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Ich leide körperlich und seelisch unter der Trennung

S
Ich weiß nicht genau, was ich mir hier erhoffe. Vielleicht tut es mir gut, mal alles von der Seele zu schreiben, zu sehen, dass ich mit meinem Schmerz nicht allein bin.

Meine Trennung ist ganz frisch. Es tut unendlich weh und ich leide körperlich und seelisch darunter. Die Symptome sind Bluthochdruck, Herzrasen, Einschlafschwierigkeiten, Antriebslositgkeit, Appetitlosigkeit, extreme Erschöpfung.
Ich würde gern alles - vom Anfang bis zum Ende - so kurz wie möglich hier aufschreiben, aber ich fürchte, es wird trotzdem lang werden. Danke an alle, die es trotzdem lesen und vielleicht antworten!

Vor ca, 1 1/4 Jahren verlor ich meinen Lebensgefährten durch Krebs, nachdem ich ihn 7 Monate lang bis zu seinem Tod zu Hause gepflegt hatte. Danach fiel ich in ein tiefes Loch. Ein Nachbar half mir in dieser Zeit mit handwerklichen Dingen im Haus, die ich allein nicht konnte. Ich konnte mit ihm auch reden, wenn es mir schlecht ging. Er war der Einzige, der zuhörte und nicht nur sagte wird schon wieder. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft. Er war für mich so etwas wie eine beste Freundin, die ich nicht habe. Wir konnten über alles miteinander reden. Er erzählte mir auch Dinge aus seinem Leben und ich versuchte umgekehrt ihm bei seinen Problemen zu helfen. Irgendwann dann, nahm er mich einmal in den Arm und sagte mir, er würde mich sehr mögen und glaube, dass wir zwei gut zusammenpassen würden. Er küsste mich und es tat mir gut, mal wieder von jemand in den Arm genommen zu werden. Ich sagte ihm aber auch, das ginge nicht so, denn er ist verheiratet und ich wolle seiner Frau nicht weh tun. Ich wehrte mich lange, sagte ihm immer wieder, er solle mit seiner Frau über ihre Probleme sprechen, nur so könnten sie gelöst werden. Klar, dass nach vielen Ehejahren nicht mehr alles so läuft wie am Anfang, aber ich würde mich nicht in eine langjährige Ehe drängen.

Trotzdem kam ich nicht gegen meine aufkeimenden Gefühle an. Er kam immer öfter zu mir, um mich zu sehen. Wir redeten viel und er sagte irgendwann, ich sei die ideale Frau für ihn, er wünsche sich so sehr noch ein paar schöne Jahre im Leben, nur wäre da halt die Familie. Ich habe mehrmals versucht, den Kontakt abzubrechen, habe es aber nicht geschafft und die Gefühle für einander wuchsen und wuchsen. Ich wollte das nicht, kam aber nicht dagegen an. Dann musste ich für ein Vierteljahr aus beruflichen Gründen in eine andere Stadt und hoffte, dass sich in dieser Zeit alles regeln würde, dass die Gefühle verblassen würden durch die Entfernung. Es wurde aber eher mehr. Er rief jeden Tag zwei, drei Mal an, wir schrieben uns viel. Der Wunsch, sich wiederzusehen wurde immer größer. Seine Frau bekam das in dieser Zeit natürlich mit, weil er zu Hause nervös und unruhig war und nur auf Gelegenheit wartete, mit mir zu telefonieren oder zu schreiben.

Nachdem ich wieder daheim war, kam er zu mir und wir hielten uns in den Armen wie Ertrinkende. Kurze Zeit später zog seine Frau zu Hause aus. Er kam zu mir, um mir das zu sagen und das war der Tag, ab dem ich mich nicht mehr dagegen wehrte und wir auch x. hatten. Er verbrachte nun auch die Nächte bei mir und es war wie ein Traum. Kurz nach ihrem Auszug kam ein Brief ihres Anwalts. Er ging ebenfalls zu einem Anwalt und bekam den Rat, erstmal alles Finanzielle zu regeln, denn er hatte nichtmal Zugriff aufs gemeinsame Konto. Nach 2 Wochen traf er sich mit ihr, um Dinge zu regeln und heraus kam dabei, dass sie zurück kommen wollte und sie es noch einmal miteinander versuchen wollten - um der Familie willen (die Kinder sind erwachsen, verheiratet, haben ebenfalls Kinder). Ich habe das akzeptiert, schließlich kann man so viele Ehejahre nicht einfach vom Tisch wischen. Ich sagte ihm, dass es mit uns dann vorbei sein müsse, sonst würde das nicht klappen. Außerdem wollte ich keinesfalls die heimliche Geliebte sein.

