Ich habe das Gefühl ich sabotiere mein Leben

Hallo zusammen,

heute muss auch ich meinen Kummer niederschreiben.
Anfang April habe ich über sein Handy erfahren, dass er mich die letzten Monate betrogen hat und nach Konfrontation hat er auch zugegeben schon vor 5 Jahren fremdgegangen zu sein.
Wir waren bis dato fast 10 Jahren zusammen, haben eine 2jährige Tochter.
Die Beziehung war schon lange nicht mehr gut, in Konflikten hat er mich emotional auflaufen lassen, kalte Schulter etc. Generell viele Streitigkeiten.
Für mich war klar, dass ich so nicht weitermachen möchte, diese Beziehung nicht mehr möchte. Ab Mai hatte er direkt eine Wohnung, ich habe ihn dazu gedrängt. Seitdem war er weiterhin täglich da (unsere gemeinsame Eigentumswohnung), er will sein Kind nicht loslassen. Im Juni hat er dann vor lauter emotionalen Schmerzen gedroht sein Kind nicht mehr zu sehen und ich war dadurch absolut durch. Nur geheult, vor mir gesehen, wie meine Tochter ohne ihren Vater aufwächst, obwohl sie ihn so liebt. Er also noch mehr hier, seine Mietwohnung läuft so mit.
Wir sind also kein Paar mehr, haben aber trotzdem noch unser Familienleben und ich wahnsinnige Panik, wie alles werden wird. Angst um meine Tochter, wie ich meinen Job packen soll durch ab und zu mal späte Termine. Meine Tochter ist sehr sensibel, ich habe das Gefühl ich sabotiere mich selbst, um ja nicht das Pflaster jetzt abzuziehen und den Schmerz zu spüren. Ganz schlimme Situation für mich.

@Füchsin10
Es tut mir sehr leid für dich, was du schreibst. Er hat dich betrogen. Das ist schlimm genug. Aber dir anzudrohen, dass er sich nicht mehr um seine Tochter kümmert, sie nicht mehr sehen will, das ist ja wohl das letzte. Er erpresst dich damit. Das würde ich mir nicht gefallen lassen. Die gemeinsame Eigentumswohnung würde ich verkaufen oder mich von ihm auszahlen lassen, wenn er das kann. Ich würde mir eine andere Wohnung suchen mit dem Kind. Unterhalt muss er zahlen. Zum Jugendamt würde ich auch gehen und das Umgangsrecht regeln lassen. Er ist dazu verpflichtet, sich regelmäßig um sein Kind zu kümmern. Dann würde ich dir raten, dir einen neuen Partner zu suchen. Einen, der auch gut mit Kindern kann, vielleicht schon selber welche hat. Für deine Tochter ist das eine Umstellung, aber nicht das Ende der Welt. Im Gegenteil. So eine familiäre Veränderung kann für sie auch eine Bereicherung sein. Jedenfalls besser als ein unreifer Vater, der sie anscheinend gar nicht liebt und sie als Druckmittel benutzt.

Vielen Dank für deine Antwort! Es tut gut von außen einmal eine andere Perspektive zu lesen und ich denke mir bei deinem Text: voll und ganz!
Und dabei ist das Verrückte, dass ich so viel Mitleid für meinen Ex empfinde. Dass er allein sein wird. Seine Tochter nicht mehr täglich um sich haben wird. Trotz der ganzen Kacke, die er mir angetan hat. Seine Tochter liebt er wirklich und die zwei sind ein Herz und eine Seele. Ich glaube, er war/ist depressiv und kann seine Emotionen nicht verarbeiten... Egal, das ist seine Baustelle.
Ich verstehe nicht, warum ich so viel Mitleid mit ihm habe und an Schuldgefühlen fast ersticke, als ob ich sein Leben zerstören würde.

