@KeinRoboter: Schön, dass man hier auch angenehme Kommentare bekommen kann. Ich habe recht gut geschlafen letzte Nacht, da ich eine Schlaftablette eingenommen habe. 5 ganze Stunden am Stück, dann konnte ich mich nochmal rumdrehen und zwei weitere schlafen. 7 Stunden Schlaf ist für mich allerdings immer noch kurz. Im Vergleich zu den letzten Tagen ist das aber ein massiver Fortschritt.
Das Aufstehen war wie immer schlimm. Erst der panische Blick aufs Handy, ob da vielleicht eine Nachricht von ihr kam. Dann die Enttäuschung – nein, es kam keine. Dann aber den Tag ganz gut rumgekriegt mit nur kurzen Weinattacken. Es war eher eine eigentlich ziemlich angenehme Leere den ganzen Tag. Jetzt gegen Ende wird es aber wieder schlimmer und geht in Richtung Panik und Verlustängste. Nach der Arbeit wieder zu Hause, wo sie die letzten 3 Wochen mein Leben bereichert hat und jetzt sitze ich hier alleine. Darf ihr nicht schreiben, weiss nicht wie es ihr geht, wobei ich mir das denken kann, aber darf sie auch nicht versuchen zu trösten. Das macht mich kaputt. Dass sie wegen mir schon wieder so leiden muss... dass ich ihr nicht helfen kann, wir nicht zusammen da durch gehen können...
Mir sind heute aber auf jeden Fall ein paar Dinge klar geworden, da ich zur Zeit ja viel Zeit habe zum Nachdenken. Und ich bitte jetzt schon vorab: Spart euch einfach Sachen wie „relativieren“ oder „Ausreden“ oder was auch immer in der Richtung. Ich bin absolut offen für konstruktive Kommentare, Kritik, Anmerkungen, etc... aber diese Ablehnung aus Prinzip, die einige Accounts hier an den Tag legen, weil ich sch. gebaut habe, nervt einfach und hilft halt niemandem weiter.
Zum einen war ich nicht faul. Ich war nicht zu faul für S.. Ich war nicht zu faul, um unter der Woche mal zu ihr zu fahren. Ich war nicht zu faul, um ihr mehr Liebe zu zeigen. Ich war einfach zu müde. Ich bin platt, ich bin kaputt. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich Burnout habe, aber allzu viel kann da nicht mehr fehlen.
Ich habe einen Job, der mir viel Spaß macht. Das Geld ist gut, die Arbeitszeiten passen zu meinem Biorhythmus, die meisten Kollegen sind nett, aber der Job macht mich einfach kaputt. Ich arbeite selten unter 180 Stunden im Monat, meistens eher in Richtung 200, springe hier mal ein, springe dort mal ein. (Vor 2 Wochen konnte ich mein erstes Formel-1-Rennen an einem Sonntag seit fast 3 Jahren live verfolgen!) Die letzten 2 Jahre habe ich kaum Urlaub gehabt, habe im Januar jeweils 3 Wochen Resturlaub ausbezahlt bekommen (Von 4 Wochen insgesamt). Dieses Jahr ist das erste Jahr in diesem Job, wo ich meinen Urlaub mal komplett genommen habe – und das schon im Juli, das werden noch harte 5 Monate ohne Urlaub. Und nicht mal diese 3 Wochen am Stück haben mir gereicht. Es war heute der dritte Tag in der Arbeit und ich möchte schon wieder nicht mehr dahin. Ich war in der letzten Zeit auch deutlich häufiger krank. Ich habe es manchmal einfach nicht geschafft aus dem Bett zu kommen. Sie hat sich immer sehr gefreut, wenn ich ihr auf dem Heimweg eine Sprachnachricht gemacht habe und selbst dazu war ich an manchen Tagen einfach zu müde.
