Puh, das wird ein langer Text, sorry dafür. Ich versuche, es halbwegs kurz zu halten, aber mit den nötigen Infos. Und ich weiß sehr wohl, dass das alles sehr subjektiv ist.
Basis und Werdegang
Ich bin 39, er (W.) 34. Wir haben zwei Kinder (9 und 5, bzw. ist Kind 1 nicht von ihm, aber er ist trotzdem der Papa). Unser beider Werdegang in Kürze:
Ich: Einzelkind, mit meiner alleinerziehenden Mom groß geworden, hab schon eigene Wohnungen allein bewohnt, kam super zurecht, 2013 lerne ich als besten Freund W. kennen (über gemeinsames Hobby), 2015 kam dann Kind 1 (nicht von W.), 2016 finden W. und ich unerwartet zueinander, werden ein Paar (wobei er schleichend einfach bei mir eingezogen ist - darüber wurde nie geredet, er war dann einfach irgendwann dauerhaft DA), 2017 ist er komplett auf Weltreise (Fernbeziehung mit Arrangements), ich wieder mit Kind 1 in der Zeit allein, bis W. wieder Weihnachten 12/2017 überraschend zurückkommt, ohne wirkliche Absprache zieht er bei mir ein, 2019 kommt gemeinsames Kind 2 auf die Welt. Und hier beginnt in meinen Augen das Elend (Kind 2 ist damit nicht gemeint, sondern die Umstände). Naja, eigtl. war es vorher schon oft doof.
W.: Einzelkind bei nach wie vor verheirateten Eltern, hat nie alleine gewohnt (entweder bei den Eltern oder bei seinen Freundinnen, selbst auf seiner Work-and-Travel-Weltreise hat er nie allein gewohnt), ist 2017 auf Weltreise (weil er die im Vorfeld schon einmal wegen einer Frau verschoben hatte, ich hab ihn unterstützt und gesagt „Mach!“), 2019 kommt Kind 2.
Wir haben gemeinsame Hobbys: Wir sind Rollenspieler, PC-Gamer (mit unterschiedlichen Online-Buddies) und haben uns auch über unsere Band damals kennengelernt, die wir heute immer noch haben.
Beginn allen Übels
So. Wie gesagt, ab Kind 2 ging vieles den Bach runter. In meinen Augen hat er sich deutlich zu wenig um die Kinder gekümmert, vor allem das Baby. Ich habe mich sehr alleingelassen gefühlt. 2020 musste ich wieder das Arbeiten anfangen und ich musste Schichtarbeit (18h/Woche inkl. Nachtschichten) machen, also musste er sich dann auch nachts um ein schreiendes Baby kümmern. Seine Aussagen damals sinngemäß: „Ich wollte nie in dieser Situation sein, hab ich von Anfang an gesagt, und jetzt muss ich es doch tun!“ Er war tatsächlich der Ansicht, ich könnte meinem Chef doch auf den Tisch sch.n und sagen „Mach ich nicht“, weil - ich bin Beamtin auf Lebzeit - „Was kann der dir schon tun? Was wollen sie machen, dich feuern?“ Es gab massiv viel Stress und Streitereien, sodass ich sogar beim meinem Chef heulend im Büro saß und nicht mehr wusste, was ich tun soll. Zudem gab es dann im Kollegium böse Worte über mich hinter meinem Rücken und ich habe mich ausgegrenzt gefühlt. Noch dazu kam eine Diagnose ans Tageslicht, die mich künftig mehr und mehr einschränken wird (auch beruflich).
Die Zeit plätscherte dahin und es gab immer und immer wieder Streit um dieselben Themen, allen voran das leidige Thema Kindererziehung. Ich bin von Haus aus ein sehr harmonischer und geduldiger Mensch - aber ich hab noch nie in meinem Leben so viel gestritten wie mit W. Dabei bin ich noch dazu ein emotionaler, introvertierter „Streiter“, während er einer ist, der sehr gut mit Worten umgehen kann und durch gezielte Wortwahl jemanden sehr schnell an die Wand reden kann, sodass man erstmal gar nicht mehr weiß, was man sagen soll. In meinen Augen (und wie gesagt, das ist MEINE Wahrnehmung) schafft er es oft und gut, sich als Opfer darzustellen.
Ich versuche mich jetzt mal an einem Zeitraffer:
Immer wieder dieselben Auseinandersetzungen, wobei die jedes Mal ausarten, ich wusste dann nicht mehr, was ich sagen soll, hab geheult, meine Argumente oder Gefühle wurden zerredet und ich hatte den Eindruck, er gibt mir an den meisten Dingen die Schuld. Er kroch am Zahnfleisch, weil er sich nicht aufgefangen fühlte, er konnte keine Erholung aus der Beziehung ziehen. Ich kroch am Zahnfleisch, weil ich mich gefühlt um alles allein kümmern musste, es kam seinerseits so gut wie keine Eigeninitiative und dann sollte ich ihn auch noch auffangen? Nähe war mir zuwider, ich musste mich selbst überwinden, ihm mal was Gutes zu tun. S.? Pff. Konnte (und kann noch immer!) an einer Hand abzählen, wie oft im Jahr wir intim waren.
