Liebe Foristen,
ich bin zurzeit äußerst unglücklich nach der Trennung von meiner Affäre, habe versucht in jeder nur erdenklichen Art und Weise mit dem Verlust umzugehen, komme jedoch auf keinen grünen Zweig. Es wäre nett, wenn ihr mir etwas Beistand und Rat geben könntet.
Namen, Alter und Lokalitäten möchte ich nicht nennen, sondern halte es eher generell.
Es fing damit an, dass ich mich nach zwei Monaten Betriebzugehörigkeit in eine ältere, verheiratete Kollegin verliebt habe.
Nun aber zu den Vorfällen:
Nachdem sie mir anfänglich überhaupt nicht sympathisch erschien, waren es jedoch die vielen kleinen Gespräch, die zu mehr führen sollten. Ich umwarb sie und machte ihr den Hof, etwas, dass sie sichtlich genoss. Nach und nach ging sie von der passiven zur aktiven Seite über, veränderte signifkant ihr Äußeres, kokettierte und provozierte mich, sodass ich mit noch größerem Interesse und noch größerer Lust hinter ihr herjagte. Bis zu diesem Zeitpunkt war alles nur eine Art Spiel, aber dies sollte sich mit einem Tag schlagartig ändern, denn eine Provokation ihrerseits endete in einer Umarmung und einem leidenschaftlichen Kuss. Bereits zu diesem Zeitpunkt war meinem Kopf klar, dass ich etwas tat, was nicht richtig war. Immerhin war sie doch verheiratet und hatte ein Kind. Meine Gefühle und mein Verlangen nach ihr waren jedoch derart groß, dass ich die Vernunft ignorierte und mich einfach hingab. In einem Brief erklärte sie mir bald, dass sie innerlich (ebenso) aufgewühlt und zerissen sei. Einerseits hatte ich ihr das gegeben, was sie so lange in ihrer Partnerschaft vermisst hatte, andererseits stünde es außer Frage, etwas über die Jahre Gewachsenes auf die Probe zu stellen. Das Problem lag ab dem Zeitpunkt darin, dass sie weder mich noch ihre Partnerschaft aufgeben wollte. In einem persönlichen Gespräch legte sie mir offen, dass wir wieder zu einer rein professionellen, kollegialen Ebene zurückfinden müssten.
Mein Kummer war groß, hatte ich doch Gefühle für diese Frau entwickelt. Wir kehrten daraufhin zur Normalität zurück, sahen uns täglich und schon bald erreichten mich wieder ihre ersten Nachrichten. Sie vermisste mich, legte schriftlich aus unser beider Perspektive nochmals dar, warum diese 'Beziehung' nie Bestand haben könnte, zog sprichtwörtlich einen zweiten Schlußstrich, bat mich aber darum, weiterhin mit ihr in Kontakt zu stehen. Ich war innerlich sehr zerissen, da ich den Mittelweg aus 'vermissen' und 'zurückweisen' nicht verstand und mich mein Inneres zudem sehr stark leiden ließ. Wir schleppten uns beide durch den Arbeitsalltag, vermieden tunlichst den Kontakt, hatten uns jedoch ständig gegenseitig im Auge. Jeder hielt Ausschau nach dem anderen, wollte sich dies jedoch nicht anmerken lassen. Ergo kamen wir wieder ins Gespräch und gestanden uns ein, dass es ohne den anderen nicht weitergehen könne. Ein paar Tage später wurden wir das erste Mal intim und schliefen miteinander. Es war für beide derart befreiend und zudem so gut, dass es das Gespräch für die kommenden Tage beherrschte. Da S. ja gewissermaßen Spannungen löst, gingen wir die folgende Zeit sehr locker und entspannt an, küssten uns heimlich im Betrieb, umarten uns zu jeder sich bietenden Möglichkeit und standen in permanenten Schriftwechsel, in dessen Verlauf wir unsere Gefühle und die Verliebtheit zum Ausdruck brachten. Die Schattenseiten holten uns jedoch wieder ein. Ihr Eheleben litt unter dieser neuen Situation, jedoch war sie nun nicht mehr bereit, die Affäre aufzugeben und wirkte derart intensiv auf ihren Mann ein, dass er sie offiziell zweigleisig fahren ließ. Ich kann mir gut vorstellen, dass hierbei sehr viel Porzellan zerbrochen wurde.
