Vielen Dank, Ihr Lieben, dass ihr immer so nette Worte für mich habt. Das baut mich auf.
Ich bin gerade etwas nachdenklich. Vielleicht auch etwas traurig. Ich glaube, ich gehe gerade einen weiteren Schritt Richtung Loslassen. Warum? Ich erzähle es Euch.
Gestern hatte unser Sohn ja Geburtstag. Morgens kam mein Ex und wir sind gemeinsam mit unserem Sohn in die Kita gefahren. Wir haben uns freundlich begrüßt, also wie geplant mit Umarmung etc., und es war auch wieder locker und entspannt. Im Nachhinein fällt mir auf, dass ich nicht mehr aufgeregt bin, wenn ich weiß, mein Ex kommt gleich. Kein Herzklopfen mehr! Eines hat mich dann doch wieder kurz aus der Bahn geworfen: Er hatte eine neue Jacke an. Ich dachte zuerst, oh, die ist aber schick. Dann habe ich überlegt, ob ich ihm das sagen soll, dass ihm die Jacke gut steht. Total bescheuert, darüber nachzudenken, ich weiß. Und plötzlich kam noch ein anderer Gedanke: „Hm, ob er die Jacke wohl mit IHR zusammen gekauft hat?“ Und ZACK hatte sich mein Magen auch schon wieder umgedreht. Es fing wieder an zu brodeln. Diese verdammte Eifersucht!
Wir brachten N. in die Kita und gingen unserer Wege, nämlich arbeiten. Im Auto auf dem Arbeitsweg habe ich wieder gegrübelt. Ich frage mich die ganze Zeit, warum mir seine Nähe nicht mehr viel ausmacht, aber ich so furchtbar eifersüchtig bin. Ist das wirklich noch Liebe? Oder ist es einfach verletzter Stolz? Ich meine, verlassen zu werden nagt doch schon sehr am Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Ich bin immer noch verletzt, aber liebe ich ihn noch? Ich weiß es einfach nicht, aber ich tendiere eher dazu, dass er mir noch sehr wichtig ist und auch dass ich ihn noch sehr mag. Aber lieben? Oder rede ich mir das nur ein, weil ich ihn nicht mehr lieben will? Fragen, Fragen Fragen.
Am Nachmittag trafen wir uns vor der Kita und holten N. wieder ab. Dann fuhren wir zu mir. Dort verbrachten wir einen netten Nachmittag. Unser Sohn packte seine Geschenke aus, wir aßen Kuchen und „genossen“ die Zeit zu dritt. Es war unverkrampft und entspannt. Zwischendurch sprachen wir auch immer mal wieder kurz über die derzeitige Situation. Wir beide vermissen die Zeit als „Familie“. Ich finde es schön zu wissen, dass es ihm auch so geht, interpretiere da aber nichts hinein.
Wir brachten unseren Sohn gemeinsam ins Bett und saßen dann noch am Tisch und redeten. Leider dann doch wieder viel zu viel über mich bzw. uns. Ich versuchte, ihm einige Dinge klarzumachen, muss aber feststellen, dass er mich nicht so sieht wie ich mich selbst. Das macht mich wütend. Es macht mich wütend, dass er glaubt, meine derzeitigen Gefühle besser zu kennen als ich selbst. Ich denke, ich kann es selbst am besten beurteilen. Außerdem sieht er viele Dinge einfach anders. Er schmeißt oft alles in einen Topf, während ich die Dinge differenzierter sehe. Ich will jetzt nicht alles genau wiedergeben, das würde den Rahmen sprengen. Kern des Gesprächs am Schluss war aber seine Frage, ob es okay für mich wäre, wenn SIE dann jetzt auch mal bei meinem Ex ist, wenn er unseren Sohn hat. Das Schwert, das mir dabei in die Brust stach, war riesig. Ich konnte die Tränen nicht unterdrücken. Und für ihn war klar, ich bin noch nicht so weit, wie ich sage. Aber versteht es einfach nicht. Für ihn mag es ein Zeichen sein, dass ich noch Hoffnung hege, dass ich ihn noch liebe und dass ich ihn mir zurückwünsche. Aber das tue ich nicht. Ich konnte sagen, was ich wollte, er glaubt mir einfach nicht. Mittlerweile denke ich, es ist auch egal, ob er mir das glaubt. Für mich ist es so schwierig mit unserem Sohn, weil ich tierische Verlustängste habe. Es tut weh zu wissen, dass er bei meinem Ex eine „neue“ Familie hat, während er mit mir allein ist. Ich habe Angst, dass ich meinen Sohn verliere. Ich weiß, dass das totaler Quatsch ist, aber Gefühlen ist das doch egal, was logisch ist oder nicht. Wie gesagt, ich habe versucht, ihm das entsprechend zu vermitteln.
