Ich krieg schon jetzt keine Luft mehr

Hallo Forum,

Ich habe mich angemeldet um eventuell ein paar neutrale Meinungen zu meiner Situation zu bekommen.

Vor zwei Monaten hab ich einen Mann kennen gelernt, der leider mehrere hundert Kilometer weit weg wohnt. Zuerst dachte ich an einen witzigen Internetflirt, aber wie das eben so ist, trafen wir uns doch. Vor diesem Treffen war ich Single aus vollster Überzeugung weil ich einfach keine Lust auf Verbindlichkeiten hatte. Aber es schien perfekt zu passen, wir hatten mehrere schöne Wochenenden zusammen. Ich bin immer zu ihm gefahren, er ist jünger und noch in der Ausbildung.

Er lies ein paar Mal durchblicken, dass ihn meine Einstellung zu Beziehungen sehr verunsichere und er Angst davor hat, zuviel da rein zu geben in uns. Weil ich einfach weg sein könnte.

Leider hat sich diese Einstellung seinerseits nicht geändert, ich bin eher die Sorte Mensch, die gut mit sich allein sein kann und auch nicht jeden Tag Kontakt braucht. Er ist das komplette Gegenteil und hält es kaum aus, wenn ich mich auch nur für ein paar Stunden zurück ziehe und meine Ruhe will. Ich hab das Gefühl ich ersticke darin. Obwohl ich ihn wirklich ganz ganz toll finde. Das alles passierte sehr plötzlich und ich muss das jetzt erstmal in meinem ansonsten gut eingerichteten Leben einbauen, was schwer ist.

Am letzten Wochenende hatten wir nachts nach einer Party S. Er war total dicht, ich stocknüchtern. Da nimmt er währenddessen mein Gesicht zwischen seine Hände und fragt Heiraten wir mal? Wir heiraten, oder? ich war so überfordert, dass ich nur blöd gelacht habe.

Gestern war wieder eine kleine Meinungsverschiedenheit, die für mich garnicht wild war, mir lediglich bis zum Abend Zeit für mich erbat. Er allerdings sagte abends am Telefon, dass er diese vier Stunden Angst gehabt hätte, ich würde mich nie wieder melden und wäre einfach weg.

Es ist alles noch so früh aber das Nähebedürfnis ist so unterschiedlich. Wie kann ich das angehen, so dass es für uns beide tragbar ist?

Danke und schönen Tag

Liebe , lila Wolke
Ich kann deine Situation sehr gut verstehen, weil ich manchmal in der ähnlichen Lage , wie deine Internetbekanntschaft. Wenn ich gemerkt habe, daß der Gegenpart, eher was lockeres möchte, habe ich mich sofort zurückgezogen, um schlimmen Liebeskummer auszuschließen.
Wie man da auf einen Nenner kommen könnte, wenn die Bedürftigkeit so unterschiedlich ist, kann ich mir nicht vorstellen.

Guten Tag,
Dein junger Freund ist total in Dich verliebt und merkt das Du dieses Gefühl nicht widerspiegelst.Was er nicht merkt ist das er Dich mit seinem Klammern erdrückt.
Wenn Dir etwas an dieser Beziehung liegt wirst Du ihm glasklar sagen müssen das Du dieses Klammern nicht erträgst..ich denke in einem ruhigen und zugewandtem Gespräch könntet ihr klären wie ihr beide genug Luft und Nähe bekommt.
Wenn es Dir diese Mühe nicht wert ist...trenn Dich und atme (alleine) durch.Das jetzt einfach so weiterschleifen lassen wird nichts bringen.
Alles Gute Dir.

Zitat von Lilawolken90:

der leider mehrere hundert Kilometer weit weg wohnt.

Das ist gleichzeitig die Chance alles Einzustellen bevor es beginnt zu sehr zu schmerzen weil ......

Zitat von Lilawolken90:

ich muss das jetzt erstmal in meinem ansonsten gut eingerichteten Leben

Sonst geht das kaputt.

Das ist zu viel für zwei Monate.
Das muss sich doch erst Schritt für Schritt entwickeln.
Nimm Dir die Zeit, die Du für Dich und für dieses Kennenlernen brauchst.
Sage ihm in einer ruhigen Minute, dass Dir das zu viel und zu klammernd ist und dass Du damit ein echtes Problem hast.

Vielen Dank für eure Antworten.

Es ist nicht so, dass ich emotional nicht da bin. Nein, sonst wäre ich wirklich nicht so oft so weit gefahren. Ich bin ja bereit, mitzuziehen, weil er ein toller Mensch ist, emotional sehr klug und wir die gleichen Werte und Pläne für unsere Leben haben.