Man stellte eine Art Regelwerk auf, dass uns etwas gemeinsame Zeit unterhalb der Woche einräumte und zu allen anderen Zeiten die Kommunikation einschränkte. Wir nutzten diese Zeit intensiv, verbrachten schöne Stunden miteinander, unternahmen sehr viel gemeinsam, freuten uns auf das nächste Treffen und hatten immer eine Überraschung für den anderen parat. Natürlich begingen wir, da wir uns vermissten, hier und da Regelverstöße, telefonierten heimlich miteinander oder trafen uns für einen kleinen Kuss und eine Umarmung außerhalb der erlaubten Zeiten. Zu jeder Zeit hatte sie eine kleine Aufmerksamkeit dabei. Ich hatte noch nie zuvor von einer Frau derartig aufwändig gestaltete, selbstgemachte Geschenke bekommen. Das hat mich tief beeindruckt. Ich musste also etwas Besonderes für sie sein. Mit jedem Mitbringsel traf sie mich mitten ins Herz! Auch ich suchte ihr die schönsten Sachen aus und war fleißig am Basteln; etwas, das ich sonst überhaupt nicht von mir kenne. In den darauffolgenden Wochen bekam ich den Bescheid, dass ich den Betrieb wechseln müsste und sofort kamen Panik und Unruhe in mir auf. Ich vertraute mich ihr an, erzählte ihr von meinen Sorgen und sie versicherte mir, dass ich auch zukünftig zu mir stehen würde. Das beruhigte mich immens, doch alsbald drehten sich meine Gedanken darum, wer mir denn nachfolgen würde. Ein Mann, der sie vielleicht ebenso attraktiv finden würde und mich ersetzen könnte? Ich verdrängte diese Gedanken jedoch und investierte fleißig in unser Zusammensein.
Wir verbrachten unsere Zeit zusammen, genossen sie und verlegten viele unserer Aktivitäten. Ab einem gewissen Zeitpunkt kam das 'was-wäre-wenn'-Thema 'Kinder' auf. Was würde passieren, wenn sie noch einmal schwanger werden würde? Dieses Thema und der Übergang zu einer Zweierbeziehung hatte unser Zusammensein bis zu dem Tag, an dem es ein jähes Ende fand, regiert. Beide Seiten hegten auf einmal jenen besagten Kinderwunsch, waren sich aber auch bewußt, dass es nicht sein durfte. Schon wieder und schon wie anfangs, standen wir an dem Punkt, dass etwas nicht sein dufte, aber beide es haben wollten. Das Ausscheiden aus dem Betrieb stand an und es folgte mir, wie ich es befürchtet hatte, ein Mann nach, der sich von Anfang an, wie sie mir das mitteilte, sehr für sie interessierte. Sie maß der Geschichte jedoch keine weitere Bedeutung zu, aber ich kannte sie bis dato schon gut genug, dass sie einem Flirt nicht abgeneigt war.
