Mensch, hier geht es ja rund. Ich komme gar nicht mehr hinterher. Würde immer so gern auf alles genau eingehen, aber irgendwie verliere ich den Überblick und mir fehlt die Zeit. Ich versuche es trotzdem mal:
@Paulie:
Dein Brief ist wirklich hart, aber ich kann ihn verstehen. Absenden würde ich allerdings auch nicht. Was sollte man darauf für eine Antwort erwarten bzw. wenn überhaupt eine kommt. Er wird es wahrscheinlich sowieso nicht verstehen. Der Verlasser wird niemals nachempfinden können, wie es sich anfühlt. Und wenn wir mit uns selbst im Reinen sein wollen, sollten wir irgendwann doch alles einmal ruhen und es hinter uns lassen. Ich habe meinem Ex heute auch einen Brief geschrieben. Allerdings nur, um einige Dinge zu klären. Ich habe mich sehr bemüht, ehrlich zu sein und unsere gescheiterte Beziehung außen vor zu lassen. Es ging mal wieder um Missverständnisse. Wenn Ihr wollt, kann ich den Brief ja nochmal reinstellen. Als ich ihn mir nochmal durchgelesen habe, hatte ich das Gefühl, es klingt mittlerweile schon etwas anders, wenn ich ihn anschreibe. Nicht mehr so verletzt. Keine Ahnung. Kommt mir jedenfalls so vor.
@FraumitKind:
Herzlichen Glückwunsch zur neuen Wohnung! Das sind ja tolle Neuigkeiten. Du machst Dich echt gut. Respekt! Klopf Dir mal auf die Schulter. Du bist schon so weit gekommen.
So, nun mein Update:
Mir geht es wieder etwas besser. Mein Sohn schläft jetzt heute auf morgen und Donnerstag auf Freitag bei meinem Ex. Gestern Abend haben wir noch ein paar Nachrichten ausgetauscht. Natürlich rein organisatorischer Natur. Er schrieb mir dann irgendwann, dass Oma am Mittwoch mit unserem Sohn Abendbrot essen will (sie holt ihn ab und fährt dann zu meinem Ex mit ihm) und ich unseren Sohn doch bitte dann erst um 19 Uhr abholen soll.
Hab mich etwas geärgert, weil mein Ex sich immer wieder beschwert hat, ich würde bestimmen etc. Diesmal war es umgekehrt. Ich hatte ihm geantwortet, dass es okay ist mit Mittwoch, ich aber gern gefragt werde. Daraufhin meinte er, dass der letzte Satz es so hat wirken lassen, aber eigentlich wäre es eine Frage gewesen. Okay, hab ich akzeptiert die Entschuldigung. Dann schrieb ich ihm heute morgen, dass unser Sohn heute baden muss. Darauf er: nee, is klar. Ich habe wieder geantwortet: Doch ist so. Er hat Samstag gebadet und sollte dann heute baden. Ansonsten muss ich ihn morgen direkt nach der Arbeit abholen. Mein Ex hat es mal wieder falsch verstanden und war angenervt. Er hat geantwortet: Und genau das meine ich. Du verlangst von mir immer Termine und du darfst machen so wie es dir passt. Und dann erpressen wir noch ein bisschen ... schönen Tag
Ich dachte, was ist denn jetzt los. Hab ihn angerufen. Er ging nicht ran. Hab ihm geschrieben, er soll zurückrufen und dass ich nicht streiten möchte. Ich möchte das klären. Nicht gelesen. Als ich meinen Sohn in der Kita abgegeben habe, sah ich ihn auf dem Fußweg. Also habe ich angehalten und ihn zur Rede gestellt. Ganz freundlich natürlich, denn ich wollte mich wirklich nicht streiten und er hat es tatsächlich in den falschen Hals bekommen. Ich habe es ihm erklärt und er hat es offensichtlich verstanden und akzeptiert. Trotzdem merkte ich, dass es noch weiterer Worte bedarf. Einfach für unser Verhältnis. Deshalb habe ich ihm den Brief geschrieben. Ich stelle ihn hier einfach mal rein und Ihr könnt ja mal Euer Urteil abgeben.