Kurze Auszeit ohne Erholungsfaktor
2022 hatte ich genug und habe eine Trennung ausgesprochen. Hauptsächlich, weil ich mich selbst wieder finden wollte. Er ist dann äußerst widerwillig für 2-3 Monate bei einem Kumpel untergekommen. All seine Sachen waren noch da und wir hatten dann auch regen Handykontakt in der Zeit. Er war also nach wie vor sehr präsent auf allen Ebenen. Und dann kam er auch schon wieder zurück.
Wir haben es dann mit einer Paartherapie versucht und während eines schleichenden Zeitraums waren wir dann halt irgendwie wieder zusammen, haben ja auch schon wieder zusammen gewohnt. Es wurde kurzzeitig besser, aber dann kam der Trott wieder. Und die Streitereien. Zu wenig Beziehungsinput meinerseits, so wie ich die Kinder erziehe, werden sie A.kinder, das funktioniert so nicht, das klappt nicht und sowieso ist „ALLES nur noch sch.“. Ich habe es irgendwann mal gewagt, den Verdacht auf eine Depression in den Raum zu stellen, weil er immer wieder Phasen hat, wo er sagt, dass „alles sch.“ ist, er hat auf nichts mehr Bock, niemand fängt ihn auf und so weiter und so fort. Aber das wäre nicht der Fall, er wüsste, woran das liegt, nämlich an der mangelhaften Qualität unserer Beziehung.
Zu viel W.
Wieder plätschert es vor sich hin und seit 10/2023 hat er einen neuen Arbeitgeber. Das war stressig für, klar, aber jetzt hockt er fast nur noch im Homeoffice rum. Wir hocken aufeinander. Es ist mir zu viel Nähe, ich fühle mich erdrückt, weil ich dann am Abend nicht NOCH MEHR Nähe tun kann, die er so dringlich braucht. Ich gehe mittlerweile innerlich nur noch auf Abstand, bin gereizt und genervt. Ich habe schlichtweg zu viel. Er hingegen findet es toll, wenn wir beide im Homeoffice sind und wenn er tagsüber einfach so mit mit plaudern kann und wenn wir beisammen sind.
Vorschlag LAT
Gestern habe ich mir dann den Mut zusammengenommen und meine Gefühlslage darüber erörtert und den Vorschlag gebracht, dass ich eine LAT-Beziehung („living apart together“: Partnerschaft mit getrennten Wohnungen) äußerst sympathisch fände. Als ich fertig war mit Reden, sagte er: „Es geht schon wieder nur um dich! Ich will, ich will, ich will! Also willst DU, dass ICH ausziehe, damit es DIR besser geht?!“ Er ging absolut auf Gegenwehr, hat die Idee kategorisch und inbrünstig abgelehnt. „Die Vorteile, die das mit sich bringt, sind mir vollkommen egal! Ich will nicht getrennt leben! Dann bist du weg, dann sind die Kinder weg und unsere Beziehung, die so schon keine mehr ist, ist dann auch endgültig weg!“ Mein Vorschlag, ob er sich das Thema LAT, das er so noch nicht kannte, vielleicht nicht mal in Ruhe anschauen will, weil es wirklich Vorteile bringt, die ich gut für unsere Beziehung fände, wurde mit einem unumstößlichen NEIN wegbombardiert, weil es gegen seinen Grundsatz geht. Er. Will. Das. Nicht. Er will nicht getrennt leben. Basta.
Er meinte dann, ich solle es doch einfach sagen, wenn er mal mit den Kindern weggehen soll. (Hab ich schon oft angedeutet). Naja. Und heute fühle ich mich keinen Deut besser.
Ich weiß nicht mehr, wie ich mich fühlen soll, was ich noch investieren soll. Fakt ist: Ich liebe ihn nicht mehr, schon lange nicht mehr. Ich bin emotional völlig ausgebrannt. Sicher haben wir auch oft genug Spaß im Alltag, aber ich empfinde ihn halt auch nur noch als guten WG-Freund, schon lange nicht mehr als emotional verbundenen Partner.
Ich würde mich über eure Erfahrungen freuen. Entschuldigt den ewig langen Text (ich hab versucht, mich kurz zu halten). Aber es tut gut, es sich mal von der Seele zu schreiben.
16.04.2024 10:10 •
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