Hallo zusammen, ich lese dieses Forum noch nicht lange, erst in letzter Zeit. Das wird wohl mit meiner Geschichte zusammenhängen, die sich wohl gleich zu einem kleinen Roman aufbäumen wird.
Die kurze Version ist, dass es zur Zeit zwei Frauen in meinem Kopf gibt, meine Partnerin und dann ist da noch die Andere. Als erstes sollte ich wohl erwähnen, dass ich die andere nie angerührt habe, nur für die, die vielleicht denken, ich suche eine Möglichkeit, eine Affäre für eine Beziehung einzutauschen.
Zunächst ein bisschen was zu meiner Beziehung: Ich bin Ende Zwanzig, und seit Anfang Zwanzig in einer Beziehung, ist also schon etwas länger und wir wohnen zusammen. Klar hat man hin und wieder Streit oder ist sich uneinig, das ist vollkommen normal, aber nach etwa 5-6 Jahren wurde es langsam unerträglich. Es fiel von Seiten meiner Freundin - nennen wir sie einfach mal Eva - zum ersten Mal die Drohung, dass eine Trennung in Sicht wäre, wenn sich bestimmte Dinge nicht ändern würden. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass man zunächst tief getroffen, verängstigt und auch etwas schockiert ist, wenn einem das gesagt wird. Aber das war leider kein Einzelfall, es wurde sogar eher zur Gewohnheit, wann immer die Beziehung ihre Schwachstellen offen legte. Lange Rede, kurzer Sinn, irgendwann hat mich diese Drohung nicht mehr verängstigt, sondern eher so kalt gelassen, dass ich mir bei der Aussage nur noch gedacht habe: Dann tu's doch endlich du dummes Miststück! Eines Tages standen Sinn und Unsinn einer Trennung dann auch wirklich zur Debatte und wir waren uns einig, dass eine Trennung für uns wohl sinnvoll wäre. Für mich hieß das so viel wie, dass wir uns getrennt haben, für Eva wohl nicht. Ausgezogen bin ich noch nicht, hatte aber schon angefangen mich umzusehen.
Es war dann kurz danach, ungefär in diesem Sommer, als ich mehr durch Zufall die Andere kennengelernt habe - nennen wir sie Jana. Dazu muss gesagt werden, dass ich weitgehend ein misantroper Mensch bin, ich kann mit den meisten Leuten, die mir begegnen, nicht viel anfangen, die meisten Menschen empfinde ich als langweilig, ich treffe nicht oft neue Leute, mit denen ich mich länger als 10 Minuten unterhalten kann, ohne das Interesse zu verlieren. Was aber oft vorkommt, ist dass ich als gemein bezeichnet werde. Tja das ging so los, dass Jana und ich anfangs nicht besonders nett und respektvoll zueinander waren, was sie aber nicht abgeschreckt hat, eher im Gegenteil. Wir haben schnell festgestellt, dass wir uns problemlos 10-15 Stunden pro Tag unterhalten können, ohne dass es uns langweilig wird - und zwar jeden Tag. Ich muss wohl nicht genau erklären, wie sich das für jemanden anfühlt, der sonst nicht viel mit den meisten Menschen anfangen kann. Das ganze ging erst mal nicht sehr lange, nur wenige Wochen, aber es war so ziemlich das intensivste, das ich bisher erlebt habe (und das wirklich ohne körperliche Zärtlichkeiten). Es war nicht geplant, dass wir uns verlieben, und wir haben ohnehin kaum über unser Privatleben gesprochen, kurzum wussten wir kaum was vom anderen, ausser dass es uns auf eine ziemlich merkwürdige und intensive Art zueinander hinzieht und dass wir uns sehr ähnlich sind. Ungefär zur gleichen Zeit, als wir gemerkt haben, dass uns die Verliebtheit ins Gesicht explodiert ist, habe ich mich entschlossen, Eva den Gefallen zu tun, noch am nächsten Tag auszuziehen, zu einem Freund, wenn es sein muss.