@Füchsin10
Du fühlst dich mit verantwortlich für sein Wohlergehen. Das ist in einer Partnerschaft, besonders wenn man Kinder hat, ganz normal. Wenn du meinst, dass er Depressionen hat, dann solltest du ihm nahelegen, eine Therapie zu machen, damit ihm geholfen wird. Er sollte erstmal einen Arzt aufsuchen und eventuell auch Medikamente nehmen. Er hat als Vater auch die Pflicht, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Abstand würde ich trotzdem zu ihm einnehmen und halten. Er soll seine Probleme erstmal in den Griff kriegen.

@Scheol gute Frage! Stressige Situationen während der Schwangerschaft gab es definitiv auch, vor allem durch Streitereien und dass wir Konflikte nie so richtig aus der Welt räumen konnten. Zwischen mir und meinem Ex ist es zwischen gut-locker bis angespannt. Mit seiner Tochter tollt er viel rum und wenn's um Verantwortung (Essen, Wäsche etc) geht, schnell raus und vermeidend.

@Scheol erst als er in seine Wohnung gehen musste. Gut einem Monat hat er dort täglich geschlafen.

Zitat von Scheol:

@Füchsin10 Wie wurde dieser Lug und Betrug von vor aufgenommenen / empfunden ? Sehr extrem ?

Ich war total schockiert durch den Betrug. Ich hätte schon ein komisches Bauchgefühl und als ich dann die Nachrichten gesehen habe, lief es mir wortwörtlich eiskalt durch die Adern. Pure Kälte war in mir, habe nur gezittert

Zitat von Scheol:

Was bedeutet das und das war schon in dem Zeitraum wo die Tochter geboren war oder wie du schwanger warst ?

Er kam noch nie damit klar, wenn ich mal weine. Dann soll ich doch mal 'vernünftig' sein. Wünsche, Bedürfnisse meinerseits sind auch nicht so wichtig und ja, das war vorher und nachher so.

Zitat von Scheol:

Hast du den Auszug als Erleichterung wahrgenommen oder kam da etwas hoch ?

Als er raus ist, war ich fix und alle. Meine Tochter war dabei und hat geschrien und geweint, das hat mich fertig gemacht. Kurz danach eine Erleichterung, abwechselnd mit Trauer.

Zitat von Scheol:

Was dich immer und immer wieder aus deine Mitte wirft ?

Ganz genau! Absolut bescheuert von außen betrachtet

Zitat von Scheol:

Also lebt er überwiegend bei euch und die Trennung war fürs Knie oder wie ?

Das trifft es auf den Punkt!

Zitat von Scheol:

Auf welchen Level sind den diese Ängste von 1 bis 10 , wo 10 ziemlich schlimm / katastrophal angesehen wird.

Eine 9. Es ist schon echt extrem und macht mir auch Sorgen in Bezug auf meine Tochter. Ich will ja weiterhin für sie da sein und letztendlich ihr eine Stütze sein in der Phase.

Zitat von Scheol:

Selbst Sabotage wie sieht das genau aus ?

Ich weiß ja, dass es da keinen Weg zurück gibt. Ganz im Gegenteil: rational weiß ich, dass es nun Schritt für Schritt nach vorne gehen müsste, aber ich hangel mich so durch. Wenn die Stimmung zwischen uns gut ist, 'nehme ich das so mit' und lebe mein Leben. Kann meinem Job nachgehen, mich gut um meine Tochter kümmern, coole Unternehmungen. Wenn es zwischen uns anstrengend ist, winke ich das ab. Schön am Bekannten Festhalten, ja nicht täglich klar kommunizieren, dass er endgültig raus muss. Konflikte in der Hinsicht vermeiden, ja nicht fordernd sein.
Mir ist das so bewusst, ich beobachte mich von außen und ändere doch nichts

@Laetitia2024
Das habe ich ihm bereits geraten, auch als es ganz akut war und er sich nicht mehr um seine Tochter kümmern wollte. Statt sich Hilfe zu suchen, wollte er lieber ein neues Leben anfangen... Na ja, wir sehen ja, wie es vorläufig gewendet ist. Ist hier am laufenden Band und zählt nur die andere Wohnung. Hat sich natürlich auch nicht umgemeldet oder was auch immer.
Ich gehe diese Woche erstmal zu einer Familienberatung und habe nun auch einen Kontakt zu einer Familienrechtsanwältin. Ich boxe mich da jetzt mit professioneller Hilfe raus

@Füchsin10

Zitat von Füchsin10:

er mich die letzten Monate betrogen hat und nach Konfrontation hat er auch zugegeben schon vor 5 Jahren fremdgegangen zu sein.