Totzdem schrieb er mir weiterhin und kam auch öfter vorbei. Mein Fehler: Ich schaffte es nicht, ihm die Tür zu weisen. Sobald ich ihn sah, waren alle Vorsätze weg. Das ging 2 Wochen so, dann sagte seine Frau zu ihm: Ich weiß, dass du sie liebst, dann geh zu ihr! Und er nahm seine Sachen und ging. Wir lebten 3 1/2 Monate zusammen und es war wunderschön. Wir ergänzten uns, es gab keinen Streit, alles war gut. Seine Frau schien sich mit dem Alleinsein zu arrangieren, besuchte für ein paar Wochen ihre Tochter. Und dann kam der Tag, als die Tochter anrief und fragte, ob er ihre Mutter abholen könnte, da sie sie wegen der Kinder nicht heimfahren konnte. Er hatte das vorher auch angeboten, da sie selbst nicht Auto fahren kann. Also fuhr er dorthin, um sie abzuholen. Dort haben ihn seine Kinder (Tochter und Sohn) dann bearbeitet. Wie er so was nur hätte machen können. Er sei Schuld, dass sie nun kein Elternhaus mehr hätten. Wenn er nicht zurückkäme, hätte er keine Familie mehr und würde seine Enkel nie mehr sehen. usw. Zumindest hat er mir das so erzählt, als er zurück kam und mir sagte, er habe sich entschieden, zurück zu gehen und noch einmal zu versuchen, ob sie zusammen leben könnten - nur wegen der Familie, die ihm sehr wichtig sei. Er liebe mich nach wie vor, aber er könne es nicht ertragen, seine Enkel nicht aufwachsen zu sehen. Ob es klappen würde, wisse er nicht. Auch für sie sei es nur ein Versuch ohne Garantie, dass er bleiben kann. Ihre Bedingung sei, dass er den Kontakt zu mir abbricht. Klar!
Für mich brach eine Welt zusammen, denn in den 3 1/2 Monaten des Zusammenseins war meine Liebe zu ihm noch weiter gewachsen.

Er ging also zurück, schläft dort, wie er sagte, im Gästezimmer und hat keinen Hausschlüssel bekommen . Das heißt, er ist ganz von ihrer Gnade abhängig, nimmt das auch so hin. In der Zeit danach kam er fast täglich, um immer wieder Sachen von sich zu holen. Ich glaube, er hat das in kleine Häppchen verteilt, um die Möglichkeit zu haben, mich zu sehen. Das ging über 3 Wochen so. Eines Abends in dieser Zeit stand er vor meiner Tür mit den Worten: Ich halte es da nicht aus. Trotzdem ging er zurück. Es war ein Auf und Ab der Gefühle in diesen 3 Wochen. Immer wieder keimte Hoffnung auf, dass er zurück käme oder sie ihn wieder vor die Tür setzte, denn er schrieb mir nach wie vor und war fast täglich mindestens einmal bei mir, immer unter einem Vorwand, etwas holen oder machen zu müssen.

Vor 4 Tagen beschloss ich, dass es so nicht weitergehen kann und sagte ihm, dass für mich endgültig Schluss sei. Ich hätte ihm 3 Wochen lang die Chance gegeben, seine Entscheidung zu revidieren. Ich müsse nun Abstand haben, um selber wieder leben zu können.

Das war´s also! Seitdem geht es mir sehr schlecht. Ich bin emotional völlig erschöpft, fühle mich unendlich leer und ausgelaugt. Ich bekomme nichts mehr auf die Reihe, laufe nur noch planlos durch die Wohnung und bin entsetzlich müde. Ich lege mich nachmittags ins Bett und schlafe, denn dann muss ich nicht denken. Abends fällt mir das Einschlafen sehr schwer und ich wache nachts oft schweißgebadet auf. Es tut so weh! Ich denke mir, so groß kann die Liebe dann nicht gewesen sein. Vielleicht war er auch nur in das Gefühl, das ich ihm vermittelt habe, verliebt. Ich weiß es nicht.

