Liebe @Sonne2908
Weißt Du, ich glaube gar nicht, daß es darum geht, daß irgendjemand alles richtig macht. Ich für meinen Teil tue das selten. Es gibt aber eben auch eine Unterscheidung zwischen im allgemeinen Sinn richtig und richtig für einen Selbst.
Ich denke Du kennst Albert Einsteins Definition von Wahnsinn: immer das Gleiche tun, aber ein anderes Ergebnis erwarten. Oder wie in Deinem Fall erhoffen.
Vielleicht ist es an der Zeit, daß wir mal ein bißchen aufräumen und mal schauen, was denn an der Situation so das eigentlich Problem ist:
Damit wären wir natürlich beim Hauptproblem Nummer 1: Der Roland mag Dich ganz gern genießen, aber mehr auch nicht. Jetzt wäre es natürlich schön, daß man sich durch Beständigkeit eben doch einen Platz an der Liebessonne ersitzen könnte.
Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, daß dem morgen Amor's Ziegelstein auf den Kopf fällt und er sich doch noch Hals über Kopf in Dich verliebt, aber besonders wahrscheinlich ist das nicht gerade.
Viel schlimmer aber, woher sollte Roland das denn eigentlich merken? Du bist doch immer verfügbar.
Zwar hie und da mit leichten Ansätzen des Diskutieren, aber im Grunde ruft er und erst kommst Du und im Zuge dessen dann wohl er.
Selbst, wenn er sich also verlieben würde, hätte er nicht mal im Ansatz ne Chance dies zu bemerken.
Was uns zu der Frage bringt, warum Du eigentlich den ganzen Zirkus mitmachst:
Jetzt kommen wir zum schönsten Totschlagargument, seit Abschaffung des Religionszwangs. Erlösung durch Liebe. Also der Grund, warum er Dich wieder und wieder herumkriegt, weil Du ihn liebst.
Aha. Bist Du Dir sicher?
Ja natürlich bist Du Dir sicher, sonst würdest Du das ja alles nicht mitmachen. Weißt Du, ich bin mir da überhaupt nicht sicher. Persönlich finde ich, jemandem wieder und wieder keinen Glauben schenken zu wollen, recht Respektlos und irgendwie so als würde man den anderen einfach nicht Ernst nehmen. Ich würde da, nur mit noch mehr Abstand reagieren, aber vor allem würde ich nicht glauben, daß der andere mich wirklich liebt. Ich würde glauben, der andere benutzt mich für eigene Interessen.
Das ist natürlich gar nicht leicht zu verdauen, schließlich fühlst Du Dich ja so, als würde Roland dich benutzen. Das ist ja auch nicht völlig von der Hand zu weisen, immerhin könnte er sich ja auch ein neues Betthaserl suchen.
Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen Euch beiden: Roland hat sich überlegt, was er möchte und was nicht, dies hat er zudem auch klar kommuniziert. Kommuniziert es ja immer und immer wieder.
Du dagegen bist und bleibst völlig unklar. Roland hält sich an seine selbst entschiedenen und selbst gesteckten Grenzen, deswegen geht es ihm gut mit der Situation.
Du dagegen tust das nicht und deswegen geht es Dir nicht gut mit der Situation.
Wir halten also mal kurz fest: Roland wird sich vermutlich nicht mehr in dich verlieben, der Zug ist schon arg abgefahren, selbst, wenn er es aber täte, hat der keine Chance es rauszufinden, weil Du immer verfügbar bist.
Was Du Dir selbst als Verliebtsein verkaufst, ist wohl eher etwas anderes, Liebe kann -auch wenn das schmerzhaft ist- akzeptieren, was der andere (nicht) möchte.
Roland geht es gut mit der Situation, Dir nicht.
Weißt Du Sonne, so langsam nähern wir uns dem Problem. aber laß uns noch einen kurzen Schlenker in die Gedankenspiele unternehmen.
Mal angenommen, Roland erfüllt Dir Deinen vermeintlich größten Traum und erklärt Dir übermorgen, er hätte sich doch in Dich verliebt.
Ach wie schön, oder?
Für wie lange? ab wann müßte er mit Dir zusammen ziehen wollen, ab wann braucht es die nächsten Schritte? ab wann, müßte er sich auch um Deine Kinder kümmern, ab wann würde nur eine (erneute) Eheschließung reichen? Und ab wann wäre es eigentlich genug?
Natürlich wäre das alles im ersten Moment egal, aber im zweiten, dritten oder vierten wäre es das nicht mehr. Weil es schon nicht funktioniert mit Roland ein lustiges, schönes Bratkartoffelverhältnis zu haben, nein, der muß über mittlerweile 29 Seiten zur Liebe des Lebens stilisiert werden.
Also warum?
Worum geht es eigentlich?
Die Angst vorm Schmerz, der den Verlust begleitet? Schöne, Du hast zwei Kinder in die Welt gesetzt, Du hast schon echt andere Schmerzen gemeistert.
Endlich wieder jemanden, an Deiner Seite zu haben? Ok. Aber warum ist das wichtig? Und würde an dieser Stelle nicht irgendwie jeder diese Funktion erfüllen, der halt männlich, im richtigen Alter und tageslichttauglich ist?
Es fallen mir da noch ein paar Gründe ein, aber wichtig ist ja vor allem für Dich, da mal die Frage zu beantworten.
Womit wir schließlich beim letzten Punkt wären:
Von mir aus kannste noch vierzig mal, mit dem Wochenendausflüge unternehmen. Nur dann genieße es halt.
Und wenn Du weißt, daß Du es nicht wirklich im Nachhinein genießen kannst, dann halt mal schauen, was man denn wirklich (!) tun kann, um nicht mehr in die Situation zu kommen.
Schau mal, es kann doch nicht so schwer sein, sich für das Bratkartoffelverhältnis mit seinen momentanen Konsequenzen zu entscheiden oder eben für ne andere Nummer und in jedem Fall das eigene Leben zu gestalten.
Und dennoch ist es für Dich gerade so schwer.
Dafür gibt es einen einfachen Grund: Dein Verhalten erfüllt einen Zweck. Im Zweifel erfüllt auch Rolands ambivalentes Verhalten einen Zweck (für Dich).
Finde heraus, was der Zweck ist und Du bist ein ganzes Stück weiter.
Zum Schluss greifen wir mal in die Psychokiste von Glückskeksschreibern: wann immer wir uns über das ambivalente Bindungsverhalten unseres Gegenübers beklagen, sind wir es eigentlich selbst, die ein solches an den Tag legen. Weißt Du warum? Weil wir ansonsten, einfach ganz laut Next rufen und unseres Weges weiter gehen.
Aus irgendeinem Grund spricht Dich sein eher wenig vorhandenes Bindungsverhalten an.
Womit wir schließen, wie wir angefangen haben: Warum?
08.05.2018 17:14 •
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