Ich habe meine Seelenverwandte verloren!
Was soll ich sagen. Es ist aus und vorbei! Meine wichtigste Bezugsperson in meinem Leben ist weg.
Ich bin 39 Jahre alt und musste vor einiger Zeit erfahren, dass sich meine Freundin schon mit anderen Männern trifft. Ich bin so was von sprachlos und geschockt. Aber eins nach dem anderem.
Ich war mit meiner Freundin sechs Jahre zusammen und in dieser Zeit haben wir sehr viel schöne Momente gehabt. Bei einer Schulungsveranstaltung haben wir uns kennen gelernt. Es war Liebe auf dem ersten Blick (von meiner Seite aus), wir haben uns vom ersten Tag an sehr gut verstanden. Dieses Gefühl hatte ich vorher noch nie! Diese Frau übte eine extreme Faszination auf mich aus. Was Frauen angeht bin ich vorsichtig wählerisch und verliebe mich nicht so schnell. Bei Ihr war alles anders. Zu dieser Zeit war sie noch in einer festen Beziehung. Doch unser positives Gespräch hat sich bei ihr eingebrannt. Ein paar Wochen später hat sie sich bei mir gemeldet, weil ihre Beziehung in die Brüche ging. Ich war etwas perplex warum ausgerechnet sie mit mir reden wollte, obwohl wir uns nur flüchtig kannten. Sie suchte Hilfe und fühlte sich bei mir richtig aufgehoben. Ein paar Woche später ging es ihr schon deutlich besser. Aufgrund der räumlichen Entfernung haben wir jeden Abend mit einander telefoniert. Mit der Zeit entstand eine große Zuneigung und tiefe Wertschätzung. Wir haben uns einige male bei ihr getroffen, aber immer nur unter freundschaftlichen Aspekten. Dann eines Tages sagte sie von sich aus, dass sie sich in mich verliebt hat. Jackpot!
Wir führten eine Fernbeziehung. Wir beide sind sehr freiheitsliebend, deswegen war die Distanz nie ein Problem. Als Unternehmer war ich sehr eingespannt. An den Wochenende haben wir uns abwechselnd besucht. Wir haben uns so gut wie nie gestritten, weil wir uns fast blind verstanden. Wir konnten jeden Abend stundenlang mit einander telefonieren und trotzdem wurde es nie langweilig. Ich habe selten so eine gute Kommunikation zu einer Frau gehabt. Umgekehrt hat sie es genauso empfunden. Sie ist eine sehr anspruchsvolle Frau und suchte einen Mann der ihr das Wasser reichen konnte. Die meisten Beziehungen bei ihr waren immer nur von kurzer Dauer, weil viele Typen ihre leicht dominante Art nicht aushalten und ihr Paroli bieten konnten. Ich konnte mit ihrer Art gut umgehen und habe für Augenhöhe gesorgt, dass gefiel ihr gut.
Die Beziehung war sehr ausgeglichen und harmonisch. In einigen Begebenheiten dachte ich an sie und in dem Moment klingelte das Telefon, sie war dran. Durch meine anstrengende Arbeit hatte ich eigentlich wenig Zeit an sie zu denken, aber trotzdem hatten wir auf fast unheimliche Art über diese große Distanz einen geistigen Draht zu einander.
Die erste größere Krise kam dann auf, als ich das Thema zusammen ziehen ansprach. Durch ihren Freiheitsdrang wollte sie weiterhin ihre geliebte eigene Wohnung behalten. Mit der Zeit konnte sie sich allerdings schon vorstellen, dass wir in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Ein noch größeres Drama entstand als ich das Thema Kinder ansprach. Das war der erste große Riss in unserer Beziehung. Sie will keine eigenen Kinder, weil das ihre Freiheit einschränken würde. Kinder sind eine zu große Verantwortung und diese will und kann sie nicht tragen. Genau ab diesem Zeitpunkt fing sie an, sich Stück für Stück von mir zu distanzieren, auch das Liebesleben litt auf einmal darunter. Ich habe sie zu diesem Zeitpunkt versucht sie zu beruhigen, es half auch etwas. Ich machte keinen Druck zwecks der Kindergeschichte.