Gestern fragte ich mal an, ob er mitkommen möchte auf den Geburtstag meiner Schwester. Nein, wolle er nicht, er hat Angst vor dem kennenlernen meiner Familie. Ich wollte ihm gefühlsmäßig entgegen kommen damit, um ihm Sicherheit zu vermitteln.

Genau das ist es, ich fühle mich schuldig, verantwortlich für seine gesamte Gefühlswelt, ob wir da auf einen Nenner kommen, weiß ich nicht. Aber ich bin gewillt, vor einer möglichen Trennung zuerst daran zu arbeiten. Nur weiß ich nicht wie

Zitat von Lilawolken90:

Gestern fragte ich mal an, ob er mitkommen möchte auf den Geburtstag meiner Schwester. Nein, wolle er nicht, er hat Angst vor dem kennenlernen meiner Familie. Ich wollte ihm gefühlsmäßig entgegen kommen damit, um ihm Sicherheit zu vermitteln.

Genau das ist es, ich fühle mich schuldig, verantwortlich für seine gesamte Gefühlswelt, ob wir da auf einen Nenner kommen, weiß ich nicht. Aber ich bin gewillt, vor einer möglichen Trennung zuerst daran zu arbeiten. Nur weiß ich nicht wie

Meine Liebe, Du bist nicht schuldig.
Und Du bist auch nicht für ihn verantwortlich.
Du bist für Dich verantwortlich, zu schauen, dass es Dir gut geht.
Ihr habt ein unterschiedliches Tempo und ihr habt unterschiedliche Ängste/Befürchtungen. Gebt Euch ein wenig mehr Zeit.

Ich denke, es ist immer sehr schwierig, wenn 2 Menschen so unterschiedliche Nähebedürfnisse haben, auf einen Nenner zu kommen. Und zwar so, dass sich beide damit wohlfühlen.

Man kann es veruschen, aber dann müsste ihr beide reden und Ihr beide müsst verstehen, was in dem anderen vorgeht. Was das fehlende Bedürfniss in dem jeweils anderen auslöst und wie man diese Angst lösen kann. Ich denke, es ist wichtig, sich in den anderen reinzuversetzen. Sowohl du in Ihn, als auch Er in dich.

Vielleicht schafft Ihr es so, dass sich beide Partein wohlfühlen. Aber das geht nur über´s reden.

Guten Morgen

Bei euren offensichtlich sehr unterschiedlichen nähe-distanz-bedürfnissen ist es sehr sehr schwierig.

Ich ticke wie du, kann dich daher gut verstehen, wie das Gefühl der enge, der schlinge um den hals ist.
Das hat Ursachen.

Er scheint auch noch ein besonderes klammeräffchen zu sein. Mit starken Verlustängsten.
Das hat ebenfalls Ursachen.

Mit sehr viel Arbeit, Gesprächen, Geduld und Toleranz kann man sich irgendwo einpendeln. Ob es sich dauerhaft aushalten läßt (von beiden) , zeigt sich dann. Allerdings ist es irre anstrengend.

Ich persönlich halte das Klammern nicht aus und bin immer weg gerannt. War überglücklich, wenn ich wieder Luft bekam.

dein strangtitel sagt alles.
Es ist doch jetzt schon anstrengend und voller Kämpfe/Krämpfe.

Auch wenn ich dir gern etwas positiveres sagen möchte, so denke ich hier, dass sich diese Kluft auf Dauer nicht schließen läßt.

Ich wünsche dir alles gute

@bazinga Ich hab dasselbe Problem wie ihr nur ungekehrt, obwohl ich mir große Mühe gebe meine Verlustangst kommt anscheinend unentwegt zum Vorschein und löst diese Wegrenngefühle bei ihm aus. Bin jetzt auf Distanz gegangen und habe die Liebschaft beendet, erstmal nur Freundschaftsangebot gemacht, da das dauernd mitschwang und mich genervt hat. Es stellte sich mir die Frage warum die Distanz Typen so distanziert sind? Könnt ihr mir bitte genau erklären was das genau ist würde das gerne besser verstehen. Eins habe ich kapiert meine Verlustangst ist auch eine Form von Nähephobie nur unter umgekehrten Vorzeichen. Wie kann sich dieser Konflikt denn auflösen?Habe mir vorgenommen ihn jetzt vier Wochen nicht zu treffen nur ab und zu telefonieren um herauszufinden wieviel Distanz er braucht, habe das Gefühl bei ihm reicht Ostern Sommerfest und Weihnachten. In der Zwischenzeit such ich mir einen Neuen oder wie? War schon kurz davor nachdem er sich 10 Tage! Nicht gemeldet hat, daraufhin kam von mir das Freundschaftsangebot. Ansonsten passt er unglaublich gut zu mir. Aber ich brauche 10x so viel S Nähe reden etc wie er. Was tun?Wenn wir uns sehen haben wir übrigens sehr viel Nähe.