Momentan weiß ich noch nicht, wie ich das Ganze aushalten soll. Seit 1 Tag antworte ich nicht mehr auf seine SMS, die er nach wie vor schreibt. (z.B. ich solle die Hoffnung nicht aufgeben!) Ich sage mir, dass es Stück für Stück besser werden wird mit der Zeit. Aber auf Dauer können wir uns gar nicht aus dem Weg gehen, das ist durch die räumliche Nähe unserer Häuser gar nicht möglich. Ich hoffe, dass ich so lange durchhalte, bis der Schmerz nachgelassen hat und ich so stark bin, nicht wieder rückfällig zu werden. Ich habe es mir fest vorgenommen!

20.06.2020 10:55 • #1


B
Oje und auch noch Nachbarn.
Momentan kannst du wenigstens mit Maske und Sonnenbrille aus dem Haus gehen. So kannst du ihn gut ignorieren. Aber was ist auf Dauer...

20.06.2020 11:25 • x 1 #2


A


Ich leide körperlich und seelisch unter der Trennung

x 3


S
Danke für deine Antwort!
Ja, das weiß ich auch noch nicht. Momentan ist er ein paar Tage weg und ich hoffe, dass das reicht, um genügend Abstand zu gewinnen.

20.06.2020 11:35 • #3


A
@susemuckel, es tut mir sehr Leid, das zu lesen. Liebeskummer ist in jedem alter schrecklich schmerzhaft. Es ist schon hart, wie ihn seine Familie erpresst. Wahnsinn! Ich frage mich, ob er und seine Frau ähnlich mit ihren Kindern umgegangen sind (mit bedingter Liebe), sodass sie heute die gelernten Strategien gegenüber ihren Eltern verwenden.

Liebe @susemuckel, ich glaube, er hat einen schwachen Charakter. Es gibt so viele solche Geschichten in diesem Forum. Die Geschichten von Menschen, die aus der Opferrolle nicht rauskommen, die angeblich unglücklich in ihren Beziehungen sind und sich als machtlos sehen und fühlen, diese zu beenden. Es gibt so viele Gründe, warum sie es nicht können. Und es hängt so wenig von ihnen ab.

Also, als seine Kinder ihn vor dem Ultimatum mit den Enkelkindern gestellt haben, hätte er zumindest folgendes ihnen sagen können: WTF liebe Kinder? Ihr erpresst mich jetzt mit meinen Enkelkindern, weil ihr wisst, dass ich sie sehr liebe? Welches Verhalten und Gefühle euch und eurer Mutter gegenüber erwartet ihr von mir, wenn ihr mich dazu zwingt zu bleiben? Euer Verhalten ist feindselig und ich werde es nie vergessen und immer spüren. So sehr ist es euch sch.gal, mit welchen Augen ich euch ab diesem Moment sehen werde; sch.gal, wie ich mich fühlen werde -- wie in einem Gefängnis? Es ist euch egal, dass sollte ich mich nicht erpressen lassen, ihr eure Kinder ohne Opa lassen? Das soll meine Familie heißen?

Er hätte es sagen und sich nicht erpressen lassen können.. hat er nicht gemacht. We gesagt, ich glaube, dass die Eltern (der Vater konkret) die Früchte ihrer Erziehung/Umgang mit ihren Kindern ernten. Sympathisch finde ich die Familie auf keinen Fall.

Du warst wahrscheinlich mit deinem verstorbenen Mann lange zusammen, und ich vermute, es war zwischen euch auch ab einem bestimmten Punkt nur noch alles mechanisch und routinemäßig. Dein Geliebte war da, war nett und hilfsbereit zu dir, sodass deine Sehnsucht nach Liebe, Zuneigung und Zweisamkeit sich an ihn gerichtet hat.... liege ich richtig wenn ich vermute, dass du dich schon sehr lange nicht verliebt hattest? Falls ja, dann umso schwieriger wird es jetzt diesen Liebeskummer zu überstehen. Es ist aber möglich, du brauchst viel Kraft!

