Guten Abend,
ich möchte mich für eure Zeit bedanken, die ihr euch nehmt, um sich mein Wirrwarr an Problemen durchzulesen und mir antworten und Tipps/Ratschläge zu geben.
Für mich ist es allgemein schwierig mich zu öffnen und über mich und meine Gefühle zu reden (auch wenn es hier wohl gegenteilig erscheint ) . Genau weil ich beim Durchgooglen im Internet fast nur auf pauschale, klischeehafte Beiträge zu diesem Thema gestoßen bin, habe ich mich dazu entschlossen, meine Erfahrungen zu schildern.
Mein Ex und ich waren nicht nur unsere Krankheit. Würde jemand uns kennenlernen, wirken wir genau wie das Gegenteil unserer Krankheit, da wir beide an (eher seltenen) Subtypen der jeweiligen PS leiden.
Ich, als stille Borderlinerin, würde meine Emotionen wie Wut nie nach außen zeigen, bei mir spielt sich alles in Innerem ab. Ebenso bin ich sobald ich jemanden in meinem Herz schließe, extrem loyal und würde niemals meinen Partner betrügen. Auch würde ich meinen Partner nie absichtlich emotional manipulieren a la „Wenn du dich trennst, bringe ich mich um“, was viele von Borderlinern denken.
Mein Expartner war anfangs sehr liebevoll zu mir und hat mir durch seine Liebe gezeigt, dass ich okay bin und eine gute Seele bin, trotz meiner Vergangenheit. Da ich vollkommen unerfahren war (nichtmal ersten Kuss gehabt), war er besonders einfühlsam und war sehr vorsichtig und umsichtig beim Thema S. und hat immer darauf geachtet, dass ich mich bei allem, was wir machen, wohlfühle.
Ich hätte nie gedacht, dass jemand meinen Körper/Aussehen begehrenswert findet mit all den Macken (ich habe hunderte von Narben am Körper verteilt und hängende/lose Haut nachdem ich 30kg abgenommen habe, meine Nase usw.). Durch seine Liebe konnte ich langsam aber stetig mit meinem selbstverletzendem Verhalten (Schneiden) aufhören. Er hat mich akzeptiert, auch wenn ich offene oder genähte Wunden am Körper hatte, nie hat er mir Vorwürfe gemacht.
Am schlimmsten ist es für mich, wenn ich daran denken muss, nie wieder in seinen Armen liegen zu können…
Kein Opioid der Welt konnte mir bisher dieses reine Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit schenken wie er.
Für mich war er die Liebe meines Lebens. Wenn ich jemanden in mein Herz reinlasse, ist das für immer und ewig. Ich weiß, dass das für die Meisten befremdlich ist, aber für mich ist das so wie ein Mitglied meiner Familie. Mir fällt es schwer, mich richtig auszudrücken, damit andere verstehen, wie ich etwas meine.
Falls ihr Fragen dazu habt, fragt gerne.
Bezüglich ambulanten Psychotherapie bin ich leider weiterhin auf der Suche nach einen Therapeuten, der mich behandeln würde. Die bisherigen Erstgespräche bei vergangenen Therapeuten liefen darauf hinaus, dass ich zwar dringend Hilfe benötige, aber sie mir nicht weiterhelfen können und ich mich stationär behandeln lassen soll, obwohl ich ausdrücklich erwähnt habe, dass das zurzeit leider nicht geht aufgrund meiner derzeitigen Arbeitsstelle und Bußgeldern, die aufgrund meiner Taten, monatlich abbezahlen muss, da ich sonst in Haft muss (ich bin zurzeit auf Bewährung aufgrund der Taten durch meine Suchterkrankung). Mir fehlt leider immer mehr und mehr die Kraft mich gegen das bürokratische System durchsetzen zu müssen, um
adäquate Hilfe zu erhalten. Ich habe das Gefühl ich bin allen zu viel, sobald ich sie in mein Innenleben teilhaben lasse.
Bezüglich Borderline-Foren: leider kenne ich kein gutes Forum, wo man sich offen über seine Erfahrungen austauschen kann. Entweder wird in den Foren stark zensiert, sodass man nichtmal den Begriff SvV ausschreiben darf oder es geht Richtung Pro-Ana-Foren, die einen teilweise stark triggern können, wenn man einen schwachen Moment hat.
Ich wollte noch erwähnen, dass mein Ex und ich uns weiterhin gut verstehen. Wir wünschen uns beide für den jeweiligen, dass er ein glückliches, zufriedenes Leben führt, auch wenn wir getrennte Wege gehen oder nur Freunde bleiben.
Da ich ihn immer noch liebe, weiß ich nicht, ob ich damit klarkommen würde, nur befreundet mit ihm zu sein und mir doch nicht unterbewusst Hoffnungen mache, wenn da eig. keine sein sollten. Er würde gerne weiterhin mit mir befreundet sein und mich freundschaftlich treffen wollen, aber er meinte, die Entscheidung liegt in meiner Hand, ob wir den Kontakt abbrechen oder nicht. Er befürchtet auch evtl, dass ich daran kaputt gehen könnte, wenn ich ihn sehe und meine ganzen Emotionen unterdrücken muss, um nicht unbeabsichtigt aufdringlich zu sein.
Ich hatte die erste Zeit nach der Trennung bei Sachen/Momenten, die mich stark an ihn erinnern, plötzlich extreme Gefühle von Trauer/Verlust/Angst und vermeide seitdem bestimmte Serien z.B., weil ich die zu sehe mit ihm verbinde. Kennt ihr das auch? Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Er war für mich die große Liebe und bester Freund gleichzeitig. Ich meinte damals auch, als wir noch zusammen waren, dass ich nur das Beste Glücklichsein für ihn wünsche und falls das ohne mich oder einer anderen Person sein sollte, werde ich das akzeptieren zu seinem Wohle und werde nicht im Wege stehen. Das waren meinerseits keine leeren Worte, das kam alles aus vollstem Herzen heraus. Trotzdessen fühlt sich mein Herz zerbrochen, in tausend kleine Stücke, an. Er meinte, dass es ihm soweit mit seinem Leben und der Ausbildung ganz gut geht und er zufrieden ist mit allem und sich erstmal auf die Ausbildung fokussiert.
Dadurch, dass es ihm nach der Trennung ganz gut geht, geht es mir selbst auch etwas besser, da er mir weiterhin wichtig ist und ich mir Sorgen gemacht habe, ob er an unserer Trennung leidet.
Einen schönen Abend euch allen und nochmal danke für euer offenes Ohr.
Liebe Grüße,
Zinnia ️
09.11.2022 20:18 •
x 1 #10