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Ich lass ihn gehen

Satine
Hallo zusammen,

nachdem ich nun seit einiger Zeit mich hier durchlese, will ich meine Geschichte auch mal loswerden …

Mein Mann (39) und ich (37) sind seit 16,5 Jahren ein Paar (und die besten Freunde). In zwei Wochen
haben wir unseren 7. Hochzeitstag. Wir haben einen Sohn, der 21 Monate alt ist.

Nach unserer kirchlichen Hochzeit 2008 wollten wir ein Kind bekommen. Drei Jahre lang haben wir es versucht.
Eine Fehlgeburt in der 7. SSW. Es hat einfach nicht geklappt. Irgendwann ging mein Mann zum Arzt.
Diagnose: zeugungsunfähig. Nach langem Überlegen hatten wir uns dann dazu entschlossen, uns bei einer Kinderwunschklinik helfen zu lassen. Ein halbes Jahr lang dauerte es „nur“. Es hat sofort beim 1. Mal geklappt. Ich war schwanger. Die Schwangerschaft war manchmal nicht leicht. Ich hatte Schwangerschaftsdiabetes und Wasser in den Beinen. Ich musste ständig zum Ultraschall. Trotzdem ging alles gut. Unser Sohn kam im Oktober 2012 nach „nur“ 7 Stunden zur Welt.

Im März 2014 zogen wir in eine neue tolle Wohnung. Im April kam unser Sohn in die Kita. Und im Mai fing
ich wieder mit dem Arbeiten an. Auf all diese Dinge habe ich mich gefreut, weil mir nur Mutter und Hausfrau sein, einfach zu wenig war. Ich war felsenfest der Meinung, dass jetzt alles schöner werden wird, weil ich schon festgestellt hatte, dass unsere Beziehung ziemlich gelitten hatte.

Leider wurde es nicht besser, denn dazu bekamen wir keine Chance mehr!

Am 31.05.2014 wollte mit meinem Mann reden, weil mir auffiel, dass irgendwas anders sei. Er hatte sich zurückgezogen. Dazu kam ich nicht mehr. Er eröffnete das Gespräch. Er sagte, wir würden nur noch nebeneinander herleben. Wir machen nichts mehr gemeinsam. Für ihn sei das keine richtige Beziehung mehr. Er liebt mich noch, aber nicht so wie es sein sollte. Er glaubt, wir wären schon längst nicht mehr zusammen, wenn es unseren Sohn nicht gäbe.

Und dann stand die Zeit für mich still!

Ich hatte die Worte gehört, konnte sie aber trotzdem nicht verstehen. Ich fragte ihn, ob es eine andere Frau gäbe. Er sagte, nein.

Ich stand unter Schock! Ich hatte zwar Tränen in den Augen, aber sie kamen nicht raus. Dann bin ich abgehauen. Ich musste einfach nur weg. Kaum saß ich im Auto, brach ich zusammen und weinte. Ich bekam keine Luft mehr. Ich fuhr los und rief meine beste Freundin an. Die war total irritiert, weil sie mich noch nie so erlebt hatte. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Bei ihr angekommen, tröstete sie mich natürlich. Erstmal abwarten. Es muss ja noch nicht heißen, dass es vorbei ist. Er hat es jetzt erstmal ausgesprochen. Nun sollen wir mal sehen. Ich wollte ihr glauben, hatte aber totale Angst.

Als ich nach Hause kam, lag er im Bett. Ich wollte mit ihm reden, habe ihn gefragt, ob wir nicht kämpfen wollen um unsere Ehe. Er sagte, dass er nichts mehr sehe, worum man kämpfen kann. Ich redete weiter auf ihn ein, aber er machte dicht. Dann ließ ich ihn erstmal allein und schlief im Wohnzimmer.

Am nächsten Tag bat ich ihn, unseren Sohn zu seiner Mutter zu bringen, weil ich nicht imstande war, mich um ihn zu kümmern. Dies tat er auch. Er teilte ihr auch gleich mit, was los sei. Ich wollte wieder reden, aber es brachte nicht wirklich etwas. Er war auch traurig. Er fing sogar doll an zu weinen. Er wolle ja kein Mitleid, aber für ihn sei es auch sehr schwer. Er verliert seinen Sohn und seine beste Freundin. Ich sagte ihm, dass er seinen Sohn niemals verlieren wird, das würde ich niemals zulassen. Wir sind beide Scheidungskinder! Ich wollte es besser machen. (bis jetzt klappt es auch).

Die Gespräche führten zu nichts. Er blieb dabei. Ich solle nicht kämpfen. Es sei endgültig. Also ließ ich es.

Da wir gerade umgezogen waren und kein Geld mehr hatten, weil wir alles für die neue Wohnung ausgegeben hatten, schlug ich vor, dass wir erstmal noch zusammen wohnen bleiben. Für unseren Sohn. Und um Geld anzusparen. Er war einverstanden. Wir schliefen sogar weiterhin in einem Bett. Aber ich hielt das nur ein paar Tage aus. Seine Tante bot ihm an, in ihrer Wohnung zu wohnen, bis er was eigenes gefunden hat. Sie lebte überwiegend bei ihrem Lebensgefährten. Erst wollte er das nicht. Ich sagte
ihm aber, dass das eine gute Idee wäre. Neun Tage nach unserer Trennung zog er aus. Als er ging, umarmten wir uns noch und wünschten uns alles Gute. Wir hatten beide Tränen in den Augen. Dann ging er. Ich brach wieder zusammen, als die Tür ins Schloss fiel.

Wir organisierten den Umgang zwischen ihm und unserem Sohn. Also sahen wir uns häufig. Ich schrieb ihm noch einen 11 Seiten langen Brief und teilte ihm meine Gedanken und Gefühle mit. Mir war bewusst geworden, seit wann es bei uns schief lief. Wir beiden hatten es einfach nicht geschafft, uns neu zu finden, seit dem unser Sohn auf der Welt war. Stattdessen haben wir uns immer mehr voneinander entfernt und wurden immer unsicherer. Wir haben nichts dagegen unternommen.

Mein Umfeld fragte mich jedes Mal, wenn ich von der Trennung erzählte, ob er eine andere hätte. Ich sagte, nein, und dass ich ihm das auch glaube. So sehr würde er mich ja nicht anlügen. Aber ich fing an zu zweifeln. Und ich sammelte Indizien. Ich setzte ihn unter Druck, in dem ich ihn immer wieder darauf ansprach. Der Druck wurde wohl irgendwann so groß, dass er mir dann doch beichtete, dass es jemand anderes gebe. Er konnte es mir nicht einmal ins Gesicht sagen, er schrieb mir einen Brief. Wieder brach
ich zusammen. Bis dahin hatte ich noch so große Hoffnung, dass alles gut werden würde. Er hatte etwas mit seiner Arbeitskollegin angefangen, die selbst verheiratet (mittlerweile hat sie sich auch getrennt) ist und zwei kleine Kinder hat.

Er hat mir in dem Brief auch gleich mitgeteilt, warum er es mir nicht gleich gesagt habe. Wegen unseres Sohnes. Mein Mann ist Erzieher und unser Sohn geht in seine Kita. Er betreut in nicht direkt, trotzdem. Er hatte Angst, dass ich nun unseren Sohn aus der Kita nehmen würde, was ihn tottraurig machen würde. Er könnte es akzeptieren und verstehen, dass ich die Kita jetzt nicht mehr betreten möchte, aber er bat mich, noch einmal darüber nachzudenken.

Meine erste Intuition war, ihn natürlich nicht in der Kita zu lassen. Wir stellt er sich das vor? Wenn ich sie treffe? Ich hätte nicht gewusst, was ich tun würde. Er schrieb auch, dass es in der Kita niemand weiß und es auch so bleiben soll, er wolle mir das Gerede ersparen.

Ich war sowas von wütend und verletzt!

Nach einiger Zeit beruhigte ich mich aber wieder.

Heute sind 4,5 Wochen vergangen.

