Liebe Community,
vorab möchte ich mich bei jedem bedanken, welcher sich den folgenden LANGEN Text für einen Fremden durchliest. Sicherlich wird sich aufgrund meiner Situation viel Verzweiflung aus den Zeilen entnehmen lassen, aber ich würde mich freuen, wenn Menschen mit ähnlichen Erlebnissen Hinweise geben können bzw. objektive Ansichten dazu führen, dass ich das selbst besser verstehen kann. Die folgenden Informationen können erschlagend sein, aber es ist alles miteinander verstrickt. Ich würde die Beziehung mal kurz bis zur Trennung beschreiben.
Ich war 2,5 Jahre mit meinem Ex-Partner zusammen. Das besondere hierbei ist, dass wir beide Männer sind. Wir lernten uns damals über einen befreundeten Drittkontakt kennen. Beim ersten Treffen kamen wir locker ins Gespräch und fühlten uns durch ähnliche Ansichten angezogen. Wir lobten die Unabhängigkeit des anderen und wollten es auch ruhig angehen lassen. Als kleine Zusatzinfo, hatten wir in den vorherigen Beziehungen schlechte Erfahrungen sammeln müssen. Dazu später mehr. So nahm das weitere Kennenlernen seinen Lauf. Wir wohnten etwa 120 km auseinander und nach etwa 4 Wochen Kennenlernen fragte er mich, ob wir eine (Fern-)Beziehung beginnen. ich stimmte ein, da ich mich sehr wohl mit ihm fühlte und wir bereits tolle Abende miteinander verbrachten. In dieser Phase gab es keinen Raum für Zweifel. Er selbst nahm vor uns eine alte pflegebedürftige Dame in seinem Haus auf und diese hatte ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Ich denke, dass Beziehungen Bereitschaft erfordern und ich habe von Anfang an kein Problem mit dieser älteren Dame gehabt, auch wenn ich mich erst daran gewöhnen musste, dass wir viele Dinge nur zu dritt erleben können und man eine weitere Verantwortung übernehmen müsse. Ich sagte damals beim ersten Date, dass es irgendwo einen Haken geben müsse. Er verneinte es, aber ich fragte mich, warum ein so gut aussehender und liebevoller Mann Single wäre. Im Laufe der Beziehung dann merkte ich, dass er stark finanzielle Probleme hat. Das ging so weit, dass das Konto gepfändet war und auch schon eine Schuldnerberatung ihren Dienst aufnahm. Hier kam der Vorteil, dass ich durch meinen Beruf genau dort ansetzen konnte (Er hatte davon aber keine Kenntnis, sodass die Beziehung nicht aufgrund des objektiven Vorteils begonnen wurde). Wie sah also meine Woche aus. Ich war arbeiten und fuhr dann am Wochenende direkt zu ihm um dort zu unterstützen. Er hatte zudem durch eine Hobbyzucht und versuchte dadurch die Schulden abbauen zu können. Er betonte immer wieder, welche Verantwortung er hätte und ich das nur schwer nachvollziehen könne. Er müsse sich um die alte Frau kümmern, die zahlreichen Hunde (variierte zwischen 10 und 40 Hunden) und hätte ein Grundstück zu pflegen. Ich hingegen hätte nur meine Wohnung und meine politische Verantwortung. Dieses Buhlen um wer macht mehr und was zählt mehr mochte ich von Anfang an nicht. Immer wieder kam es zu kleinen Streitigkeiten, da er sich nicht ausreichend unterstützt fühlte. Er sprach mir das Interesse an den Hunden ab, obwohl ich sehr tierlieb bin. Anderseits verbrachten wir einen wunderschönen Urlaub, da ich immer Reisen wollte, auch wenn ich ihn dazu überreden musste. Im Urlaub sagte er wie schön alles sei und er gerne dieses unbeschwerte Leben hätte. Jetzt fasse ich das alles mal etwas kürzer. Ich wollte also mehr Zweisamkeit mit meinem Partner, was durch diese Hundezucht und der alten Frau (Nochmal! ich liebe Sie) und der zeitlichen Begrenzung kaum möglich war. Der intime Kontakt litt in dieser Phase zudem. Ich verstehe, dass er aus den Schulden entfliehen wollte und deshalb fleißig war, aber ich wollte nicht nur an der Unterstützung bemessen werden. Es war fortan ein Hangeln