Meine Freundin wollte im Urlaub gerne so viel machen. Ich habe mich auch echt auf den Urlaub gefreut und wollte gerne mit ihr zusammen etwas erleben, ich war fest davon überzeugt, einfach ein paar Tage wegzufahren, aber als es dann soweit war, war ich einfach müde. Am Liebsten nur einkaufen, essen und den restlichen Tag im Bett und irgendwas einfaches im TV gucken. Warum einfach? Weil ich es schon länger nicht mehr schaffe, mich auf irgendwas tiefgründigeres einzulassen. Ich kann mich kaum auf neue Filme oder Serien konzentrieren. Ich dachte bisher immer, dass das einfach meine Art ist (Wobei ich früher nicht so war), aber heute fügt sich irgendwie ein Puzzle ins andere. Ich bin einfach zu müde. Ich schaue lieber zum zwanzigsten Mal die gleiche Folge von Rosins Restaurants, als mich auf einen spannenden Thriller einzulassen, einfach damit mein Hirn abschalten kann.
Und ich konnte nicht mit ihr darüber reden, weil ich es nicht wusste. Weil ich selbst nicht darüber nachgedacht habe, warum ich bin, wie ich bin. Ich hatte / habe einfach Kraft mehr. Ich weiss selbst nicht so genau, was heute passiert ist, dass mir das so klar geworden ist. Wahrscheinlich einfach der Fakt, dass ich nach 3 Tagen Arbeit, eigentlich schon wieder in den Urlaub gehen könnte... ich habe einfach keine Energie mehr...
Ich habe mir letzten Sommer einen Sportwagen gekauft. Ich habe mich richtig auf das Auto gefreut. Gefahren bin ich bisher damit kaum. Es steht in der Garage und verschlingt Geld – Geld, für das ich eben hier und da mal einspringen muss auf der Arbeit. Mit dem Gedanken das Auto wieder zu verkaufen spiele ich schon länger. Bisher dachte ich, dass das Auto einfach nicht das richtige für mich ist und ich lieber ein anderes hätte, ein lauteres, ein schnelleres, aber auch mit einem anderen würde ich kaum fahren, weil ich unbewusst eben spüre, dass ich momentan nicht mal die Energie habe, ein bisschen durch die Gegend zu fahren (Und wenn ich die mal hatte, bin ich auch tatsächlich meistens zu ihr gefahren! Ich bin zwar immer nur auf einen Kaffee oder ein Pläuschen geblieben, aber wenn ich die Energie hatte und sie zu Hause war, habe ich sie besucht! Ich versuche momentan so ein bisschen auch meine positiven Seiten zu beleuchten, weil ich bin einfach nicht der doofe Ar., der keinen Bock hatte!) Außerdem dass ich zu viel Zeit und Kraft opfern muss, um das Auto zu finanzieren, in dem ich eben mehr arbeite. Insgeheim dachte ich mir dabei schon, dass ich dann wieder mehr Zeit für sie habe, weil ich einfach finanziell ein ganzes Stück freier atmen kann, mal eine Schicht abgeben oder ein Wochenende freinehmen kann (Es ist nicht so, dass es mir finanziell schlecht geht! Aber so ein Auto ist echt teuer und wenn man sehr viel für Dinge arbeiten geht, die man eigentlich nicht nutzt oder nicht nutzen kann aufgrund von Erschöpfung, weil man für diese Dinge arbeiten muss, die man dann nicht nutzen kann, weil man müde ist... ihr versteht schon!)
Meine Freundin meinte dazu, ich gebe mich nie zufrieden, mit dem was ich habe, und da hat sie Recht. Ich bin immer auf der Jagd nach mehr. Aber damit muss ich aufhören und das sehr schnell. Ich denke gerade sogar, ich habe gar kein ADHS, ich bin einfach zu müde, um mich zu konzentrieren.
Die Symptombeschreibungen von Burnout passen so unglaublich gut auf meine ganzen Symptome, auf mein ganzes Verhalten. Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Reizbarkeit, gestresst von privaten Verpflichtungen, ja selbst Entscheidungsunfreudigkeit (Wenn sie gefragt hat, ob wir zum Mexikaner oder Chinesen wollen, konnte ich mich nicht entscheiden. Manchmal sind wir Ewigkeiten durch den Supermarkt gegangen, weil ich nicht wusste, was ich essen möchte..). Als ich noch meinen alten Home-Office Job hatte, war ich ein komplett anderer Mensch. Erst danach und mit Jobwechsel wurde das alles nach und nach schlimmer. Früher hat dann halt mal ein Wochenende oder eine Woche Urlaub gereicht, um wieder in die Bahn zu kommen, heute reichen nicht mal 3 Wochen Urlaub.
