Hallo liebes Forum,
jetzt melde ich mich nach so langer Zeit wieder hier.
In der Zwischenzeit ist sehr viel passiert.
Anfang bis Mitte 2013 haben meine Frau und ich versucht miteinander zu reden und das hat auch geholfen. Allerdings hatte ich ein extrem schlechtes Gewissen, dass ich mich überhaupt in jemand anders verliebt habe und es dann auch nicht geschafft habe das sein zu lassen. So gegen Sommer 2013 ging es mir dann so schlecht, dass ich mich an meinen Hausarzt gewand habe. Dort habe ich dann einen Depressionsfragebogen ausgefüllt und prompt die Punktzahl der 2. härtesten Kategorie erreicht. Darauf hin hat er mir eine Überweisung zum Psychologen ausgestellt und ich habe mich auf die schwierige Suche nach einem Psychologen gemacht. Nach ca. 6 Wochen habe ich dann tatsächlich einen Platz bekommen - sogar nur 3 Minuten von meinem Arbeitsplatz entfernt, sodass ich wöchentlich in der Mittagspause dort hingehen konnte.
Das war dann echt schwierig; ich habe dort viel geredet und nachgedacht, habe aber auch immer das Gefühl gehabt, dass ich mich nicht ganz öffnen kann. Am Ende der Therapie meinte er dann, dass er versuchen kann, bei der Krankenkasse weitere Termine zu beantragen, aber nicht wirklich eine realistische Chance sehe, dass diese genehmigt würden, da ich definitiv keine psychologische Erkrankung habe und die Depressionen einfach nur aus meinem schlechten Gewissen resultieren.
Für mich ist in der Behandlung aber auch herausgekommen, dass ich mich von meiner Frau trennen muss.
Das war dann Ende Oktober 2013.
Das seltsame war dann, dass ich das zwar für mich eigentlich wusste, es aber nicht übers Herz gebracht habe, dass dann auch durchzuziehen. Das ganz Jahr 2013 war ich zu hause extrem gereizt - auch den Kindern gegenüber. Das war nicht in Ordnung so. Und meine Frau hat immer weiter an mir festgehalten und sich an den Strohhalm geklammert, dass ich ja eigentlich nur eine Depression hatte. Für sie war es ein riesen Schock, als ich ihr dann erzählte, dass der Psychologe der Meinung ist, dass ich eben völlig gesund bin. Vorher konnte sie mein Verhalten hat immer der Depression zuordnen.
Ich habe es dann nicht geschafft, weiter wirklich mit ihr darüber zu reden. Und sie hat weiter an mir festgehalten.
Im Januar 2014 hatten wir dann samstags eine nachträgliche Weihnachtsfeier auf der Arbeit. An diesem Abend habe ich dann gegen 2 Uhr nachts gemeinsam mit der Kollegin die Feier verlassen und wir haben uns noch bis 6 Uhr morgens unterhalten. Ich war sehr betrunken und sehr müde, als ich nach hause kam. Meine Klamotten haben nach der Kollegin gerochen. Ich habe dann bis mittags geschlafen und nachmittags waren wir mit den Kindern im Park. Nachdem wir am Abend dann die Kinder ins Bett gebracht hatten, haben wir uns hingesetzt um zu reden.
Ich habe meiner Frau dann gesagt, dass ich mich von ihr trenne. Dann war ich Volltrottel völlig davon geschockt, wie geschockt und verletzt sie war.
Wir haben dann auch die weiteren Abende geredet. An meinem Geburtstag (3 Tage nach der Trennung) dann hat mich meine Frau sehr früh geweckt. Sie konnte nicht mehr schlafen und hat beschlossen, dass ich das dann auch nicht darf. Das Gespräch hat dann dazu geführt, dass wir beschlossen haben es weiter zusammen zu versuchen. Ich war selbst so geschockt, dass ich uns getrennt hatte und vor allem, was ich damit angerichtet hatte.
Meiner Kollegin hatte ich an dem Montag nach der Feier gesagt, dass ich mich getrennt hatte. An meinem Geburtstag habe ich dann mit ihr gesprochen und ihr klar gesagt, dass die Trennung ein riesen Fehler war, das mit Ihr und mir nie etwas werden wird und dass ich es mit meiner Frau schaffen werde diese Krise zu überwinden.
Sie meinte dann, dass wir dann wohl nie wieder privat miteinander reden werden und es das beste ist, wenn einer von uns den Job wechselt.
Ab da haben wir uns dann jeden Tag auf der Arbeit gesehen, aber eben privat keinen Satz mehr miteinander gesprochen.
Ich habe versucht meiner Frau zu helfen, wieder Vertrauen in mich und die Welt zu bekommen.