Ein bisschen muss ich schmunzeln, weil er von sich vor ein paar Tagen behauptet hat, er hätte ja kein Problem damit, sich mit mir an einen Tisch (beim Grillfest am kommenden Donnerstag) zu setzen. Ich frage mich allerdings, warum er sich immer so schnell so schlecht behandelt fühlt. Liegt es daran, dass ich ihm gestern nochmal geschrieben habe, dass ich für September einen Umgangsregelungsplan erstellen will, um den gewünschten Abstand einzuhalten? Als ich meinen Sohn gestern abholen, war es relativ entspannt zwischen uns. Er wirkte locker und nicht gestresst. Erzählte mir ein paar Dinge von unserem Sohn aus der Kita. So war es die letzten Male häufiger. Eigentlich bin ich immer diejenige, die sich dann relativ zügig wieder vom Acker macht. Ich will halt nicht klönen mit ihm. Ich habe das Gefühl, er würde das schon gern. Aber egal, was immer er will, ich kann und will es jetzt nicht.
So, hier ist der Brief (Vorsicht, lang!) ... viel Spaß beim Lesen und Kommentieren:
Hallo S.,
ich habe mich schon entschuldigt vorhin, aber ich wollte trotzdem noch ein paar Sachen sagen.
Ich war gestern tatsächlich enttäuscht über die Sache mit Deiner Mom morgen. Das klang wirklich so, dass Oma das so „möchte“ und ich muss mich danach richten und ihn dann halt später abholen. Diesmal war ich diejenige, der es so vorkam, als würde man einfach über mich bestimmen. Du hast gesagt, dass es so nicht gemeint war, und das glaube ich Dir auch. Das habe ich gestern auch geschrieben. Was mich traurig macht, ist, dass Du meine Nachricht heute Morgen dann falsch interpretiert hast. Ich erkläre es Dir nochmal genauer: Mir fiel heute Morgen im Bad ein, dass N. zuletzt Samstag gebadet hat und dann eigentlich am besten heute baden sollte. Ich dachte mir, ich schreibe es Dir kurz, damit Du mich später nicht fragen musst, wann er zuletzt gebadet hat. Ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht, wie das bei Dir ankommen könnte, weil ich eben einfach keinen bösen Hintergedanken dabei hatte. Dann kommt von Dir die Antwort „nee, is klar“. Da war ich stutzig bzw. überrascht und anschließend fing ich an, mich zu ärgern, weil Du mir damit das Gefühl gegeben hast, dass ich Dir das „auf’s Auge drücken“ will. Das ist aber nicht so. Deshalb habe ich versucht, es Dir zu erklären und habe Dir geschrieben, dass er zuletzt Samstag gebadet hat. Wenn Du es heute nicht schaffst, ihn zu baden, war mir klar, dass er dann spätestens morgen baden muss. Morgen bleibt er aber bis 19 Uhr bei Dir. Bis wir zu Hause sind etc. ist es dann schon halb acht und - wie ich finde - zum Baden zu spät. Deshalb habe ich geschrieben, dass ich ihn sonst direkt nach der Arbeit abholen muss. Das sollte keine Erpressung sein oder eine Retourkutsche wegen Deiner Mom. Ich hatte gesagt, dass es okay ist und das meinte ich auch so. Ich finde es halt auch doof, wenn er nach dem Baden dann noch wieder raus muss. So warm ist es ja nun nicht mehr. Kein anderer Grund steckt dahinter.
Ich weiß, dass Du gestresst bist wegen Deines Umzuges. Mir geht es ja nicht anders. Du hast mir letztens geschrieben, ich habe es als selbstverständlich angesehen, dass Du N. nach der Trennung so oft genommen hast, obwohl es für Dich purer Stress bedeutete. Damit hast Du leider recht, auch wenn ich es nicht gern zugebe. Ich habe es wirklich als selbstverständlich angesehen. Ich war der Ansicht, dass N. ja schließlich auch unser gemeinsamer Sohn ist und wir beide die Verantwortung für ihn tragen. Mir war es egal, ob das für Dich stressig ist oder nicht. Das war unfair von mir und es tut mir leid. Ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt. Mir ist nicht in den Sinn gekommen, dass Du das für mich tun könntest, denn das hätte ich nach alledem sowieso nicht annehmen wollen. Ich wollte nicht, dass Du etwas für mich tust, denn ich habe Dich in dieser Zeit gehasst. Ich war froh darüber, wenn N. bei Dir war. Nicht, weil ich dann „Freizeit“ hatte, sondern weil ich die Zeit dringend für mich brauchte. Ganz ehrlich? Ich war in den ersten Wochen total überfordert mit N.. Es war mir einfach alles zuviel. Die Trennung, der Schmerz, die Trauer, die Wut und dann musste ich noch irgendwie N. gerecht werden. Dadurch, dass Du ihn oft bei Dir hattest, konnte ich es relativ gut steuern und diese Gefühle dann zulassen, wenn N. nicht bei mir war. Das ging aber auch nicht immer. Ich hatte ein ganz schlechtes Gewissen, weil mir N. leid tat, dass seine Mutter in der Zeit keine richtige Mutter sein konnte. Ich war wie versteinert, gefühlstot und mit den Nerven am Ende. Natürlich habe ich ihn vernünftig versorgt und mich auch mit ihm beschäftigt, aber ich war nicht gerade die fröhliche, entspannte Mutter, die N. verdient hat. Ich habe mich sehr darüber geärgert, als Du geschrieben hast, dass Du N. trotz der Umstände so oft genommen hast, damit ich „meine Ruhe“ habe. Das klingt so, als hätte ich in der Zeit „Party“ gemacht. Letzten Endes hast Du das dann doch für N. gemacht, denn er hat am meisten davon profitiert, wenn er NICHT BEI MIR war. Ich habe einen dicken Kloß im Hals und Tränen in den Augen, während ich das schreibe, weil es so weh tut zu erkennen, dass ich für N. in der Zeit nicht richtig da sein konnte. Deshalb danke ich Dir an dieser Stelle dafür, dass Du ihn trotz der Umstände so oft zu Dir genommen hast. Jetzt bin ich auch in der Lage, zu wertschätzen, dass Du das für mich und für N. getan hast. Mittlerweile ist einige Zeit vergangen und alles läuft wieder viel besser. Ich bin wieder ausgeglichener, komme mit allem wieder ganz gut klar und ich freue mich auf meine neue Wohnung. Ganz ehrlich, S.? Eigentlich sträube ich mich gerade sehr davor, Dir soviel gefühlsmäßig von mir preiszugeben, aber ich möchte, dass Du verstehst, wieso ich so gehandelt habe und wo ich gerade stehe. Du hast recht, dass ich in der ersten Zeit nur „nett“ getan, aber eigentlich etwas anderes gefühlt habe. Leider blieb mir nichts Anderes übrig. Wir mussten miteinander kommunizieren wegen N. und den Umzügen, obwohl ich Dich am liebsten komplett aus meinem Leben verbannt hätte. Ich weiß, dass meine Wut und Verletztheit immer wieder durchgedrungen sind. Ich konnte es nicht verhindern, so sehr ich mich auch bemüht habe. Trotzdem finde ich, dass wir das dann doch noch ganz gut hinbekommen haben. Und dafür können wir uns ruhig mal auf die Schulter klopfen.
Ich möchte Dir auch nochmal sagen, dass ich keine bestimmten Termine von Dir verlange, die mir „in den Kram“ passen. Wenn Du ehrlich bist, habe ich Dich auch immer gefragt, ob Dir diese Termine recht sind, weil ich nicht wollte, dass Du das Gefühl hast, nach meiner Pfeife tanzen zu müssen. Natürlich habe ich Vorschläge gemacht und auch um bestimmte Termine gebeten, aber Du hättest auch „Nein“ sagen können. Ich wollte das mit Dir abstimmen, aber irgendwie ist es immer etwas anstrengend, Dir eine Entscheidung zu entlocken. Liegt wohl auch an dem Stress, den Du hast. Und ich bin dann auch noch schnell genervt davon, weil auch ich unter den gegebenen Umständen gestresst bin. Das tut mir leid. Ich weiß, dass Du immer noch im Stress bist wegen Deiner Wohnung und es Dir momentan sicherlich auch zuwider ist, feste Termine mit mir abstimmen zu müssen, aber Du hast mir versprochen, dass ich mir nach Deinem Umzug den nötigen Abstand zu Dir nehmen kann, weil wir dann erstmal das Wichtigste geklärt haben. Um diesen Abstand gewährleisten zu können, brauche ich klare Regelungen wegen N.. Das ist für uns beide von Vorteil, denn so können wir unsere „N.-freie“ Zeit entsprechend planen. Mir ist das wirklich sehr wichtig. Und weil ich davon ausgehe, dass Du momentan den Kopf mit anderen Dingen voll hast und somit kaum Zeit und Lust hast, einen entsprechenden Plan vorzubereiten, habe ich geschrieben, dass ich so einen Plan erstmal für September vorbereite. Nicht, damit ich die „Bestimmerin“ bin, sondern weil ich ja auch diejenige bin, die einen Plan haben möchte. Ich habe ja auch geschrieben, dass wir den dann natürlich noch abstimmen müssen. Dabei sollen auf alle Fälle auch DEINE Wünsche berücksichtigt werden.
