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Ich ertrage es nicht, wenn er stirbt

T
Liebe Community,

Ich bin so verzweifelt. Ich habe mich in den krebskranken Schwiegervater meiner Tochter verliebt und ich glaube, er liegt jetzt im Sterben und ich ertrage es einfach nicht.

Ich wollte noch Zeit mit ihm verbringen, aber er hat mir jedesmal einen Korb gegeben. Trotzdem ist er ein toller Mann und ich habe viele schöne Erinnerungen an ihn.

Ich hab ihn ein paar Monate nicht gesehen, weil er das nicht wollte und jetzt liegt er im Krankenhaus und er hat mir erlaubt, ihn zu besuchen.

Ich hätte ihn beinahe nicht wiedererkannt. Er sieht schrecklich dünn aus.

Ich habe mich zu ihm aufs Bett gesetzt, weil ich wollte ihm ganz nah sein.
Es waren noch viele andere Verwandte da und der Abschied war sehr traurig .

Jetzt schläft er fast nur noch und ich ertrage es einfach nicht, wenn er stirbt. Ich will, dass er lebt. Er war immer so fit und sportlich und er ist viel zu jung zum Sterben.

Unsere Enkel bedeuten ihm alles. Aber er wird sie nicht aufwachsen sehen. Ich brauche dringend ein Wunder.

Er war immer so lustig. Hat sogar Witze über den Tod gemacht. Aber er hat auch gesagt, jeder stirbt irgendwann und wir werden uns bestimmt wiedersehen. Ich dachte, er hat noch Zeit, aber jetzt ist es wohl soweit.

Er war alles für mich. Ohne seine lustigen Witze ist mein Leben langweilig und leer. Ich brauche irgendwie Hilfe, glaub ich.

Aber jetzt lebt er noch und ich denke, ich werde morgen oder übermorgen einfach zu ihm fahren, obwohl es ein bisschen weit ist. Ich will einfach nur bei ihm sein.

29.12.2024 23:26 • x 4 #1


PizzaPeperoni
Guten Abend @Tesi
Tut mir leid, dass du und alle anderen nahestehenden Personen diese Erfahrung machen müsst.

Es ist sehr schmerzhaft einen geliebten Menschen gehen lassen zu müssen und das Sterben zu akzeptieren. Es hinterlässt ein großes Loch und es fühlt sich so an, als würde ein Teil von einem selbst mitgehen.

Behalte ihn in Erinnerung, wie er ist. Mit seinem Humor, der dein Leben bereichert hat. Es ist wie ein Denkmal, das wir in unseren Köpfen und Herzen schaffen, für Menschen die uns etwas bedeuten, aber uns verlassen mussten.

Wenn ich irgendwann sterbe, dann hoffe ich, dass dort Leute sind, die die schönen Zeiten mit mir in ihren Herzen tragen. Dadurch leben wir weiter.

Und wer weiß, vielleicht begegnen wir unseren geliebten Menschen wirklich eines Tages wieder. Nur weil man etwas nicht sehen oder beweisen kann, heißt es ja nicht, dass das nicht existiert.

Bis wir das aber herausfinden, bleiben wir hier auf Erden und haben den Rest unserer Zeit, um das Beste daraus zu machen. Das Leben zu genießen, gute Dinge zu tun, schlechte Erfahrungen zu sammeln, genauso wie schöne. Zu lachen, zu weinen, zu leben.
Manchmal ist der Tod eine Erlösung, bei schweren Erkrankungen. Diese Erlösung sollten wir den Menschen gönnen, die wir lieben und sie irgendwann loslassen, wenn wir sie auch nie vergessen werden.

Das brauch, wie alles, seine Zeit. Aber auch die Menschen die gehen, möchten, dass wir wieder glücklich werden und sie möchten nicht der Grund sein, dass wir den Rest unseres Lebens unglücklich sind.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft.

Eine kleine Sache noch: wenn du ihn wirklich nochmal sehen möchtest, dann solltest du ihn am besten morgen schon besuchen. Wenn er schon im Sterben liegt, dann könnte es jederzeit vorbei sein.

29.12.2024 23:46 • x 16 #2


A


Ich ertrage es nicht, wenn er stirbt

x 3


W
Zitat von Tesi:
Jetzt schläft er fast nur noch und ich ertrage es einfach nicht, wenn er stirbt. Ich will, dass er lebt. Er war immer so fit und sportlich und er ist viel zu jung zum Sterben.

Ja, das ist schwer, und Du hast all mein Mitleid!
Aber der Tod trennt niemden, der Verunden ist. Heute versteht das ja noch kaum jemand mehr, aber ich könnte darüber zahllos Gschichte erzählen.
Nleine ihm (liebend) verbunden, dann ist selbet der Tod nicht anderes, als zuzusagen den Raum zu wechseln, Umd ist auch auch Dir so verbunden, dannn wird Euch der Tod Eun nicht trennen - darauf kannst Du Dich verlassen!
Denke vielleicht mal, wenn es Dir möglich ist, über all das hinaus!