Zitat von Füchsin10:

Die Beziehung war schon lange nicht mehr gut, in Konflikten hat er mich emotional auflaufen lassen, kalte Schulter etc. Generell viele Streitigkeiten.

Zitat von Füchsin10:

Für mich war klar, dass ich so nicht weitermachen möchte, diese Beziehung nicht mehr möchte

Damit ist alles gesagt.

Nur noch Elternebene, wendet euch an eine Beratungsstelle und findet eine Lösung als Eltern. Alls andere solltest du trennen, wieder glücklich werden.

Zitat von Füchsin10:

Ich gehe diese Woche erstmal zu einer Familienberatung und habe nun auch einen Kontakt zu einer Familienrechtsanwältin. Ich boxe mich da jetzt mit professioneller Hilfe raus

Ich lese mich die Tage hier viel durch und sehe, wie viele andere noch in toxischen Beziehungen stecken bzw. steckten. Das hilft ungemein nochmal zu reflektieren und ich denke mit so oft 'genau das habe ich auch erlebt und so kann es nicht mehr weitergehen'.
Und gleichzeitig bin ich fast 24h am Nachdenken, wie meine Tochter ohne ihren Papa im Alltag leben muss. Und er ohne sie. Wie die beiden nicht mehr vereint sein werden. Das macht mich so fertig, ich komme da nicht raus. Versuche mich dann zu beruhigen, dass er ja dann immer noch Papa ist und sie sich weiter sehen können. Aber es ist Fakt, dass es keinen Alltag mehr wie bisher geben kann und dieser Schmerz erdrückt mich. Es macht mich kirre, fahrig.
Gibt es noch andere, denen es so geht? Wie kann ich mit der Situation umgehen?

Hallo @Füchsin10

und auch von mir willkommen hier im Forum. Wobei der Anlass ja naturgemäß eher ein sehr unschöner ist.

Zitat von Laetitia2024:

Unterhalt muss er zahlen.

Wer Unterhalt bezahlt hängt davon ab wo das Kind hauptsächlich lebt und wie das Betreuungsverhältnis sowie Einkommensverhältnis ist.

Zitat von Laetitia2024:

Zum Jugendamt würde ich auch gehen und das Umgangsrecht regeln lassen.

Ja, ist eine sinnvolle Maßnahme, aber auch recht langwierig, einfach wäre es sich so mit dem Kindsvater auf ein Betreuungsverhältnis zu verständen. Im Interesse des Kindes.

Zitat von Laetitia2024:

Dann würde ich dir raten, dir einen neuen Partner zu suchen.

sorry....aber das ist, gerade jetzt, so ziemlich das bescheuertste was man jemanden raten kann.

Zitat von Laetitia2024:

Einen, der auch gut mit Kindern kann, vielleicht schon selber welche hat.

Achso...so als Unterstützung....also als ob man sich nen Wachhund zulegt oder wie?

Zitat von Laetitia2024:

Für deine Tochter ist das eine Umstellung, aber nicht das Ende der Welt.

Das Ende der Welt ist es in den aller seltensten Fällen. Dennoch finde ich es arg daneben so herablassend darüber zu urteilen wie das für die Tochter der TE wohl ist. Ein Papa ist ein Papa und eine Mama eine Mama....und wenn es eine halbwegs brauchbare Bindung zum Kind gab sind die Eltern von NIEMANDEN zu ersetzen. Es kann jemand neues ins Leben treten....ja.

Zitat von Laetitia2024:

So eine familiäre Veränderung kann für sie auch eine Bereicherung sein.