Ich wohne drei Häuser von meinem besten Freund entfernt. Wir haben uns im letzten halben Jahr 2 mal gesehen... ich dachte immer, das liegt daran, dass wir beide viel arbeiten gehen, aber ich habe einfach keine Lust, kein Verlangen, kein Bedürfnis. Ich will nach der Arbeit einfach meine Ruhe haben.
Wir waren in letzter Zeit öfter für die Kinder einkaufen und wie oft habe ich in dem Spielwarenladen gesagt „Lass mal einen Basketball oder Football kaufen und spielen gehen“, aber ich habe es nie gemacht, weil ich genau wusste, trotz aller Lust, würde ich nicht spielen gehen.
Ich habe keine Hobbies, außer Kraftsport, den ich jetzt seit Januar auch diszipliniert betreibe. Das macht mal mehr, mal weniger Spaß, aber ich merke, dass mir das wirklich gut tut. Aber ansonsten besteht mein Leben aus Arbeit und Schlaf.
Ich habe die drei Wochen ihrer Anwesenheit wirklich sehr genossen, aber ich war zu müde, um ihr viel zurückzugeben. Im Nachhinein betrachtet hat sie doch relativ unzufrieden gewirkt mit unserer Urlaubsgestaltung (Wir haben 2 Ausflüge gemacht, waren 2 mal essen, ansonsten waren wir großteils zu Hause). Ich habe gespürt, dass sie sich mehr davon versprochen hat, sie hat wahrschenlich gedacht, ich habe einfach keine Lust (In einer WhatsApp-Nachricht von ihr kam die Frage: „Auf was hast du heute Lust? Mexikaner oder Chinese? Ich wette auf nichts!“), aber ich hatte Lust, ich hatte nur keine Kraft. Im Endeffekt waren wir dann wahrscheinlich auf zwei so unterschiedlichen Energie-Leveln, was ich bisher als „schlechten Vibe“ wahrgenommen habe, dass wir uns damit gegenseitig richtig angekotzt haben, aber nicht kommunizieren konnten, was da denn jetzt genau los ist. Allgemein haben wir in letzter Zeit leider wenig geredet. Sie hat sicher gedacht, mir liegt nicht mehr besonders viel an unserer Beziehung, weil ich mich kaum noch eingebracht habe, aber das ist stimmt eben nicht. Ich liebe diese Frau. Ich hatte nur nicht genug Kraft, um das auch angemessen zu zeigen.
Damit kommen wir dann zu dieser Dating-App-Geschichte. Ich habe in den drei Wochen kaum mit einem anderen Menschen gesprochen, als mit einer Freundin. Ich war einfach auf der Suche nach einem Menschen, den meine Tatenlosigkeit gerade nicht nervt, der nichts von mir erwartet, als einen albernen Chat. Ich habe jetzt wirklich lange absolut ehrlich mit mir selbst darüber nachgedacht, ob ich mich mit einer Frau getroffen hätte, wenn es so weit gekommen wäre und die Antwort ist definitiv: NEIN! Es war nur ein bisschen Ablenkung davon, auch im Urlaub noch Ansprüchen gerecht werden zu müssen. (Und um Gottes Willen: Damit möchte ich nie und nimmer jetzt irgendwie die Schuld auf sie schieben, weil mir das garantiert gleich jemand unterstellen wird. Ich finde auch das Wort Ansprüche unpassend, aber mir fällt kein besseres ein. Wir haben uns im Endeffekt beide mehr von dem Urlaub versprochen, als ich dann letztendlich geben konnte.) Aber mir wird das alles erst heute so richtig klar, wo ich vor dem nichts stehe. Wo ich weiss, irgendwas muss sich ändern, wenn ich jemals wieder glücklich werden will. Ob mit ihr oder ohne sie.
