Hallo Hinnak,
Sch...-Situation - um es deutlich zu sagen...
Du bist eine Beziehung mit einem Menschen eingegangen, der Deinen Worten nach ein schweres unverarbeitetes Trauma aus der Kindheit mit sich herumträgt und dies als normal empfindet. Natürlich muß sie es so sehen, viel von ihrem Charakter hat sich um dieses Trauma herum gebildet und sie kennt es nicht anders. Heute hat sie Angst diese Angelegenheit wieder anzuschauen, Angst davor, dass alles wieder hochkommt. Sie hat versucht es zu verdrängen, aber es beeinträchtigt ihr gesamtes Gefühls- und Liebesleben.
So schmerzvoll es jetzt für Dich sein mag: vielleicht ist es die beste Hilfestellung, die Du ihr geben konntest, dass Du Dich von ihr getrennt hast. So hat sie die Möglichkeit zu erkennen, dass die Verdrängung sie nicht weiterbringt, auch weil dieses (Schutz-)Verhalten dazu führt, dass sich für sie wichtige Menschen von ihr abwenden.
Du hast in der Beziehung nicht genug von ihr bekommen. Tatsächlich KANN sie wohl nicht mehr geben und mehr zulassen. Selbst wenn sie will. Dass sie Zuwendung und Geborgenheit braucht, hat sie Dir gezeigt. Aber mit S. verbindet sie etwas sehr schlimmes, vermutlich macht es ihr auch Angst...
Natürlich könntest Du mit viel Geduld und Durchhaltevermögen unter Zurückstellung Deiner Bedürfnisse bei ihr bleiben. Aber offenbar ist die Motivation für sie, etwas an ihrer Situation zu ändern, z.B. eine Therapie zu machen dann nicht groß genug. Der Änderungsdruck reicht nicht aus. Sie bekommt ihre Streicheleinheiten (die sie bestimmt dringend braucht), aber die Angst sich der erlebten und verdrängten Situation zu stellen ist riesig - und in dem Augenblick wo ein Partner da ist der ihr Geborgenheit gibt, ist für sie erstmal alles ok und es gibt für sie keinen Grund, sich mit schmerzhaften Gefühlen und Erinnerungen auseinander zu setzen. Leider fangen wir Menschen meist erst dann an etwas zu ändern, wenn die Schmerzen unerträglich werden...
Ist einfach eine schei. für sie und Du bist in diesen Strudel hinein geraten. Sie hat Dir nichts mit Absicht vorenthalten oder weil Du es nicht verdient hättest. Die Ursache liegt (allein) in dem, was sie erlebt hat. Du kannst nichts dafür und bist, solange von ihrer Seite nicht das Bedürfnis da ist sich dem Erlebten zu stellen, hilflos, kannst schlicht nichts ändern.
Du musst kein schlechtes Gewissen haben, weil Du sie mit ihrem schei. alleine gelassen hast. Den Mist trägt sie eh' mit sich herum. Ob mit Dir oder ohne Dich. Es ist an ihr, etwas an ihrer Situation zu ändern.
Ich weiß nicht wie Eure Trennung abgelaufen ist, aber ich denke es ist hilfreich für beide, wenn Du ihr klar machst, dass Du sie verstehst und Dich nicht deshalb getrennt hast weil Du sie nicht liebst, sondern weil Du entscheidendes in der Beziehung vermisst hast und von ihrer Seite nicht genug Bereitschaft da war, daran etwas zu ändern.
Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dich mit dem Thema das die Ursache für ihre Einschränkungen ist, auseinandersetzt. Es gibt im Web haufenweise Seiten dazu. Möglicherweise tröstet es Dich ein wenig, wenn Du erkennst, dass das was passiert ist und wie es passiert ist unter den gegebenen Umständen unausweichlich war. Der einzige Mensch, der etwas daran hätte ändern können, wäre sie gewesen. Wenn da nicht diese riesige Angst wäre...
Ich war mit einer Frau mit ähnlichem Hintergrund zusammen und letztlich hat alles Verständnis und alle Liebe nicht ausgereicht, um diese Beziehung zusammen zu halten. Wenigstens hat es dazu geführt, dass sie heute eine Therapie macht...
Manche Menschen, denen man begegnet und mit denen man auch sehr intensive Beziehungen haben kann, sind eben nur eine zeitlich begrenzte Erscheinung (auch wenn man es sich anders wünscht), man gibt einander das, was man sich zu geben hat und anschliessend geht jeder wieder seinen Weg und versucht sich das, was er vom anderen erhalten hat, für das eigene Vorwärtskommen, für die eigene Entwicklung zu Nutze zu machen...
Schön, dass Du ihr mit Liebe und Verständnis begegnet bist Hinnak, das zeigt ihr, dass sie trotz ihres Traumas nicht abgelehnt wird. Und wer weiss? Vielleicht hast Du ihr Appetit darauf gemacht, wie es sein könnte, wenn sie das was sie erlebt hat endlich aufarbeiten und in ihr Leben integrieren, sich befreien würde. Dann könnte auch sie vertrauen und Freude am S. haben... Bis jetzt stand sie sich wohl selbst im Weg... Vielleicht hast Du ihr nun einen Ausweg gezeigt, auch wenn Du selbst nicht mehr davon profitierst. Vielleicht hast Du ihr die beste Hilfestellung gegeben die Du ihr geben konntest...
Kann mir gut vorstellen, was in Dir gerade abgeht... Trotzdem: Kopf hoch... Und mach Dir keine Vorwürfe in der Art: Hätte ich doch..... Hast versucht, was Dir möglich war, Deine Grenzen erreicht... Dass es nicht funktioniert hat lag nicht an Deinem Unvermögen - mehr an ihrer Angst...
Kraft und klare Gedanken wünsche ich Dir
donald
13.10.2003 10:36 •
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