Der Trennungsschmerz ist nicht mehr so schlimm. Ich esse wieder, rauche weniger und lebe wieder. Ich habe Verabredungen gemacht und gebe mir trotzdem Zeit zum Trauern. Ich halte Abstand zu meinem Mann. Ich organisiere das Umgangsrecht und alles was nötig ist, um ihn nicht ständig sehen oder hören zu müssen. Ich habe aufgehört nachzusehen, wann er bei Whatsapp online ist und vor allem
habe ich sie wieder aus den Kontakten entfernt. Es bringt mich nicht weiter. Es verletzt mich immer nur mehr. Ich will nichts mehr von ihm oder ihr wissen oder hören oder sehen. Es zieht mich nur runter. Mein Fokus muss auf mir und meinem Sohn liegen, nicht auf ihn und seine Perle.

Offensichtlich war es so, dass er schon länger unglücklich war und der Umzug war eine letzte Chance. Nur schade, dass er mir das selbst nie gesagt hat. Es wurde für ihn nicht besser. Dann war seine Kollegin da. Er arbeitet schon länger mit ihr zusammen. Eigentlich ist sie gar nicht sein Typ. Sie schrieben sich mal Nachrichten und waren zusammen mit anderen Kollegen mal unterwegs. Und irgendwann
ist es passiert. Sie küssten sich. Und bei ihm hat es gefunkt. Bei ihr wohl auch. Da hat er wohl gemerkt, dass die Gefühle zu mir verloschen sind, sonst könnte er das für sie ja nicht empfinden. Das muss so im April/Mai passiert sein. Das alles habe ich von einem Freund erfahren. Nicht von meinem Mann.
Er hätte mir solche Details nie erzählt, um mich nicht noch mehr zu verletzen.

Nun muss ich dazu sagen, mein Mann ist kein Ar…! Er ist ein lieber Mensch, sonst hätte ich ihn niemals geheiratet. Ich weiß, dass es nie seine Absicht war, mich derart zu verletzen. Er hätte sowas nie geplant. Es ist einfach passiert.

Mittlerweile habe ich mein Leben langsam wieder einigermaßen im Griff. Ich halte ihn auf Abstand, bin auf Wohnungssuche und habe auch schon mit meiner Firma geklärt, dass ich meine Arbeitszeit verkürzen muss. Gestern saßen mein Mann und ich zusammen und haben die nächsten zwei Wochen organisiert. Es war das erste Mal relativ entspannt, trotzdem brauche ich noch Abstand. Aber hinterher bin ich jedenfalls schon mal nicht wieder zusammengebrochen. Jedenfalls habe ich ihm noch einiges gesagt, bevor er ging. Ich sagte ihm, dass ich anfange zu verstehen, warum das alles so passiert ist. Seine Neue sei nicht der Grund unserer Trennung, sondern nur der Auslöser. Wäre bei uns alles in Ordnung gewesen, hätte sie niemals eine Chance gehabt. Und ich muss zugeben, dass ich glaube, dass unsere Beziehung schon vor der Geburt unseres Sohnes im Argen lag. Wir haben zwar mal gesagt, dass uns was nicht gefällt und es kurzfristig geändert, aber halt nie für lange. Wir haben nie richtig geredet. Ich war auch unglücklich, konnte es ihm aber nie sagen, weil ich keine schlafenden Hunde wecken wollte. Ich dachte, ich vertreibe ihn dann, weil er auch so fühlt. Davor hatte ich Angst. Ich sagte ihm, dass ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen könnte, dass wenn sich die Gelegenheit für mich geboten hätte, mir nicht dasselbe wie ihm jetzt passiert wäre. Ich sagte ihm, dass ich glaube, dass es ganz gut ist, dass es jetzt vorbei ist. Wir können beide neu anfangen, auch wenn ich jetzt noch traurig bin. Das geht aber vorbei. Dann merkte ich, dass es mir zuviel wurde und beendete das Gespräch, indem ich sagte, dass wir darüber ja gern irgendwann einmal sprechen könnten, sofern wir noch Bedarf hätten.

Ich hatte fast das Gefühl, er war etwas irritiert.

Ich habe das nicht gesagt, um ihm weh zu tun oder irgendetwas zu erreichen damit bei ihm, sondern weil ich es wirklich so sehe. Was ich ihm allerdings nicht gesagt habe, weil das wieder nur Vorwürfe sind, die überflüssig sind, dass ich der festen Meinung bin, dass wir das wieder hinbekommen hätten. Aber nun ist sie im Spiel. Ich bin machtlos. Alles was ich tun würde, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, würde ihn noch weiter von mir entfernen. Das will ich aber nicht. Auch wenn unsere Liebe vorbei ist und wir kein Paar mehr sind, so sind wir doch immer noch Eltern. Und ich möchte eine vernünftige Basis für unseren Sohn schaffen.

Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich will meinen Mann nicht zurück. Natürlich will ich das. Ich liebe ihn. Ich habe ihn geheiratet, weil ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen möchte. Immer noch! Ich will IHN. Ich habe keine Angst davor, allein zu sein. Das bin ich nicht. Ich habe auch keine Existenzängste. Ich kann ganz gut für mich alleine sorgen. Ich weiß auch, dass ich mich wieder verlieben
kann. Irgendwann. Trotzdem … ich will mit meinem Mann zusammen sein.

Aber er will nicht mit mir zusammen sein. Also muss ich ihn gehen lassen. Nicht, weil er es will, sondern weil ich sonst kaputt gehe.

Ich werde mein Leben jetzt ohne ihn weiterleben. Mit meinem Sohn. Ich werde eine neue Wohnung finden. Alles wird gut werden, das weiß ich. Ich bin traurig, natürlich. Ich habe meine Liebe verloren. Aber ich weiß, das geht vorbei. Ich bin stark und werde noch stärker. Und ich bin stolz auf mich. Darauf, wie ich damit umgehe. Ich hätte das selbst von mir nie gedacht. Natürlich habe ich ihm auch ein, zwei
Szenen unter Tränen gemacht. Aber das war es dann auch. Mehr nicht. Vor allem zeige ich ihm jetzt nicht mehr, wie es in mir aussieht.

Und ich muss feststellen, dass mir das gut tut. Es geht mir auch schon besser. Von Tag zu Tag.

Am schlimmsten ist es jedoch immer morgens, wenn ich aufwache. Ich träume immer von ihm. Und wenn ich aufwache, muss ich leider feststellen, dass alles immer noch so ist wie gestern. Es dauert dann ein paar Minuten, bis dieses üble Gefühl wieder einigermaßen verschwunden ist.

Ach ja, eins noch. Gestern teilte er mir mit, dass er ab 01.08. eine eigene Wohnung hat. Ich fragte ihn, ob er mit ihr zusammenzieht. Er sagte: Natürlich nicht. Ich fragte, warum nicht? Hallo? Na, sie hat doch zwei Kinder. Und ich sagte: Ach so, ja. Gedacht habe ich natürlich: Schade, ich dachte, wegen mir und weil Du doch nicht so sicher bist, was sie angeht.

Wobei ich glaube, soviel denkt er gerade auch nicht. Er lässt es wohl einfach nur auf sich zukommen und findet es nett. Er ist einfach frisch verliebt.

Heute Abend unterzeichnet er den Mietvertrag. Für mich fühlt es sich wieder an wie ein Ende. Ständig fühlt es sich so an, als würde es immer wieder neu enden. Ich hoffe, das ist bald vorbei und ich habe wirklich verstanden, dass es zu Ende ist. Warum macht man sich bloß immer soviel Hoffnung? Auch wenn man weiß, dass selbst wenn er zurückkäme, es nicht einfach weitergehen kann. Das wäre harte, harte
Arbeit. Es gibt schließlich einen Grund für die Trennung und wenn der nicht beseitigt wird, geht alles wieder von vorne los. Ich glaube, es wäre sogar noch zu früh. Und mich macht es traurig, dass es irgendwann aber auch zu spät sein wird. Ich merke nämlich gerade, wie ich mich auch von ihm immer weiter entferne. Ja, ich weiß, dass es gut ist so, um neu anzufangen. Trotzdem bin ich traurig darüber.

So, ich glaube, das reicht für’s Erste. Ich habe bestimmt ganz viele Details vergessen, ist jetzt aber auch egal. Kann nachgeholt werden.


