Ich habs verbockt

Zitat von HabsVerbockt:

Zynismus?

Nein, mein voller Ernst. So wie du klingst, kennst du nur einen Menschen richtig, und der ist deine Ehefrau. Der Rest sind märchenhafte Illusionen in deinem Kopf, da draussen gäbe es perfekte Menschen, Einhörner und Paradiese, die du verpasst hast.
Das alles kannst du eindeutig nur glauben, weil du noch nie richtig da draussen warst. Somit wäre das einzige, was dir hilft: geh, erkunde dieses Paradies, welches du angeblich sonst versäumst und entzaubere es dadurch. Sonst wirst du nie in der Realität ankommen und deine Vorstellungen werden dir immer Streiche spielen.

Ich denke aber, davor hast du Angst, oder? Zu erkennen, dass es da draussen gar kein Paradies gibt? Nur stinknormale banale Menschen? Das dann endgültig akzeptieren zu müssen?

Jeder Mensch hat Licht und Schatten in sich und viele suchen ja das Perfekte im Außen um den eigenen Schatten zu verdrängen das funktioniert aber langfristig nicht.

Zitat von Liesel:

Nur stinknormale banale Menschen?

Also gibt es Deiner Meinung nach nur solche? Schon etwas vereinfacht dargestellt, oder?

Zitat von HabsVerbockt:

Also gibt es Deiner Meinung nach nur solche? Schon etwas vereinfacht dargestellt, oder?

Es ist gut auf sich zu schauen und nicht andere zu katalogisieren. Du kennst genau deine Hemmschwelle und hast Angst in Bewegung zu kommen. Was willst du jetzt tun?

Zitat von sternenglanz:

Was willst du jetzt tun?

Mich zumindest trennungsfähig machen.

Zitat von HabsVerbockt:

Mich zumindest trennungsfähig machen.

Was bedeutet das?

Zitat von HabsVerbockt:

Also gibt es Deiner Meinung nach nur solche? Schon etwas vereinfacht dargestellt, oder?

Jeder Mensch ist einzigartig und besteht aus einer Vielzahl von Eigenschaften. Stärken, Schwächen, Dinge die man mag, Dinge die man nicht mag, und so weiter. Das alles macht die Persönlichkeit aus.
Trotzdem bleiben wir alle Menschen. Da gibt's keine Übermenschen, die besser sind als alle anderen. Bei denen eine Beziehung für immer so aufregend bleibt wie am Anfang. Die nie Streit haben. Keine Sorgen. Das ist eine Tatsache, der man sich stellen muss.

Zitat von HabsVerbockt:

Also gibt es Deiner Meinung nach nur solche? Schon etwas vereinfacht dargestellt, oder?

Der, der sich das vereinfacht darstellt, bist vielmehr du. Du teilst stereotyp ein: manche sind perfekt, andere nicht. Manche sind Superhelden ohne Schwächen, andere nicht. Ok, das hilft dir sicher, dich zu orientieren in deiner Welt, da du wie gesagt, sehr unerfahren wirkst. Wenn du dich aber jetzt mal einlässt, auf die wahren Menschen und wie sie sind (nicht wie sie in deiner verzerrten Traumvorstellung aus der sicheren Distanz scheinen) wirst du sehen, dass keiner davon ein Superheld ist, keine Frau das Non plus ultra und auch keiner davon je in deine Traumwelt reinpasst. Weil diese ein surrealer Ort voller Illusionen ist und nicht echt und die Wahrheit ist, dass wir eben alle nur stinknormale banale Menschlein sind. Das schöne daran ist, es ist völlig ok. Niemand muss perfekt sein, man kann ihn trotzdem sehr wohl lieben.

Zitat von sternenglanz:

Was bedeutet das?

Ich habe Angst, mein neues, wahrscheinlich glücklicheres Leben auf dem Trennungsschmerz = Unglück meiner Frau aufzubauen.

Zitat von Nela-Mary:

Bei denen eine Beziehung für immer so aufregend bleibt wie am Anfang. Die nie Streit haben.

Du stimmst mir aber zu, dass es Bsp. gibt, wo es gut war, sich zu trennen und später glücklicher zu sein, oder?

Zitat von HabsVerbockt:

Du stimmst mir aber zu, dass es Bsp. gibt, wo es gut war, sich zu trennen und später glücklicher zu sein, oder?