In den dann folgenden Gespächen habe ich es geschafft ihr klar zu machen, dass ich mit unserm aktuellen Leben überfordert bin. 2 Kinder und die Firma meiner Frau; ständig klingelt ihr Handy, weil Mitarbeiter fragen haben oder krank sind. Sie muss sich dann immer um Ersatz kümmern (Cafe-Betrieb, Dozenten für Kurse und Kindergeburtstage). Bis dahin hatte Sie immer wie eine Löwin für die Firma gekämpft, weil es ihr grosser Lebenstraum war. Wir haben dann beschlossen, dass ich mich um eine Paartherapie kümmere. Das ist mir dann auch sehr kurzfristig gelungen.
Ihr Geschäftspartner hatte dann auch noch viel zu viel Geld entnommen, sodass wir einen weiteren Kredit aufnehmen mussten, damit die Firma überlebt, bis er das Geld zurückzahlen konnte.
Wir haben dann auch beschlossen, dass ich den Job nicht wechseln werde, weil ich dort einfach sehr gut bezahlt werde und wir nicht noch eine Baustelle auf machen wollten. Ich wäre auch gar nicht in der Lage gewesen, mit der nötigen Energie wo anders zu arbeiten. Leider hat aber auch meine Kollegin nicht gekündigt.
Die Paartherapie war dann sehr gut. Wir konnten gut miteinander reden. Außerdem war es für meine Frau gleichzeitig eine Beratung, wie sie mit ihrem Geschäftpartner und der Firma umgehen sollte. Sie hat dann beschlossen aus der Firma auszutreten. Zum einen, weil sie verstanden hatte, dass wir (also vor allem ich) die Belastung nicht meistern und zum andern hat sie in der Therapie erkannt, dass sie auch mit ihrem Geschäftspartner nicht mehr zusammen arbeiten möchte. Außerdem hatte sie bis dahin aus der Firma heraus gerade mal ihre Rentenversicherung und Krankenversicherung bezahlen können. Sie arbeitete also 30-40 Stunden die Woche für netto ca. 100€ im Monat.
Im Sommer waren dann die Stunden der Paartherapie aufgebraucht und meine Frau hatte nun zwar beschlossen, aus der Firma auszusteigen und das ihrem Geschäftspartner auch gesagt, aber dann war absoluter Stillstand. Sie hatte nicht genug vertrauen in mich und deshalb nicht die Kraft, den Ausstieg voranzutreiben (das war ihre Erklärung, die ich auch verstehe und nachvollziehen kann).
Ich bin aber mit der Zeit immer ungeduldiger geworden. Außerdem war es so, dass sie mir eben nicht mehr vertraut hat und ich deshalb auch abends nicht mehr ausgegangen bin, um Freunde zu treffen, weil sie immer die Angst hatte, dass sei nur ein Vorwand. Gelegentlich haben wir uns dann die Zeit genommen abends zusammen auszugehen. Das war immer sehr schön, aber eben auch nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Ich habe hier die letzten Tage im Forum viel gelesen - eine Ehefrau in der gleichen Situation hat auch beschrieben, dass sie es nicht schafft zu vertrauen. Ein Ratschlag war, dass sie dass aber eben müsse. Wenn der Mann sie wieder betrüge wolle, würde er das irgendwann wieder tun. Sie könne das durch ihr Misstrauen nicht verhindern, aber mit dem Misstrauen würde es aber nie besser werden - man kann niemanden in einen 'goldenen Käfig' sperren. Genau so fühlte ich mich aber. Immer wenn ich mich mit Freunden treffen wollte, oder mal Motorrad fahren gehen wollte, musste ich erst darüber diskutieren, dass sie mir eben nicht traut, und das obwohl ich wirklich keine schlechten Absichten hatte. In der Zeit habe ich dann öfter gedacht, dass ich mich dann ja auch mit meiner Kollegin treffen könnte, da mir das ja eh unterstellt wird. Ich weiß, dass ich nicht fair, ich fand es aber befreiend zu lesen, dass es zwar fies ist, dass meine Frau in der Situation ist, aber das eben selbst lösen müsste.
Bis Anfang September lief es also einfach so. Es gab viele Tage auf der Arbeit die echt ok waren und ich gut klar gekommen bin. Und dann gab es (leider) halt auch immer wieder Tage, in denen ich schon zu meiner Kollegin stark hingezogen fühlte, was ich mir aber nicht anmerken lies (so gut das geht) und dann eher distanzierter zu ihr war.
Ich kann jetzt auch gar nicht sagen, was dann Anfang September schief gelaufen war. Anfang Oktober stand unser erster Familienurlaub seit 6 Jahren an - 10 Tage Mallorca. Darauf hatten wir uns sehr gefreut und wir wollten einfach nur mit den Kindern den ganzen Tag im Pool und am Meer sein und einfach einmal komplett ausspannen nach dem letzten extrem anstrengenden Jahren.