Ob es eine Bereicherung ist kommt darauf an wie aus SICHT des Kindes das Familienleben war.
Meine Kleine versteht es auch nicht....ihr habt euch doch garnicht gestritten... usw. für sie ist es auch über 1 1/2 Jahre nach der Trennung vieles, aber keine Bereicherung. Eine Bereicherung ist es dann wenn die Kinder das familienleben vorher als Belastung empfunden haben, oder Angst hatten, wenn Gewalt (egal in welcher Form) eine Rolle spielte.

Zitat von Laetitia2024:

Jedenfalls besser als ein unreifer Vater, der sie anscheinend gar nicht liebt und sie als Druckmittel benutzt.

Über das Verhalten darf man durchaus geteilter Meinung sein, aber jemand unterstellen das er/sie sein/ihr Kind nicht liebt ohne diese Person auch nur ansatzweise zu kennen ist schon.....also echt, da ziehe ich den Hut. Deine Glaskugel muss der Hammer sein. Oder sind es doch eher Vorurteile und Erinnerung an eigene Erfahrungen?

Zitat von Füchsin10:

Versuche mich dann zu beruhigen, dass er ja dann immer noch Papa ist und sie sich weiter sehen können.

Ja, er wird immer ihr Vater sein. Ich sage es mal so....versucht eine Lösung für den Umgang zu finden wo ihr beide gleichwertig euch um eure Tochter kümmern könnt. Aber eben nicht mehr gemeinsam. Wechselmodell oder irgendwas in der Art. Da hilft dir bestimmt auch die Familienberatung.
Du sagtest das er dich mehrmals betrogen hat aber wenn ich das richtig verstanden habe hast du dich daraufhin von ihm getrennt. (Verständlich...) Dennoch kann es ja sein das er Gefühle für dich hat...und auch dieses Familienleben nicht aufgeben möchte.
Für mich war es auch unglaublich schmerzhaft immer daran zu denken was es alles nicht mehr gibt wenn meine Kleine bei mir war. Wenn sie weinte weil die Mama nicht da war, oder fragte warum usw., Mitteilte das sie will das es wieder so ist wie früher.... usw. Sie war 4 als sie und NF ausgezogen sind.
Möglich das es deinem NM auch so geht, er aber aus anderen Gründen damit nicht klarkommt. Ich hab gerade in den ersten Monaten versucht so gut es geht zu funktionieren bis meine Kleine geschlafen hat. Wenn sie nicht da war...naja...lassen wir das.

Zitat von Füchsin10:

Aber es ist Fakt, dass es keinen Alltag mehr wie bisher geben kann und dieser Schmerz erdrückt mich.

Ja, das meinte ich. Die Familie gibt es nicht mehr. Es sind noch alle da aber das was wir uns als Bild von einer Familie geschaffen habe, so wie es sein sollte, das ist vorbei. Und kommt auch nicht mehr wieder.
Besonders für die Kinder....immer dieses Entweder Mama oder Papa, kein UND mehr....nur noch ODER.

Passt auf das eure Tochter nicht zum Spielball wird. So etwas wie ich will sie garnicht mehr sehen...kann er nicht bringen.
Vordergründig sollte im Interesse des Kindes gehandelt werden. Und da sind Regelungen die man ohne Ämter, Gerichte oder ähnlichem Gold wert....weil sie schnell gehen.

@Balu85
Ich kann auf deine negativen Kommentare und Belehrungen wirklich verzichten. Werde nicht persönlich, sondern bleib sachlich. Eine Glaskugel brauche ich nicht. Lebenserfahrung reicht. Was soll daran herablassend gewesen sein? Ein Vater, der die Mutter unter Druck setzt, in dem er ihr androht, sich nicht mehr um das gemeinsame Kind zu kümmern, wenn sie nicht so funktioniert, wie es ihm passt, ist kein Papa in meinen Augen, sondern ein Egoist. An deinem Kommentar und daran, dass du offenbar auch alleinerziehend bist, merkt man, dass dich meine Meinung dazu persönlich getroffen hat. Das wird sicher auch seinen Grund haben.