplexe Situation bei Dir wirkt sich mittlerweile bedrohlich auf Deine Existenz aus. Damit wäre für mich ganz klar angesagt, erst einmal die Reißleine zu ziehen und mich so weit es geht zurückzuziehen. Du hast meiner Meinung nach so viele Baustellen, dass ich es an Deiner Stelle fast nicht möglich finde, im Moment auch nur irgendeine sinnvolle Entscheidung zu treffen. Und da hat am Ende keiner was davon und Du am allerwenigsten. Dir da etwas zu raten ist auch enorm schwer, finde ich.
Du hast Dich vor einem Jahr eher halbherzig für die Familie entschieden. Und wahrscheinlich in der Hoffnung, dass sich alles irgendwie auflöst und sich zum Guten wendet. Oder warst Du in dem Jahr in irgendeiner Weise in der Sache aktiv und es hat sich in dem Jahr etwas verändern können? In welche Richtung auch immer?
Ich möchte jetzt doch mal so Schlagworte wie Verantwortung (aber echte!), Ehrlichkeit (schonungslos vor allem zu sich selbst), Respekt (sich und auch dem Partner gegenüber) bemühen. Man(n) kann sich ja gut hinter äußeren Bedingungen verstecken und erntet oft auch viel Zustimmung damit. Aber meist führt das zu nichts, außer zu noch mehr Schmerz und Leid, da sich aktiv nichts verändern kann, sondern die Situation wird lediglich ausgehalten.
Die große Preisfrage kennst Du: Will ich weg oder möchte ich lieber bleiben? Bei der Antwort kann Dir leider keiner helfen.
Schiebst Du mal alle Ängste und -mit Verlaub- vorgeschobenen aber klar auch sehr werthaltige Gründe beiseite, ist das wohl der Pudels Kern. Keine pflegebedürftige Oma (es gibt tolle häusliche Pflegedienste, hab selbst mal dort gearbeitet) keine aus dem Haus Kinder, keine unendliche Dankbarkeit wegen beruflicher Unterstützung oder sonst etwas. Das lässt sich doch meist recht gut organisieren und kann sich durchaus deutlich zum Positiven verändern, sofern man dahinter steht und glücklich ist. Mir sagt mein Herz, dass ich persönlich keine Beziehung leben möchte, in der mein Partner nur aus lauter Dankbarkeit/Mitleid mit mir zusammen bleibt. Und ausnahmsweise sind sich Herz und Ratio bei mir da mal einig. Was die Beweggründe für die Bitte Deiner Frau sind, kann ich aus Deinem Post nicht herauslesen. Ich vermute auch hier ganz viel Ängste. Ich glaube weiterhin, dass Menschen, die Dich lieben, Dich nicht dafür verurteilen, wenn Du Dein Leben für Dich in die Hand nimmst, auch wenn das bedeutet, dass sich ein paar Dinge ändern würden und man ihnen auch mal was zumutet.
Dass Deine Freundin mit Dir so weit weg ziehen möchte, dass das auf jeden Fall zu Lasten Deiner Kinder gehen würde, darüber würde ich ernsthaft nachdenken. Gäbe es da keinen Kompromiss?
Aber nein, ich glaube, darüber solltest Du erst einmal nicht wirklich nachdenken. Für mich sieht es so aus, dass eine wirklich ehrliche und Bestand habende Entscheidung hier nicht viel mit deiner Frau zu tun hat oder mit Deiner Freundin, sondern einzig und allein mit dem, was Du für Dich willst.
Idee: wenn möglich, zieh doch mal eine Weile von zu Hause aus und sei einfach erst einmal nur guter Vater und Sohn. Kümmer Dich gut um Dich, triff Dich nicht mit Deiner Freundin und beschränke den Kontakt zu Deiner Frau auf das Notwendigste. Versuch zur Ruhe zu kommen und Deinen Job wieder auf die Reihe zu kriegen. Und dann fang langsam an, nicht nur passiv auf Dein Leben zu schauen, sondern aktiv zu entscheiden.
Das wird nicht einfach, aber sonst könnte es ja auch jeder.
10.05.2019 15:28 •
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