Liebe Satine,
jetzt muss ich mich auch mal einschalten. Ich lese Deinen Thread seit Stunde Null heimlich mit und bewundere Dich für Deine Stärke und die Power, mit der Du die Situation meisterst. Als ich auf Deine Beiträge gestoßen bin, war ich bereits 3 Monate von meinem Freund getrennt und gerade in einer Phase, in der ich dachte, ich muss ihn anrufen, mich aussprechen, einfach die Versöhnung suchen. Deine Beiträge haben mich darin bestärkt es nicht zu tun, denn es ging mir ähnlich wie Dir und ich habe zudem erkannt, dass ich dadurch meinen Stolz - und viel mehr - den Respekt vor mir selbst verloren hätte.
Mein Freund hat mich im April eines schönen Morgens darüber aufgeklärt, dass er nur noch freundschaftliche Gefühle für mich hegt und sich trennen möchte. Einige Wochen zuvor hatte er noch Zukunftspläne mit mir geschmiedet und alles schien auf einem guten Weg zu sein. Wir waren 8 Jahre zusammen von denen die letzten 1 1/2 Jahre nicht mehr wirklich als Beziehung zu beschreiben waren (das weiß ich jetzt, damals war mir das noch nicht so klar). Er hat innerhalb dieser 1 1/2 Jahre sehr viel Gewicht verloren, war von 7 Tagen in der Woche 6 nach der Arbeit bis 20/20.30 h beim Sport und am 7. Tag mit Freunden oder auch allein unterwegs. Wenn er denn mal Zuhause war, hat er mich entweder ignoriert oder seine schlechte Laune an mir ausgelassen. Ich dachte, er hätte Stress auf der Arbeit oder dass die Gefühlsschwankungen von der Diät kämen - auf meine Nachfragen, was denn los sei, erhielt ich auch diese Antworten und nicht etwa den Hinweis, dass er in der Beziehung unzufrieden sei. Heute weiß ich, dass da bereits die Trennung von mir vorbereitet wurde (er hat mir bei unserem letzten Treffen mehr oder weniger zu verstehen gegeben, dass er erst dünn sein wollte bevor er geht, denn dick würde ihn ja keine nehmen; jetzt sei er dünn und da hätte er so viele Chancen fremd zu gehen, die müsste er jetzt einfach nutzen). Ich habe mich über seinen Gewichtsverlust gefreut und war sooooo stolz auf ihn, dass er das so durchgehalten hat und daher wollte ich ihm die Zeit für seinen Sport auch einräumen, bin allein Zuhause geblieben, habe mich mit Arbeit abgelenkt, damit ich bloß nicht über meine Situation nachdenken musste bis ich fast vorm Burn-Out stand (auch das ist mir erst nach der Trennung so richtig klar geworden). Natürlich habe ich mich allein gefühlt und hätte gerne etwas mit ihm unternommen, aber leider habe ich das nie angesprochen (es anzusprechen hätte das Ende der Beziehung bedeutet und ich hatte Angst davor, allein zu sein und vielleicht mein Leben nicht auf die Reihe zu kriegen - war auch wieder Quatsch, denn ich sehe ja jetzt, dass es klappt, aber das Unbekannte macht einem halt Angst und so verharrt man lieber in gewohnten Situationen und dass auch dann, wenn man sich im Grunde seines Herzens unwohl fühlt und daran zugrunde geht) und so haben wir in dieser Zeit nebeneinander her gelebt und ich habe nicht gemerkt - oder auch nicht merken wollen -, dass er sich immer mehr verändert und von mir entfernt hat. Als wir darüber gesprochen haben (das war im Februar), war es fast schon zu spät, aber wir konnten vieles klären und ich dachte, wir seien auf dem richtigen Weg ... bis zu jenem Morgen im April. Da habe ich ihn dann gebeten auszuziehen, denn in den Wochen seit Februar habe ich ständig mit der Angst gelebt, er könnte morgen Schluss machen und ich wäre allein; oder er könnte nun doch auf einer Party jemanden kennenlernen und dann fremd gehen (er hat mir nämlich erzählt, dass er die Chance dazu gehabt hätte, er es dann aber nicht getan hätte, weil ich das nicht verdient hätte?!). Ich konnte so nicht mehr leben und habe ihn deshalb gebeten, auszuziehen.