und immer wieder motivierte ich ihn, dass wir den Weg aus den Schulden gemeinsam schaffen würden. Ich buchte wie ein Weltmeister und übernahm sämtlichen Schriftwechsel mit den zuständigen Stellen. Die Zeit verging und mittlerweile waren wir knapp ein Jahr zusammen. Ihm ging es besser und er hatte die Kontrolle über sein Leben zurück. Ich wollte uns erneut etwas Auszeit gönnen und buchte einen traumhaften Urlaub in Gran Canaria. Wir waren uns beide einig, dass dies der schönste Urlaub gewesen sei und er schrieb im Anschluss die schönste Nachricht. Kurz darauf, dann der erste Trennungswunsch seinerseits. Wir hätten keine gemeinsamen Interessen und er bräuchte einen Partner, welcher ihn mehr unterstützen würde. Wir unterhielten uns ausführlich und konnten die Trennung abwenden. Er beteuerte wie sehr wir uns verdient hätten. Ich war schockiert und hätte nie vermutet, dass zwischen einem der schönste Urlaub mit meinem Schatz und ich fühle mich sehr unglücklich in dieser Beziehung nur wenige Wochen liegen können. Also kamen wir zurück in den Alltag. Beide sind sehr fleißig. Ich schrieb, dass ich politisch tätig bin und inzwischen kamen auch mehr Herausforderungen auf mich zu. Diesen wollte ich nachgehen. Er hatte wohl immer den Traum, dass ich zu ihm ziehen würde und ich doch dieses Grundstück auch als mein Zuhause verstehen könne. Dies konnte ich aber nicht, da ich immer ein eigenes Heim aufbauen wollte und ich die Handschrift seiner letzten 8-jährigen Beziehung permanent sah. Auch wollte ich mich nicht aus meinem Umfeld reißen lassen. Im November 22 dann kam erneut von ihm die Nachricht, dass er sehr unglücklich sei und sich trennen möchte. Für mich stürzte erneut eine Welt zusammen und ich kämpfte. Dieser schwere Weg alles zu reparieren und ihn wieder stark zu machen, war sehr energieraubend. S. lief wirklich sehr wenig (Selbst im Urlaub). Ich kann mir immer noch nicht erklären warum, da ich eigentlich kein Muffel bin. Er möchte diese Fernbeziehung nicht mehr, sondern wünscht sich jemanden der jeder Zeit bei ihm ist und mehr unterstützt. jemand der die gleichen Interessen hat (Hunde und Garten). Meine dusselige Politik bringe niemanden etwas. Er war kalt wie ein Eisberg. Sagte mir, dass er keine Gefühle mehr habe und ich es akzeptieren müsse. Ja jeder hat da Recht sich zu trennen, aber die Art und Weise finde ich nicht in Ordnung. Ich brach innerlich zusammen und fuhr dann, auch wegen der alten Dame, nochmal zu ihm. Dann brach es aus mir aus und irgendwann nahm er mich in den Arm und gab mir einen Kuss. Entgegen dem Rat seiner Mutter (aus meiner Sicht sehr toxisch für ihn) probiere er es noch einmal, da ich ihm auch nicht egal sei. Ich musste dann aber mit seiner Mutter telefonieren, da ihm das wichtig sei. Fand ich sehr skurril. Die Mutter hat selbst eine Beziehung in der ich nie Zuneigung zwischen ihr und dem Partner sah und das alles mehr auf ein Kommandieren abzielt. Sie hat auch viele Hunde und möchte aus meiner Sicht eine ähnliche Schablone für ihr Kind. Ich veränderte mich (ihr sagt wahrscheinlich - ich gab mich auf) und ließ mein Fussball sein, um ihn mehr unterstützen zu können. Ich packte auch mehr am Grundstück mit an. Wieder kam eine so schöne Weihnachtszeit. Er gab sich so viel Mühe. Und jetzt passierte etwas. Wir beschlossen uns ein gemeinsames Heim anschaffen zu wollen. Er sei bereit für einen Neuanfang. Wir schauten täglich und fanden letztendlich ein Haus in meinem Ort. Im Februar war es dann soweit und ich unterzeichnete den Kaufvertrag. Wir nahmen dieses Haus, da auch seine Wünsche (großer Garten und Platz für die Hunde) komplett berücksichtigt wurden. Da das Haus stark sanierungsbedürftig folgte bis August eine sehr stressige Zeit. Wir ackerten und versuchten