30.12.2024 00:04 • x 4 #3


Heavydreamy
Hallo Tesi,

begleite ihn, so gut du kannst und er das möchte.

Und dann ist es so, dass du ihn weiterlieben kannst, auch wenn er körperlich nicht mehr da ist. In deinem Herzen hat er vermutlich immer einen Platz bei dir.

Vielleicht kannst du für dich eine Stelle/Ort/Gegenstand suchen, wo du ihm ganz nah sein kannst.

Ich glaube manchmal daran, dass Seelen sich auch daten/treffen können.

30.12.2024 00:16 • x 3 #4


T
Danke @whynot60, das ist ein schöner Gedanke.
Vielen Dank auch @Heavydreamy und @PizzaPeperoni, euer Trost tut gut.

30.12.2024 01:14 • x 3 #5


W
Zitat von Tesi:
Danke , das ist ein schöner Gedanke.

Gerne.
Und ich kann Dir sagen, es ist nicht lediglich ein Gedanke ...
Du wirst niemanden verlieren, mit dem Du in LIebe Verbunden bist.
Trennungen sind immer eine bewusste Entscheidungen, der Tod hingegen etwas wie ein (unvermeidliches) Weiterwander. Und würde jemand, den Du liebst, Deine Räume verlassen, so würdest Du ja auch nicht denken, derjenige sei weg.
Acchte auf die Zeichen, wennn Dein geliebter Schwiegervater Mal gegangen ist.
Aus eigener Erfarung kann ich Dir sagen: Ja, das irdii Leben endet irgendwann einmal, aber worauf es ankommt, das Endet absolut nicht mit dem Tod.

30.12.2024 01:45 • x 1 #6


Milly85
Zitat von whynot60:
Gerne. Und ich kann Dir sagen, es ist nicht lediglich ein Gedanke ... Du wirst niemanden verlieren, mit dem Du in LIebe Verbunden bist. Trennungen ...

*Schwiegervater der Tochter

wünsche auch Kraft. Ist er denn noch verheiratet? Wieso erwähnst du, dass du dich in ihn verliebt „hast“? Weiß er davon?

willst du es noch sagen? Lief da was zwischen euch?

30.12.2024 02:18 • x 2 #7


VictoriaSiempre
Hallo Tesi,

ward Ihr denn ein Paar? Nicht, dass es Deine Traurigkeit schmälern könnte, wenn nicht, denn es ist erst einmal immer furchtbar traurig, wenn ein geliebter (oder auch „nur“ sehr gern gehabter) Mensch verstirbt. Er fehlt! Er fehlt im Hier und Jetzt. Selber kann ich mit „Ich bin nicht gegangen, ich wechsel nur die Räume“ erst nach einer gewissen Zeit etwas anfangen, niemals tröstet mich das sofort.

Ich frage nach, weil es schon einen Unterschied machen kann, ob Du am Krankenbett (vom Erkrankten selber!) gerne gesehen bist oder es Dir um Dein eigenes Befinden geht. Mich hat irritiert, dass er Dich zunächst nicht bei sich haben wollte:

Zitat von Tesi:
Ich hab ihn ein paar Monate nicht gesehen, weil er das nicht wollte und jetzt liegt er im Krankenhaus und er hat mir erlaubt, ihn zu besuchen.


Wenn er jetzt möchte, dass Du ihn häufiger besuchst, dann ist ja alles okay. Wenn es ihm aber nur um einen einmaligen Besuch - vielleicht, um Abschied zu nehmen - ging, dann wäre es für mich übergriffig, dort wiederholt aufzutauchen. Denn dann ginge es Dir nicht um ihn, sondern vor allem um Dich. Verständlich, aber trotzdem (für mich) nicht in Ordnung.

Du schreibst wenig über Eure Beziehung, es liest sich ein wenig so, als ob es eine einseitige Verliebtheit Deinerseits ist, deshalb kann ich das nicht beurteilen. Was meinen denn Deine Tochter und ihr/e Partner/in dazu? Die sollten ihm doch am nächsten sein und abschätzen können, ob Deine Besuche für ihn schön oder vielleicht eher belastend sind

Und ja klar: Die Frage von @Milly85 , ob es auch noch eine Ehefrau gibt, ist natürlich berechtigt.

30.12.2024 02:36 • x 7 #8


W
Zitat von Milly85:
willst du es noch sagen? Lief da was zwischen euch?

Ach ich bitte Dich - als ob das von Bedeutuung wäre!

30.12.2024 02:44 • x 1 #9


VictoriaSiempre
Zitat von whynot60:
Ach ich bitte Dich - als ob das von Bedeutuung wäre!

Für mich wäre es schon von Bedeutung, ob ich am Ende meines Lebens Menschen um mich hätte, die ich da haben will. Oder solche, die bei mir um ihrer selbst da sein wollen, auch wenn ich da selber wenig Bindung habe.

