Hallo Sam,
ich habe jetzt alle Deine Mails hier und alle Antworten gelesen.
Zuerst muß ich Dir sagen, daß ich in einer ähnlichen Situation wie Du stecke, nur bin ich W + ergo 2 Männer. Und auch, daß ich in diese Situation nie reinwollte. Die Ausgangslage war so, daß A, mit dem ich eine langjährige Fernbez. hatte/habe, mich letzten Sommer betrog, ich es entdeckte, dann war Chaos, dann Auszeit, er wußte nicht mehr, was, wen er wollte.
In dieser Auszeit lernte ich dann B kennen. Und dann wollte A wieder retour, und es begann das, was Du gerade erlebst.
Ich selbst kann nicht so sehr sagen, daß es mit Feigheit oder Unentschiedenheit zu tun hat, den einen nicht zu verlassen und dem anderen nachzuhängen. Für mich stellt es sich eher so dar, daß ich beide Menschen liebe (gehe jetzt auch in Therapie, der letzte Rat war: mal 2 Wochen innerlich annehmen, DASS FRAU 2 LIEBT.
Die beiden sind absolut konträr, meine Gefühle zu ihnen sind wohl unterschiedlich, aber sehr innig liebend. Ich habe mich von A, dem langjährigen, seither schon 4x getrennt, er weiß von B. Nach jeder Trennung geht es mir elendsschlecht. Nach der letzten vor 3 Wochen ist es ihm auch elendsschlecht gegangen, weil er mich liebt. Die Lage ist hier wohl anders: Im Gegensatz zu Deiner Freundin hat er sich bislang nie so klar für mich entschieden und viel Chaos in die Bez. gebracht, so daß ich wirklich auch Vertrauensprobleme habe. Aber jetzt ist es langsam er, der, wenn überhaupt noch, die Bez. zusammenhalten will, Vorschläge macht zur Verbesserung, Zukunft zeichnet. Ich kann Dir nur sagen, es ist für mich furchtbar, sein Herz wegzuballern. Wir hatten und haben Probleme, aber auch sehr viel Verbindendes und Schönes, das zu verlieren bzw. wegzuwerfen mir sehr ungerecht erscheint und ich wirklich ein Problem habe, ihm weh zu tun.
Nun zu B: den liebe ich innigst, es ist Seelenverwandtschaft. Auch von ihm habe ich mich im märz getrennt, weil mir das alles schon zuviel war. dann hab ich ihn furchtbar vermißt. er kam wieder retour vor ein paar Wochen, ich war happy, und jetzt ist das Chaos von vorne losgegangen, weil ich nun wieder zwischen den beiden stehe und hin - und herrenne innerlich und keinem weh tun will und doch alles furchtbar ist und der schmerz auf allen seiten nur verlängert wird.
Was ich dir sagen will: ich kann mir an sich ein Leben mit beiden vorstellen (aber nicht Dreieck...).
Für mich ist das wie eine furchtbare Wegkreuzung, mein Leben wird in beiden Richtungen sehr anders verlaufen. Ich verstehe daher Deine Angst sehr gut, auch das sehnsüchtige Hoffen auf Rat, weil man in so einer Situation den Horizont verliert, sich dran klammert, in die Zukunft schauen zu können, was aber unmöglich ist.
Ich finde die radikalen Ratschläge hier im Forum zwar richtig und rational vernünftig, aber ich verstehe viel besser Deinen inneren Kampf, den ich auch fühle, und der FURCHTBAR ist.
Ich selbst habe noch keine Lösung. Wie Du siehst, habe ich schon einiges versucht an Trennungen in beide Richtungen.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß ich oder Du uns beides oder die sichere Lösung offenhalten wollen. Ich war jetzt die letzten beiden Tage absolut alleine und kann Dir nur sagen: DAS IST SEHR ERHOLSAM. Ich merke, daß, wenn ich alleine bin, es mir besser geht, ich sicherer werde, klarer sehe, ein bißchen wenigstens, besser einschätzen kann. Vielleicht ist das die Lösung. Ich denke, der/die, der/die uns liebt, wird so eine Pause wohl ertragen können, wenn das der einzige Weg ist. Allerdings habe ich auch Angst davor, das zu formulieren, weil ich die Schäden kenne, die sowas produzieren kann (siehe As Auszeit letzten Sommer...., das hat mich nur weggetrieben von ihm.... aber vielleicht sollte ich genau DAS sehen...)
Ich jedenfalls verdanke in meinem Leben A sehr Vieles, sehr viele schöne Zeiten und Begleitung. Insofern fühle ich mich fast undankbar, von ihm zu gehen, ihn jetzt zu verstoßen.
Und ich habe tatsächlich Angst, B zu verlieren, weil ich so eine Seelenverwandtschaft noch nie gefühlt habe (ich bin 41...) und man sowas nicht so oft im Leben findet.
Aber ich habe auch Angst, einer Liebelei oder Verliebtheit aufzulaufen.
Letztlich weiß ich nicht, ob eine langjährige Bez. solchen Ereignissen nicht zwangsläufig ausgesetzt ist. Ob eine langjährige Bez. nur dann hält und wächst und eben lang wird (und sowas wünsche ich mir wirklich, einen Menschen, mit dem ich alt werde), wenn man auch mal auf etwas verzichtet.
Ich weiß nicht, ob ich Dir jetzt nicht noch mehr Fragen und Zweifel schicke, als Du ohnehin schon hast. Zumindestens aber sieh, daß Du nicht ganz alleine bist in Deiner Verzweiflung.
Mir hilft manchmal, tief durchzuatmen und zu denken: halt Mädel, vor 2 Jahren hast Du auch gelebt und da war das alles nicht, also kann es auch wieder vergehen. Sicher liegt ein Teil der Erlösung in unserer Hand. Und wir haben sehr große Verantwortung, Du für 2 Frauen, obendrein Schwestern, ich für 2 Männer.
Ich denke, es gilt, das Leid und den Schmerz möglichst zu verkürzen.
Viel Glück
wolkenkratzer
31.05.2003 11:47 •
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