Hast du Kinder? Familie, die dich unterstützen kann?

20.06.2020 12:04 • #4


S
@Alex2020 Danke für deine einfühlsamen Worte.

Zitat:
ich glaube, er hat einen schwachen Charakter.

Ja, das hat er. Er stand immer unter der Knute seiner Frau, das wissen alle. Und er hat sich nie dagegen gewehrt. In seiner Familie steht er in der Rangliste ganz hinten... und er lässt es mit sich machen. Andere Nachbarn, die sein Verhalten auch nicht verstehen, weil sie sie kennen und wissen, wie sie ist, haben erzählt, dass es auch bei ihren Eltern so war. Der Vater hatte nichts zu sagen, hat nur gearbeitet und bekam gesagt, was er zu tun und zu lassen hat. Er ist wie ein Vogel, der sein Leben lang in Gefangenschaft gelebt hat und freiwillig in seinen Käfig zurückkehrt. Vielleicht braucht er das auch? Ich weiß es nicht...

Alle Menschen, mit denen wir gemeinsam Kontakt hatten, verstehen sein Verhalten nicht, weil sie gesehen haben, wie glücklich wir zusammen waren. Ich verstehe es auch nicht, aber ich muss es nun akzeptieren und lernen, damit umzugehen...

Zitat:
Du warst wahrscheinlich mit deinem verstorbenen Mann lange zusammen, und ich vermute, es war zwischen euch auch ab einem bestimmten Punkt nur noch alles mechanisch und routinemäßig.

Wir waren 10 Jahre zusammen und natürlich lief manches inzwischen routinemäßig. Liebe war trotzdem noch da. Die Krankheit hat uns auch wieder enger zusammengebracht. Er ist in meinen Armen gestorben. - Und trotzdem konnte ich nach ein paar Monaten wieder lieben, auch wenn es erst so kurz her war. Ich weiß, dass er nicht gewollt hätte, dass ich mein Leben lang um ihn trauere und immer alleine bleibe, denn dass ich jemand anders liebe, heißt nicht, dass ich ihn jemals vergessen hätte.

Zitat:
Hast du Kinder? Familie, die dich unterstützen kann?

Ich habe keine Kinder. Meine (sehr alten) Eltern leben noch, aber die kann und will ich damit nicht belasten...

Ja, ich weiß, dass ich das irgendwie überstehen werde. Ich frage mich manchmal nur, warum gerade ich so viel ertragen muss - so viel, dass ich das Gefühl habe, es gar nicht ertragen zu können.

20.06.2020 12:29 • x 1 #5


S
@Susemuckel
Wie gehts dir heute?

28.06.2020 13:54 • x 1 #6


S
Hier ein kurzes Update:
Es fiel mir sehr schwer, den Kontakt ganz abzubrechen. Da er es auch nicht eingehalten hat, bin ich immer wieder rückfällig geworden.
Dann gab es einiges Hin und Her, das ich hier nicht näher beschreiben möchte. Es endete damit, dass ich meiner Enttäuschung per WA Luft gemacht und ihn aufs wüsteste beschimpft habe, was er für ein Mensch ist. Danach ging es mir besser und ich habe ihn komplett gelöscht...
Am nächsten Tag rief er an und ich stimmte zu, noch einmal zu reden, damit es nicht mit meinen Beschimpfungen endete.
Er kam nachmittags zu mir und fragte, ob ich ihm noch eine Chance geben würde. Er wüsste nun, dass sein Versöhnungsversuch mit seiner Frau nicht klappen würde. (Er hatte nach 5 Wochen noch nicht einmal einen eigenen Hausschlüssel)
Wir haben sehr lange geredet und nach mehreren Stunden intensiven Gesprächen habe ich ja gesagt, denn ich habe zwar Angst, aber letztlich wollte ich ja immer nur ihn.
Er ist am gleichen Abend mit seinen Sachen wieder eingezogen und seitdem sind wir zusammen glücklich. Das sind jetzt fast 6 Wochen. Seine Trennung ist endgültig, sagt er. Ich glaube ihm und trotzdem bleibt tief in mir ein Rest Angst.
Ich hoffe aber, dass es nun für immer ist. Drückt mir die Daumen.

10.08.2020 12:18 • x 3 #7




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