Wir haben vor einem Jahr schon mal über eine offene Beziehung gesprochen - hauptsächlich wegen ihr, damit sie sich den S. den sie braucht holen kann. Für mich wäre das ok gewesen. Ich weiss, dass ich ihr Mensch bin und dass da niemals mehr als S. gelaufen wäre. Ich weiss gar nicht mehr warum, aber irgendwann wollte sie das dann doch nicht mehr und es wurde abgeblasen, bevor es angefangen hat. Ich glaube heute, dass das viel Erwartungshaltung und Druck rausgenommen hätte. Viel Unzufriedenheit vorgebeugt hätte. Wenn man immer das Gefühl hat, dass es nicht reicht, was man mit dem Partner geben kann, obwohl man doch eigentlich mehr möchte, dann löst das irgendwann schon eine Blockadehaltung aus. Also jetzt so aus dem Nachhinein betrachtet. Währenddessen war mir das natürlich nie klar, warum ich denn jetzt keine Lust auf S. habe.
Ich konnte diese ganzen unterschwelligen Gefühle, diese ganzen Symptome nicht kanalisieren oder zuordnen. Jetzt habe ich aber vielleicht eine heiße Spur, wie ich meine Zukunft positiv gestalten kann.
Ich muss mich freimachen von dem Ziel „reich“ zu werden. Ich muss auf der Arbeit kürzer treten. Ich muss nicht der beste Mitarbeiter sein. Wenn ich nicht der schlechteste bin, reicht das erstmal. Ich muss wieder lernen mich zu entspannen, einfach mal nichts zu tun, im hier und jetzt zu leben und nicht in zehn Jahren, wenn ich Millionär bin, ich muss wieder lernen, mich auf die kleinen, schönen Dinge im Leben zu konzentrieren, einfach dankbar zu sein, dass ich da sein darf, noch einen weiteren Tag auf dieser Erde habe. Und wenn ich hart daran arbeite, dann werde ich auch wieder positive Gedanken bekommen, wieder Energie haben, fröhlich sein können. Und wenn ich ganz viel Glück habe, dann gemeinsam mit der Liebe meines Lebens, weil sie erkennt, dass ich eben nicht der pessimistische Ar. bin, der nur an sich denkt, sondern einfach krank bin.
Selbst im Urlaub habe ich ständig die Aktienkurse verfolgt. Ich habe einen relativ hohen Betrag investiert und die letzten Wochen waren sehr turbulent. Das hat mir leider tatsächlich den ein oder anderen Tag durchtrieben. Ich saß Ewigkeiten auf dem Klo oder war irgendwo anders, um die Kursentwicklungen zu verfolgen, News zu lesen und zu verstehen, was da gerade passiert und sie nicht merken zu lassen, dass mein Vermögen gerade den Bach runter geht (Was natürlich Schwachsinn ist, aber wenn das Depot an einem Nachmittag plötzlich einen Monatslohn tiefer steht, kommt schon mal etwas Panik auf). Sie denkt jetzt natürlich, ich war so abwesend, weil ich die ganze Zeit in der Dating-App unterwegs war.
In den letzen Jahren bin ich nur noch im Geld-Tunnel. Will ständig der beste Mitarbeiter sein, die meisten Stunden machen, das meiste Geld verdienen. Ich lebe seit Jahren in einer glücklicheren Zukunft, in der Geld keine Rolle mehr spielt, weil ich genug davon habe. Dass ich damit vielleicht meine eigentlich total glückliche Gegenwart kaputt gemacht habe, merke ich jetzt. Jetzt sitze ich hier mit meinem (Ich möchte eigentlich ungerne Vermögen dazu sagen, weil ich bin wirklich weit entfernt von reich) Vermögen und kann mir viele schöne Dinge kaufen, aber bedingungslose Liebe unter allen Umständen oder geistige und körperliche Gesundheit kann ich mir nicht kaufen
Die Gier und die Jagd nach mehr wird aber ab sofort ein Ende haben.
Jetzt werden sicherlich wieder viele Kommentare kommen, die sagen, was das alles für ein Schwachsinn ist – und vielleicht ist es das auch. Vielleicht ist das aber auch der Anfang vom Ausweg aus meiner Misere. Und wie gesagt: Konstruktive Kommentare sind immer gerne gesehen!
Vllt ist das Thema aber auch das falsche für dieses Forum.
07.08.2024 02:24 •
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