nebenbei auch noch beruflich voranzukommen. Bei mir bahnt sich zudem eine große Nominierung an. Ich sprach mit ihm darüber, ob ich es machen sollte. Er sagte ja, wenn er nicht zu kurz käme. Dadurch dass man alles wippen musste, verloren wir uns aus den Augen. Kaum noch Zweisamkeit. Und hier kommt ein Punkt dazu, für den ich mich sehr schäme. Ich war ungeoutet und habe nach wie vor große Probleme damit. Ich stellte ihn unter anderem auch als Kumpel vor. Nach und nach aber wussten alle Bescheid. Die kleinen Erfolge jedoch waren für ihn belanglos. Steh doch einfach dazu. Die Zuneigung zeigte ich jedoch in der Öffentlichkeit nicht sondern floh möglichst aus jeder Situation, wo man uns zuordnen könnte. Im August feierten wir die Einweihung. Danach folgten viele weitere Feste. Man war so blind füreinander geworden, was doch aber auch der Situation geschuldet ist. Wir kamen nie zur Ruhe. In der Vergangenheit gab es ein Erlebnis als er einen cholerischen Ausraster bei meiner Tante hatte (die wollten danach keinen Kontakt mehr) und auch ich war erschrocken. Er begab sich darauf hin zu einem Psychotherapeuten, da er nicht schon wieder eine Beziehung kaputt machen wollte. Die Situation verankerte sich in meinem Kopf. Im August dann sagte er mir unter Tränen, dass er an Depressionen leide. Ich nahm seine Hand und sagte ihm, dass wir das auch gemeinsam schaffen würden. Er bekam Medikamente und meinte 2 Wochen vor der Trennung, dass es ihm besser ginge. Wir waren bei einem Termin der Paartherapie zur Orientierung und jeder konnte mal frei sprechen. Ich stellte seinen Hass gegenüber der Politik fest. Der Therapeut stellte abschließend die Frage was wir aus diesem Gespräch mitnehmen. Ich sagte dass ich mehr über sein Denken erfahren habe. Er sagte, dass er nichts neues erfahren hätte. Ich sagte dass ich nach meiner großen Nominierung wieder einen Termin wahrnehmen möchte. Der Psychotherapeut sagte, dass wir ein großes Kommunikationsproblem hätten, da er emotional sendet und ich rational. Demnach kam nichts an. Die Kommunikation zuhause verlief beispielweise wie folgt: ich bin unglücklich. musst du immer mehr sch. bestellen. wir haben wichtigere Dinge zu tun als die Politik. ). Also sehr vorwurfsvoll, sodass tiefergehende Gespräche nicht zustande kamen.
Nun kommen wir zur Trennung. Es war ein Tag an dem er zusammen mit meiner Tante auf seinem ehemaligen Grundstück Zaunteile abbaute und diese dann zu ihr fuhr. Abends dann fuhr er einkaufen und führte ein längeres Telefonat (Ratet mal mit wem - Richtig - Seiner Mutter). Er kam nach Hause, bat mich kurz mitzukommen und sagte mir, dass er sich trennen möchte und so unglücklich in dieser Beziehung sei. Er fühlt sich mit allem allem alleine gelassen und ich sei nur auf mich fixiert. Bääm das hat gesessen. Nach 2,5 Monaten im neuen Haus - Rückzieher und Flucht. Ich war schockiert und konnte nicht verstehen, dass trotz begonnener Paartherapie das Ding so beendet wurde. Der Psychotherapeut im Übrigen war auch verwundert, dass vor einer solchen Entscheidung nicht mit ihm gesprochen wurde. Die Trennungsphasen sind hier vermutlich allen geläufig, Am zweiten Tag nach der Trennung wollte er wissen, ob ich das Zusammenleben noch 4 Monate aushalten könne, bis er sein altes Haus verkauft hätte und sich dann hier etwas neues holen möchte (er fühlte sich in der neuen Region wesentlich wohler). Auch hätte er noch das Nebengebäude für die alte Dame ausgebaut. Ich sagte, dass ich dann die räumliche Trennung bräuchte um nicht daran kaputt zu gehen. Auch verschwand ich 3 Tage von Zuhause. Als ich dann wieder zuhause war, wurden erste Zimmer schon leer geräumt. Er würde zurück in sein alten Haus gehen, da ich ihn ja so schnell wie möglich loswerden wolle. Wieder ist