Liebes Forum,
ich weiß gerade nicht wo mir der Kopf steht. Ich hatte einen Streit mit meinem Freund, nachdem wir nun schon seit einigen Wochen Probleme hatten. Ich bin ein Mensch, der in solchen Fällen die Schuld immer erstmal bei sich sucht, so wie auch jetzt. Aber ehrlich gesagt weiß ich gerade gar nicht, was ich noch ändern oder tun könnte. das macht mich sehr traurig.
Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen. Wir sind, wenn wir nicht streiten, immer auf Augenhöhe, haben viele Gemeinsamkeiten, sind füreinander da, hören einander zu. Zumindest meistens. Ich war immer glücklich mit ihm, er ist ein liebevoller und zärtlicher Mann, intelligent, lustig und offen und obendrein auch noch attraktiv. Und bis vor einigen Monaten hatte ich auch immer das Gefühl, dass er mich wirklich liebt, auch wenn er das nicht sagt. Er hat sehr viel für mich getan, war oder ist immer für mich da und muss auch einiges aufgrund meiner Lebenssituation hinnehmen.
Ich bin alleinerziehend, lebe 50km entfernt von ihm. Ich kann nicht so flexibel und spontan sein wie eine Frau ohne Kind, was ihn zeitweise stört und ihn und somit unsere Beziehung belastet. Eben drum versuche ich aber, soviel Zeit wie möglich aufzubringen, die ich exklusiv mit ihm verbringe. Es gibt einen festen Tag in der Woche, an dem ich zu ihm fahre und meist tue ich das auch noch einmal am Wochenende. Am Wochenende kommt er auch zu mir, wenn ich nicht kann.
Vor gut einem Jahr hat sich für ihn ein berufliches Sprungbrett ergeben und er hat einen neuen Job angenommen. Für diesen ist er mindestens einen Tag in der Woche unterwegs, ansonsten arbeitet er aber bei sich zuhause. Für mich haben damit die Probleme gefühlt angefangen.
Sein Job fordert ihn sehr. Er ist des öfteren sehr gereizt, aggressiv und erscheint mir respektlos. Er ist oft müde und erschöpft. Ich hab versucht ihn aufzutanken. Zum Ausgleich hat er Anfangs Sport gemacht, aber dann kam der Herbst und der Winter. Da er, wie ich auch, gerne Online-Games spielt, war das meist dann die einfachste Option zum Feierabend. Da wir zusammen gespielt haben, konnten wir aber wenigstens so ein bisschen Zeit verbringen, wenn auch auf Entfernung.
Dann kam es aber vor, dass er das auch Freitags abends oder am Wochenende gemacht hat - und dann nicht mehr aufhören konnte. Und dann auch teilweise nicht zu mir kam, wenn ich nicht zu ihm gefahren bin. Er hat sich einfach verzockt.
Im Grunde war das alles okay für mich, ich dachte, er braucht es einfach, den Kopf abzuschalten. Dazu kommt seine Wohnsituation, die aktuell bescheiden ist, Veränderungen in seinem Freundeskreis und solche Dinge. Ich glaube, ich bin für ihn eine wichtige Konstante, und das bin ich auch ausgesprochen gerne.
Irgendwann bekam ich aber mehr und mehr das Gefühl, dass er mich gar nicht wahrnimmt und mich zu schätzen weiß. Er hörte oft nicht zu, manchmal musste ich Dinge mehrmals erzählen. Einmal hat er komplett unsere Verabredung vergessen, die sein Vorschlag war. Als ich ihn erinnerte, fiel er aus allen Wolken. Sein Kopf war voll. Kurz darauf hat er sich abends so verzockt, dass er mir nicht mehr antwortete oder sich meldete. Das waren für mich aber erstmal nur Lapalien.
Dann gab es Streitereien in denen er äußerte, dass er wünschte, dass es kein Kind bei mir gäbe und dass er mich gerne für sich alleine hätte. Das hat mich getroffen. Das würde alles so verkomplizieren. Wir haben daraufhin ein ernstes Gespräch über unsere Zukunft geführt und ich fragte, ob es eine Option wäre, zusammen zu ziehen. Er kann sich das aber wegen dem Kind nicht wirklich vorstellen. Er kann sich auch nicht vorstellen aus seinem Heimatort wegzuziehen, er fände es gut, wenn ich zu ihm käme. Dann vielleicht. Dort habe er ja seine Sicherheiten, ich hätte ja nichts, was mich in meiner Heimat wirklich halten würde und wäre ja auch schon zig mal im Leben umgezogen, da macht das ja nichts mehr.
Er findet es auch sch., immer den Weg zu mir zu fahren. Das ist weit und anstrengend. Gleichzeitig sagt er aber, dass er mich am liebsten jeden Tag sehen würde, aber es ja nicht ginge, wegen meiner Situation.
