Liebe Steffi_82,
vor fast genau 11 Monaten habe ich fast das Gleiche durchmachen müssen.
Ich war nicht verheiratet, aber ich stand kurz vor der Hochzeit, es war alles schon geregelt, geplant, nur der Tag hätte noch kommen sollen. Ich weiß genau, was in dir vor geht. Für mich und für dich ist es die schlimmste Zeit in unserem Leben. Heute nach 11 Monaten sehe ich ein bisschen anders auf meine derzeitige Situation. Ich konnte alles nicht glauben, ich wollte es einfach nicht wahrhaben, von heute auf morgen mit allem alleine dazustehen, wieder bei 0 anfangen zu müssen. Ich habe noch nie so etwas mitmachen müssen, ich war so wie du, kurz vor dem Abgrund. Jeden Tag denke ich noch 1000e Male an meine alte Beziehung, ich habe sie nach 11 Monaten immer noch nicht richtig verarbeitet, aber es wird besser. Ich habe bestimmt 8 Monate gebraucht, um alles einigermaßen zu verkraften, eine Backpackingreise alleine durch Asien für 3 Wochen hat mich ein bisschen wachgerüttelt.
Auch wir hatten Eigentum und es hat sich mit der Umschreibung alles so dermaßen lange hingezogen, was den Heilungsprozess ganz und gar nicht gut tat, es war die Hölle, sich so eine lange Zeit (7Monate) damit auseinander setzen zu müssen. Aber ich sage dir, ich habe mich durchgesetzt. Ich habe ihm seine Anteile abgekauft, weil ich auch nicht mit hätte ansehen können, wenn seine Neue damit einzieht (wenn das dann der Fall gewesen wäre). Ich bin stolz darauf, dass es nun mir alleine gehört, auch wenn es eine enorm hohe Belastung ist. Aber ich weiß, wofür ich das mache, für mich und meine Zukunft und wenn es irgendwann nicht mehr gehen sollte, kann ich immer noch vermieten/verkaufen/...
Anfangs war die Zeit natürlich schwer, dort alleine zu wohnen, weil jede Bewegung, jeder Moment einfach die alten glücklichen Zeiten hervorholt, was es so schon im Alltag ständig der Fall ist, aber mittlerweile fühle ich mich auch alleine in der Wohnung wohl und es stört mich nicht mehr so enorm, dass wir fast die komplette Hauseinrichtung zusammen ausgesucht und nach unserer Wünschen gestaltet haben. Ich habe nicht so viel verändert, er hat auch fast alles dagelassen gegen eine finanz. Entschädigung.
Es wird besser, aber auch bei mir hat sich erst nach 8 Monaten eine Besserung aufgetan und ich erlebe immer noch zu viele Phasen, wo es mir einfach nur schlecht geht und ich die alten Zeiten zurück haben möchte. Ich habe dermaßen Angst vor der Zukunft, so wie du. Die Tage vergehen und vergehen und vergehen irgendwie. WiE oft ich mir auch die Frage gestellt habe, für wen oder was stehe ich eigentlich jeden Morgen auf. Aber ich habe es trotzdem immer wieder gemacht, wahrscheinlich aus Gewohnheit. Und du mache es auch, auch wenn es sinnlos erscheint.
Was ich sagen will, es wird noch eine sehr, sehr schwere Zeit für dich werden. Freunde und Familie sind enorm wichtig, aber wenn dir nach keiner Ablenkung zu Mute ist, dann lass es. Mach das, was für dich im Moment das Beste sein mag. Ich bin ihm monatelang hinterher gerannt und habe gekämpft und gekämpft und gekämpft, für nichts. Jedes Mal wieder bin ich auf die Nase gefallen und meine wenigen Kräfte schwanden immer wieder.
Wenn du aber die Möglichkeit hast und du dir das zutraust, dann behalte das Haus. Kämpfe um das, damit du vielleicht nicht bei 0, sondern wenigstens bei 10% anfängst. Auch ich dachte mir, ich würde sofort auf alles Materielle verzichten wollen, wenn er mir die Liebe zurückgeben könnte.
Und nun bin ich froh, dass ich das wenigstens habe, mein Eigenheim. Es gibt aber auch Menschen, die einen kompletten Tapetenwechsel brauchen, das musst du für dich entscheiden.
Du brauchst ganz viel Kraft in der nächsten Zeit, es wird noch so einiges auf dich zukommen, es wird kein leichter Weg, aber die Steine werden immer weniger und ich habe nach 11 Monaten einen Funken Licht am Ende des Tunnels gefunden... Auch wenn es nur ein schwaches ist, aber es gibt es und ich hoffe, dass ich mich darin nicht täusche...Alles gute!
15.11.2017 11:08 •
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