Es war am gleichen Abend, als Eva auf einen wohl nicht unbegründeten Verdacht hin, mein Handy durchsuchte und natürlich fündig wurde. Ich bekam davon erst einmal nichts mit, aber sie nutzte die Gelegenheit, um Jana eine ausführliche, nicht sehr nette Nachricht zu schicken, in der die Aufklärung darüber folgte, dass ich NOCH NICHT solo bin. Jana war an diesem Abend natürlich nicht mehr ansprechbar. Eva dachte irrtümlich, ich würde mich einfach nur s.uell etwas austoben und ging davon aus, sie würde mir höchstens eine kleine Affäre versauen. Der Hammer für mich kam erst, als ich sie darüber aufklärte, dass es nichts dergleichen sei, dass ich Jana sehr gern habe und dass ich rausfinden möchte, wo das hinführt.
Nach einer schlaflosen Nacht für uns beide, in der ich natürlich dachte, dass die schei. durch den Ventilator geflogen ist war ich wirklich baff. Plötzlich wollte sich Eva nicht mehr von mir trennen, sie hat zwar nicht direkt gebettelt, aber eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie sich nicht trennen möchte. Die Aussagen waren, dass sie mich eigentlich noch liebt und findet, dass ich einen Fehler mache, wenn ich unserer Beziehung keine Chance mehr gebe, für eine Frau, die ich erst seit einigen Wochen kenne. Ich muss ihr in diesem Fall zugute halten, dass sie am Anfang wirklich große Opfer gebracht hat, um mit mir zusammen sein zu können, und hätte die Beziehung nicht schon so lange gedauert, hätte mich so ein Versuch kalt gelassen, aber stattdessen, hat mich das vollkommen durcheinander gebracht.
Natürlich war Jana erst einmal ziemlich betroffen, aber nicht sehr lange, da ausser Reden, wie schon gesagt, nichts passiert ist. Ich war mir nun unsicher, ob ich mich trennen sollte oder nicht, aber mein schlechtes Gewissen Eva gegenüber hat mich dazu bewegt, Jana zu sagen, dass es wohl besser wäre, wenn wir uns für's erste keinen Kontakt mehr haben, weil alles andere unfair wäre. Sie hatte zuerst viel Verständnis und ich hatte danach ein unglaubliches Gefühl der Einsamkeit, obwohl Eva sich alle Mühe mit mir gab. Es dauerte nur einige Tage, bis Jana es nicht mehr aushielt, sich wieder bei mir zu melden und mich wissen zu lassen, dass sie ebenso leidet. Ich war wieder davon überzeugt, dass ich mich sofort trennen muss, um endlich zu ihr zu können, doch Eva setzte erneut auf den Bonus der langen Beziehung und ich brachte es nicht über's Herz, Jana noch einmal abzuservieren, also tat ich wohl das dümmste und feigste, was man in so einem Fall tun konnte: Ich habe Jana einfach ignoriert, in dem Glauben, so würde es alles am schnellsten und einfachsten für beide gehen. Es sah für kurze Zeit so aus, als ob sich die Beziehung zwischen mir und Eva wieder einrenken würde.
Ungefär vier Monate später, also vor kurzem, habe ich - obwohl ich es auch vorher schon langsam gemerkt habe - festgestellt, dass nichts besser wurde, im Gegenteil, meine Sehnsucht nach Jana wurde nur noch unerträglicher, der Drang in ihrer Nähe zu sein noch größer, bis ich es irgendwann einfach nicht mehr ausgehalten und mich bei ihr gemeldet habe. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass verletzt eine billige Untertreibung für ihren Zustand war. Sie hat in der Zeit versucht mich hassen zu lernen, was ihr auch ungefär einen Tag lang gelungen ist, als ich mich gemeldet habe. Wir haben über die Situation geredet und sie legte mir nahe, Eva nicht zu verheimlichen, dass wir wieder gesprochen haben. Wir machten auch aus, dass wir wirklich keinen Kontakt mehr haben sollten, sie sagte mir, ich solle meiner Beziehung mit Eva noch eine Chance geben, obwohl Jana und ich uns garnicht so sicher waren, ob das zwischen uns Liebe ist oder mehr sowas wie eine seeeeeeeeeeehr tiefe Freundschaft (an dieser Frage hat sich bis heute auch nicht viel geändert).
