Liebe Verlassene und Verlassenden,
ich habe mich anfang Maerz in diesem Forum angemeldet, weil ich genauso wie ihr eine Trennung hinter mir habe
und mich hier mitteilen und mich mit anderen Mitgliedern hier austauschen wollte.
Es war sehr schoen troestende Worte, aufbauende Texte und waermende Antworten zu bekommen.
Genauso schoen war es auch welche widergeben zu koennen und das gemeinsame Boot antreiben zu duerfen.
Jedoch ging es mit teilweise so schlecht, dass ich nicht mal mehr den Antrieb hatte in dieses Forum zu gehen, sondern einfach fuer mich alleine zu sein
und mich der Lustlosigkeit hinzugeben. Waere meine Mutter nicht gewesen, die mich seelisch aufgefangen hat, wuesste ich nicht wo ich heute waere.
Habe angefangen regelmaeßig zu Laufen und auf meine Ernaehrung zu achten. Ich habe den Alk. runtergeschraubt und versucht einen einigermaßen
regelmaeßigen Alltag hinein zubekommen. Dadurch, dass ich zur Zeit leider Arbeitslos bin, ist das etwas schwierig und man muss sich jeden Tag dazu zwingen,
von alleine etwas zu machen, da man eine richtige Routine, der man nachgehen kann, nicht hat.
Worauf ich hinaus will ist, dass ich heute sagen kann, nach fast 3 Monaten seitdem die Trennung stattgefunden hat, dass ich mich wieder besser fuehle.
Ich vermisse meinen Ex-Freund nicht mehr und moechte ihn auch nicht mehr zurueck. Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass es besser so war und ich mich endlich wieder selbst gefunden habe. Dies passierte, als ich fuer kurze Zeit die Stadt verlassen habe wegen einer Bewerbung und habe in dieser Zeit (es waren 2 Tage) sehr nette Menschen getroffen und eine unheimlich schoene Zeit gehabt. Dieser kurze Ausflug hat in meinem Kopf und Herzen klick gemacht. Ich habe mich super amuesiert und auch, wenn ich jetzt wahrscheinlich auf schuettelnde Kopfe stoße,
sage ich es trotzdem: Ich habe Seiten an mir entdeckt, die ich vorher nicht kannte. Ich habe jemanden dort kennen gelernt, etwas mit ihm getrunken und dann einfach,
weil ich Lust darauf hatte ihn gekuesst und mit in mein Hotelzimmer genommen. Ich habe die Nacht mit ihm verbracht und es war aufregend, spannend und befreiend. Ich dachte mich wird am naechsten Tag das schlechte Gewissen plagen gegenueber mir selbst, ich wuerde mich eigenartig fuehlen, weil ich noch nie so etwas vorher getan habe - aber so war es nicht.
Als ich gegen Abend im Flugzeug saß, blickte ich aus dem kleinen Fenster und dachte mir Eigentlich ist das ein ziemlich aufregendes Jahr.... Ich habe mich schon etwas in diesen Mann verschossen, was mir schon peinlich ist - aber Gefuehle darf man zulassen, solange man die Kontrolle ueber sich selbst behaelt. Es ist wahrscheinlich eine einseitige Gefuehlssache aber das macht nichts. Ich bin froh, dass ich die Erkenntnis gewonnen habe, dass ich wieder fuehlen kann und es tatsaechlich noch andere Menschen auf dieser Welt gibt, die mir einen kleinen Herzsprung verpassen koennen.
Er verwirrt mich, spielt mit mir, haelt mich warm, hat mit mir erstmal die erste Woche sehr intensiven telefonischen Kontakt und von einem Tag auf den anderen ist er total kuehl und abweisend -
aber das macht nichts.
Denn es ist nicht mit der Trennung vergleichbar, die ich bis zu diesem Ausflug verarbeitet habe. Es ist einfach Nichts im Gegensatz zu der Zeit, wo ich mich am liebsten vor jedes Auto schmeißen wuerde und gegen meine innere Leere jeden Tag aufs neue kaempfen musste. Natuerlich aergere ich mich, dass er sich nicht meldet und wuerde manchmal gerne schreien deswegen aber ich schmunzel ueber mich selbst und weiß, dass ich darueber hinweg komme und klopfe mir selbst in Gedanken neckisch auf den Ruecken.
Wie meine Zukunft in den Bereichen Beruf, Liebe, Gesundheit aussehen wird, weiß ich nicht. Aber ich genieße diese neugewonnene Freiheit aus diesem Gefuehlschaos, der Alltagshoelle und begegne mir selbst mit offenen Armen. Ich liebe meine erarbeitete Selbststaendigkeit, die ich auch auf dem Weg waehrend der Beziehung verloren habe. Es tut so gut, wenn man durch Freunde an jemanden erinnert wird, obwohl man doch frueher keine Sekunde nicht an ihn gedacht haette.
Ich habe heute einen kleinen Selbsttest gemacht und meinen Ex-Partner angerufen. Natuerlich nicht ohne Grund, ich wollte mir etwas leihen. Waehrend des Gespraechs war ich weder nervoes, traurig, wuetend noch unsicher. Es war, als ob ich mit einer Freundin reden wuerde und dementsprechend habe ich mich auch verhalten. Das 10 minuetige Gespraech an sich war leider unentspannt, weil ich anscheinend die Einzige bin, die es geschafft hat die Trennung zu verarbeiten. Seine unterkuehlte, agressive Art haben mir zu denken gegeben. Denn mir ist es egal geworden mit wem er heute verkehrt aber ihm anscheinend nicht. Ich war schon etwas traurig ueber dieses eigenartige Verhalten am Telefon aber ich interpretiere es als Selbstschutz und nehme es hin wie es ist. Ich fordere kein Treffen oder habe auch momentan kein Verlangen danach ihn zu treffen aber ich habe endlich keine Angst mehr ihm vor die Augen zu treten. Denn der Gedanke ihn wieder zurueck zu gewinnen, ihm gefallen zu wollen, ist endlich in ein heiteres lockeres Freudegefuehl gewandelt. Es braucht einfach Zeit (bei jedem individuell) und manchmal auch einfach einen kleinen Tapetenwechsel dazu. Ich weiß, dass ich so eine Aktion vor 2 Monaten nicht gemacht haette, was mir zeigt, dass auch nicht der Ausflug allein an der Erkenntnis schuld ist, sondern ich selbst auch.
Dieser Text soll all denen gewidmet sein, die momentan kein Licht am Ende des Tunnels sehen. All denen, die genauso fuehlen wie ich und all denen, die mir wundervolle, aufbauende Worte in dieser schwierigen Phase geschenkt haben. Es war tatsaechlich die schlimmste Zeit meines bisherigen Lebens aber wenn man sie ueberstanden hat, dann darf man ruhig Stolz auf sich sein und sich wieder trauen zu freuen, zu wagen und einfach zu leben.
Ich bin Single, aber dieses Mal sage ich es mit einem Schmunzeln...
29.05.2011 19:23 •
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