Ich war nie verheiratet. Und nie über 7 Jahre in einer Beziehung.

Als diese endete, war ich fix und fertig. Essen ging nicht, Schlafen ging nicht, lernen ging nicht, schreiben ging nicht. Ich hätte meine Diplomarbeit schreiben müssen und hatte eine komplette Blockade.

Ich hab gelitten wie ein Hund.

Und trotzdem wurde es irgendwann besser.

Es ebbt ab.

Du kannst einem anderen Menschen seinen Weg nicht nehmen.

Darfst ihm doch sein Lernen und sein Leben nicht aus den Händen nehmen und das für ihn mit entscheiden..

Ma liberté contre la tienne... (Patricia Kaas- Meine Freiheit gegen die Deine).

Vor allem: ein nicht mehr geliebter Partner leidet doch am Bleiben eines abgekühlten Partners mehr als an dessen Fortgang.

Weil der Mangel an Geliebtwerden doch täglich schmerzt.

Das hab ich versucht, Dir zu erklären, an der Stelle wo Du böse auf mich geworden bist.

Schau... wenn einer liebt, der andere nicht mehr, der erste leidet und der zweite bleibt.... dann hofft der Erste doch täglich sehnlichst und schmerzlichst, dass beim anderen sowas wie Liebe wiederkommen möge.

Letzten Endes ist das oft der Grund, warum Ehemänner bleiben: weil sie den Schmerz des anderen zum Vorwand nehmen, einen Sprung ins Unbekannte zu verschieben. Auf den Sankt Nimmerleinstag.

Das Unbekannte macht Angst. Allein zu sein nach so vielen Jahren sicher auch.

Aber vielleicht wäre dem anderen mit einer klaren Amputation besser gedient. Das vernarbt irgendwann. Heilt zu. Und es kommt ein neuer Partner.

Manchmal glaube ich, dass der Mensch für bis das der Tod Euch scheidet heute nicht mehr geschaffen ist.

Wo man früher mit Glück zehn bis zwanzig gute Jahre hatte hat man heute mit Ausdauer sechzig und mehr.

Wenns gut geht. Und der Liebe unterwegs nicht der Spritt ausgeht.

Zitat von HabsVerbockt:

Ich habe Angst, mein neues, wahrscheinlich glücklicheres Leben auf dem Trennungsschmerz = Unglück meiner Frau aufzubauen.

Soll das heissen, du liebst sie noch?

Zitat von HabsVerbockt:

Du stimmst mir aber zu, dass es Bsp. gibt, wo es gut war, sich zu trennen und später glücklicher zu sein, oder?

Natürlich! Es steht außer Frage, dass man sich trennen sollte, wenn man den Partner nicht mehr liebt, bzw. nicht mehr glücklich ist. Man sollte sich eben nur damit auseinandersetzen, dass keine Beziehung von Anfang bis Ende immer perfekt läuft. Und dann hinterfragen, ob die derzeitige Beziehung ein Tief durchläuft, für das es sich zu kämpfen lohnt, oder ob ein endgültiger Schlussstrich besser ist. Es gibt ja häufiger Fälle, wo Menschen sich trennen, weil sie denken, dass es wo anders besser laufen würde und dann feststellen, dass sie sich da geschnitten haben.

Zitat von HabsVerbockt:

Ich habe Angst, mein neues, wahrscheinlich glücklicheres Leben auf dem Trennungsschmerz = Unglück meiner Frau aufzubauen.

Es gibt keine Trennungen ohne Schmerz. Außer die Trennung ist einvernehmlich, aber das passiert nicht so oft.
Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: Wenn der Partner, den man liebt, unvorhergesehen geht, dann tut das weh und macht traurig. Wenn man dann aber erfährt, dass der Partner quasi sofort den/die Nächste/n hat, ist das der pure Horror. Der Schmerz war für mich um ein vielfaches schlimmer als die Trennung an sich.

Zitat von CaveCanem:

Manchmal glaube ich, dass der Mensch für bis das der Tod Euch scheidet heute nicht mehr geschaffen ist.

War er das jemals?

Zitat von Liesel:

Soll das heissen, du liebst sie noch?

Wer fügt einem anderen schon 'gern' einen riesen Schmerz zu? Egal ob verliebt oder nicht.