Denke ich. Ich bin ja noch nicht gestorben

30.12.2024 03:11 • x 6 #10


T
Nein, es gibt keine Ehefrau. Er ist schon lange Single, länger als ich.
Er weiß, dass ich verliebt in ihn bin. Hat immer gesagt, er braucht seine Kraft für sich selbst.

30.12.2024 09:15 • x 2 #11


S
Liebe @Tesi

Auch von mir mein großes Mitgefühl. Ein geliebten Menschen zu verlieren ist immer sehr schlimm und schmerzhaft.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es dir geht, denn ich habe mein Vater und mein Sohn den Opa, vor 12 Jahren verloren. Er war auch an Krebs erkrankt.
Wichtig ist, dass du ihn begleitest und lernst ihn loszulassen, wie schlimm das für ein selber auch ist. Für den Sterbenden ist das nämlich auch belastend, die liebenden Menschen, zurücklassen zu müssen und die ihn nicht gehen lassen wollen.
Mein Sohn war damals 10 Jahre alt und wie Kinder so sind, sie sagen, was sie denken, frei raus.
Mein Sohn sagte zu ihm: Opa, ich möchte nicht, dass du stirbst.
Er ist ein Kind und er durfte, das auch sagen. Wir haben viel miteinander und offen kommuniziert.
Ich selbst habe mein Vater bis zum Schluss begleitet. Voller Trauer und Schmerz und trotzdem habe ich ihm auch gesagt, dass ihn gehen lasse. Ich habe mich sehr emotional von ihm verabschiedet und habe ihn gehen lassen.

Wichtig für dich ist, dass du dich von ihm wirklich verabschiedest und sein im Sterben liegen, akzeptierst.
Du sagst, er ist noch zu jung. Kann ich verstehen. Und genau dasselbe habe ich auch damals gedacht.
Und dann habe ich mir eine Frage gestellt:
Was, wenn er noch 10 Jahre länger hätte? Wenn er 10 Jahre später sterben würde?
Wäre meine Trauer und Schmerz dann weniger?
Meine Antwort, die ich mir nur geben konnte, war:
Nein!
Geburt und Tod gehört im Leben dazu. Menschen gehen und andere werden geboren.

Ich wünsche dir aufrichtig ganz viel Kraft.

30.12.2024 10:16 • x 5 #12


Aline_8
Liebe TE,

Ich möchte gar nicht viel sagen, denn es gibt nichts, was hilft und es gibt auch keine zauberformel, um den Prozess zu überspringen
Akzeptanz und Zeit sind die Schlüsselworte.

Ich hab viele liebgewonnene Menschen verloren und auch meine Eltern.
Bei mir wurde dieses Jahr auch etwas diagnostiziert und die Themen Krankheit und Tod sind bei mir auch immer wieder präsent.

Ich möchte dir deinen Kummer nicht absprechen und ich kann dich sehr gut verstehen. Nur haben ein, zwei Formulierungen in deinem Eingangspost ein kleines Störgefühl bei mir aufkommen lassen.
Aus deiner Sicht verständlich, dass du viel Zeit und Nähe mit ihm verbringen möchtest.
Noch dazu hast du dich ja auch einfach in ihn (unglücklich) verliebt. Du hast also eine doppelte Verlustangst.
Aber- und an der Stelle ein großes Aber - bitte respektiere es, wenn er nicht so viel Nähe (zulassen) möchte, wie du ihm geben möchtest.
Wie er schon sagt, er braucht seine Kraft für sich. Das gilt es zu akzeptieren.
Auch wenn du nahezu in ihn rein kriechen möchtest, bitte achte darauf, was er möchte. Das ist das wichtigste. Er möchte trotz, oder ggf gerade wegen seiner Situation selbstbestimmt entscheiden können. Manchmal möchte man nicht so viel Nähe und eine andere Person mit im Bett sitzen haben.

Ich kann dir ein Buch empfehlen (es ist eigentlich ein Kinderbuch), was mir zum Umgang mit dem Tod enorm geholfen hat.
Es ist sehr leicht verständlich und liebevoll geschrieben.

Das Märchen vom Tod

Buch von Marie-Claire van der Bruggen

Ich wünsch dir und ihm alles Gute

30.12.2024 10:33 • x 6 #13


T
Vielen Dank an alle. Ihr habt sicher recht, dass er mich nicht unbedingt sehen will. Ich werde ihn nicht mehr besuchen. Schön, dass es euch gibt.

30.12.2024 13:44 • x 3 #14


Aline_8
Zitat von Tesi:
Vielen Dank an alle. Ihr habt sicher recht, dass er mich nicht unbedingt sehen will. Ich werde ihn nicht mehr besuchen. Schön, dass es euch gibt. ...


Das wird mit großer Wahrscheinlichkeit nichts persönliches sein.
Werte sowas bitte nicht als ein gegen dich sondern eher als ein für ihn

30.12.2024 14:36 • x 1 #15


A


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