Hallo Chouchou,
als ich deine Geschichte gerade gelesen habe, stellten sich mir sämtliche Körperhaare senkrecht nach oben, und ich habe eine Gänsehaut bekommen. Ich kann mir sehr gut vorstelle, dass du deinen Partner trotz allem vermisst, dich einsam und leer fühlst. Meine Trennung nach 22 Jahren, liegt auch noch nicht lange zurück. Ich denke diese Gefühle kennen wir alle.
Du wolltest wissen, ob jemand Erfahrungen in diesem Bereich (körperliche Gewalt, durch Depressionen, ect.) gemacht habe.
Ich habe sie leider auch gemacht, allerdings nicht durch meinen Partner, als Erwachsener hätte ich dies nie mehr zugelassen, sondern als Kind, durch meine Mutter. Sie litt ebenfalls unter Depressionen, und zahlreichen anderen Störungen der Seele. Deshalb mache ich mir wirklich Sorgen um deine kleine Tochter.
Meine Mutter hat zuerst auch nur meinen Vater verprügelt, danach auch meine Oma, die Mutter meines Vaters, welche bei uns lebte. Sie war eine wehrlose, alte Frau. Dies als Kind mitzuerleben war schon der reinste Horror, und hat meine kleine Kinderseele völlig zerbrochen, aber es ging noch schlimmer. Es dauerte nämlich nicht lange, bis auch ich Opfer ihrer Ausbrüche wurde. Unsere ganze Familie lebte in ständiger Angst vor ihr. Dass mein Vater dies zugelassen hat, kann ich bis heute nicht begreifen, ich habe es ihm verziehen, er war wohl zu schwach. Verstehen und Vergessen, kann ich es allerdings bis heute nicht. Später wollte sie dann auch noch auf meinen 7 Jahre jüngeren Bruder losgehen. Wenn ich dies mitbekam, habe ich mich (selbst noch ein Kind) dazwischen gestellt, und konnte so einiges für ihn abfangen. Trotzdem leidet er als Erwachsener im Gegensatz zu mir, mehr unter dieser Situation.
Glaube mir, es ist mit das Schlimmste, was einem Kind passieren kann. Ich habe jedes Mal schreckliche Ängste ausgestanden, wenn ich nach der Schule nach Hause kam. Oftmals hörte ich sie schon Häuser vor unserem herum schreien. Glücklich war ich immer, wenn sie Besuch hatte, denn nach außen hin, spielte sie die freundliche, liebende Ehefrau, Schwiegertochter und Mutter. Ich hatte oft Selbstmordgedanken als Kind, aber glücklicher Weise, hat mir die Natur anscheinend , sehr viel Stärke und einen Schutzengel mit in die Wiege gelegt.
Ein Kind ist hilflos in solch einer Situation, redet meist mit niemanden darüber, da es sich für das Verhalten der Eltern schämt, sich vielleicht selbst irgendwie die Schuld gibt, oder einfach Angst hat, dass niemand ihm glaubt.
Wie ich es geschafft habe, ganz alleine und völlig ohne Hilfe von außen, trotz all dem ein ganz normaler erwachsener Mensch zu werden, weiß ich selber nicht. Ich denke, bei den meisten Kindern die solche Grausamkeit ertragen müssen, bleiben schwere Schäden zurück.
Bei mir sind es nur kleine Narben, die jedoch sofort wieder aufreißen, wenn ich lese, dass sich ein anderes Kind, in einer ähnlichen Situation befindet.
Bitte, bitte,- wenn du es momentan auch noch nicht für Dich kannst,- ziehe die Trennung durch. Für deine kleine Tochter. Sie kann sich nicht wehren, du kannst es.
Beschütze dein Kind, und befolge den guten Rat von Glem, suche dir so schnell wie möglich Hilfe.
Den ersten Schritt dazu, hast du ja schon getan, indem du deine Geschichte hier ins Forum geschrieben hast.
Ich bin mir sicher, du wirst das schaffen. Irgendwann in weiter Ferne, werden deine Tochter und du wieder glücklich sein. Du hast eure Zukunft selbst in der Hand.
Ich wünsche Dir ganz viel Trost und Stärke.