Mein Ex respektiert es, wenn ich das nicht möchte, allerdings begreift er meine Gefühlswelt nicht. Ich glaube, er denkt, es geht dabei nur um ihn. So richtig abgeschlossen scheint er auch noch nicht zu haben, wie ich das immer vermutet habe. Er hat auch noch entsprechende Sätze zwischendurch von sich gegeben, wie z.B.: „Ich kann Dich schon verstehen. Ich habe auch vor zwei Wochen mal darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn Du einen Neuen hättest. Und ich musste feststellen, dass das schon komisch für mich wäre.“
Zum Ende des Gesprächs bat ich ihn darum, mir solche Sachen doch nicht zu sagen, weil ich damit gar nichts anfangen kann. Ich weiß, dass er sich schlecht fühlt, weil er derjenige ist, der gegangen ist. Er will mir irgendwie immer mitteilen, dass er auch daran zu knabbern hat. Ich habe ihm gesagt, dass das ja auch okay ist, schließlich waren wir fast unser halbes Leben zusammen. Trotzdem könne er nicht nachvollziehen, was ich empfunden habe bei der Trennung und noch empfinde. Er hat sich schon früher, also noch während der Beziehung, damit auseinandergesetzt und diese Phasen durchlaufen. Er ist damit viel weiter als ich jetzt. Er sieht das übrigens nicht so. Daraufhin sagte ich ihm, dass er aufhören muss, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich glaube, er sagt mir das alles auch immer nur, um mir zu helfen oder was auch immer. Ich sagte ihm, er kann mir nicht helfen und ich brauche seine Hilfe auch nicht. Und dass auch er mich loslassen muss. Er ist nicht mehr für mich verantwortlich. Genau deshalb meint er ja auch immer, besser zu wissen, was gut für mich ist. Das möchte ich aber nicht mehr. Selbst wenn meine Entscheidungen, die ich jetzt treffe, sich später als falsch erweisen, so ist das meine Sache, nicht seine. Ich trage die Konsequenzen und die Verantwortung, nicht er.
Ich fühle mich mit dem, was ich tue, doch ziemlich stark und bin stolz auf mich. Er schafft es aber leider mit diesen Aussagen, dass ich mich wieder klein fühle. Er gibt mir das Gefühl, es besser zu wissen. Mich nervt das. Das habe ich ihm auch gesagt. Er sagt, dass das nicht seine Absicht ist. Und genau das erinnerte mich daran, dass es schon immer so war. Und irgendwie war ich plötzlich froh darüber, dass ich das nicht mehr „ertragen“ muss. Klingt negativer als es wirklich ist. Aber mir wird halt immer mehr klar, dass ich die guten Dinge vermisse, die schlechten aber nicht. Ich muss mich darüber nicht mehr ärgern, mich klein oder schlecht fühlen. Ich kann mich wieder frei entfalten, so wie ich bin. Ein schönes Gefühl!
Wir sind so verblieben, dass wir es erst einmal dabei belassen. Wir werden jetzt erstmal weiter versuchen, eine Art „Freundschaft“ aufzubauen und ich bestimme dabei das Tempo. Als mein Ex ging, bedankte er sich noch dafür, dass er diesen Tag dabei sein durfte. Er nahm mir noch in den Arm als Dank und mit einem Blick, der mir sagte, wir bekommen das hin. Diesen Blick bekam er auch von mir. Dann ging er. Und ich weinte etwas. Nicht heftig und nicht lange. Es war halt schon irgendwie anstrengend und aufreibend, dieser gestrige Tag.
Nun komme ich aus dem Grübeln natürlich wieder nicht heraus. Komischerweise hatte ich erwartet, dass es mich heute aus den Schuhen haut, aber das Gegenteil ist der Fall. Ich bin zwar sehr nachdenklich, fühle mich aber irgendwie etwas befreiter. Ich kann das gar nicht so genau beschreiben. Ich überlege, ob ich nicht doch bereit bin, dem Wunsch meines Exmannes zu entsprechen und es zuzulassen, dass seine Neue dabei ist, wenn mein Sohn bei ihm ist. Früher oder später wird es sowieso passieren. Ich überlege halt die ganze Zeit, wie das für unseren Sohn ist bzw. ob er das verkraftet. Ich versuche halt doch immer im Auge zu haben, was für meinen Sohn gut ist. Meine Gründe, die ich gestern angeführt habe, die dagegen sprechen, sind aber fast ausschließlich egoistischer Natur. Ich bin halt eifersüchtig! Ich bin noch nicht soweit. Ich gönne es ihnen einfach noch nicht ehrlich, auch wenn es schon besser wird. Aber reichen diese Gründe aus oder muss ich mich doch einfach zurückstellen und nur so handeln, dass es meinem Sohn gut geht. Ich glaube zwischenzeitlich nicht mehr so sehr, dass es ihm schaden würde. Ich hatte z.B. erwartet, dass er heute Morgen nach Papa fragt, denn der war ja gestern noch da, als er einschlief. Aber nichts dergleichen passierte. Er war wie immer. Bedeutet das, dass er es zwischenzeitlich begriffen hat, dass Papa einfach nicht mehr immer bei uns ist? Kann er das mit seinen zwei Jahren schon unterscheiden? Er wirkte auch nicht verwirrt heute. Es ist wirklich schwer, diese Entscheidungen zu treffen. Man kann ja nicht in das Kind hineinsehen. Auf der anderen Seite weiß ich, dass mein Ex das auch sehr behutsam angehen wird.
Also frage ich mich die ganze Zeit, tue ich es oder nicht? Für mich hängt da irgendwie viel dran, nämlich dass ich – wenn ich es zulasse – „unser Kapitel“ für immer schließe. Wird mir dieser Schritt beim Loslassen helfen? Ich glaube schon, aber es macht mir etwas Angst, wenn ich ehrlich bin. Ich glaube, meine Entscheidung ist schon fast gefallen. Trotzdem werde ich mir noch ein paar Tage Zeit geben und es nicht über das Knie brechen.
Ich werde Euch weiter auf dem Laufenden halten und bin natürlich für jede Meinung, Kritik oder was auch immer dankbar.
P.S.
Sorry, falls alles etwas verwirrt geschrieben sein sollte. Ich habe es einfach so runtergerattert, wie es mir in den Sinn kam. Es ist sozusagen authentisch.