Liebe Shannon, Liebe Nicole,
den Zustand, in dem Ihr Euch befindet, kenne ich noch aus der Vergangenheit und ich kenne ihn leider nur zu gut.
Man hat das Gefühl, als würde sich in einem alles zusammenziehen.
Als würde das eigene Leben ohne jemand, mit dem man es teilen kann, einfach nichts wert sein.
Man hat soviel Liebe, die man geben möchte, aber es ist einfach niemand da, um sie anzunehmen.
Man braucht soviel Liebe, aber es ist niemand da, der sie gibt.
Soviele Feiertage, die da kommen, an denen man sich jemand wünscht, den man beschenken kann, mit Gaben, die der Liebe entspringen und nicht mit freundschaftlichen Geschenken.
Soviele kleine Sächelchen, die man sieht, mit denen man einer geliebten Person eine Aufmerksamkeit entgegenbringen kann.
So ein selbstgebastelter Adventskalender, den man der geliebten Frau aufhängt, bzw. von dem Partner bekommt.
Und so viele andere Sachen, die klar machen, es fehlt einfach jemand.
In der Situation erinnert man sich dann der Personen, mit denen man so vieles geteilt hat, aber diese Personen sind es eigentlich nicht, nach denen man sich sehnt, sondern es sind die Gefühle der Zweisamkeit, die man erfahren hat.
So ging es zumindest mir damals.
Da wo ihr gerade seid, werde ich noch mal wieder hinkommen, aber da meine Trennung erst so kurze Zeit her ist, bin ich noch weit davon entfernt.
Eine Lehre, die ich aus der Vergangenheit gezogen habe ist, daß dieser Zustand zu einer Verkrampfung führt, die ich nicht mehr erleben möchte. Ich habe mich selbst unter Druck gesetzt. Habe alles versucht, jemand zu finden und bin doch immer nur allein geblieben. Dann habe ich mich gefragt, woran das liegt und habe die Schuld nur bei mir gesucht, wo sie letztlich auch zu einem großen Teil liegen mag.
In diesem verkrampten Zustand, so glaube ich, hat man eine Ausstrahlung auf andere Menschen, die sich negativ auswirkt. Mir kam es so vor, als würde ich mit einem Fähnlein rumlaufen, auf dem stand: ICH WILL JETZT ENDLICH EINE FRAU.
Dazu kam auch noch eine gehörige Portion Selbstmitleid, in dem man so schön versinken konnte. Oh, was war die Welt doch böse und alles war gegen mich!
So konnte das natürlich nichts werden. Das ist der Zustand der Suche.
Erst als ich anfing, mich zu entspannen und mich in mein Schicksal ergeben habe, ohne aber aufzugeben, wurde ich lockerer. Ich konnte den Panzer und die Rüstung, die ich für die Eroberung angelegt hatte, ablegen und war endlich in der Lage, jemand wirklich auch an mich ranzulassen.
Ich konnte mich auch endlich wieder mit Frauen treffen, ohne gleich jedesmal die unausgesprochene Frage in den Raum zu werfen: Könntest Du Dir ein Leben mit mir vorstellen.
Immernoch war ich natürlich unglücklich über die Einsamkeit, das steht außer Frage, doch ich konnte nun besser mit ihr umgehen. Ich war nun in der Lage, mich mit mir selbst zu beschäftigen, ohne daran zu verzweifeln. Damals habe ich viel gechrieben, noch mehr gelesen und mich auch einfach nur bei Kerzenschein und einem schönen Pfeifchen hingesetzt und Musik gehört. Ich hatte dann die innere Ausgeglichenheit dazu.
Meiner Ansicht nach war das die Voraussetzung dafür, daß ich dann wirklich in der Lage war, abzuwarten. Und dann kam irgendwann das Glück fast von selbst.
Gut, das es nicht gehalten hat, ist auch zu einem großen Teil mein Fehler, aber daraus will ich auch lernen, um beim nächsten Mal das Glück etwas länger in meiner Nähe zu halten.
Wir lernen aus dem, was falsch war und werden dadurch zu noch wertvolleren Partnern. Eines Tages wird jemand in unser Leben treten, der genau das sieht.
Eines Tages.....
Ich wünsche Euch die Kraft, die Phase jetzt gut zu überstehen.
Ich wünsche Euch die Kraft, gegen diesen Sturm sicher zu stehen.
Ich wünsche Euch von Herzen die Kraft, auch den nächsten Schritt zu gehen.
Ganz liebe Grüße
Nordlicht
05.10.2002 07:24 •
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