Satine

03.07.2014 14:54 • x 12 #1


T
Alles sehr traurig wenn man bedenkt was ihr auf euch genommen habt um euren Sohn zu bekommen.
Alles schien perfekt. Und trotzdem bricht er aus und zerstört alles.
Es ist auch traurig, dass ihr beide sehenden Auges ins Aus gerauscht seit und keiner die Kraft und den Mut aufgebracht hat die Zügel in die Hand zu nehmen und die Letargie wieder raus zu bekommen.
Leider kommt das so oft vor, dass es trotz großer Liebe einfach nicht mehr geht. Das soll mal einer verstehen.
Eure Trennung und die Zeit danach scheint recht geordnet gewesen zu sein.
Mag es am Intellekt und dem Grundcharakter von euch beiden liegen?
Aber bei allem Respekt und aller Liebe, das Verhältnis zur Kollegin hat einen fauligen Beigeschmack.
Ich denke, deine Geschichte ist für einige ein guter Denkanstoß das es auch anders geht. Ich wünsche Dir und Deinem Sohn eine glückliche Zukunft.

04.07.2014 05:52 • x 1 #2


A


Ich lass ihn gehen

x 3


Satine
Hallo Tingeltangel,

vielen Dank für Deine lieben Worte. Das tut gut.

Wie gesagt, bin auch ich selbst von mir überrascht, wie gut ich das händeln kann. Es ist natürlich nicht einfach, aber ich weiß, dass es für mich und vor allem für meinen Sohn besser ist. Ich bin auch wütend zwischendurch, aber das kompensiere ich anders. Letztens habe ich einen Brief an meinen Mann geschrieben. Der war tatsächlich allerunterste Schublade. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so etwas Böses geschrieben. Hat gut getan. Natürlich habe ich ihn nicht abgeschickt. Diesen Brief darf mein Mann niemals lesen!



Mein Herz schreit nach ihm, aber mein Verstand sagt mir, lass ihn los. Es ist besser für Dich. Ja, ist es wohl auch. Ich kann halt nichts tun außer nach vorne zu blicken. Ohne ihn! Trotzdem denke ich den ganzen Tag an ihn und nachts träume ich von ihm. Ich hoffe, es wird bald besser.

Gestern habe ich auf dem Weg von der Arbeit nach Hause meinen Ehering abgelegt. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt. Mir ging es ganz gut. Tja, heute trage ich ihn wieder. Mir graust schon vor dem 16.07., da haben wir unseren 7. Hochzeitstag. Insgeheim wünsche ich mir, dass es ihm an diesem Tag auch nicht gut geht und er endlich feststellt, was er verloren hat. Ich weiß, ich sollte das nicht tun, ich kann es aber nicht steuern. Die Hoffnung ist ja das Letzte, was stirbt. Selbst wenn er jetzt zurückkäme, wäre es keine gute Idee, da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben. Ich weiß das. Im Moment vermisse ich ihn und unser gemeinsames Leben nur so schrecklich.

Ich darf mein Leben nicht mehr von seinen Gefühlen zu mir abhängig machen. Trotzdem wünsche ich mir insgeheim, dass er irgendwann feststellt (wenn das Frisch-Verliebtsein nachlässt), dass ihm klar wird, dass er mich doch mehr liebt als er gedacht hat und uns noch einmal eine Chance gibt. Wir hatten doch gar keine. Aber ich kenne meinen Mann. Erstens ist er ein Pessimist und zweitens überlegt er eigentlich immer sehr gut, bevor er eine Entscheidung trifft. Und die Entscheidung, sich von mir zu trennen, wird lange in ihm gearbeitet haben. Auch wenn die Trennung relativ spontan kam, denn ich wollte ja reden und zunächst nicht er, war es meines Erachtens keine Kurzschlussreaktion. Ich glaube wirklich, dass er fair zu mir sein wollte, sofern das unter diesen Umständen möglich ist. Ich glaube ihm sogar, dass er mit ihr noch nicht geschlafen hat, als wir beide noch S. hatten. Zeitlich passt es zusammen, wenn ich zurückdenke. Ich glaube wirklich, sie haben anfangs nur gechattet und telefoniert. Vielleicht mal geknutscht. Sie hatten auch kaum eine Möglichkeit sich allein zu treffen. Er war auch immer zu Hause. Sie wohnt weiter weg, hat kein Auto. Ihr Mann ist erst vor ein paar Tagen zu einem Freund gezogen, als sie ihm sagte, dass es einen anderen gibt. Wer das ist, weiß er wohl gar nicht. Außerdem hat sie ja auch noch zwei Kinder zu betreuen. Mittlerweile ist es vielleicht passiert, aber sicher nicht, solange wir noch zusammen waren. Aber eigentlich ist es auch egal. S. ist nicht wichtig. Wichtiger sind die Gefühle, die ggf. dahinter stehen. Und das tut einfach nur weh.

Ich bin heute wieder sehr traurig. Gestern war es besser. Zum Glück bin ich heute beschäftigt. Arbeit und danach mit meinem Sohn zu Freunden und natürlich WM gucken.

Ich glaube, ich bin traurig, weil ich daran denken muss, dass mein Mann heute Betriebsausflug hat. Das bedeutet, den ganzen Tag mit ihr zusammen. Natürlich ist das anders, als wenn sie allein wären, weil die anderes es ja noch nicht wissen sollen, trotzdem schmerzt mich der Gedanken, dass er jetzt bei ihr ist und sie Spaß haben.

Um nochmal darauf zurückzukommen, dass mein Mann und ich alles relativ vernünftig regeln können ... Wir sind halt auch beste Freunde gewesen und ich habe immer gesagt, selbst wenn wir uns einmal trennen sollten, würde ich ihn niemals als Freund verlieren wollen, weil er ein wundervoller Mensch ist. Er sieht das genauso. Inwieweit man das später einmal umsetzen kann, weiß ich natürlich nicht und das ist jetzt auch nicht wichtig. Er wird jedenfalls immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, soviel ist sicher.

Ich frage mich zwischendurch wirklich, ob ich so traurig bin, weil ich IHN verloren habe. Oder bin ich traurig, dass ich die LIEBE verloren habe? Hm, nein, ich glaube, ich vermisse IHN. Wir haben uns Beziehung immer als etwas Besonderes angesehen. Wir haben uns immer gut verstanden bis natürlich auf die üblichen Alltagszickereien. Die Basis hat einfach gestimmt und das tut sie immer noch.

Warum kann die Liebe nicht einfach zurückkommen?
Warum muss das Leben manchmal so schwer sein?
Ich will das nicht!


Satine

04.07.2014 08:07 • x 4 #3


G
Liebe Satine,

zu deiner Situation kann ich eigentlich nichts sagen, denn du selbst reflektierst sie am Besten!
Aber ich möchte hiermit dir meine Annerkennung zukommen lassen und sogar eine gewisse Bewunderung!
Viel zu selten liest man hier die Geschichten der Verlassenen, die dermaßen objektiv sind.

Wie auch immer deine Geschichte ausgehen wird, so glaube ich, dass solche Menschen wie du, immer das bekommen, was sie verdient haben! Und lernfähig sind, weil sie alles was passiert ist, reflektieren. Und alles was kommt, wird somit automatisch besser!

Bleibe da, wo du bist, in deiner Mitte!
Ob die Zukunft dir die alte Liebe zurück bringt oder auch eine neue, unbeschwerte........ wer weiß das schon!
Aber für dich wird alles gut, sagt meine Kristallkugel

LG Gästin

04.07.2014 08:27 • x 4 #4


Satine
Puh, ich habe gerade eine Gänsehaut und bin kurz vorm Weinen. Deine Worte tun so gut.

Ich stelle gerade fest, dass es wirklich eine gute Entscheidung war, mich hier anzumelden. Ich werde noch etwas bleiben.

Wie gesagt, wundere ich mich manchmal über mich selbst. Und ich habe große Angst davor, dass ich mir nur etwas vormache und irgendwann wieder total zusammenbreche, weil ich alles verdrängt habe und es nicht zugelassen habe, dass die Trennung an mich herankommt. Ich weiß es einfach nicht. Ich kann mir selbst schwer erklären, warum ich so bin und so damit umgehe. Oder reiße ich mich einfach nur zusammen, um ihm zu gefallen? Um ihm zu zeigen, was für eine tolle Frau er gehen lässt? Könnte man so sehr über seinen Schatten springen und schauspielern?