Zitat von Lilawolken90:

ich fühle mich schuldig, verantwortlich für seine gesamte Gefühlswelt

Das ist das Problem mit Menschen die nicht bei sich angekommen sind. Sie werden zur Last für denjenigen der nicht bedürftig ist. Klingt fies, ist aber leider so. Erst wenn man mal auf der Seite derer angekommen ist, die mit sich alleine gut klar kommen kann man das wohl verstehen. Deshalb heißt es ja immer, komm erstmal mit Dir allein klar, bevor Du jemanden anderen BRAUCHST. Das brauchen ist das Problem. Rückemeldung von Dir, Sicherheiten von Dir, Versprechen von Dir. Ich bekomme schon beim Lesen Beklemmungen, kann das also gut nachvollziehen. Obwohl ich selbst durchaus Nähebedürftig bin, komme ich null damit klar, wenn das eingefordert wird. Entweder es läuft von selbst oder nicht. Das bei Euch scheint einfach nicht zu passen. Warum klammerst Du Dich jetzt so dran?

Zitat von willan:

Das ist das Problem mit Menschen die nicht bei sich angekommen sind. Sie werden zur Last für denjenigen der nicht bedürftig ist. Klingt fies, ist aber leider so.

Darauf zitiere ich:

Zitat von bazinga:

Ich ticke wie du, kann dich daher gut verstehen, wie das Gefühl der enge, der schlinge um den hals ist.
Das hat Ursachen.

Er scheint auch noch ein besonderes klammeräffchen zu sein. Mit starken Verlustängsten.
Das hat ebenfalls Ursachen.

Weil es einfach stimmt! Sowohl das eine extrem hat Ursachen und das andere ebenso. Beide extreme sind nicht unbedingt gesund! Man muss dran arbeiten, keine Frage!

Wenn man aber so unterschiedlich tickt, dann passt es einfach nicht bzw. ist nur sehr sehr schwer in Einklang zu bringen, da müssten beide Seiten an Ihren Extremen arbeiten.

Danke für eure Antworten.

Es ist so, dass ich so schnell nicht aufgeben will, weil er toll ist. Ich kann mit ihm lachen, wir haben ähnliche Werte, die Vorstellungen vom Leben passen zueinander. Außerdem , wenn ich das jetzt beende, wäre das ja für ihn quasi nur die Bestätigung dass ich nicht fähig bin, mich ordentlich zu binden.
Eine selbsterfüllende Prophezeiung sozusagen.

Aber doch merke ich, wie es mir die Luft nimmt, Versprechen abgebe, die ich nicht geben will. Gestern erbat ich mir nur ein paar Tage Pause, ich würde mich melden.

Nein nein, das ginge nicht, wenn einer von uns plötzlich tot gefahren wird (?) steht ja der andere ohne Antworten da?! Ok dachte ich nur. Also habe ich gesagt dass wir abends gerne telefonieren können, kurz, nur abends und nicht dauerhaft WhatsApp. Aber es fühlt sich merkwürdig an, trotz alledem

Ok, so schnell nicht aufgeben heißt dann aber auch entweder ihn ändern, weniger Nähe, oder Dich ändern, mehr Nähe.

Da ich andere nicht ändern will und auch nicht kann, wäre die Konsequenz bei Dir. Gibt ihm mehr. Ist das zielführend für Dich?

Ob sich da seine Prophzeiung jetzt erfüllt oder nicht wäre mir persönlich echt wurscht. Dass er das genauso sieht würde ja auch irgendwie zur Beschreibung passen.

Ich hinterfrage mal: Kann es sein, dass Du nicht willst, dass er recht hat? Ist es ihm recht zu machen denn wichtiger als bei Dir zu bleiben mit Deinen Vorstellungen?

Zitat von Lilawolken90:

Versprechen abgebe, die ich nicht geben will

Du verbiegst Dich doch jetzt schon.

Edit: bye the way, wenn jemand ein paar Tage Pause von mir braucht, könnte er die wohl auch länger haben, ganz, ganz lang vermutlich. Das klingt schon arg genervt von Deiner Seite aus. Zwischen tgl. mal hören und den ganzen Tag verfügbar sein ist ja noch ein Unterschied. Glaube nicht, dass ihr das auf nen Nenner bekommt.