Ich war voller Eifersucht und hielt längere Zeit hinter dem Berg damit. Unsere Treffen fanden nach wie vor statt, aber der Ton und auch der Umgang änderten sich mit der Zeit. Ich begehrte sie intensiver und auch sie wollte auch immer intensiver von mir begehrt werden. Es drehte sich mit der Zeit nur noch um das S.. Die aufkommenden Gespräche hatten fast ausschließlich die Themen 'Kinder' und 'Zweierbeziehung' zum Gegenstand. Die schriftliche Kommunikation fiel kürzer und nüchterner aus, jedoch war sie stets online und am Schreiben. Unsere Telefonate standen unter Spannung. Ich äußerte meine Eifersucht ihr gegenüber, sagte, dass es nicht auf Kontrollzwang gründete, sondern einfach nur deshalb in mir brannte, weil ich sie liebte. Sie fühlte sich einerseits geschmeichelt, jedoch auch ungerecht von mir behandelt, überrumpelt und war traurig. Wir hatten ein Treffen, bei dem ich ihr einfach nur wortlos gegenüber sitzen konnte, da ich verunsichert war und sie nicht verletzen wollte. Vorher hätte sie es keine Minute ohne eine Liebesbezeugung ausgehalten, aber sie saß nur passiv, wenn auch leicht beunruhigt da. Wir weinten beide nach kurzer Zeit, gestanden uns ein, dass wir einander liebten und wussten, dass wir es keinen Tag mehr ohne den anderen aushalten würden. Sie gestand mir, dass sie mit dem neuen Kollegen bereits oberflächlich geflirtet hatte und versprach mir, dies einzustellen und sich wieder voll und ganz auf 'uns' zu konzentrieren. Für ein paar Tage lief es wieder gut, aber wiederum blieb die Beziehungsarbeit auf der Strecke und wir genossen das Körperliche. Gelegenheiten zum Reden wurden ausgeschlagen. Ich konfrontierte sie damit, dass sie keine Zeit mehr in unsere Beziehung investieren und alles Wichtige auf die lange Bank schieben würde, was sie mit Eingeschnapptheit und entgegengerichteten Vorwürfen quittierte.
Der Ton war -wie gehabt- sehr gesittet und der Umgang miteinander mehr als freundlich. Zu einem handfesten Streit kam es zwischen uns beiden nie. Mir wurde alsbald zugetragen, dass der Umgang mit dem neuen Kollegen sich nicht abschwächte, sondern sich eher noch intensivierte. Eines Tages, innerhalb einer Stunde während einer Konversation zum Thema 'Heart Work', kippte unsere Beziehung vollends und sie bat mich zur Aussprache. Sie beendete unter Tränen und unter der Bezeugung ihrer großen Liebe für mich die Affäre. Ich konnte es nicht fassen! Ein paar Tage zuvor hatte sie mir noch offenbart, dass ihr das Zusammensein mit mir so viel bedeutete, dass sie weitere Änderung in Kauf nehmen wollte. Ebenso verstand ich nicht, dass sie mich im Augenblick der Trennung und des 'Scheidens' küsste und meine Hand dabei hielt. Sie wollte mich nie mehr wieder sehen, ließ mich aber 'in Liebe' und 'aus Liebe' gehen. Ich war fertig mit den Nerven, wies sie harsch zurück und fuhr. Das tut mir im Nachhinein sehr leid und ich habe es ihr auch schriftlich in einem langen Brief erklärt, aber wie hätte ich anders reagieren sollen? Hätte ich der Frau, die ich (noch immer) rasend liebe und die mir gerade das 'Aus' erklärt hatte, die mich zudem küsste und mich hielt, dabei aber selber Tränen vergoss, tröstend und mit aufmunternden Worten zur Seite stehen sollen? Die Frage nach dem 'Warum' hatte zur Antwort, dass ihr innerer Friede nicht mehr da wäre. Es ginge nicht um einen anderen Mann. Auf meinen Brief kam die knappe Antwort, dass sie mir mit etwas zeitlichem Abstand eine Erklärung schicken würde. Darauf warte ich noch immer und ich schäme mich vor mir selbst, dass ich weiterhin voller Unruhe warte, schließlich habe ich sie kürzlich auf meinem Weg nach Hause mit dem neuen Kollegen in regelrechter Eintracht gesehen. Sie dürfte sogar extra auf ihn gewartet habe, so wie es mir scheint. Mittlerweile bin ich ihr anscheinend nichts mehr wert. Ich belästige sie weder telefonsich noch schreibe ich ihr, aber sie blockiert -so wie das die heutige Form der Kommunikation so anbietet- mich. Das macht mich sehr traurig. Wie konnte aus Liebe nur diese Gleichgültigkeit erwachsen? Ich bin niedergeschlagen, da meine Gefühle für sie immer echt waren und es stimmt mich noch trauriger, dass ich sie einfach nicht loslassen kann. Die Frage nach dem 'Warum' quält mich zudem.
Kann mir bitte jemand von euch den Kopf waschen und mich sauberfahren? Ich komme alleine mit der Situation nicht klar.
Grüße,
Euer John_Keats
10.03.2013 11:07 •
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