Hallo Joshi und Sabine49,
ich habe mich vor einem Jahr getrennt und neun Monate lang jeden Tag geweint. Es war ein Schmerz, der so tief war, dass ich dachte, ich schaffe es nicht... Und dennoch habe ich mir selbst erlaubt, alle Tränen zu weinen, ganz hindurch zu gehen, wie es immer in Büchern heißt.
Ich habe Freundschaften verloren - die ich heute auch anders nenne als Freunde. Weil sie mir sagten: Jetzt hör auf, dich reinzusteigern. Oder ähnliche Worte. Zu meinem Schmerz kam also noch das Verlassensein, der Verlust des sozialen Netzes. Trotzdem, ich habe mir gesagt: Diese Phase dauert so lange sie dauert. Früher habe ich mich mit anderen Männern getröstet statt einmal bis zum Grund dieses Gefühls hinabzutauchen...
Ich habe gemerkt, dass es ein sehr alter Schmerz war. Einen, den ich mir einfach nie zu fühlen gestattete... auch aus Angst, dass er mich umbringt.
Ja...
Hier habe ich für Euch beide ein Gedicht (das ich auch schon in einem anderen Thread gepostet habe). Vielleicht geht es Euch wie mir damit und es tröstet Euch.
Man muß nie verzweifeln, wenn etwas verloren geht,
ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück;
es kommt alles noch herrlicher wieder.
Was abfallen muß, fällt ab;
was zu uns gehört, bleibt bei uns,
denn es geht alles nach Gesetzten vor sich,
die größer als unsere Einsicht sind
und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen.
Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken,
an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünften,
denen gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.
Rainer Maria Rilke
Für mich sind Bücher und Buchstaben Freunde, die mich trösten. Auch Von der Liebe von Khalil Gibran ist ein wunderschöner Text. Er erzählt davon, dass die Liebe uns manchmal sehr prüft und herausfordert.Hier ein Ausschnitt:
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr.
Sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
Auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
Steigt sie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.
Wie die Korngaben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich *beep* zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich in ihrem heiligen Feuer, damit du Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit dir machen, damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst. (...)
Manchmal verlieren wir Liebe, um die wahre zu uns selbst zu erlernen und zu entwickeln. Wie oft habe ich Liebe genannt, was einfach etwas anderes war...
Ich umarme Euch in Gedanken und wünsche Euch Trost
L.
10.05.2011 15:57 •
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