04.07.2014 08:34 • x 1 #5


G
Nein, liebe Satine, ich glaube nicht, dass man in dieser, für dich Extremsituation so schauspielern kann!
Du trägst in dir Größe, so meine Meinung, die heutzutage nur noch wenige besitzen!
Und nimmst das Leben wie es ist. Die Gefühle kommen und gehen und die Menschen mit.

Sei einfach stolz, dass du keine gehässige verlassene Ehefrau bist! Du verdammst deinen Exmann nicht, beschreibst ihn hier nicht wie den Teufel in Person, schmeisst auch nicht all die gemeinsamen Jahre weg und stellst sie nicht in Frage. Zeig mir hier mehr als 10 Personen, die das genau so können und du gewinnst einen Blumenstrauss von mir!
Und nein, liebe Satine, genau du mit deiner Einstellung bist nicht anders oder doof. Du bist menschlich, emphatisch und GROß! Du wächst mit den Aufgaben, die dir das Leben zur Probe gestellt hat. Du nimmst sie an, du machst das Beste daraus!

Es tut sehr gut dich hier zu lesen!

Gästin

04.07.2014 08:47 • x 1 #6


T
Hallo Satine,
ich habe großen Respekt vor Dir und ich könnte mir da eine Scheibe abschneiten!
Ich habe meinen Stolz verloren und leide ohne Ende.
Ich hoffe für dich nur das beste!
LG

04.07.2014 09:19 • #7


Satine
Wow!
Mehr fällt mir gerade dazu nicht ein.
Die Gänsehaut verschwindet einfach nicht.
Das gibt mir soviel Mut und Kraft!
DANKE !

P.S.
Aber gegen Blumen hätte ich trotzdem nix einzuwenden.

04.07.2014 09:22 • #8


Satine
Ich habe gerade erfahren, dass er nächsten Dienstag den Mietvertrag für seine neue Wohnung unterzeichnet.

Mein Gesicht brennt, mein Herz klopft und ich könnte heulen.

Wieder ein eindeutiges Zeichen, dass es tatsächlich vorbei ist. Es ist endgültig. Er will nicht mehr.

Warum hoffe ich immer noch auf seine Rückkehr? Wie viele Zeichen brauche ich noch? Warum reicht es mir nicht, dass er mir gesagt hat, dass es vorbei ist und er mich nicht mehr so liebt, wie er sollte? Warum glaube ich, dass er einen Fehler macht, den er noch nicht sieht?

Es tut so weh!

04.07.2014 12:08 • #9


T
Hallo Satine,
bei aller Stärke, die Du zweifelsohne hast, der Schmerz kommt trotzdem, nimmt überhand, und er braucht seine Zeit und auch seinen Platz in Deinem Leben.
Das mit der Wohnung ist jetzt so ein Moment.

Ich bin eigentlich der Meinung nur weil er eine Wohnung gemietet hat, bedeutet das nicht das endgültige Aus. Eine Wohnung kann man auch wieder kündigen.
Verstehe mich nicht falsch, aber solche Vorgänge können wie viele andere rückgängig gemacht werden.

Wie oft trennen sich Menschen und gehen Monate oder manchmal auch Jahre getrennte Weg und dann macht es Zack und sie verlieben sich neu. So etwas soll es geben.
Selbst wenn es neue Partner gibt mit denen man vielleicht auch schon die eine oder andere Stufe erklommen hat, kann es so etwas immer noch geben.

Über den bösen Brief von Dir musste ich etwas schmunzeln. Das machen glaube ich viele so.

Ich muss Gästin in allem zustimmen. Du gehst gut mit der Situation und vor allem mit Dir um.
Du weißt ganz genau, dass der Schmerz, die Wut und Trauer nicht wirklich etwas bringen werden, aber wie gesagt, diese Dinge brauchen auch ihren Raum zur weiteren Verarbeitung, und so lange sie bei Dir nicht die Oberhand gewinnen, ist das auch gut so.
Lass ruhig immer mal wieder die Sau raus, auch ihm gegenüber. Und lass den Tränen ihren Lauf.

Das mit dem S. ist eigentlich schon immer relativ. Ich sehe das ähnlich. Er ist nicht das Wichtigste in einer Beziehung, und welche Bedeutungslosigkeit er haben kann sieht man ja an der Tatsache, dass fast jeder schon mal einen oder mehrere one-night-stand hatte. Wieso schwärmen so viele von solch einer Nacht noch Jahre später und stellen aber die Treue bedingungslos an erste Stelle. Das ist etwas scheinheilig und stellt für mich die Form und Bedeutung des S. zwischen einem Paar und 2 Fremden etwas in Frage. Es gibt ja nun mal auch Menschen, die mit einem Fremden Dinge tun, die sie sich mit dem Partner nie getrauen würden.
Ich will aber nicht sagen das ich ein Freund offener Beziehungen bin. Aber wenn es mal passiert ist, kann man da auch mal darüber hinweg sehen, so lange es nicht zum Dauerzustand wird. Dann bin ich bin da aber eher etwas nüchtern und würde sagen: wenn Du die andere schon ...., dann soll sie Dir auch Deine Wäsche waschen und Dein Essen kochen. Leb wohl.

Ich verliere gerade etwas den Faden. Das die beiden mit allem gewartet haben bis sie ihre Partner informiert hatten, hat den faden Beigeschmack des Gutmenschen. Schau, ich verlasse Dich zwar. Aber ich habe nur fremd geknutscht. Die beiden stellen sich etwas auf einen Sockel. Und ob es stimmt steht auch noch zur Frage, hat aber unterm Strich trotzdem keine Bedeutung.

Vielleicht stehst Du tatsächlich noch unter Schock oder hast einen extrem hohen Adrenalinspiegel.
Es gibt viele Menschen die in Ausnahmesituationen absolut funktionieren können und erst zu einem späteren Zeitpunkt langsam anfangen zu realisieren was da eigentlich passiert ist. Und dann haut es sie komplett aus den Latschen.

Ich würde Dir gerne noch ein paar nette, aufmunternde und stärkende Worte sagen. Aber dann fangen wir alle an uns zu wiederholen. Geh einfach Deinen Weg weiter wie bisher, schau Dir heute Abend WM an, und lass jeden Tag mit all seinen guten und bösen Überraschungen, mit all seinen Hochs und Tiefs einfach auf Dich zukommen. Lass die negativen, traurigen Momente genau so zu wie ein herzhaftes Lachen und die Bewunderung für Dich selbst, dass Du in schlimmen Momente nicht völlig die Fassung verlierst, und Dir Deines Wertes und Deiner Selbstachtung durchaus bewusst bist.

Alles Gute!

04.07.2014 13:19 • x 3 #10


Satine
Ich habe nur die 1. Halbzeit geschafft, bei meinen Freunden zu gucken. Er fehlt mir so. Ich bin dann mit meinem Sohn nach Hause gefahren.

Im Auto müsste ich die ganze Zeit weinen.

Als ich meinen Sohn ins Bett gebracht habe und noch in seinem Zimmer auf dem Fußboden lag, fiel wohl noch ein Tor für Deutschland. Ich dachte: Toll, ich liege hier allein und traurig und er freut sich gerade tierisch über das Tor. Wieder Tränen.

Dann bin ich raus, eine rauchen.
Als ich wieder drin war, legte ich mich auf's Sofa und guckte bei Whatsapp nach, ob er zufällig online ist. War er auch kurz.

Ich musste wieder weinen.

Ich habe ihm was geschrieben:

Ich vermisse dich schrecklich!

Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen.

Er war kurz online, hat es wohl gelesen und ist dann gleich wieder offline gegangen.

Was habe ich auch erwartet?

Es ist einfach ganz schlimm gerade. Ich kann nicht aufhören zu weinen.

Satine

04.07.2014 19:39 • #11


E
Zitat von Satine:
Ich habe nur die 1. Halbzeit geschafft, bei meinen Freunden zu gucken. Er fehlt mir so. Ich bin dann mit meinem Sohn nach Hause gefahren.

Im Auto müsste ich die ganze Zeit weinen.

Als ich meinen Sohn ins Bett gebracht habe und noch in seinem Zimmer auf dem Fußboden lag, fiel wohl noch ein Tor für Deutschland. Ich dachte: Toll, ich liege hier allein und traurig und er freut sich gerade tierisch über das Tor. Wieder Tränen.

