@cavecanem:
ich glaube, hier wird es jetzt Zeit, etwas mehr über mich zu berichten. Also: auf zum Seelenstrip.
Zitat:Stimmt! Eine der Fragen ist: warum beziehst Du das auf Dich?
Seine Gründe sind in ihm. Deine in Dir.
Warum reagierst Du so heftig in einem so frühen unverbindlichen Beziehungsstadium?
Worauf konkret reagierst Du eigentlich?
Ich hab die letzten 1,5 Jahre damit zugebracht, etwas Wesentliches vor mir selbst zu verleugnen: dass ich mir eben doch eine ernsthafte, aufrichtige, von gegenseitiger Liebe geprägte Beziehung wünsche. Und tatsächlich, wenn ich auch an dieser Stelle mal ehrlich bin: von Geborgenheit, Verlässlichkeit, Loyalität, Verbindlichkeit. Bis ich diesen Menschen (um den es jetzt geht) getroffen habe, hätte ich mir das im Traum nicht eingestanden. Diese Erkenntnis trifft mich grade sehr.
Mein Leben ist mittlerweile toll: ich habe Freunde, Hobbies, einen Job, den ich sehr liebe, eine schöne Wohnung, ich mag mich und meinen Körper. Das alles habe ich mir erarbeitet.
Und dennoch hat dieser Mann etwas in mir angerührt, von dem ich dachte, es wäre einfach weg. Und dieses wegsein habe ich akzeptiert. Ich war der festen Überzeugung, dass ich eine Beziehung, diese Form der Liebe nicht will und brauche. Das ich alleine besser dran bin, selbst dann, wenn ich mich in der Konsequenz manchmal alleine fühle. Dass es nicht mehr geht und ich das mit der Liebe nicht mehr kann. Ganz schön düster, ich weiß. Aber damit bin ich ganz gut gefahren, hab auf mich und mein Gegenüber geachtet und konnte meine Grenzen ziehen und stabil sein. Mir ein Leben aufbauen, was ich wertvoll finde.
Das was mir hier grad so das Wasser aus den Schuhen zieht, ist die Hoffnung, die nun nach so kurzer Zeit wieder zerstört wird, dass es anders sein könnte. Das ich mich doch nicht allein fühlen muss, weil es da jemanden gibt, mit ICH mein Leben teilen will. Weil ich soviel für ihn empfinde (ja, das ist leider noch nicht weg), habe ich diese Hoffnung in ihn gesetzt und an ihn und mich geglaubt. Mein Vater würde sagen: Versuch am untauglichen Objekt- und dafür verfluche ich mich.
Dass ich nicht beim ersten Mal die verdammte Tür zugelassen habe, sondern so lange gewartet habe, bis mich sein Verhalten und mein Versuch, ihn zu sehen (innerlich) mich in die Knie zwingt. Und ich werde gar nicht gern in die Knie gezwungen, ich sehe in jedem Menschen immer sein oder ihr Licht, häng mich daran auf, will das Gute und Positive in dieser Welt sehen.
Dabei blende ich die Schatten, die das Licht mit sich bringt, oft aus, relativiere das. Bis es anfängt, an meine eigene Substanz zu gehen. Thema Grenzen: manchmal weiß ich nicht, was meine Gefühle sind, und was die der anderen. Versetze mich in die Menschen hinein, will sie begreifen und auch mit ihren Fehlern lieb haben.
Und jetzt bin ich mal ganz defätistisch: ich denke, ich sollte es einfach lassen. Es kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn ich einem Mann mein Herz öffne. Weil ich mir die Falschen aussuche. Weil ich es nicht anders kenne. Weil sich diese ganze Schei**e (Unverbindlichkeit, Lügen, Heimlichkeiten, Unsicherheit) nach zu Hause anfühlt. Weil ich so müde vom Aufstehen und Weitergehn bin. Weil ich nicht mehr kämpfen mag. Weil ich grad echt nicht mehr kann. Weil ich einfach ankommen mag, und zwar in mir selbst. Bei einem anderen Menschen ist es ein Ding der Unmöglichkeit.
Tja- und nun? Nun liegt eine Andere in seinem Bett und er denkt keine 5 Minuten über mich nach. Mich kotzt das so an, dass ich nicht besser auf mich aufgepasst hab. Ich habs gesehen (deshalb ja schon meine zwei vorherigen Versuche, das zu beenden) und nicht auf mich aufgepasst. Dieser Mensch fängt an, mich anzulügen etc., und ich bin auf einmal wieder 6 Jahre alt, will einfach nur liebgehabt werden und der Papa kann wieder machen, was er will. Das ist ne 1A Reinszenierung- und ich kenne das Ergebnis.
Zitat:Das Leben will Dir vermutlich zeigen, dass die Baustelle noch Zuwendung benötigt. Denn stell Dir mal vor, Du hättest Dich tatsächlich auf eine polygame Beziehung eingelassen. Ich erinnere daran: diese Möglichkeit hast Du ernsthaft in Betracht gezogen. Ist das nicht aus heutiger Sicht total absurd?
Und weil ich so bin wie ich bin, stehe ich doch wieder auf. Kümmere mich grade um einen Therapie-Platz (Schematherapie).
Mit viel Glück bekomme ich in den nächsten Wochen einen Platz.
Zitat:DU BIST WERTVOLL.Fühl dich gedrückt ich wünsche dir viel Glück, es geht vorbei
Danke dir, das kann ich grad gut gebrauchen Ich kann mich grad nicht als wertvoll wahrnehmen. Aber ich weiß, dass ich es bin. ich fühle es nur grade nicht mehr.
Zitat:Hast Du ausreichend lange mit ihm versucht zu ergründen, was er eigentlich darunter versteht? Und auf was genau das seine Reaktion ist, das zu denken?
Ja. Wir haben zweimal im Abstand von zwei Monaten in aller Ruhe darüber gesprochen. Er sagt jedes Mal, er weiß nicht, wie er sich das vorstellt. Er hat das Bedürfnis, mit anderen Frauen zu schlafen. Er schreibt mit ihnen, wochenlang. Belügt mich explizit darüber oder verschweigt solche Sachen. Er sagt, er braucht das wie ein Ertrinkender das Wasser, es sei für ihn wie eine Sucht. Er fühlt sich selbst innerlich und äußerlich häßlich. Er braucht das, damit er seinen Wert fühlt.
Er kann sich selbst nicht leiden.
Zitat:Mir kommt er eher vor wie ein charakterlich etwas weicheres Träumerle -aus einem anderen Kulturkreis! Da spielt irgendwas noch mit rein, das ich nicht greifen kann.
Ich weiß nicht, ob diese Info wirklich weiterhilft: er ist gebürtiger Russe. Mit 5 Jahren nach Deutschland gekommen, als politischer Flüchtling, quasi.
Danke an jeden, der bis hierhin gelesen hat. Hat gut getan, das alles mal aufzuschreiben, auch wenn ich nun selbstmitleidig hier sitze und mir die Augen aus dem Kopf heule.
Und sorry wenn es ein bißchen wirr ist, das Ganze wühlt mich sehr auf.