Wir unternahmen viel mit einander, besuchten Kunstausstellungen und Konzerte, gingen Wandern, waren ein paar mal in der Karibik Urlaub machen. So verging die Zeit. Unsere Gespräche waren immer noch nach all den vielen Jahren auf hohem Niveau. Doch plötzlich wollte sie nicht mehr das ich sie besuchen komme. Da brach es aus ihr aus. Sie will die Beziehung auf Paarebene nicht mehr. Sie will mich nicht verlieren, da wir uns so extrem gut verstehen, aber als Paar passt es nicht.
Warum? Was habe ich falsch gemacht? Sie hatte doch ihren Freiraum.
Die Antwort: Weil ich ihr zu männlich bin!
Ich bin kräftig gebaut und habe schon immer viel Sport betrieben und bin dementsprechend muskulös. Vielleicht habe ich etwas am Bauch zugenommen ein paar Kilos zu viel, aber richtig dick oder Fett bin ich nicht! Ich habe ein breites Kreuz und die meisten Kerle würden sich nicht freiwillig mir in den Weg stellen. Zu Anfang unserer Beziehung habe ich sie auch gefragt, ob sie wirklich kein Problem mit meiner Statur hat, da es offensichtlich war, dass ich nicht in ihr typisches Beuteschema passte. Ihre Ex-Freunde waren alles halbe Portionen, extrem dünn, fast zierlich, kurz gesagt androgyn. Sie beruhigte mich damals, dass das kein Problem sei. Aufgrund dieser Aussage von ihr habe ich dieser Beziehung überhaupt zugestimmt.
Doch nach all den Jahren störte es auf einmal. Ich bin ihr zu männlich, zu muskulös, zu kräftig! Andere Männer würden sich darum reißen so auszusehen wie ich. Ein Typ der eine Frau beschützen kann.
Wir beschlossen eine Beziehungspause, die aber nicht lange dauerte. Ein bis zwei Wochen später telefonierten wir mit einander und stellten fest, dass wir ohne einander nicht konnten. Die körperliche Beziehungsebene haben wir vorübergehend ausgeklammert. Damit konnte ich vorerst leben, weil das Liebesleben ohnehin aufgrund einer ihrer körperlichen Einschränkung, immer schon etwas schwierig war und man extrem vorsichtig bei ihr sein musste. Meine Hoffnung war, dass es ja doch irgendwann klappen würde. Wir hörten uns jeden Abend und unternahmen wieder viel. Es war fast wie immer.
Doch plötzlich merkte ich eine Veränderung bei ihr. Ich sprach sie immer wieder drauf an, ob sie sich eventuell mit anderen Männern trifft. Ich hatte eine komische Vorahnung, allerdings verneinte sie es vehement, Ich treffe mich nicht mit anderen Männer.
Entnervt von ihrer Wesensveränderung und komischen Ausreden, machte ich einen Cut! Ich wollte nicht mehr. Ich hatte die Schnauze voll und wollte nur noch den totalen Kontaktabbruch. Als sie merkte da gibt es nichts mehr zu retten, schenkte sie mir reinen Wein ein.
Sie hatte schon etliche Dates und hatte Angst es mir zu erzählen. Sie wollte mich als Seelenverwandten nicht verlieren, aber trotzdem sich mit anderen Männern treffen. Die vielen anderen Typen konnten ihrer Aussage nach mir nicht ansatzweise das Wasser reichen. Ihr wäre es am liebsten, wenn wir weiterhin diesen intensiven Draht zu einander aufrecht erhalten, aber ohne körperlichen Komponente. Die anderen Männer haben sie auf geistigem Niveau gelangweilt. Sie waren ihr nicht ebenbürtig.
