Wunderschönen Guten Tag, liebe NewDay1, Pearl, Isadora und alle meine Lieben.
Ich komme gerade von meiner Arbeit. 11/2 Stunden hin, ebenso zurück, für zwei Stunden. Aber so ist das nun mal. Auch eine Art von Stärke. Bin in einen dicken Regenschauer gekommen, doch jetzt zufrieden zu Hause zu sein.
Gedanken, vielleicht nicht zu Ende gedacht, unsortiert, unvollkommen, aber meine.....
Rituale mit meinem Mann? Ich habe gestern ständig überlegt, aber nichts fiel mir ein. Oder doch... am Wochenende, nicht immer, übers Land fahren, in ein Bauernhofcafè. Das habe ich gerne gemacht. Wenn ein Hofladen dabei war, umso lieber. Dicken leckeren Kuchen essen, nach Kleinigkeiten stöbern, und im Herbst aus einer Fülle von Gemüse wählen. Die Woche drauf stand ich dann am schnibbeln, Möhren, Rotkohl, Kohlrabi, Wirsing, Porree, usw. Mir hat es Spaß gemacht, wenn der Gefrierschrank voll war. Wir könnten ja eingeschneit werden. Aber das wars dann auch schon. Es gab nichts gemeinsames. Wir hätten auch eine WG sein können. Und so ist das Leben, erst recht intensiv 20 Jahre, an mir vorbeigelaufen.
Was war es, dass ich blieb? Sicherlich noch Liebe. Später dann Angst, das Leben alleine nicht zu schaffen. Doch über all den Jahren lag die Hoffnung, dass alles einmal gut wird. Dass er in unser Leben zurückfindet. Ich habe es nur nicht so gemerkt. War beschäftigt, oft mit dem Kopf in den Wolken, und meine Kleine (Hund) war ja auch da.
Mein Gott, ich könnte ein Buch schreiben! Ich war mal ein selbstbewusster Mensch. Sogar fröhlich konnte ich sein, obwohl ich ja immer schon über alles intensiv nachgedacht habe. Immer so eine Art Melancholie in mir hatte. Alles kam irgendwie schleichend, so dass ich erst gar nichts gemerkt habe... Also, ich hatte Jobs ohne Steuerkarte. Dann wieder nicht. Und wenn ich dann was suchen wollte, meinte er so wie fürsorglich... ja, schaffst du das denn? Oh ja... habe ich dann angstvoll gedacht... ich schaffe das nicht. Ich bin nicht fähig. Also habe ich es gelassen. Genauso wars mit dem Auto fahren. Führerschein in Null komma nix gemacht. Keine zusätzlichen Stunden, 0 Fehler Theorie, Prüfung 1A. Aber dann kam immer... da musst du drauf achten, und wenn du das machst, passiert das, wenn die Kontrollleuchte an ist, nicht weiterfahren (die war ständig an, total altes Auto) so dass ich, wenn ich fahren musste, mir fast ins Hemd gemacht habe. Ich fing schon vorher an zu zittern, mir wurde übel, schwindelig, das volle Programm. Ich hatte Panik keinen Parkplatz zu bekommen, oder nicht einparken zu können. Ein bisschen half laute Musik. Jedenfalls, war ich damit bald durch, zumal das Auto auch nicht besser wurde. Zeit unseres Lebens hat er mich überall hingebracht. Ob zu Kursen, Verabredungen mit Freundinnen, die ganzen Einkäufe, später noch Arzttermine. Für mich war es wie ein Abgetrennt sein von Außenwelt. Ich fands nur so toll von ihm, dass er mich überall zuverlässig fuhr. Und alle, aber auch alle Außenstehenden fanden das toll, dass mein Mann ja soviel für mich tut!
Einmal las ich eine Stellenanzeige. Küchenhilfe. Hmm, ich überlegt, gut den Weg mit dem Auto schaffst du bis dahin. Ich angerufen. Boah... ich hatte ein super Gespräch mit der Chefin! Es war wie ein Gleichklang. Und ich wusste wirklich, die Stelle hatte ich. Aber einmal vorstellen. Na klar. Mein Mann kam von der Arbeit. Ich erzählte ihm freudestrahlend davon, und dass wir jetzt da hin müssten..... ich habe sowas noch nie erlebt! Die 15 Minuten bis dahin, hat er alles zusammengefaltet was nur ging. Die wären Ausbeuter der schlimmsten Sorte. (Also ich fand damals 10 Mark ok) Das Restaurant müsste man boykottieren. Ich würde mich krumm arbeiten. Dann das Auto fahren.... und, und, und.... Als wir ankamen, war ich wie eine Maus. Mich hat es innerlich zerrissen. Ich bin dann rein, die Chefin kam, unser Feeling passte, und ich würgte dann hervor, dass ich nicht anfangen könnte. Sie konnte es nicht fassen. Ich bin dann völlig fertig zurück ins Auto. Er aber war zufrieden.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich war.... hab mich ja ansonsten nicht unterbuttern lassen. Fühlte mich stark. Und doch scheint es so, als wäre es ihm nur gut gegangen, wenn es mir schlecht gegangen ist. Brauchte er die Kontrolle über mich und mein Leben. Keine Ahnung.
