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Schwanger, seine Eltern verstoßen ihn

W
@Jullia : unter dem Aspekt seiner kompletten Wesensveränderung: hältst Du es für möglich, dass er Dich und das Baby angreift um das Problem aus der Welt zu schaffen?

Ich lese Deine traurige Geschichte mit und will keine Angst machen. Aber seit er so tut, als sei nichts gewesen und sich weiter als Dein Freund bezeichnet, hatte ich mehrfach kurz diesen Gedanken.

Bitte, pass gut auf Dich auf. Vielleicht bleibst Du doch bei Deinen Eltern?

28.06.2022 16:01 • x 3 #451


L
Ich wäre auch zumindest vorsichtig.
Hier bei uns in der Stadt hat vor einigen Jahren ein junger Mann seiner schwangeren Ex- Freundin aufgelauert als sie nach Hause kam und hat sie erstochen. Der Grund war, dass Sie das Baby nicht abtreiben wollte. Zum Zeitpunkt der Tat war es auch schon nicht mehr möglich, da war die Geburt nicht mehr so weit entfernt.
Das ist bei mir hängen geblieben weil wir gar nicht weit weg wohnen.

Der Mann stammte aus einer streng gläubigen muslimischen Familie.
Er selbst hat hier studiert, und ein ganz normales Leben gelebt. War mit seiner Freundin vorher einige Jahre zusammen.
Er feierte, trank Alk. und hatte mit dem Islam und seinen Regeln aus Sicht seiner Kommilitonen und anderer Freunden und Bekannte nichts am Hut. Sicher war er auch nicht gläubig. Wer aus tiefer Überzeugung einer Religion anhängt der hält sich an die Regeln. Der hat keine Freundin vor der Ehe etc.
Für seine Familie war aber ein Kind mit einer nicht muslimischen Frau eine Schande und er hatte große Angst, das sie es herausfinden. Er hat lieber einen Mord begangen als seiner Familie diese Schande zuzumuten.

Ich denke da geht es nicht um Religion, sondern um Familienstrukturen und Vorstellungen von Ehre und Moral die wir überhaupt nicht verstehen können. Ich kann es zumindest nicht und bin immer wieder völlig fassungslos und angewiedert wenn ich sowas mitbekomme.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich finde es ganz schrecklich Menschen wegen ihrer Religion oder Herkunft in eine Schublade zu stecken.
Ich finde es aber auch schwierig wenn man nicht darauf hinweisen darf, dass bestimmte Verbrechen aus diesen Pseudoreligiösen Motiven oder diesem schrägen Begriff von Ehre begangen werden. Das Frauen leider in manchen dieser Familien nicht den gleichen Wert und die gleichen Rechte haben.

Ich habe eine Tochter im Teenageralter. Sollte sie sich in einen Jungen verlieben würde ich ihr raten sich immer die Familie anzuschauen. Nicht nur bei Moslems, bei allen Dingen die bei der Familie ins extreme gehen wäre ich beunruhigt. Da gibt es auch christliche Gruppierungen die ich ganz schrecklich finde, oder Sekten, Zeugen Jehovas oder Rockergruppen, oder, oder.....
Wenn die Schwester eines muslimischen Jungen nicht normal weggehen dürfte oder selber entscheiden ob Sie ein Kopftuch trägt etc. dann würde ich ihr raten ganz schnell zu laufen. Wenn der Junge in diesem Wertesystem groß geworden ist, dann passt das vermutlich nicht gut. Außer jemand hat das reflektiert und schon lange mit seiner Familie gebrochen. Ich glaube aber das ist unglaublich schwer.

Ich kenne im Gegenzug auch einige Familien wo die Eltern ganz unterschiedliche Religionen oder unterschiedliche Herkunft haben. Das klappt gut. Das sind aber Menschen die offen erzogen wurden und nicht aus diesen engen Familienstrukturen kommen. Da gibt es mit der Großelterngeneration kein Problem.
Unsere Nachbarn sind auch eine Familie mit christlichem und muslimischen Hintergrund. Sie feiern alle Feste, Ramadan, Weihnachten, Ostern. Die Kinder essen kein Schweinefleisch, kennen beide Religionen gut. Das funktioniert gut und ich finde es richtig schön.

28.06.2022 18:07 • x 10 #452


A


Schwanger, seine Eltern verstoßen ihn

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S
Zitat von ElGatoRojo:
Gehe eher davon aus, dass bei Atheisten andere Gründe relevant sind, wenn der Erzeuger von seiner Freundin eine Abtreibung verlangt. Eben eher keine religiösen logischerweise.



Und ich gehe eher davon aus, dass religiöse Gründe in fast allen Fällen nur vorgeschoben sind.
In keiner Religion ist das vorsätzliche Auslöschen eines Lebens akzeptiert. Aber mit Religion lässt sich selbst die krankeste Hirnwendung erklären. Und wenn die Religion selbst dafür nicht länger herhalten kann, wird es eben mit der eigenen Kultur erklärt. und gerechtfertigt.

Ich denke dieses Phänomen ist genauso alt wie die Menschheit.

