Zitat von WhatAboutMe:und sehe tatsächlich die Möglichkeit, dass ich gar nicht wirklich SIE als Person vermisse, sondern einfach die Liebe und Geborgenheit, die mir durch sie zu Teil wurde.
Alles, was Du schreibst, ist ein Spiegelbild meiner Gedanken in den ersten Monaten. Könnte wirklich 1:1 von mir sein. Meine Therapeutin fragte, was ich vermisse. Ihn? Es hat lange gedauert, bis ich es in Worte fassen konnte. Es war die Gewohnheit von Geborgenheit, Zusammgehörigkeit, zu jemandem zu gehören. Und hier kommen wir zum Stichwort 'emotionale Abhängigkeit'.
Das zeigt insbesondere ein anderer Satz von Dir:
Zitat von WhatAboutMe:Ich wünschte, ich kann bald jemand Neues kennenlernen, die mich all den Schmerz vergessen lässt.
Versuch mal von dem Gedanken runter zu kommen, dass nur eine neue Partnerschaft alles wieder ins Lot bringen kann. Es hat nicht die Aufgabe eines anderen Menschen zu sein, Dich Deinen Schmerz vergessen zu lassen. Zunächst einmal würdest Du Deinen Ist-Zustand mit in die neue Partnerschaft nehmen. Anfangs vielleicht noch high flying und dann der Absturz, weil Du noch gar nicht dazu gekommen bist, zu verarbeiten. Wie auch andere hier schon schrieben: Du würdest Deinen Ballast mitnehmen. Und unter Umständen die neue Partnerin total überfordern.
Wie ich schon in meinem ersten Beitrag in Deinen Thread schrieb: Du bist gerade so voll mit Schmerz, Angst, Trauer, dass Du überhaupt gar keinen Überblick hast. Und das geht auch nicht so schnell. 10 Monate sind im Übrigen gar nichts. Ich bin jetzt in Monat 9 nach der Trennung. Rückblickend fühlt es sich an, als wären es 3 Monate gewesen. Es war eine sehr harte Zeit, da ich auch danach noch viele Verluste hinnehmen musste. Es war auch finanziell die härteste Zeit in meinem ganzen Leben, musste ich doch plötzlich von 200 Euro im Monat mich und meine Katzen versorgen. Und immer, wenn ich mal den Kopf aus dem Loch steckte, um mich in meiner 'neuen Welt' umzusehen, zu orientieren, stand da schon jemand, um mich mit einer riesigen Keule zurück ins Loch zu prügeln. Oft dachte ich, dass ich jetzt wirklich am Tiefpunkt angekommen wäre. Aber siehe da, es ging noch tiefer.
Freunde, der Rest an Familie, den ich habe, sagten: es kann doch alles gar nicht möglich sein, was Dir da immer wieder passiert. Und auch ich war dann irgendwann soweit, dass ich in eine Psychatrische Klinik wollte. Doch dann tat ich, was ich in meinem ersten Beitrag hier im Thema schon erwähnte: ich lief weg. Ich lief der Trauer, dem Schmerz davon. Damit tat ich instinktiv das Richtige. Der ganze Ballast, den ich mittlerweile mit mir rumschleppte, lief mit. Doch auf dem Weg verlor ich immer mehr von dem Ballast, der Klotz wurde kleiner.
Durch die vielen Gespräche, durch das Kennenlernen von neuen Menschen, durch die ganzen neuen Eindrücke, die ich bekam, rückte der 'eigentliche Grund' langsam in den Hintergrund. Langsam sah ich die Realität, den jetzigen Zustand. Sprich: langsam sah ich durch die Bäume wieder den Wald Und ich kam dann auch dahinter, was die Priorität in meinem Leben war: ich und nur ich. Egal, was ER tut, mit wem ER zusammen ist, usw. Nicht ER hatte meine Priorität zu sein, denn ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Dorthin zu kommen, dauert. Wer nach 4 Wochen sagt, dass er darüber hinweg ist, hat meiner Meinung nach nicht (mehr) richtig geliebt. Und egal, wie lange es dauert: diese Zeit ist sehr wichtig. Ich bin auch noch nicht fertig, über meinen Verlust zu trauern. 20 Jahre Partnerschaft kann man nicht so einfach wegwischen. Und natürlich habe ich noch Momente und Zeiten, wo ich down bin. Aber ich merke, dass es weniger mit IHM zu tun hat, sondern mehr mit meinem aktuellen Leben. Das Leben geht weiter, passiert überall um mich herum. Und ich kann nicht erwarten, ständig überglücklich und himmelhochjauchzend durch das Leben zu laufen. Kein Mensch ist immer glücklich. Die Kurve geht mal runter, dann wieder ganz hoch, dann verläuft sie wieder als Gerade. Und die Gerade ist mein Ziel, sollte auch Dein Ziel sein. Denn nur auf einer Geraden kann man eine stabile Basis aufbauen. Von einer stabilen Basis kann man dann auch mal bergauf oder auch bergab laufen, aber man hat etwas, zu dem man immer wieder zurückkehren kann.
Ich weiß, dass Du das hier Geschriebene noch nicht annehmen kannst. Aber vertrau darauf, was alle sagen und was überall zu diesem Thema geschrieben wird: es wird wieder besser. Und es ist vollkommen, wirklich total egal, wie lange es dauert. Vielleicht dauert es bei Dir 1, 2 oder 3 Jahre, bis Du es verarbeitet hast. Aber Du wirst Dich in dieser Zeit nicht dauerhaft so fühlen, wie Du Dich jetzt fühlst