Dann hab ich einmal die Pille vergessen mitzunehmen zu ihm, konnte sie an dem Abend also nicht nehmen. Er ist richtig ausgeflippt und meinte, dass ich ja schon nicht an viel denken müsse, das wäre doch das Mindeste. Und im Streit bemerkte er dann, dass es ja vielleicht mein Absicht wäre und vielleicht hätte ich diese Absicht auch schon bei meinem Kind damals gehabt. Einem Mann ein Kind anhängen also. Das war sehr verletzend.
Dann gab es einen weiteren Streit auf dem Geburtstag einer Freundin, wir fuhren noch in die Stadt und da ich nichts trinken wollte, bin ich mit dem Auto gefahren. Er fuhr mit mir, während alle anderen betrunken die Bahn nahmen. Nachdem er sich erst lieb und nett nach meinen Problemen, die ich aktuell habe, erkundigte, wurde er aber wieder komisch. Die Musik war ihm zu depri, ich und meine Probleme würden ihn runter ziehen. Er fänd es sch. dass wir mit dem Auto fahren, während alle anderen Spaß hätten. Und am Ende schmiss er mir an den Kopf, dass ich ja nur auf mich schauen würde und mich seine Probleme und Wünsche gar nicht interessieren würden. Er hatte ja angeboten, dass sein Vater uns fahren könnte, das wäre besser gewesen.
Ein anderes Mal sagt er mir, er wäre es leid, sein Leben ständig nach mir richten zu müssen, auf mich zu warten, auf Abruf zu stehen - das war auch heute wieder der Grund für den Zoff. Er meint dann immer, er würde wegen mir auf alles verzichten, alles auf ein Minimum runterschrauben und sein Leben nach mir ausrichten. Das habe ich nie auch nur ansatzweise von ihm erwartet, ganz im Gegenteil.
In den letzten Wochen jammert er immer rum, dass ihm alles zuviel ist, dass es ihm nicht gut geht, er so gestresst ist, dass soviel liegen bleibt was er eigentlich erledigen müsste, dass er aber ja auch die Zeit mit mir verbringen will nur dann nichts anderes mehr schafft.
Ich redete viel mit ihm und hörte ihm zu. Sagte ihm dann auch irgendwann mal, dass er sich verändert hat, dass er mir fehlt, dass er zunehmend egoistisch wirkt oder agiert, manchmal sogar respektlos. Ich sagte ihm, dass ich es schade finde, dass er nur noch bei sich ist die meiste Zeit, dass er mir so oft nicht zuhört und dass ich das Gefühl habe, ihm nicht mehr so wichtig zu sein. Das habe ich mehrmals geäußert. Er nahm es zur Kenntnis, entschuldigte sich und sagte mir, dass ich eine tolle Freundin sei und er dankbar ist, mich an seiner Seite zu haben.
Das waren jetzt einige Beispiele, wenn auch nicht alle. Im Prinzip ist es immer so, dass ich das Gefühl habe er hört nicht zu, interessiert sich nicht für mich, setzt sich nur mit sich selbst auseinander. Er verletzt mich mit seinen Worten, ist mir gegenüber manchmal respektlos und ausfallend. Er vergisst Abmachungen, wenn wir streiten packt er immer alles aus und wird unfair. Ich sage ihm all das, habe aber das Gefühl, es kommt nicht an.
Ich vermute, dass ich mich dann aus all diesen Gründen etwas von ihm distanziert habe. Das ist nicht bewusst passiert. Ich kann manche Verletzungen nicht so schnell verarbeiten. Ich habe aber angefangen zu zweifeln, ob ich mit einem Menschen, der teilweise so egoistisch ist, zusammen sein will. Richtig bewusst wurde mir das, als er meinte, ich wäre ja nicht bereit zu ihm zu ziehen, würde es mir einfach machen und das Kind vorschieben. Ich war der Meinung dass ein Umzug für ihn doch tausend mal einfacher wäre als für das Kind, vor allem wenn es dann nicht funktionieren würde. Nach seiner Reaktion darauf habe ich mich gefragt, wer eigentlich das wirkliche Kind ist.
Meine Distanz spürt er nun seit einiger Zeit, vor allem, seitdem er nach Feierabend nicht mehr zockt (weil es ihn anscheinend süchtig macht und all seine Freizeit gefressen hat) und er nun auch mal Zeit hat, auf die Beziehung zu schauen. Ich habe ihm dann nochmal gesagt, dass mich die Probleme der letzten Monaten sehr mitgenommen haben, dass er mich verletzt hat, und ich mich vielleicht deshalb unbewusst körperlich distanziere. Ihm fehlen die beiläufigen Zärtlichkeiten und Berührungen und diese Dinge. Ich komme weniger von mir aus damit auf ihn zu. Nach wie vor bin ich aber da, fahr zu ihm, wir telefonieren, reden, unternehmen Dinge und wir haben auch S.. Ich zweifle einfach nur an seinen Gefühlen und so spürt er vermutlich genau diese Zweifel.
