Ich möchte vorausschicken, dass ich nie ein glücklicher Mensch war. Ich habe in meinen 30 Lebensjahren leider sehr viel Pech gehabt, in der Gesundheit, im Schicksal, in der Liebe und im Leben. Seitdem ich mich erinnern kann, habe ich das dringliche Bedürfnis in mir, eines Tages einen Partner zu finden, der mich liebt, ganz einfach so, wie ich bin. Und der für mich da ist. Ich habe schon immer sehr viel von Männern in Kauf genommen, um dieses Gefühl zu erlangen. Wirklich geklappt hat es nie, also waren die Trennungen auch nicht sonderlich schmerzhafter für mich, als es mein tägliches Leben sowieso war.
Dann traf ich ihn und wir verliebten uns sehr ineinander. Ein Jahr waren wir unzertrennlich, hatten den größten Spaß miteinander und ich dachte endlich habe ich auch mal Glück im Leben. Mein Glück wurde unbeschreiblich groß, als er mich fragte, ob wir zusammenziehen wollen. All meine Träume schienen sich zu erfüllen und obwohl ich dieses große Urmissvertrauen in andere Menschen habe, gab ich meine Wohnung auf und zog in seine größere. Wir haben viel darüber gesprochen, wie schutzlos ich mich plötzlich fühlte und wie schlimm es für mich war, mein eigenes aufzugeben. Er sagte immer wieder, dass wir hier nun etwas gemeinsames hätten, er und ich. Seine Familie nahm mich herzlich auf und ich war so glücklich, wie nie in meinem Leben. Wir schmiedeten Urlaubspläne und sprachen über Familie und irgendwann eine größere Wohnung.
Nach einem halben Jahr bemerkte ich, dass er immer öfter sein Handy in die Hand nahm. Eine kleine Stimme in mir sagte, da könne etwas sein. Doch ich vertraute ihm und schob es weg. Dann kam der Abend, an dem wir getrennt ausgingen und ich ihm nach der Verabschiedung hinterhersah und ein komisches Gefühl hatte. Er kam in dieser Nacht früh und nüchtern heim, obwohl er doch mit seinen Freunden weggewesen sein wollte. Am nächsten Tag fragte er, ob er morgen mit seinen Arbeitskollegen was trinken gehen könne. Natürlich hatte ich nichts dagegen. Hätte ich was dagegen gehabt, wäre vielleicht alles anders gekommen.
Er kam von diesem Treffen heim, setzte sich zu mir auf die Couch und sagte: Ich will das hier beenden. Ich habe mich verliebt. Ich ziehe heute aus.
Dann nahm er seine Sachen und war aus der Tür.
In den nächsten Tagen stellte sich raus, dass er eine neue Kollegin bekommen hatte und diese ihm schöne Augen gemacht hatte. Er hatte mich mit ihr betrogen und nun wollte er mit ihr zusammen sein, das hatten sie bei diesem Treffen besprochen. Für diese Entscheidung brauchte er 3 Wochen und sprach kein einziges Wort darüber zu mir.
Dies alles ist nun 3 Wochen her und er und ich haben viel gesprochen. Mal sieht er sehr klar und sagt, ich hätte ja recht, dass er sie nicht kennen würde und es vielleicht ja nochmal was zwischen uns werden kann. Am nächsten Tag entscheidet er, dass er nicht mehr für mich da sein will.
Ich stehe nun da, muss aus der Wohnung raus, habe aber all meine Möbel verkauft und habe kein zu Hause mehr.
Ich kann nicht verstehen, wie dies einer so glücklichen Beziehung passieren kann.
Manchmal geht es mir für eine kurze Zeit ganz ok, dann weine ich wieder bitterlich und bin ohne Hoffnung. Ich war ihm gegenüber immer loyal, ich habe ihn aufrichtig geliebt und ich weiß, dass er mich geliebt hat. Das macht seine Kälte mir gegenüber nun noch unerträglicher. Ich versuche nun, keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben, obwohl ich noch in der Wohnung wohne, die letztendlich ihm gehört. Wo er schläft, weiß ich nicht genau. Jeden Tag warte ich auf seine Nachricht, seinen Anruf, dass alles wieder so wird, wie es war. Leider würde ich zurückgehen. Nur, um ein Stück meines Glücks behalten zu können.
13.06.2017 22:02 •
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