2002/2003 wurde ich ja krank. Und ich dachte... Nö... mich kriegt keiner unter. Ich wollte einfach nur leben. Da gab es ein Stellenangebot. Ich da angerufen. Mit Auto hin. Vorgestellt. Stelle bekommen. Dienstag sollte ich anfangen. Ich bin ein Versager Denken hatte ich immer dabei. Doch diesmal habe ich ihm rein gar nichts gesagt. Wollte mir das nicht kaputt machen lassen. Am Montag erst sagte ich zu ihm... ach übrigens, ab morgen fange ich an zu arbeiten. Da war er platt! Kein Wort. Und ich ging tapfer arbeiten im Getränkemarkt, vier Jahre, bis zum Mobben. Ich habe den Job geliebt. Ich blühte auf. Mochte total meine Kunden. Konnte an meinen Arbeitstagen selbstständig arbeiten. Die Kollegen aller Zweigstellen, einschließlich Chefs mochten mich. Wirklich.
Er hat mich Emanze genannt. Und ich sagte.. Nein, ich bin ein Mensch. Er hat durchs Parkhaus gebrüllt.. Du dumme Kuh... und ich stieg trotzdem noch ins Auto. Ich konnte Zeit meines Lebens ihm nie was recht machen, egal, wie sehr ich mich auch bemühte. Konnte in seinen schlechten Zeiten, andauernd mit ihm reden, ihm Mut machen, Trost spenden, Hilfe organisieren, aber es hat nie gereicht.
Und ich,ich... hatte immer mehr Sehnsucht, dass da einer wäre, der mich sieht, der mich liebt, eben so wie ich bin. Streitbar für meine Liebsten. Kopf in den Wolken, manchmal verrückte Ideen, voller Träume. Mir kommen gerade die Tränen.
Irgendwann mal konnte ich nicht mehr. Diese Wortlosigkeit, der Hass in seinen Augen. das Kleinmachen, und immer, und immer war ich der falsche Mensch.
Ich zog 2009 ins Gästezimmer. Tat weiter alle Arbeiten. Schlaf und Wohnzimmer betrat ich auch nur dazu. Guckte in der Küche auf einem Minifernseher abends auf einem Stuhl. Trotzdem lebte er mein Leben. Brachte mich überall hin. Stellt euch vor.... Meine erste Lesung... da kam er mit. Die Zuhörer waren begeistert. Die Zeitung brachte gute Kritiken, und er war tatsächlich einmal stolz! Unglaublich. Für meine Lyrik hat er sich nie interessiert.
Und wie bin ich? Ich neige dazu jetzt oft zu sagen... Ich bin ein guter Mensch. Weil ich nicht mehr glauben kann, das es jemand merkt und weiß. Ich glaube mittlerweile, dass meine Art niemand lieben kann. Noch heute kann er mit einem Satz Ängste und Zweifel in mir auslösen.
Ich kenne das... die Panik, die totale Angst, die Depressionen. In zwei Jahren hier in meiner Wohnung kamen sie ständig. Waren sie meine Begleiter. Die Einsamkeit, weil ich mir nichts erlauben konnte. Die Geldsorgen, die Gedanken, wie bezahlst du das, schaffe ich es mich zu versorgen. Gesundheitliche Probleme. Ich könnte endlos aufzählen. Ich kenne die dauernd kreisenden Gedanken. Sie erschlagen mich. Werden nicht weniger. Drehen sich im Kreis. Lassen sich nicht ausblenden noch abstellen, und das mir, wo ich sowieso ein ständiger denkender Mensch war und bin. Rückblickend könnte ich eigentlich stolz sein. Ich habe bis hierher alles geschafft.
Zwei Jahre lang war ich wie ausgebrannt. Und ständig der Druck von ihm, und auch meiner Freundin. Jetzt könntest du dich doch endlich mal freuen.... Aber ich konnte nicht.
So langsam füllt sich mein Inneres wieder. Ich bekomme weniger Panik. Die Ängste sind nicht mehr so groß. Langsam kann ich mich wieder bewegen. Gestern zum Beispiel.... nach gefühlten tausend Jahren, habe ich angefangen, sämtliche Ordner mit meiner Lyrik rauszukramen. Jetzt bin ich am sortieren. Will alles noch tippen, neu drucken... Ja... und dann einen Verlag suchen. Ein Traum von mir. Denn in irgendeinem Herzen möchte ich noch einmal eine Spur hinterlassen, bevor ich diese Welt verlass. Ich möchte einfach nicht umsonst gelebt haben. Ich habe mein Leben schon viel zu lang weggeschmissen.
Das möchte ich noch sagen... Ja, ich mag euch wirklich sehr! Ich mag die Wärme von Menschen. Ich bin froh, dass ich hier bei euch sein kann.
Ach da fällt mir ein... in einem Buch las ich einmal... Wenn jemand zu dir sagt... dich mag ich nicht, deine Art... so heißt das nicht, das du der falsche Mensch bist, sondern tätigt lediglich eine Aussage über den Anderen, dass dein Wesen nicht seinem Geschmack entspricht. Das hätte ich mal vorher kapieren müssen.
Ich muss aufhören zu schreiben. Es zerrt an meiner Seele. Ist lang geworden.
Und außerdem muss ich mir jetzt was zu futtern machen. Ich hab Bärenhunger.
Liebe NewDay1 ich hatte dir vor zwei Tagen eine PN geschrieben. Vielleicht hast du es schon gelesen?
So, jetzt aber.... Ich sende euch Sonnenstrahlen aus meiner Seele. Eure Leuchtfeuer
15.09.2015 13:54 •
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