er das Opfer. Am Sonntag sei der Umzug. Dieser fand statt und er nahm die alte Dame sowie alle Hunde mit. Seither ist das Haus wie ein Friedhof. Man hat sich alles geschaffen und er haut in den Sack, anstatt zu reden. Sämtliche Erklärungen meinerseits liefen ins Leere und er betonte, dass es keinen Sinn mache, sich darüber zu unterhalten. Weitere 2 Tage nach dem Auszug dann meldete er sich bei sämtlichen Plattformen an, um eine neue Beziehung zu finden. Wenn wir schrieben, dann nahm er die Opferrolle ein. Ich müsse nur auf mich sauer sein, dass ich ihn gehen lassen habe und ihn so wenig wertgeschätzt habe mit meinem ekligen Verhalten. Als ich fragte warum er sich sofort anmeldet, sagte er. Die Komplimente die er von mir nicht bekam, suche er sich bei anderen Männern. Es war immer wieder ein Nachtreten. Ich entschuldigte mich für meine Unachtsamkeit aber ich habe nie etwas böses getan. Er hingegen pflanzte nach der Trennung mehrere hundert Tulpenzwiebeln und als ich fragte warum: Das sei seine Racheaktion, sodass ich bei jeder Blume an ihn denken möge. Dann kam es zu Ausrastern wo er meinte, alles im Garten rausreißen zu wollen und am liebsten das Grundstück in dem Zustand verlassen möchte, wie er es betreten hatte. Er hatte investiert in dem Wissen dass es auch ihm gehöre. Dann kamen Sprüche wie nach mir die Sinnflut. Das ist alles Psychoterror für mich. Warum trete ich nach, wenn jemand schon am Boden liegt. Ich kämpfte immer noch obwohl mein Umfeld mir davon abriet. Bei der nächsten Umzugstour dann gab es einen Vorfall. Er redete nicht von selbst und motzte mich auf einmal an: Schönen Gruß von meiner Mutter: Ich habe alles richtig gemacht, nicht einmal jetzt unterstützt man ihn. Wir dachten uns, dass sag doch was. Niemand kann riechen was er zuerst weg haben möchte. Als er diesen Wutanfall hatte, wurde er beleidigend und seine Unterlippe zitterte und er war kurz vorm Weinen. Meiner Mutter ging dann ein Teil (Glas) von ihm kaputt. Ich schrieb ihm am Folgetag, dass ich nicht möchte, dass das Umfeld dort so mit einbezogen wird. Er meinte er hätte gesehen von welchem Schlag wir alle sind. Keine Antwort von mir auf solch eine Nachricht. Am nächsten Tag dann kamen sämtliche Fragen wo seine Unterlagen wären. Ich antwortete nicht, da ich auf Arbeit war und dann rief er an. Voller Wut sagte er dann auch, dass er meiner Mutter nach dem Bruch seines Gegenstandes am liebsten ins Maul getreten hätte. Ich legte kommentarlos auf. Er schrieb zunächst dass ich wie immer nicht zuhöre und dann 2 Minuten später entschuldigte er sich für die Wortwahl. Er wäre so enttäuscht und verletzt. Ich schrieb ihm dass es reicht und darauf schrieb er wieder netter.
Er hatte eine schlechte Kindheit (seine Mutter lernte er erst mit 18 kennen). Aber kann ein Mensch wirklich zwei so verschiedene Gesichter haben? Zum einen ein so einfühlsamer, liebevoller und fürsorglicher Mensch und zum anderen ein cholerischer, wütender Tyrann? Ich gebe mir viel Schuld daran, dass ich so unachtsam geworden bin, selbst vor der Situation geflüchtet bin (keine Zuneigung gesucht habe) und er sich einsam fühlte. Man war in therapeutischer Behandlung und auf gutem Wege. ich muss jetzt ein riesiges Grundstück alleine unterhalten. Das ist alles unfair. Warum hat er keinen Willen zu kämpfen. Es ist jetzt 4 Wochen her und ich fahre noch immer in diesem Karussell. Man hat sich gegenseitig nicht (an-)erkannt. Und obwohl nicht alles gut lief, vermisse ich ihn sehr stark.
Jetzt freue ich mich wirklich, falls jemand die Muße hat zu antworten. Gerne auch Hinweise, ob ein Buch oder ähnliches hilft. Und entschuldigt diesen langen Text. Es war aber befreiend das zu schreiben.
13.11.2023 11:00 •
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