Ich erzählte Eva, dass ich wieder Kontakt zu Jana hatte. Obwohl ich ihr sagte, dass ich unserer Beziehung noch eine Chance gebe und so mit Jana verblieben bin, dass wir keinen Kontakt mehr zueinander haben, war Eva tief verletzt. Jana und ich, wir hielten es erneut nur wenige Tage ohne einander aus. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen ihr zu sagen, dass wir das nicht mehr so weiter machen können, aber ehe wir uns versahen, hatten wir wieder den ganzen Tag lang zusammen verbracht bis wir uns plötzlich gefragt haben: Was
Sie sagte dann etwas zu mir, was mich noch immer sehr mitnimmt: Sie sagte, wir sollten uns gegenseitig vollkommen von einander isolieren, jede Kontaktmöglichkeit beseitigen, alle aufgeschriebenen Notizen in den Müll werfen, möglichst vergessen, wo der andere wohnt, tabula-rasa eben. Sie tat es mit der vollkommen korrekten und pragmatischen Begründung, dass ich meiner Beziehung garkeine Chance geben kann, solange sie in meinem Kopf ist. Ich habe das eingesehen, aber ich wollte mir garnicht vorstellen, wie es sich für sie angefühlt hat, das zu sagen. Sie sagte zum Schluss noch, sie würde immer für mich da sein, wenn ich sie brauche, wobei ich in der Situation nicht ganz verstehe, wie sie das gemeint haben könnte.
Das war vor etwa zwei Wochen und ich fühle mich, als würde ich langsam sterben. In Ordnung, ich habe jetzt meine Beziehung, ich versuche ihr eine Chance zu geben, und Eva gibt sich auch wirklich Mühe. Aber jetzt, wo Jana wirklich weg ist, trifft mich ein Gedanke immer häufiger, wie ein Schlag ins Gesicht: Jana wurde mir durch diese Beziehung weggenommen. Natürlich ist das kein fairer Gedanke, schließlich ist es offensichtlich, dass ich zum Einen selbst die Entscheidung getroffen habe und zum Anderen, dass der Gedanke unfair gegenüber Eva ist. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich mich immer stärker dagegen wehren muss, Eva zu hassen, etwas wofür ich mir große vorwürfe mache, was soll denn das für eine Beziehung sein? Ich habe auch immer wieder das Gefühl, dass Jana mir viel mehr bedeutet, nicht zuletzt, weil sie es immerhin auch über sich gebracht hat, mich loszulassen, während Eva mit aller Kraft festgehalten hat.
Der eigentliche Grund, warum ich mich entschlossen habe, hier zu posten, ist dass Eva mir erst vor einigen Tagen offenbart hat, dass sie sich wohl auch in einen anderen Mann verliebt hat und zwar kurz bevor ich Jana kennenlernte. Ich spreche es ihr gegenüber zwar nicht an und habe es auch nicht vor, aber ich nehme es ihr sehr übel, dass sie mich 4 Monate in dem Glauben gelassen hat, es wäre nur mir passiert. Ich überlege mir nun ernsthaft, endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Die Fragen, die jetzt aber in meinem Kopf kreisen sind:
- Wird sie mich dann hassen?
- Was könnte danach passieren?
- Wird Jana noch zu ihrem Wort stehen? - Schließlich erträgt sie auch nicht unendlich viel hin und her.
Und warum verstehe ich einfach nicht, was ich machen soll, schei. ich verstehe nicht einmal richtig, wie ich mich fühle...
Bin ich ein feiges Weichei oder eher ein mieses Ar. oder so egoistisch, dass ich versuche alles zu haben?
Wenn jemand von euch durch diese zugegeben wirre Situation durchblickt, haltet euch nicht mit negativer Kritik an mir zurück, ich habe eine dicke Haut, ich kann es ertragen.
29.11.2012 20:59 •
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