Hallo Leuchtfeuer, (und alle anderen da draußen)
so wie du es beschreibst, ist es auch für mich. Seit August 2013 getrennt ist ja auch schon eine lange Zeit... ich bin seit Februar 2014 getrennt und ich sehe kein Land, immer wieder überrollt mich der Schmerz und die Einsamkeit, obwohl ich auch genug Leute kenne. Aber ich will mich ihnen oft nicht mehr zumuten, bin paralysiert in diesem Trauer-Zustand, kann im Alltag funktionieren, aber eigentlich nur als Hülle. Ich habe vor Jahren mal auf eine Kakerlake gehauen und sah, wie ein Teil von ihr an der Wand klebte und der Rest weiterlief, habe gestern gegoogelt, ja Kakerlaken können neun Tage ohne Kopf weiterleben, dann aber sterben sie, weil ihnen eben doch der Mund fehlt, um Nahrung aufzunehmen. Ich fühle mich auch wie eine Hülle, die mechanisch durch den Alltag geht, alles erledigt, was gemacht werden muss, darüber hinaus sich auch mit Freunden trifft, vor ihren Kindern vorgibt, sich einen schönen, gemütlichen Abend zu machen, damit die sich keine Sorgen um ihre Mama machen. Eigentlich halte ich diese Fassade wirklich nur für meine Kinder aufrecht, was können die dafür, dass ich unter dem Nein ihres Vaters zu mir nach 29 Jahren gemeinsamen Lebens, immer noch so leide. Ich selbst gucke manchmal verächtlich auf mich, weil ich offenbar so wenig Stolz, Selbstbewusstsein, was auch immer, besitze, dass meine Seele ihm immer noch hinterher wimmert und ständig wiederkehrend in meinem Kopf das WARUM? hämmert.
Ich will das nicht sein, nicht dieses Häufchen Elend, diese zitternde Bitte, diese verlassene Frau! Ich will auch nicht so eine muntere Mittelalte (bin 54) werden, die mit ihren Freundinnen um die Häuser zieht, alleine in Urlaub fährt, ins Museum geht, so richtig patent und autark ihr Leben in die Hand nimmt und dann langsam wunderlich und verschroben wird in diesem Allein-Sein. All das, was damit zusammenhängt, will ich nicht. Ich will aber auch keinen anderen fremden alten Mann, mit dem ich keine fast dreißigjährige Geschichte habe, einen, der selbst seine Frau verlassen hat, schon mal gar nicht! Ich will mich nicht auf dating-Portalen anpreisen oder ablenken. Ich will einfach endlich meinen Frieden damit finden, will, dass dieser Schmerz aufhört!
Ja, die Tage sind so lang oft, Jetzt-Zeit wird nur verwaltet, abgelebt bis es wieder Abend wird und ich schlafen kann und ein weiterer Tag geschafft ist.
Hätte so gern ein Zaubermittel, das mich all die vielen Bilder der Vergangenheit ausradieren lässt, sie kommen wie ein Nebel immer wieder angekrochen und legen sich auf meinen Hals und machen das Atmen schwer.
Und von all dem soll möglichst niemand etwas mitkriegen, denn ich schäme mich für diese nicht enden wollende Schwäche und Apathie.
Dann hier zu lesen, dass es jetzt gerade in diesem Moment anderen genau so geht, hilft ein bisschen, aber macht auch manchmal noch verzagter, weil man wieder in den elenden Spiegel schaut.
30.08.2015 17:18 •
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