habe jetzt den thread ganz von vorne durchgelesen, es hat mich wirklich zutiefst berührt, weil ich diese eingefahrene Situation inklusive Gewalt sehr gut kenne. Auch die parallele mit einer sehr schwierigen vorangegangenen Beziehung ist erschreckend. Mein jetztiger Freund und ich hatten im 3. und 4. Jahr unserer Beziehung ähnliche Verhaltensmuster am laufen, was auch wiederholt in Gewalt ausartete, auch oft von meiner Seite aus. Darauf bin ich bis heute natürlich überhaupt nicht stolz, ganz im Gegenteil. Das wurde auch nur besser, als er auszog, Paartherapie und ich Einzeltherapie hatten wir bereits hinter uns.
in dem Moment war die Beziehung erst mal beendet und ich bin für zwei Wochen zu meiner Oma gefahren, um Abstand zu gewinnen, hab mich nicht bei ihm gemeldet, gar nichts, bis er nach 10 Tagen mir eine Nachricht geschickt hat, wie sehr er mich vermisse und wie schlecht es ihm damit ginge.
Als ich von meiner Oma zurück kam, haben wir uns in der Stadt getroffen, und den ganzen Tag nur geredet. Zum ersten Mal konnten wir beide endlich das mal auch tun, wovon wir in der Paartherapie nur geredet hatten: Zuhören, ohne Vorwürfe und Beschuldigungen antworten, den anderen in seiner Wahrnehmung und mit seinen Gefühlen so sein lassen, wie er ist, wenn einen was aufregt, erst mal tief Luft holen und kurz Pause machen, dann sachlich erklären warum einen das jetzt wütend macht etc. Seitdem arbeiten wir weiter an dieser Beziehung.
Ich war für 1 1/5 Jahre ca. 800 km entfernt aus beruflichen Gründen, das hat uns sehr geholfen, schätzen zu lernen, was wir aneinander haben, obwohl es auch ein paar Mal Rückschläge gab und wir immer noch so ein paar Knackpunkte haben, an denen wir arbeiten müssen, aber eigentlich wird es immer besser. Ich sitze jetzt hier und könnte heulen, da mir mein eigenes Verhalten von vor ein paar Jahren so leid tut. Erst mit dem Aufarbeiten wurde mir das Ausmaß dessen bewußt, was ich mit meinen unkontrollierten Wutausbrüchen angerichtet habe und dass ich soo froh sein kann, dass er noch bei mir ist. Wir haben beide unsere Macken, wissen sehr genau wie wir den anderen provozieren könn(t)en und treiben uns damit gegenseitg zur Weißglut, wenn wir uns nicht beide bewußt dagegen entscheiden.
Ich hatte davor eine Beziehung mit jemandem, der paranoide Wahnvorstellungen hatte, eine unbeschreibliche Wut der ganzen Welt gegenüber hatte, und unter der ich logischerweise sehr gelitten habe.
@finii, wenn du sagst, du erkennst dich selbst in den Momenten nicht wieder, wenn du deine Selbstbeherrschung verlierst, sei vergewissert, dass es mich haargenauso ging in der Zeit vor ein paar Jahren!
Ich wußte nicht mehr, wer ich war, woher diese Wut kam, warum ich auf einmal so verletztlich und hypersensibel auf alles reagierte - und z.T. immer noch tu. In meiner Einzeltherapie kamen viele alte Sachen aus der Kindheit hoch, auch viele Sachen aus meiner vorigen Beziehung, ich glaube im Nachhinein, dass mir das sehr geholfen hat, dieses Verhaltensmuster aufzubrechen. Daher kann ich für Dich nur hoffen, dass Du bald einen Therapieplatz bekommst, und dass Dir das auch hilft! Aber Du musst unbedingt auf Deine Worte Taten folgen lassen!
Mich berührt Deine Geschichte sehr, und ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft und Durchhaltevermögen. Das wirst du alles brauchen! Aus dem, wie Du schreibst, glaube ich Dir, dass Du ein sehr herzlicher und fröhlicher Mensch bist, und niemand aus Deinem Umfeld sich dieses Verhalten bei Dir vorstellen kann. Deshalb ist es so wichtig für Dich, neutrale Personen wie hier im Forum zu haben, aber auch AKTIV etwas zu tun, z.B. Therapie. Aber auch in der Therapie kann man viel reden und nichts daraus folgern in Taten, so wie mein Freund und ich das erst getan haben.
Erst als wir beide gesehen haben, dass die Beziehung in die Brüche geht, und zwar wirklich fühlbar mit seinem Auszug, waren wir beide in der Lage, nicht nur unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu empfinden und permanent einzuforden, sondern auch den Partner zu fühlen und so dieser Machtkampfspirale zu entkommen.
Du musst wirklich Deinen Fokus auf DICH setzen jetzt, aber das wurde hier ja schon oft gesagt, brauche ich nicht zu wiederholen, was Du eh schon weisst. Du musst dies für DICH tun, aber ich glaube, Du musst auch lernen, die andere Seite zu fühlen. Dann ist es auch leichter, den anderen erst mal so sein zu lassen, bzw. in Ruhe zu lassen. Lasse Deinen Schmerz zu, heule, schreie, schaffe dir einen Punchbag an! Rede mit Freundinnen, und zwar nicht nur über die Beziehung, gehe spazieren und fühle in Dich hinein, entferne Dich von diesen Situationen, in denen Du wieder Wutausbrüche bekommst. Wenn Du mit Deinem Ex in der Arbeit kommunizieren musst, dann tu das über Email, andere Kollegen, etc. Oder überlege Dir, ob Du Dich nicht versetzen lassen könntest. TU WAS!
Es kommt mir so vor, als würdest Du hier genau das weitermachen, was Dein Ex Dir bereits gesagt hat: Du siehst Deine Fehler mit Worten ein, lässt aber keine Taten darauf folgen.
Vielleicht ist es wirklich so, wie Du selbst sagst, es ist wie eine Alk.. Hol Dir da Hilfe, finde Strategien, die Dir helfen da rauszukommen und such Dir mehr Hilfe, als hier im Forum, obwohl ich das Forum ganz wunderbar finde, reicht es offensichtlich nicht aus.
Ist jetzt länger geworden, sorry. Ich wünsche Dir wirklich ganz viel Kraft und hoffe, Du schaffst das!
Alles Liebe, nutcasey