Dann bin ich raus, eine rauchen.
Als ich wieder drin war, legte ich mich auf's Sofa und guckte bei Whatsapp nach, ob er zufällig online ist. War er auch kurz.

Ich musste wieder weinen.

Ich habe ihm was geschrieben:

Ich vermisse dich schrecklich!

Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen.

Er war kurz online, hat es wohl gelesen und ist dann gleich wieder offline gegangen.

Was habe ich auch erwartet?

Es ist einfach ganz schlimm gerade. Ich kann nicht aufhören zu weinen.

Satine

Mir ging es eben auch ein bisschen wie dir. Kurz nach dem Spiel habe ich einen Anfall bekommen. Zum Glück war ich bei meinen Eltern.
Ich versteh dich wirklich. Das Leben meint es Grad nicht so gut mit uns was?
Geh zu einem Arzt, einem Psychiater. Der kann dir etwas helfen, etwas.

04.07.2014 19:47 • x 1 #12


Satine
Am Freitag nach meiner Nachricht, dass ich ihn schrecklich vermisse, hab ich noch was hinterhergeschickt. Ich habe ihm geschrieben, dass es mir leid tut, dass er sich von mir nicht mehr geliebt gefühlt hat. Ich hätte ihn immer geliebt. Und dass ich es nicht gut finde, dass wir nicht ein einziges Mal, auch nicht nach der Trennung, miteinander gesprochen haben. Es würde mir schwer fallen, ihn loszulassen. Bla bla bla bla ... das Übliche halt. Und dass ich nicht verstehen kann, wie er unsere Ehe so einfach wegschmeißen kann und ihr nicht eine einzige Chance gegeben hat.

Danach ging es mir auch nicht besser. Es kam natürlich auch keine Antwort. War mir ja klar. Ich habe mich auch wieder sehr geärgert über mich, aber ich konnte nicht anders. Aber danach habe ich mir selbst versprochen, ihn nicht mehr anzuschreiben oder anzusprechen. Es tut nur unnötig weh und er will nicht reden. Es würde eh nix bringen.

Am Samstag hat er unseren Sohn dann abgeholt. Er tat natürlich so, als sei nix. War etwas angespannt. Wahrscheinlich hatte er Angst, ich würde wieder damit anfangen. Hab ich aber nicht. Ich war relativ cool. Hab nur gesagt, dass mir meine Nachricht leid tut und es nicht wieder vorkommt. Kann verstehen, wenn er sauer ist. Er sagte, dass er nicht sauer sei. Dann habe ich ihm noch gesagt, dass ich ihn jetzt bei Whatsapp rausschmeiße. Er möge mich über Threema anschreiben, wenn es dringend ist wegen Noah. Ich musste mir dieses Whatsapp-Verbot selbst erteilen, denn wenn ich ihn blockiere, kann ich auch nicht sehen, wann er online ist. Bei Threema geht das ja zum Glück nicht. Das habe ich ihm natürlich nicht gesagt. Er meinte nur okay. Und dann waren die beiden auch schon wieder weg.

Gegen halb fünf kam meine Freundin. Wir sind dann abends auf dem Kiez in ein Kinderballett gegangen. 10 bis 14-jährige Mädels und Jungs aus Kuba haben lateinamerikanische Tänze vorgeführt. War sehr nett! Anschließend waren wir noch draußen auf dem Spielbudenplatz. Es waren ja Harley-Days. Wir holten uns was zu Trinken und stellten uns an einen Tisch, wo bereits ein paar Männer standen. Mit denen kamen wir gleich ins Gespräch. Auch das war sehr nett. Mir ging es relativ gut. Eigentlich wollten wir noch weiterziehen, aber ich merkte gegen Mitternacht, dass meine Stimmung den Bach runter ging. Ich fing wieder an, ihn schrecklich zu vermissen. Also sind wir nach Hause gefahren (meine Freundin übernachtete zum Glück bei mir) und haben zu Hause Fotos angeschaut. Um 2 Uhr war ich im Bett. Sonntag habe ich dann nach ewig langer Zeit mal wieder richtig ausgeschlafen bis 10 Uhr. Dann haben meine Freundin und ich gequatscht und gefrühstückt.

Eigentlich war ich am Sonntag mit einer Arbeitskollegin (mit der ich mich auch so schon ein paar Mal getroffen habe; ihr Sohn kam ein Tag vor meinem zur Welt) verabredet. Sie wollte mich um drei Uhr besuchen kommen. Ich merkte immer mehr, dass ich keine Lust hatte, wieder alles erzählen zu müssen und dabei darauf zu achten, ihr nicht zu verraten, wer denn die Neue meines Mannes ist. Natürlich hätte ich das Recht dazu, ihr das zu erzählen, aber wozu? Jedenfalls habe ich ihr wieder abgesagt mit der Begründung, dass ich Samstagabend unterwegs war und meinen Kater pflegen muss.

Dann wollten sich um 17 Uhr Freunde von uns treffen wegen eines Geburtstages. Ich wollte da lieber hin. Also schrieb ich meinem Mann, ob er mir meinen Sohn statt um 15 Uhr gegen 16.45 Uhr bringen könnte und dass ich zu O. wolle. Daraufhin kam die Antwort, dass er auch zu O. wolle und 16.45 Uhr dann zu spät wäre für ihn. Ich war so wütend! Wir hatten bisher immer abgesprochen, wer wohin geht, wenn es um unsere gemeinsamen Freunde ging. Da wir bis jetzt nichts besprochen hatten, bin ich davon ausgegangen, dass er nicht hingehen will. Natürlich hat er das Recht dazu. Trotzdem ... ich war wütend. Hab ich ihm aber nicht gezeigt. Ich habe ihm nur geantwortet: Dann fahr doch mit N. nachher direkt zu O. Ich komme dann mit dem Roller dahin.

Und das hatte er wohl nicht erwartet, weil ich ja immer sage, ich will so wenig Kontakt wie möglich mit ihm. Aber es ging hier um meine Freunde, die ich sehen wollte. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen.

Seine Antwort: Ok?! ... mach ich.

Dann fragte ich ihn noch, aber das Abendbrot für unseren Sohn mitnimmt oder ob ich das machen soll. Er wollte das machen.

Meine Freundin meinte natürlich, dass sei wohl keine gute Idee für mich, weil es echt hart werden würde. Aber ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich das schaffe. Ich war immer noch sehr wütend. Dann fuhr meine Freundin gegen Mittag los zu einer anderen Verabredung.

Und ich grübelte. Und grübelte. ... und mein Herz raste.

Ich war schon fertig geduscht, angezogen etc. ... Und dann verließ mich der Mut. Ich musste mir eingestehen, dass ich das mit Sicherheit nicht durchziehen kann und es mir hinterher mies gehen würde. Aber wie sollte ich jetzt da wieder rauskommen, ohne dass er das mitbekommt? Ich war in einer Zwickmühle. Er sollte doch nicht wissen, wie es in mir ausschaut. Kurz vor dem Treffen schrieb ich ihm dann eine Nachricht:

Irgendwie kriege ich das heute alles zeitlich nicht hin. Ich bin wohl erst gegen halb sieben zu Hause. Dann lohnt es sich nicht mehr loszufahren. Bring doch N. nachher einfach nach O. zu mir zurück. Sorry, dass es heute so chaotisch ist und ich Dir N. deshalb länger auf's Auge drücken musste. War so nicht geplant und kommt nicht wieder vor, versprochen.

Als Antwort kam dann: Hauptsache wir haben einen Plan

Ja, richtig. Wir haben die nächsten Tage wegen der Umgangsregelung durchgeplant und ich selbst schmeiße alles über den Haufen. Na egal, die Hauptsache war, dass er nicht weiß, warum ich nicht komme. Hab das dann einfach mal so stehen gelassen und nicht mehr geantwortet.