Trotzdem war sie auf der Suche nach der Perle, wie sie so schön sagt. Sie sucht den perfekten Mann. Es muss alles bei ihm stimmen. Der Typ soll sehr gut (extrem schlank bis zierlich, androgyn) aussehen, keine Kinder wollen, Sie weiterhin in Ihrer Wohnung alleine leben lassen, Ihr maximalen Freiraum geben, Rücksicht auf ihre körperlichen Einschränkungen nehmen, sehr intelligent sein (am besten wie ich, hat sie gemeint), ein toller Gesprächspartner (wie ich) und Seelenverwandter sein (auch wie ich). Und zum Schluss beichtete sie mir, dass sie am Anfang unserer Beziehung mit einem Arbeitskollegen nach einer Firmen-Veranstaltung heftig rumgemacht hat (es gab angeblich keinen S.). Ansonsten war sie nieeeee untreu. Alles klar.
In den wichtigsten Dingen einer Beziehung hat sie mich angelogen gehabt. Mein Vertrauen hat sie zerstört. Sie hatte Angst mich zu verlieren und musste deshalb lügen, weil sie wusste, dass ich nie die zweite Geige spielen werde. Wenn ich einmal eine Entscheidung treffe, dann ziehe ich diese auch durch. Vor dieser Geradlinigkeit hatte sie Angst. Sie wusste, das Treue und Loyalität für mich wichtig sind. Für mich gibt es dann kein zurück mehr.
Ich konnte ihr alles geben, bis auf den androgynen und zierlichen Körperbau und trotzdem hat es nicht gereicht. Es ist zum verrückt werden, dass sich zwei Menschen auf emotionaler, geistiger und seelischer Ebene so gut verstehen, aber trotzdem nicht zusammen passen.
Es ist keine Genugtuung, dass ihre letzten Dates so traumatisch für sie gewesen sind, dass sie deshalb sogar eine Psychologin (Mit mir konnte sie ja darüber nicht reden) aufsuchen musste. Ich bin nicht rachsüchtig und wünsche niemanden so eine Erfahrung, aber es ist gut zu wissen, dass ich gar nicht so verkehrt war. In diesem Zusammenhang habe ich den Eindruck, sie hat eine Midlife-Crisis. Sie hat den Job gekündigt und macht jetzt erst einmal ein dreiviertel Jahr ein Sabbatical. Sie stand kurz vor einem Burnout. Ihr Job war wirklich hart. Irgendwie stellt sie seitdem alles in Frage.
Ihr Angebot, bessere Freunde zu bleiben, habe ich ausgeschlagen. Das Vertrauen ist weg, die Verletzungen sind zu groß.
Ihre Rufnummern habe ich gelöscht. Auf WhatsApp und Co ist sie geblockt.
Jetzt gehe ich meinen eigenen Weg und hoffe eines Tages eine Frau zu finden, mit der ich genauso gut, wenn nicht sogar besser, wie mit meiner EX kommunizieren kann, aber die zu mir ehrlich ist und eine eigene Familie und Kinder haben will.
Trotz meines kompletten Kontaktabbruchs, weiß ich nicht ob ich das Richtige mache. Wie soll ich mit dieser Situation umgehen? Ist es denkbar trotz der Verletzungen den Kontakt später wieder zu beleben? Eigentlich bin ich eher der Typ, einmal aus immer aus. Allerdings hatte ich so eine tiefe Verbundenheit zu einem Menschen noch nie gehabt und habe Angst nie wieder so eine Frau zu finden. Diese Aussage ist im Grunde genommen Quatsch, aber meine Gefühle spielen momentan Achterbahn. Wie soll ich mit dieser Situation umgehen? Um gute Ratschläge wäre ich wirklich dankbar.
08.09.2017 14:00 •
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