28.06.2022 20:04 • x 7 #453


Blanca
Zitat von aequum:
Deinem EX und seinem Clan ist leider wirklich alles Üble zuzutrauen.

Zitat von Ava92:
ich würde nicht wollen, dass unser Leben, meines und das des Kindes, eventuell zur Hölle wird. Ich kenne da nämlich eine Frau, die bis heute keine Ruhe hat,

Zitat von Woelkeline:
hältst Du es für möglich, dass er Dich und das Baby angreift um das Problem aus der Welt zu schaffen?
Ich lese Deine traurige Geschichte mit und will keine Angst machen. Aber seit er so tut, als sei nichts gewesen und sich weiter als Dein Freund bezeichnet, hatte ich mehrfach kurz diesen Gedanken.

Zitat von Lilli2:
Ich wäre auch zumindest vorsichtig.
Hier bei uns in der Stadt hat vor einigen Jahren ein junger Mann seiner schwangeren Ex- Freundin aufgelauert als sie nach Hause kam und hat sie erstochen. Der Grund war, dass Sie das Baby nicht abtreiben wollte.

Aber natürlich wollt Ihr der TE keine Angst machen, gell?

Zitat von Kassy:
Als ich mein Baby auf meiner Brust liegen hatte, war alles vergessen, ich wusste, dass es sich gelohnt hatte, es war so ein unglaublicher Moment, ich kann noch heute kaum beschreiben, wie wunderschön dieser Augenblick war, ich war überwältigt. Diese Kulleraugen, diese kleinen Finger, die sofort mein Gesicht berührten, ich fange noch heute an zu weinen, wenn ich daran zurückdenke. Das war sofort eine Liebe, die ich noch nie zuvor erlebt und gespürt hatte. Heute weiß ich, das ich alles richtig gemacht habe, ich habe mich für mein Kind entschieden und es nie bereut.
Ich bin auch heute noch ohne Partner, aber dennoch zufrieden.

Danke @Kassy - für mich der positivste Beitrag hier im Forum heute.

Zitat von Jullia:
Ich weiß natürlich, dass ich besser auf mich aufpassen sollte, dass ich besser zur Ruhe kommen sollte, mich und das Kind schützen sollte, aber ich kann es gerade nicht, mir fällt es unglaublich schwer, mich nicht weiter aufzuregen.

Versuch es bitte weiter, denn in der Ruhe liegt die Kraft.

Zitat von Jullia:
Am liebsten würde ich ihm all meine Wut und all meine Gedanken mitteilen. Ich bin zwar vieles losgeworden, aber immer wieder entsteht neue Wut, immer wieder kommen neue Fragen und Gedanken auf, mein Kopf ist voll.

Schreib es zumindest für Dich selbst auf, um Dich von all der negativen Energie zu befreien.

Zitat von Jullia:
Ja, ich werde morgen zum Arzt gehen

Wie ist es gelaufen? Alles gut?

28.06.2022 21:11 • x 4 #454


S
Zitat von Blanca:
Aber natürlich wollt Ihr der TE keine Angst machen, gell?


Ja, ich finde es auch ziemlich krass. Natürlich gibt es solche Fälle, doch jetzt eine totale Paranoia bei der TE zu fördern, finde ich alles andere als hilfreich. Sie wird schon vorsichtig sein und damit sollte es auch mal gut sein.

28.06.2022 21:20 • x 5 #455


Blanca
Zitat von Lilli2:
Ich denke da geht es nicht um Religion, sondern um Familienstrukturen und Vorstellungen von Ehre und Moral die wir überhaupt nicht verstehen können.

Vor ein paar Jahren ist mir mal jemand begegnet, die aus einer katholischen Familie stammte und als junge Frau ungewollt schwanger geworden war. Ihr Vater war damit nicht einverstanden und hat sie kurzerhand in eine Abtreibungsklinik gekarrt; da gab es kein wenn und kein aber, sondern das wurde beendet wie von Metzgerhand. So geschehen im Großherzogtum Luxemburg; sie war auch mit 60 noch traumatisiert davon, was sich u.a. in einer schweren Medikamentensucht zeigte.

Ihr Herr Vater war übrigens auch selbst ein schwer traumatisierter Mensch gewesen. Erst hatten die N.az.is ihn zwangsrekrutiert, dann desertierte er, wurde aber erwischt - im KZ haben sie ihn schwer gefoltert, er kam nie mehr darüber hinweg und ließ das alles später noch jahrzehntelang an seiner Familie aus.

Da sieht man mal, wie schwer solche Verbrechen sich über Generationen hinweg auswirken. Der abgetriebene Fötus hätte ebenso ein Lied davon singen können, wie meine Bekannte.

Fazit: Ich kann Deinem Statement nur zustimmen: Ja, es geht tatsächlich um Familienstrukturen und Vorstellungen. Vor allem aber steht hinter vielen Grausamkeiten eine ganz eigene, traurige Geschichte. Das ist in Europa nicht anders als in Israel. Wer wüßte das besser als wir, das deutsche Volk.