Gegen 18.40 Uhr brachte er mir dann unseren Sohn und wir sprachen noch über den Rest der Woche. Zwischendurch bin ich einmal kurz wütend geworden, weil er einen dummen Spruch brachte, der witzig sein sollte. Ich fand ihn überhaupt nicht witzig, sondern total taktlos. Ich konnte mich aber zum Glück wieder relativ schnell beruhigen und wieder sachlich werden. Eine halbe Stunde dauerte das Gespräch ungefähr, weil er einfach nicht in der Lage war, sich die Dinge vernünftig aufzuschreiben.

Dann ging er. Ich packte die Tasche von meinem Sohn aus und stellte fest, dass mein Mann seine Geldbörse und eine Brotdose (noch mit Inhalt) in der Tasche vergessen hatte, also rief ich ihn kurzerhand an. Fünf Minuten später stand er schon wieder vor der Tür und ich gab ihm seine Geldbörse und die Brotdose. Ich fragte ihn, warum N. kein Abendbrot gegessen hätte. Er meinte, er hatte soviel Kuchen bekommen bei O. Dann guckte er mich an, hielt mir die Brotdose hin und fragte mich allen Ernstes, ob ich das sonst noch essen möchte. Ich schüttelte den Kopf, lachte und sagte: Nee danke, ich hab schon gegessen. Sowas Dämliches! Na ja, und dann ging er wieder.

Dann schrieb er mir gegen halb acht noch eine Nachricht. Er wollte was von mir wissen wegen Wohnung etc. (unwichtig). Ich habe nicht reagiert, weil ich die Nachricht erst eine Stunde später gesehen hatte. Ich sollte was für ihn raussuchen. Hätte ich eh nicht gemacht. Jedenfalls kam dann nur eine Stunde später die Nachricht: Gefunden. Danke

Darauf wollte ich gar nicht reagieren, habe es aber eine Stunde später doch getan, ich doofe. Ich wollte cool wirken. Hab geschrieben Wofür? Hab doch gar nix gemacht. Ja, hätte ich mir sparen können. Eine Minute später schrieb er mir wieder, ob ich ihm nochmal den Plan für diese Woche schicken könnte, die Hälfte hätte er schon wieder vergessen. Danach hätte ich auch Ruhe, versprochen! Darauf habe ich erst kurz geantwortet, als ich schon im Bett lag gegen 23.30 Uhr: Ich bringe N. morgen in die Kita und hole ihn um 19 Uhr bei Dir ab. Rest morgen.

Dann habe ich ihm heute gegen Mittag eine Mail geschickt mit dem restlichen Plan.

Mich nervt es, dass er zwar weiß, dass ich so wenig Kontakt wie möglich will, er aber trotzdem wegen irgendwelchen Kleinigkeiten schreibt. Letzten Mittwoch schrieb er mich an, weil er sich eine Thermoskanne ausleihen wollte. Ich könnte sie ihm ja rausstellen, was ich auch tat. Ich an seiner Stelle wäre ja kurz losgedüst und hätte mir eine gekauft. Aber das sind wahrscheinlich Männer. Die machen sich über sowas keine Gedanken.

Und ich sterbe jedes Mal!

Es ist gerade wirklich nicht einfach. Zumal ich auf der Arbeit auch wenig zu tun habe, deshalb schreibe ich wohl auch gerade soviel. Sorry! Muss mich einfach ablenken.

Morgen gucke ich mir zwei Wohnungen an. Mir graut schon davor. Es fällt mir wirklich schwer, weil ich das alles ja eigentlich gar nicht will. Aber ich muss nach vorne schauen und nicht zurück. Eine neue Wohnung wäre wahrscheinlich auch für mich wie ein Neuanfang, den ich nutzen sollte. Ich weiß das, bin trotzdem sehr niedergeschlagen heute.

Ich weiß gar nicht, warum ich das hier alles so genau aufschreibe. Ich glaube wirklich, ich hab zu wenig zu tun. Aber es tut auch gut, alles mal runterzuschreiben.

Satine

07.07.2014 14:15 • #13


A
Hallo Satine,

vielen Dank, dass du uns an deiner Geschichte teilhaben lässt. Du kannst sehr gut und aufgeschlossen reflektieren, so schnell können das nur sehr wenige. Und trotzdem übermannt dich immer wieder der Schmerz, und das macht es authentisch, zeigt deine Gefühle für ihn.

Ich finde, du bist auf einem sehr guten Weg. Aber du darfst dich selber nicht übernehmen, alles braucht seine Zeit. Mit dem gemeinsamen Treffen wurden dir deine Grenzen aufgezeigt, akzeptiere sie.

Ich war anfangs nach der Trennung sehr ungeduldig und wollte jeden Tag Fortschritte haben. Aber ich habe auch erkannt, dass man nicht alles erzwingen kann. Ein Festival, zu dem ich unbedingt wollte, um ihr das Feld nicht zu überlassen, hat mich an den Rand des erträglichen gebracht. Danach war ich emotional ausgelaugt, konnte nichts mehr fühlen, war 2 Wochen wie betäubt. Daraus habe ich gelernt, dass ich auch den Schmerz annehmen und verarbeiten muss, und zwar in erträglichen Dosierungen.

Es wird die Zeit kommen, dass du ihm auf Augenhöhe gegenübertreten kannst. Irgendwann wirst du auch ertragen, ihn mit seiner neuen zu sehen. Bis dahin gib weiter auf dich Acht und kümmere dich um dein Leben.

Du verdammst ihn nicht, zeigst Verständnis und siehst es alles aufgeklärt. Aber in Gedanken bist du damit immer bei ihm. Versuche seinen Anteil an deinem Tag immer kleiner zu machen. Warum hat er sich getrennt? Jetzt erst einmal egal! Was fühlt er noch für dich? Jetzt erst einmal egal! Wie geht es mit seiner neuen? Ziehen sie zusammen? Jetzt erst einmal egal! - Sei bei dir und dem, was in deinem Einflussbereich liegt. Alles weitere wird sich später aufklären.

Viele liebe Grüße,
Alex

07.07.2014 15:29 • x 1 #14


Satine
@Alex:
Vielen Dank für Deine lieben Worte. Die tun wirklich sehr gut. Ich freue mich sehr, dass mir fremde Menschen sagen, dass ich das gut mache und gut reflektieren kann. Darauf bin ich ein wenig stolz und es zeigt mir tatsächlich, dass ich auf einem guten Weg bin.



Achtung … jetzt wird es seeeeeehr lang …

Gestern holte ich meinen Sohn bei meinem Mann ab. Ich war entspannt und freundlich. Ich habe es auch geschafft, es ziemlich zügig über die Bühne zu bringen. Wir hatten zum Glück auch nichts weiter zu klären.

Nachdem mein Sohn im Bett war und ich den Abwasch machte (der Geschirrspüler lohnt sich momentan leider nicht), kullerten mir wieder ein paar Tränen über die Wange. Aber es waren ruhige Tränen. Ich war ruhig. Es war okay. Dann setzte ich mich auf meine Terrasse und rauchte. Dabei dachte ich viel nach.

Mich beschleicht langsam ein komisches Gefühl. Ich habe darüber nachgedacht, ob die Trennung wirklich so schlimm ist. Ich habe unsere lange Beziehung mal Revue passieren lassen. Es war nicht immer einfach. Schon der Anfang war nicht einfach. Leider begann unsere Beziehung so, dass ich diejenige war, die auf der „bösen“ Seite stand. Mein Mann war der Freund meiner besten Freundin. Darauf bin ich nicht stolz. Es ist einfach passiert. Wahrscheinlich so, wie es gerade wieder meinem Mann passiert. Nur zum Glück ist sie nicht meine beste Freundin. Meine (damals) beste Freundin weiß bis heute nicht, dass ich mit ihm schon über ein Jahr lang etwas hatte. Sie erfuhr erst, dass wir zusammen sind, als die beiden bereits ein halbes Jahr auseinander waren. Ja, ich weiß, es macht es nicht besser und ich wünschte mir, uns und vor allem ihr wäre das erspart geblieben. Es war trotzdem zunächst hart für sie. Heute würde ich vieles anders machen, aber heute bin ich auch 18 Jahre älter.