Nun haben wir gestritten, weil ich gestern nicht zu ihm kommen konnte und ihn nicht gebeten habe, dass er zu mir kommt. Als ich ihn zunächst am Telefon fragte, was ihn wurmte, sagte er, es sei alles in Ordnung. Ich wusste, das war es nicht. Nachdem wir uns dann für heute verabredet hatten, wünschte er mir einen entspannten Feierabend und einen guten Start ins Wochenende, als würden wir uns nicht kennen. Auf meine Frage was denn das nun solle schrieb er mir dann, dass er das Gefühl habe, ich hätte keine Lust auf oder keine Zeit für ihn. Ich sagte ihm, dass das Quatsch ist. Ich hatte ihm am Telefon kurz zuvor noch gesagt, dass ich gerne gekommen wäre, es aber wegen einem Termin am Morgen bei mir nicht hinhauen würde. Und weil ich nicht gebettelt habe, ob er dann kommt, meinte er, ich hätte keine Lust auf ihn.
Als ich dann heute mittag nach dem Termin fragte, ob wir uns nachher sehen würden, ist er schon wieder ausgeflippt. Nachher? Ich solle ihm sagen, wann ich da wäre. Weil ich das nicht so genau sagen konnte flippte er dann total aus und meinte, er wäre es leid auf mich zu warten, sich nach mir zu richten. Sein Leben wäre immer auf Pause, weil er sich nach mir richten müsste und dass er ein Idiot sei, das immer noch mitzumachen. Wenn ich mich denn vom Himmel herablassen würde zu ihm zu kommen, solle ich ihm sagen wann ich da bin. Er würde nicht mehr auf Dinge verzichten wegen mir, warten oder sonstwas. Ich habe keine Ahnung, wieso ihm das so vorkommt, aber mir ist in diesem Moment alle Lust vergangen, meinen Tag mit ihm zu verbringen. Ich sagte ihm, dass ich nicht kommen würde und während ich sprach, legte er schon auf. Das wars.
Ich bin weißgott auch nicht perfekt und habe in letzter Zeit selber einige Probleme. Und ich kann mir auch vorstellen, dass auch ich manche Dinge nicht wahrnehme, die er aber sieht. Aber sowas erfahre ich immer nur im Streit, wenn es schon eskaliert. Ich finde das unfair.
Ich habe ihn nie eingeschränkt, gesagt er solle warten oder son Käse. Ganz im Gegenteil, ich ermutige ihn sein Zeug zu erledigen, was für sich zu tun, Sport, Lesen, Musik. Dass ich dann einfach mal einen Tag am Wochenende nicht komme und er mal Zeit für sich hat. Ich sehe ihn einmal in der Woche abends für ein paar Stunden und am Wochenende. Ja, ich kann nicht freitags zu ihm kommen und sonntags abends oder erst montags zur Arbeit fahren, ich kann auch nicht ganz ungeplant mal eben für ein paar Tage verschwinden, aber ich war immer der Meinung, dass wir trotz meiner Einschränkungen, die meiner Meinung nach nicht seine sind, auf nichts verzichten müssen. Wir fliegen zusammen in Urlaub, ohne Kind. Merhmals im Jahr. Ich feiere mit ihm Silvester, gehe mit ihm zu all seinen Familienfeiern oder Feiern von Freunden, wir gehen ins Kino, essen, schwimmen, spazieren, shoppen, bummeln, wir chillen zusammen. Wenn ich mal nen Abend frei habe von meinem Kind dann fahre ich IMMER zu ihm. Ich könnt die Zeit auch für mich selbst nutzen. Ich hole ihn von Geburtstagen ab, obwohl die 60km weit weg sind, nur um ihn bei mir zu haben. All das und noch vieles mehr tue ich, damit unsere Beziehung so schön ist, wie sie war. Und wenn ich sowas gesagt bekomme bezweifle ich, dass er sieht, was alles gut ist. Das macht mich unendlich traurig.
Liebe Leute, wer es bis hierhin geschafft hat, dem sage ich ganz doll Danke. Es ist soviel geworden. Aber ich bin auch so voll. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich gebe ihm wirklich alles von mir und habe das Gefühl, dass er das gar nicht zu schätzen weiß und das es nicht genug ist. Ne Weile lang ist es auch okay, dass einer mehr nimmt als gibt, aber irgendwann fängt man an zu zweifeln, ob das so richtig ist. Ich bin so wütend auf diese Verhalten seinerseits. Ich liebe ihn, weil er auch wirklich viel für mich tut und mir so lange Zeit gezeigt hat, wie wichtig ich ihm bin. Aber das fehlt in letzter Zeit. Und nun bin ich auch noch die, die ihm die Nähe entzieht und wegen der er sich schlecht fühlt. Ich bin sehr traurig.
Danke für's Lesen!
17.02.2018 22:09 •
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