In der letzten Arbeitswoche vor dem Urlaub war es dann mal wieder so, dass ich mich mehr zu meiner Kollegin hingezogen fühlte und darauf habe ich dann mit extremer Distanziertheit ihr gegenüber reagiert. Dabei habe ich dann aber auch direkt gemerkt, dass ihr das stark zusetzte. Dann kam endlich der Urlaub und die ersten 5 Tage habe ich ständig an meine Kollegin gedacht. Das war richtig schlimm. Die zweiten 5 Tage waren dann gut - die Gedanken fast vollständig weg und wir hatten wirklich noch 5 sehr schöne entspannte Tage im Urlaub.
Als ich danach dann wieder arbeiten war, habe ich weiter den großen Abstand eingehalten. Meine Kollegin kam dann irgendwann auf mich zu und sagte, dass sie mit mir reden wolle. Ich bin darauf eingegangen und wir haben einen Termin nach der arbeit dazu vereinbart. Ich wollte das Gespräch dazu nutzen, ihr zu erklären, warum ich mich im Januar von meiner Frau getrennt hatte und dann nach drei Tagen wieder mit ihr zusammen war und das das eben auch genau richtig so ist und ich den Weg so weiter gehen werde.
Das Gespräch ist dann auch so verlaufen - bis auf einen Punkt, den ich sie hätte nicht fragen sollen: warum sie damals im Januar nicht gesagt hatte, so nun bist du von deiner Frau getrennt, dann lass uns mal durchstarten. Sie meinte, dass ich ihr im Januar erzählt habe, dass ich mich von meiner Frau getrennt habe und dass meine Frau denkt, dass sie ein böser Mensch ist, weil Frau sich nun mal nicht an verheiratete Männer ran mache. Sie hatte mich wohl damals gefragt, ob ich auch der Meinung sei, dass sie ein böser Mensch sei und ich hatte darauf wohl nicht geantwortet. Sie sagte dann, dass Schweigen eben auch eine Antwort sei. Ich sagte ihr dann, dass ich das nicht glaube, aber dieses Nichtantworten wohl eine gute Reaktion von mir war, um nicht mein ganzes Leben völlig über den Haufen zu schmeissen. Sie sagte, dass sie so ja nichts mehr mit mir zu tun haben könnte.
Das war nun wahrscheinlich mein nächster riesen Fehler.
Seitdem reden wir ständig wieder miteinander. Das ist sehr schön. Ich muss mir eben auch eingestehen, dass ich immer noch in sie verliebt bin. Es ist also in den ganzen fast 2 Jahren gar nichts besser geworden.
Das krasse ist, dass seit ich wieder mit meiner Kollegin rede, meine Frau es irgendwie geschafft hat mir wieder zu vertrauen. Ich habe die letzten Tage auch diesen Thread immer wieder gelesen und dabei gesehen, dass die Probleme mit meiner Frau - oder besser meine Zweifel - schon viel älter sind. Diese waren schon immer irgendwie da. Schon vor der Geburt unserer ersten Tochter und auch schon vor der Hochzeit.
Auf der anderen Seite haben wir ein schönes Leben. Meine Frau schafft wirklich so langsam den Ausstieg aus der Firma und uns erwartet für 2015 eigentlich eine entspanntere Zeit.
Ich habe habe jetzt auch gemerkt, dass unsere Beziehung eben nicht mehr gleichberechtigt ist. Früher hatten wir eben Stärken und Schwächen und haben uns darin gegenseitig ergänzt und unterstützt. Ich konnte mich im Januar u.a. nicht wirklich trennen, weil ich nicht in der Lage gewesen wäre mein Leben alleine zu führen - dazu war ich zu instabil. Das traue ich mir nun aber durchaus zu. Ich weiß, dass das nicht einfach ist. Ich will aber auch nicht für die Kinder und das Haus mit meiner Frau zusammen bleiben.
Nun bin ich wieder total verwirrt, und denke dass ich mich trennen muss und mein Leben selbst in die Hand nehmen muss. Meine Frau wünscht sich oft, dass ich genau so Verantwortung für unsere Kinder übernehme, wie sie das macht. Dabei geht es nicht um den Alltag und das Zusammenleben mit unseren Kindern. Sie meint so Dinge, wie an die U-Termine der Kinder zu denken und solche Sachen. Und ich gebe ihr recht, dass ich das eben nicht mache. Ich bin da aber auch in einer Sackgasse - vielleicht kommt das auch daher wie ich die Beziehung meiner Eltern erlebt habe. Oft sehe ich eben nur eine Trennung als einzige Chance, genau diese Verantwortung zu übernehmen.
Ich weiß auch nicht - ihr merkt, es wird so langsam immer wirrer ...
Ich warte jetzt einfach mal auf Eure Antworten - vielleicht verhelfen diese mir ja zu mehr Klarheit.
Danke.
24.10.2014 21:57 •
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