Jedenfalls ist mir etwas klargeworden. Ich glaube, dass ich ihn immer mehr geliebt habe als ich. Zumindest war es so, dass ich mich zuerst in ihn verliebt hatte. Er brauchte etwas länger um festzustellen, dass er etwas für mich empfindet. Wie gesagt, er brauchte über ein Jahr, um sich von ihr zu trennen. Dann war es aber nicht so, dass wir sofort richtig zusammen waren, was ich gehofft hatte. Nein, er war distanziert. Er hatte natürlich auch etwas zu verarbeiten. Einen Monat lang sah ich mir das an, aber ich konnte nicht mehr. Ich hatte nun schon so lange zurückgesteckt, dass ich einfach keine Kraft mehr hatte. Also beendete ich die Beziehung. Ich sagte ihm, wenn ich Dich nicht ganz haben kann, weil Du noch nicht bereit dafür bist, dann will ich Dich gar nicht. Dann geht es mir allein besser. Er war traurig, akzeptierte es aber. Nach einer Woche sahen wir uns auf einem Freundestreffen wieder. Ich war sehr unsicher. Auf ihn wirkte das aber sehr reserviert und er dachte, ich ginge ihm aus dem Weg. Genau dasselbe dachte ich von ihm. Der Abend endete damit, dass er mich fragte, ob ich ihn wieder zurücknehme. Natürlich tat ich das. Ich war ja verliebt in ihn. Und von diesem Tag an, konnte er sich auch wirklich auf mich einlassen.

Wie wir zusammen gekommen sind, zeigt mir aber schon, dass ich schon von Anfang an immer mehr gegeben habe als er. Aber ich wollte ihn so sehr, dass ich es einfach ausgehalten habe. Heute frage ich mich, wie ich das zustande gebracht habe.

Ich muss kurz ausholen: Meine damals beste Freundin kannte ich über die Berufsschule. Mein Mann und sie und die Freunde (heute unsere gemeinsamen) gingen zusammen zur Schule. Ich war also das Mitbringsel meiner besten Freundin. Ihr könnt Euch vorstellen, wie es bei den Freunden ankam, als klar war, dass ich jetzt mit ihm zusammen bin. Richtig. Ich war nicht gern gesehen. Ich habe für ihn ziemlich viel geopfert. Ich hatte niemanden, außer meinen Vater, der mich verstand. Selbst meine Kolleginnen damals fanden das nicht gut. Ich habe es trotzdem getan, weil ich ihn so sehr wollte. Hauptsache wir waren zusammen.

Alles pendelte sich natürlich immer mehr ein. Die Freunde stellten fest, dass ich ja doch nicht so doof bin, wie sie es gern hätten. Ich muss dazu sagen, dass diese Freunde heute auch meine Freunde sind, und zwar die besten, die man sich vorstellen kann. Meine damals beste Freundin hat sich irgendwann selbst ins Aus manövriert. Am Anfang, als mein Mann und ich zusammen waren, hat sie die Freunde versucht zu manipulieren und teilweise auch geschafft. Na ja, wir waren halt alle auch noch sehr jung. So wie es heute ist, ist es jedenfalls perfekt.

Ungefähr ein Jahr, nachdem mein Mann und ich nun ein Paar waren, wollte ich umziehen. Ich wäre so gern mit ihm zusammengezogen, aber er wollte nicht. Er hat Abitur und wollte eigentlich studieren. Das Geld war knapp. Das war der Grund. Mir war das egal, aber ich konnte ihn nicht überzeugen. Also suchte ich mir wieder eine eigene Wohnung. Im Laufe der Zeit wohnte er dann aber natürlich doch irgendwie bei mir. Er gab mir auch Geld zur Miete dazu, soweit möglich.

Nachdem wir zweieinhalb Jahre zusammen waren, war mein Mann plötzlich nicht mehr zufrieden. Er wollte sich trennen. Er sagte mir, ich sei für ihn nur noch wie eine gute Freundin. So könne er das nicht. Ich redete auf ihn ein und erreichte, dass wir uns eine Auszeit nehmen, anstatt uns gleich zu trennen. Das ging ein paar Tage. Ich konnte ihn aber auch einfach nicht in Ruhe lassen. Dann waren wir wieder zusammen. Aber schön war es nicht. Ich merkte, es stimmte was nicht. Also sprach ich ihn wieder an. Er meinte, er wisse nicht, was mit ihm los sei. Er will das alles nicht. Also war wieder Schluss. Und dann habe ich das gemacht, was man tunlichst vermeiden sollte. Ich habe auf ihn gewartet, bin ihm nachgelaufen, stand heulend vor seiner Haustür. Zum Glück gab es damals noch nicht soviel Internet/Handys etc. Als ich vor seiner Haustür stand, hielt er es nicht mehr aus. Er nahm mich mit hoch und von da an, waren wir wieder zusammen. Wie lange? Ein paar Tage. Natürlich war das falsch. Er hatte nur Mitleid. Er war wieder komisch. Ich sprach ihn wieder an. Er sagte, er fühle sich nicht wohl. Dann reichte es mir und ich sagte ihm, er solle dann jetzt endlich gehen. Er ging. Ein, zwei Tage später holte er seine Sachen ab und von da an ließ ich ihn in Ruhe. Mir ging es wirklich schlecht. Nach knapp zwei Wochen wurde es etwas besser. Aber mein Geburtstag stand vor der Tür. Mir grauste schon davor. Einen Tag davor, als ich abends von der Arbeit nach Hause kam, lag ein Brief von ihm im Flur. Ich machte ihn auf, las ihn und zitterte am ganzen Körper. Er bat darum, ihm eine letzte Chance zu geben. Er hätte sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie es jetzt weitergeht. Er hat festgestellt, dass er mich sehr vermisst und liebt. So einen tollen Liebesbrief hatte ich noch nie erhalten. Ich konnte natürlich gar nicht anders, als ihn zurücknehmen. Ich schrieb ihm, er möge doch mal vorbeikommen. Das tat er auch. Er stand vor mir mit einem großen Strauß roter Rosen und war ganz schüchtern. Diesen Kuss werde ich niemals vergessen!

Zwei Wochen später fuhren wir spontan in den Urlaub. Alles war gut. Wir suchten uns zusammen eine Wohnung, in der wir dann von 2001 bis dieses Jahr wohnten.

Wir waren glücklich. Natürlich gab es schwierige Zeiten. Ich bekam Depressionen. Außerdem litt ich unter einer Essstörung. Das alles habe ich aber dank eines Klinikaufenthalts und etwas später durch eine zweijährige Therapie, die 2008 endete, wieder in den Griff bekommen. Ich habe viel an mir gearbeitet und bin sehr stolz darauf, wie ich jetzt bin und was ich geschafft habe. Aber es war wie gesagt eine harte Zeit. Ich verlor wieder meine beste Freundin (es war dieselbe wie früher, ich hatte mich wieder mit ihr angefreundet). Kurzum … ich stelle fest, wer zu mir steht und wer nicht. Leider betraf das nicht nur Freunde, sondern auch Familie. Heute ist es sehr schön zu wissen, wer zu mir steht und wer nicht. Ich würde es rückblickend nicht anders machen. Ich habe viel gelitten, aber auch viel gelernt. Es ist gut so wie es jetzt ist.

Unser Traum war es immer, einmal auf die Seychellen zu fliegen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war es sein Traum, nicht meiner. Schön war dieser Traum trotzdem, aber es war nicht meiner. Das ist ein Unterschied.

2006 hatten wir irgendwie ziemlich viel Geld angespart. Wir beschlossen, richtig fett in den Urlaub zu fliegen. Die Seychellen waren dann aber doch zu teuer. Also entschieden wir uns für die Malediven. Der Urlaub war der Hammer! Mein Mann hatte bei der Ankunft dort Tränen in den Augen, so sehr hat er sich gefreut. Er war überwältigt. Ich auch. Es war einfach unglaublich. Als wir wieder daheim waren, hatten wir Fernweh. Das hatte ich noch nie. Ich war immer in Urlauben, wo ich irgendwann dachte, ja man freut sich auch schon wieder auf zu Hause. Diesmal aber nicht. Es ist einfach eine andere Welt. Man kann das gar nicht beschreiben. Für uns beide war das perfekt. Jedenfalls beschlossen wir, dass wir da auf jeden Fall mal wieder hinmüssen. Ich flachsten rum und sagten, wenn wir mal heiraten, machen wir unsere Hochzeitsreise dorthin. Ich hatte schon öfter vom Heiraten gesprochen, aber mein Mann war nicht so ganz davon angetan. Ich wollte ihn natürlich auch nie unter Druck setzen. Nun waren wir aber auch schon so lange zusammen, dass der Wunsch zum Heiraten in mir immer größer wurde. Ich war mir immer sicher, dass er der Richtige für mich ist. Ich konnte mir keinen besseren Mann und Vater meiner Kinder vorstellen.