Ich schweife ab, sorry . Was mich letztlich zu diesem Beitrag hier bewegt hat ist das Thema KS, das gerade aufkam. Ich habe noch unserem letzten Treffen den Kontakt vollständig abgebrochen und es geht mir eigentlich gut damit. Ich finde es toll, dass Du, liebe Satine, für Deinen Sohn so stark bist (ja, auch sein musst) und ich denke immer wieder, wenn ich Deine Beiträge lese: Gott, bin ich froh, dass wir keine Kinder hatten und ich meinen Ex nicht ständig sehen muss. Du magst jetzt sicher denken: Wieso erzählt die mir das?! - Ich will damit nur sagen, dass Du, wenn Dein Sohn nicht wäre, sicherlich den Kontakt leichter hättest abbrechen können und eventuell schneller mit der Sache hättest abschließen können. Eigentlich wollte ich Dir mit meiner wirren Rede nur zustimmen, denn ich denke, dass eine komplette KS immer leichter ist, wenn keine Kinder im Spiel sind und daher bin ich zu 1000% überzeugt, dass Du diese KS auch ganz sicher irgendwie durchgehalten hättest. Du bist ja jetzt auch ohne KS schon so stark und daher wärest Du ohne Deinen Sohn sicherlich auch stark genug gewesen. Nochmal meinen vollen Respekt für Deine Power!
Ich war froh, dass ich den Kontakt abgebrochen habe, denn auf diese Weise konnte ich meinem Ex - wenigstens hoffe ich das - zeigen, dass mein Leben auch ohne ihn weitergeht und ich ihn nicht zum Überleben brauche (im Prinzip machst Du das ja auch, Satine, nur Du musst ihn halt immer wieder sehen, damit Dein Sohn nicht leidet). Unser letztes Treffen hat mich so viel Kraft gekostet, denn ich wollte ihm auf gar keinen Fall zeigen, wie verletzt ich bin. Ich wollte meinen Stolz behalten, wollte Stärke zeigen und ich denke, dass ihn das auch ein wenig verwirrt hat. Er hatte sich vielleicht erhofft, dass ich ihm hinterherrenne, ihn anflehe zu bleiben und ihm damit zeige, dass ohne ihn nichts geht (versteht mich nicht falsch: ich verurteile niemanden, der das vielleicht so gemacht hat; man sollte immer seinem Herzen folgen und das tun, was man für richtig in einer bestimmten Situation hält) - wer gerät schon gerne in Vergessenheit oder hat das Gefühl, nicht gebraucht zu werden?! Mein Herz hat mir gesagt, dass ich stark sein muss, dass ich ihm nicht das Gefühl geben will, dass er in meinem Leben unverzichtbar ist. Also habe ich mich zusammengerissen und den Tipp aus diesem Forum befolgt: bin stark geblieben, habe nicht geweint und alles sachlich besprochen. Er war schon etwas verwirrt, denn damit hatte er wohl nicht gerechnet. Ich bin immer nach dem Motto verfahren: Wer mich nicht in seinem Leben will, der soll gehen. Ich zwinge niemanden bei mir zu bleiben, der das nicht will und ich zwinge schon gar niemanden, mich zu lieben, der das nicht kann oder will. Was soll das auch bringen?! Natürlich tut das weh - glaubt mir, es gibt Tage, da möchte ich ihn einfach anrufen und ihm all die Dinge sagen, zu denen ich keine Gelegenheit mehr hatte. Aber ich möchte mir diese Blöße einfach nicht geben. So nehme ich mir dann meinen eigens dafür angeschafften Collegeblock und schreibe all das auf, was ich ihm noch sagen will und neuerdings beteilige ich mich auch aktiv in diesem Forum und danach geht es mir wieder besser.
Lasst den Kopf nicht hängen, wir alle sind auf einem guten Weg. Wir können darüber reden, wir helfen uns gegenseitig und tauschen uns aus und sind füreinander da - alles Dinge, die ich in meiner Beziehung schmerzlich vermisst habe. Aber was ich immer wieder merke ist: so schlecht ist das Single-Leben gar nicht. Ich kann jetzt endlich wieder die Dinge machen, die ich möchte und ich muss jetzt nicht mehr jeden Abend darauf warten, dass die Tür aufgeht und er endlich da ist, um mich mit seiner schlechten Laune zu beglücken Ich fühle mich jetzt viel freier und ich bin sicher, dass Ihr das bald auch so empfinden werdet. Es wird immer Rückfälle geben, das ist bei mir nicht anders, aber es wird definitiv besser und das nicht zuletzt wegen EUCH! DANKE, dass Ihr Eure Beiträge hier einstellt und mir damit jeden Tag aufs neue Kraft und Mut gebt!
Habt einen schönen Tag und wer weiß, irgendwann in ein paar Monaten oder auch Jahren lesen wir uns diese Beiträge vielleicht noch einmal durch und können gelassen darauf zurückblicken, denn dann haben wir es geschafft! Every day counts ...
Liebe Grüße
Rechargeable
14.08.2014 11:59 •
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