Ja, mir geht es relativ gut. Heute morgen war ich guter Dinge, jetzt gerade bin ich wieder etwas traurig.
Den gestrigen Abend habe ich gut überstanden. Mein Mann kam wie verabredet. Mein Sohn schlief bereits. Aber irgendwie hat er ihn wohl gehört und ist aufgewacht. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Er weinte die ganze Zeit. Dann haben wir ihn einfach aus seinem Bett geholt und er war die ganze Zeit bei uns. Er hat es offensichtlich genossen, uns beide gemeinsam um sich zu haben. Mein Mann und ich waren darüber sehr traurig. Es tat uns furchtbar leid.
Mein Mann und ich haben uns sehr gut geeinigt. Ich habe das bekommen, was ich wollte, und er hat mehr bekommen, als er dachte. Er war sichtlich irritiert, dass ich auf so viele Dinge keinen Wert mehr lege und mir neue Sachen anschaffen will. Damit hatte er nicht gerechnet. Ich denke, er dachte, er müsse mehr kämpfen. Ich habe dazu aber keine Lust mehr. Ich freue mich, auch wenn ich Schulden machen muss, dass ich mir neue Dinge anschaffen kann. Ich will vieles Altes nicht mehr. Ich will Neues!
Wie gesagt, die wichtigsten Dinge kann ich behalten. Vor allem das Auto. Und die Waschmaschine, Staubsauger etc.
Dann hatte ich noch ein Hochzeitsbild von uns in der Hand. Das haben wir vor ein, zwei Jahren auf Leinwand ziehen lassen. Ich hatte es an dem Tag bei uns im Flur aufgehängt, als er sich abends von mir trennte. Ein paar Tage später habe ich es wieder abgenommen. Ich kann es nicht mehr sehen. Es tut zu sehr weh. Also wie gesagt, hatte ich es in der Hand und fragte ihn, ob er das haben möchte, ich würde es sonst wegschmeißen. Er war wieder irritiert. Dann meinte er, er hätte es dann gern. Ich fragte ihn, ob er das aufhängen will? Hätte ich komisch gefunden. Er wüsste es nicht. Er meinte nur, bevor ich es wegschmeiße, nimmt er es lieber mit.
Als wir so ziemlich durch waren mit der Aufteilung des Hausrats kam es tatsächlich noch zu einem Gespräch zwischen und über uns. Ich wollte das eigentlich gar nicht, aber die Atmosphäre war relativ entspannt und wir beide waren auch bereit dazu.
Ich habe ihm gesagt, wie ich unsere Beziehung gesehen und empfunden habe. Und dass ich auch schon lange nicht mehr glücklich war. Dass ich auch oft Trennungsgedanken hatte etc. Viel hat er dazu nicht gesagt, aber ich hatte das Gefühl, so richtig kauft er mir das nicht ab. Vielleicht denkt er tatsächlich, ich spiele ihm etwas vor. Nein, das tue ich nicht. Zwischendurch kamen auch ein, zwei Tränen von mir, aber es ging trotzdem. Ich hab mich selbst gewundert.
Dann hatte ich ihm noch gesagt, dass die Art, wie wir beschlossen haben damals, dass wir heiraten, mich doch sehr verletzt hat. Ich sei mir nicht mehr sicher, ob er mich wirklich heiraten wollte.
Daraufhin sagte er mir, dass er mich auf jeden Fall heiraten wollte und dass er weiß, dass mich das verletzt hat, dass er mir nie richtig einen Heiratsantrag gemacht hat. Das sei ein sehr dunkler Fleck in seiner Vita. Als er das sagte, kamen ihm kurz die Tränen und er musste sich arg zusammenreißen.
Was ich noch herausgefunden habe, ist, dass er sich bereits in denen ersten drei Jahren, als wir beschlossen hatten, ein Kind zu wollen, von mir entfernt hätte. Er weiß aber gar nicht so genau, warum.
Wie auch immer, das Gespräch war okay. Ich meinte nur, dass ich es gut finde, dass wir jetzt etwas reden. Das hätte mir gefehlt. Er meinte nur, ich wollte ja Abstand, was ihm zeigen würde, dass ich dafür noch nicht bereit bin. So richtig ist er davon auch nicht überzeugt. Er meinte nur, dass wir dieses Gespräch noch einmal führen können, zu einem Zeitpunkt, wo der Abstand für uns beide noch größer ist.
Na, immerhin, wir reden. Das ist doch schonmal ein Anfang.
Ich mache mir deshalb keine Hoffnung, dass wir wieder zusammenkommen. Dafür ist erstmal zuviel passiert und es würde auch nicht funktionieren. Ich will es (jetzt) auch nicht. Ich will jetzt einen Neuanfang. Das Gespräch war aber trotzdem gut, um wieder ein gewisses gegenseitiges Grundvertrauen für uns beide aufzubauen. Ich finde das sehr wichtig.
Tja, wie gesagt, ich bin jetzt wieder traurig. Weil es einfach traurig ist, dass der Traum von unserer eigenen kleinen Familie geplatzt ist. Ich hatte mir das immer so sehr gewünscht. Aber wer weiß, es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten, um glücklich zu sein. Man muss sie nur zulassen. Ist im Moment noch etwas schwer, aber ich arbeite dran.
So, mehr fällt mir gerade nicht mehr ein ...
Satine