Anfang 2007 fragte mein Mann mich, ob wir dieses Jahr wieder auf die Malediven wollen. Ich druckste rum, grinste dabei. Er lachte und sagte: „Du willst lieber heiraten, oder?“ Ich bejahte dies. Dann sagte er: „Okay, dann sparen wir weiter und heiraten 2008.“

Ich habe nie keinen Antrag bekommen. Wir haben das einfach so besprochen. Es war die Alternative zu einem Malediven-Urlaub. Ich glaube, mich hat das sehr verletzt, aber ich habe es verdrängt. Ich freute mich natürlich, dass wir heiraten. Damals war mir das nicht klar. Es dämmert mir aber langsam.

Wir informierten bei einem Brunch unsere Freunde, dass wir 2008 heiraten werden. Die Überraschung hielt sich in Grenzen, denn wir waren ja nun schon so lange zusammen, dass das ein Selbstgänger war. Darüber war ich damals sehr enttäuscht. Aber nun gut.

Es war immer noch 2007. Sommer. Mein Mann fragte mich, ob wir nicht doch noch dieses Jahr (also kurzfristig) auf die Malediven wollen. Wir hätten genug Geld dafür gespart. Ich war irritiert. Er merkte das. Er meinte: „Ach ja, das sollte ja unsere Hochzeitsreise werden. Was machen wir denn da? Ich würde so gern auf die Malediven. Jetzt.“ Daraufhin meinte ich: „Na, wenn das eine Hochzeitsreise werden soll, dann müssen wir halt schnell vorher noch heiraten.“ Als wir dann eine Stunde später im Supermarkt einkaufen waren, beschlossen wir zwischen den Tütensuppen, das wir das tatsächlich machen. Na ja, zumindest wollten wir es versuchen.

Unseren Freunden sagten wir zunächst nichts.

Wir haben es also geschafft, innerhalb der nächsten drei Wochen unsere Hochzeit zu organisieren. Trauringe, Standesamt, Hochzeitsreise etc. Neun Tage vor der Trauung weihten wir unsere Freunde ein. Die waren total irritiert. Einige fanden es cool, dass wir das so spontan machten, andere nicht so sehr. Wir selbst fanden es großartig und aufregend. Die Trauung fand am 16.07.2007 statt und ein paar Freunde und mein Vater waren da. Zu meiner Mutter hatte ich zu der Zeit keinen Kontakt und seine Mutter war auf Kur. Zwei Tage danach flogen wir auf die Malediven.

2008 heirateten wir dann kirchlich mit allem Drum und Dran, allerdings eher einfach, statt pompös. Wir stehen da nicht so drauf. Natürlich war es klassisch in der Kirche, aber gefeiert haben wir in einem Vereinshaus. Sehr einfach halt. Wir wollten rocken. Das haben wir getan und alle, die da waren, sprechen heute noch davon, wie toll das damals war.

Da wir wieder soviel Geld hatten, beschlossen wir, einfach noch eine Hochzeitsreise zu machen. Also flogen wir eine Woche nach unserer kirchlichen Hochzeit wieder auf die Malediven. Das dritte und das beste Mal.

Danach setzte ich die Verhütung. Ich wollte ein Kind. Mein Mann natürlich auch. Aber Ihr dürft raten, wer den Anfang machte. Richtig. Ich. Es war immer ich, die etwas wollte, aber ausgebremst wurde. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir viele Dinge früher getan wie zusammenziehen, heiraten, Kind bekommen. Aber ich habe mich immer nach ihm gerichtet. Natürlich kann man sowas nie allein entscheiden. Ich werfe es ihm auch nicht vor. Er sollte es ja selbst wollen. Trotzdem wird mir klar, wie oft und wie viel ich für ihn zurückgesteckt habe, um ihn nicht zu verlieren.

Jedenfalls wollten wir jetzt beide ein Kind. Wie es dann klappte, habe ich in meinem ersten Beitrag oben ja, glaube ich, schon ausführlich genug beschrieben. Den Rest auch. Deshalb ende ich hier einmal mit meiner Revue.


Mir kommt es so vor, als hätte ich ihn immer einen Tick mehr geliebt als er mich. Ich habe das Gefühl, dass ich ständig gekämpft habe um ihn. Ich habe mich viel zu sehr verbogen, um ihn zu halten. Es hat sich so eingeschlichen, dass ich mich zu oft nach ihm gerichtet habe. Ich wollte ihm immer gefallen. Ich weiß, dass er mich geliebt hat, aber vielleicht ist es so, dass er sich nie richtig darauf eingelassen hat. Es waren vielleicht keine 100 %, sondern nur 99 %. Reicht das? Warum war ich immer so unsicher. Warum habe ich mich immer nach ihm gerichtet? Verlustängste. Klar. Ich bin ein Scheidungskind.

Dann habe ich bekommen, was ich wollte. Ein Kind. Das klingt jetzt hart und unfair, aber kann es sein, dass meine Kraft in dem Moment auf meinen Sohn übergegangen ist. Die Kraft brauchte ich für meinen Sohn und konnte sie nicht mehr dafür einsetzen, meinem Mann zu gefallen? Klingt das logisch?

Hat mein Mann sich von mir entfernt, weil ich ihn aufgegeben habe und unbewusst keine Lust mehr hatte, um seine Liebe zu kämpfen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es für mich auch Momente gab, wo ich „gedanklich“ fremd gegangen bin. Ich habe mir sogar ab und zu mal gewünscht, er hätte tatsächlich eine andere, dann könnte er der Buhmann sein und ich wäre ihn los. Diese Gedanken habe ich natürlich immer wieder beiseite geschoben. Aber warum? Hatte ich solche Angst, es selbst zu beenden? Wollte ich wirklich noch mit ihm zusammenbleiben? Oder habe ich mich auch von ihm entfernt? Wäre mir das Gleiche passiert wie ihm jetzt, wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte? Ich bin mir nicht sicher, aber ich kann es auch nicht ausschließen.

Will ich ihn wirklich zurück? Oder fange ich an zu begreifen, dass es eine Chance für mich ist, einfach nochmal bei Null anzufangen und mir mein Leben so zu gestalten, wie ich es mag. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wie er das findet und was er dazu meint?

Ich vermisse ihn. Keine Frage. Er war auch mein bester Freund. Ich vermisse unser Leben. Und ich bin zutiefst verletzt, dass er eine andere hat. Ich kann das Kopfkino oft nicht ausschalten. Aber ist das noch Liebe? Oder Angst vor der Zukunft? Angst vor Veränderungen? Angst, die bisherigen Gewohnheiten hinter sich zu lassen?

Ich bin mir noch nicht sicher, was diese Gedanken und Gefühle für mich bedeuten. Aber es ein Schritt in die richtige Richtung, denke ich. Es arbeitet in mir und es wird mir helfen.

Heute hatte ich bis jetzt gute Laune. Ich habe im Auto die Musik aufgedreht und laut mitgesungen. Ich bin fröhlich und voller Energie. Natürlich weiß ich nicht, wie lange das halten wird. Das ist mir aber egal. Jetzt gerade ist es so und das ist gut. Rückfälle kommen mit Sicherheit.

Vorhin im Auto dachte ich jedenfalls nur, dass ich ihn vielleicht doch nicht zurückhaben will. Ich habe mich gefragt, was ich täte, wenn er heute Abend vor meiner Tür stünde. Ich glaube, ich könnte ihn gar nicht zurücknehmen. Wie sollte das jetzt funktionieren? Es überrascht mich, dass ich so denke. Ich bin klarer und stärker als ich dachte. Gut, er wird nicht vor meiner Tür stehen, deshalb erübrigt sich die Theorie. Aber ich denke trotzdem darüber nach.


So … ich glaube, das reicht jetzt erstmal. Muss mal ein wenig arbeiten.



Satine

08.07.2014 08:57 • #15


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