Im Moment bin ich, ehrlich gesagt, etwas enttäuscht und traurig darüber, dass Du nicht siehst, wieviel Rücksicht auch ich auf Dich in den letzten drei Wochen, wo Du N. das letzte Mal hattest, genommen habe. Natürlich sollte das auch eine Art „Wiedergutmachung“ sein für die Zeit, in der ich nicht so „nett“ zu Dir war und Du N. oft zu Dir genommen hast. Ich habe abgewartet, bis Du gesagt hast, dass Du N. jetzt wieder nehmen kannst und Dich wegen Deines Umzuges in Ruhe gelassen. Und obwohl Du ihn nimmst, merke ich, dass es Dir eigentlich gar nicht passt, weil Du noch nicht „fertig“ bist mit Deiner Wohnung. Ich verstehe, dass Du gern alles fertig haben möchtest. Es geht aber gerade leider nicht anders. In meiner Wohnung sieht es auch nicht viel besser aus, wie Du weißt. Im Wohnzimmer kaum Möbel, kein Sofa, Flur leer usw. Auch das soll kein Vorwurf an Dich sein, ich wollte es ja so. In der neuen Wohnung wird es zunächst aber auch nicht besser werden. Mein neues Sofa kommt erst in sieben Wochen. Die Küche am Umzugstag, muss dann aber auch erst noch eingebaut werden. Es wird weiterhin „Chaos“ herrschen. Es lässt sich aber nicht ändern. N. vermisst Dich und auch deshalb ist es mir so wichtig, dass er jetzt wieder öfter bei Dir ist. Ich bekomme immer einen Kloß im Hals, wenn N. mich zwischendurch mit fragenden Augen ansieht und „Pappa?“ sagt. Deshalb hatte ich ihm letztens auch ein Foto von Dir gegeben. Das wollte er fast nicht mehr aus der Hand geben. Also haben wir Dir ein Küsschen gegeben. Das hat er noch drei weitere Male gemacht. War total süß! Ich will Dir damit um Gottes Willen kein schlechtes Gewissen oder Dich traurig machen, aber ich möchte Dir das auch nicht vorenthalten, weil es nur zeigt, wie sehr Dein Sohn Dich liebt und vermisst! Ihm ist es egal, wie Deine oder meine Wohnung aussieht. Er genießt es, bei Dir oder mir zu sein. Ach, eigentlich weißt Du das ja auch. Ich will nicht klugscheißen. Ich wollte Dir nur sagen, dass es mir das Herz zerreißt zu sehen, dass Du ihm fehlst. Auch deshalb ist es mir so wichtig, dass Du ihn wieder öfter bei Dir hast.
S., ich denke, ich bin noch nicht so weit, normal und frei von Emotionen mit Dir umgehen zu können, das gebe ich zu. Deshalb ist es so wichtig für mich, Dir dies alles nochmal zu schreiben, damit Du mich und mein Verhalten besser verstehen kannst und vor allem um Missverständnissen vorzubeugen. Ja, ich bin noch immer sehr traurig und auch wütend auf alles, was mit uns passiert ist. Aber ich versuche, diese Trauer und Wut aus meinen Entscheidungen rauszulassen. Zum größten Teil gelingt es mir auch, denke ich. Mich macht es traurig, dass Du mich oft falsch einschätzt und Dich sehr schnell von mir ungerecht behandelt fühlst. Das ist absolut nicht meine Absicht. Ich will nicht so sein bzw. werden wie diese ollen, verbitterten, verlassenen Ehefrauen, die ihren Exmännern das Leben zur Hölle machen, ihre Kinder als Waffen und Druckmittel benutzen und niemals wieder glücklich werden. Deshalb bemühe ich mich so, es irgendwie besser bzw. richtig zu machen. Es ist nicht einfach, das gebe ich zu. Umso wichtiger ist es, dass wir weiterhin miteinander kommunizieren, wenn etwas schief läuft. Die Briefform fällt mir zurzeit allerdings noch immer am Leichtesten. Ich hoffe, Du kannst das verstehen.
Wenn Du noch etwas zu allem sagen oder besser gesagt schreiben möchtest, kannst Du das gerne tun. Ich würde mich sogar darüber freuen. Wenn nicht, ist das natürlich auch in Ordnung. Ich möchte nur davon ausgehen können, dass etwaige Missverständnisse hiermit erstmal wieder aus der Welt geschafft sind und wir wieder „unbelastet“ weitermachen können.
N.
19.08.2014 12:29 •
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