Hallo liebes Forum,
ich will gar nicht zu lange schreiben. Seit einigen Tagen denke ich fast manisch über eine Trennung nach.
Das ist nichts Neues. Warum habe ich mich in den letzten beiden Jahren nicht getrennt? Weil es ihr immer wieder über längere Zeit schlecht geht. Wie auch jetzt. Ich denke dann immer, dass ich ihr Leid nicht noch vergrößern kann - wenn ich quasi auch noch wegbreche. Eine zeitlang wird es dann besser, ich habe neue Hoffnung, aber irgendwann komme ich wieder an diesen Punkt zurück. Im Moment geht es ihr wieder (sehr) schlecht. Bei diesen Dingen kann ich ihr aber nicht helfen (ich kann nicht das Rundum-Sorglos-Paket sein, manche Probleme kann nur sie angehen).
Wir haben keine gemeinsame Zukunftsvision (wo wohnen und arbeiten, wie wohnen und arbeiten, Träume und Vorhaben für die nächsten 10 Jahre). Ich bin inzwischen älter geworden und will nicht nur in den Tag hinein leben. Das verdränge ich in besseren Zeiten immer wieder, aber man kann es eben nicht dauerhaft verleugnen. Offen gestanden, belastet mich dieser Punkt am meisten. Man kann Schwierigkeiten ertragen, wenn man weiß wofür. Mich trifft es sehr, wenn sie Überlegungen über die Zukunft immer abblockt (ich kann mir das nicht vorstellen).
Ironischerweise hat sich eine gute Freundin von mir nach einem gemeinsamen Gespräch über genau diesen Punkt von ihrem langjährigen Freund getrennt.
Wir können auch nicht auf Augenhöhe reden (deshalb habe ich mit ihr nicht in aller Deutlichkeit über meine Gedanken gesprochen, an sich bin ich in Beziehungen eher kommunikativ; sie zieht sich gerne zurück, statt aktiv an Lösungen zu arbeiten). Das bezieht sich auch auf andere Aspekte des Lebens (ich habe letzte Woche besonders stark gemerkt, wie ich meinen Alltag inzwischen ohne sie gestalte - ich möchte auch Freude im Alltag erleben, ohne mir dabei ein engmaschiges Netz an Bedingungen aufzuerlegen).
Wir hatten in den letzten Jahren auch oft kein gemeinsames Alltagsleben (wir wohnen nicht zusammen). Das hat sich in den letzten Monaten noch verstärkt. Für sie ist das wohl normal - für mich nicht. Ich hatte schon eine langjährige Beziehung, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe und in welcher meine Freundin der wichtigste Mensch in meinem Leben war (die Beziehung habe ich fest abgeschlossen, ich bin aber auch heute noch dankbar für die schönen Jahre).
Mein Problem ist: ich fühle mich gerade wie meine Eltern, die sich auch nie getrennt haben, obwohl ich mich mein Leben lang gewundert habe, welche Gemeinsamkeiten meine Eltern überhaupt zusammenhalten. Ich weiß nicht, wie ich mich trennen soll.
Soll ich mich heute noch mit ihr treffen? Soll ich erst meine Gedanken ansprechen? Ich glaube schon, dass sie sich mehr bemühen würde, andererseits bin ich in gewisser Weise müde und die grundsätzlichen Ungereimtheiten bleiben auf lange Sicht bestehen. Ich würde wohl wieder nur einer Hoffnung hinterherrennen.
Sie ist es gewohnt, in seltsamen Konstellationen zu leiden. Hauptsache, jemand beschäftigt sich mir ihr.
In der Situation bin ich ratlos.
Ich habe Angst, mit ihr zu reden. Sie ist sehr emotional und ihre Reaktion beängstigt mich.
Andererseits gibt es wohl keinen anderen Weg.
Hat hier vielleicht jemand einen Tipp oder ähnliche Erfahrungen?
09.07.2017 15:48 •
#1