28.06.2022 21:42 • x 5 #456


W
@Blanca : Femizid. Jeden 3. Tag bringt in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Expartnerin um.

28.06.2022 22:35 • x 4 #457


Blanca
Zitat von Woelkeline:
@Blanca : Femizid. Jeden 3. Tag bringt in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Expartnerin um.

Zitat von Woelkeline:
Ich lese Deine traurige Geschichte mit und will keine Angst machen.

Worauf willst Du dann statt Angstmache hinaus?

28.06.2022 22:51 • x 3 #458


W
@Blanca : Überlasse es doch bitte der TE, meinen Hinweis einzuschätzen.

29.06.2022 06:02 • x 6 #459


L
Die Fälle in deinen es tatsächlich zum Femizid kommt sind ja zum Glück selten. Sie verdeutlichen aber was da für Vorstellungen und Werte aufeinander prallen, dass es zu solchen Eskalationen kommt. Behalte es einfach im Hinterkopf und höre auf dein Bauchgefühl.

An deiner Stelle Julia würde ich jetzt einfach auf mich schauen, mich mit dem Ex nicht mehr als unbedingt nötig auseinandersetzen. Du hast dich in ihm und seiner Lebenssituation getäuscht. Vielmehr hat er dich getäuscht.
Denn er kennt seine Familie gut genug um einschätzen zu können welchen Lebensweg er mit ihr gehen kann und welchen nicht. Ob er sich wirklich von von der Familie distanzieren könnte oder nicht. Vielleicht hat er sich einfach in dich verliebt, wollte das genießen und hat die Augen vor der Realität die ihn und damit euch unweigerlich einholen würde einfach zu gemacht.

Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass es ohne diese ungeplante Schwangerschaft am Ende für ein glückliches gemeinsames Leben gereicht hätte. Diese Familie klingt nicht so, als hätte sie einer Hochzeit zwischen euch jemals zugestimmt. Das nächste wäre ja dann die Erziehung gemeinsamer Kinder. Das ist schwieriger je weiter die Vorstellungen und Werte auseinander gehen. Dürfte zum Beispiel eine gemeinsame Tochter einen Freund haben? Er hat Verwandtschaft in Deutschland, die könnten das mitbekommen..... und viele andere Situationen und Fragen die schwer sein können.

Ich habe schon Familien durch Kita und Schule von meinen Kindern kennengelernt dich in viel einfacheren Fragen von Kinderbetreuung (ab wann, Oma oder Kita etc.), Verteilung von Haushalt und Arbeit oder Impfungen (auch schon vor Corona) etc. so weit auseinanderlagen, dass die Beziehungen zerbrochen sind. Zum Teil gab es danach heftigsten Streit ums Sorgerecht. Da hat noch nicht mal die Großelterngeneration mitgemischt und Konflikte angeheizt....

Welche Werte wären ihm wichtig und hättet ihr da überhaupt eine ausreichende Schnittmenge?
Vielleicht ist es sogar besser, dass es jetzt auseinanderbricht.
Das ist zwar jetzt erstmal wahnsinnig schwierig und schmerzhaft, aber du hast die Möglichkeit dein Leben mit deinem Kind so zu gestalten wie es für dich passt. Und du kannst einen neuen Partner finden der besser zu dir passt.
Zum Glück ist Patchwork heute einfach normal geworden und kein Stigma mehr.

Das ist jetzt natürlich alles ganz weit weg und wenig greifbar. Aber vielleicht kannst du es ja irgendwann so sehen, dass es der Start in ein viel besseres und unbeschwerteres Leben ist als es mit deinem Ex jemals hätte werden können.

Ich hoffe, es geht dir körperlich bald ein bisschen besser. Liebeskummer braucht seine Zeit, erst recht in so einem sensiblen Lebensabschnitt. Aber er geht vorbei.

29.06.2022 06:55 • x 6 #460


W
Zitat von Lilli2:
Die Fälle in deinen es tatsächlich zum Femizid kommt sind ja zum Glück selten

Wie bitte? Jeden 3. TAG eine Frau. Und die wird nicht vom Bus überfahren, sondern von ihrem Partner oder Expartner GETÖTET. In Deutschland.

Der Freund der TE befindet sich in einer emotionalen Ausnahmesituation, er will unter keinen Umständen, dass das Kind zur Welt kommt. Die TE schreibt, er hat sie beleidigt, er ist nicht mehr der Mann, den sie kennt.

Das mag verständlich sein und muss keineswegs in eine völlige Eskalation führen.

Daher war es ein HINWEIS an die TE von mir.

29.06.2022 07:21 • x 8 #461


MissLilly
Zitat von Blanca:
Vor allem aber steht hinter vielen Grausamkeiten eine ganz eigene, traurige Geschichte.

Ja, das ist wohl nicht selten der Fall...und trotzdem rechtfertigt oder mildert es nicht , jemand anderem Leid anzutun, nur weil mir selbst welches zugefügt wurde..

29.06.2022 07:36 • x 3 #462


B
Femizide stehen meist am Ende einer langen Gewaltbeziehung. Die liegt ja nun hier in diesem Fall nicht bei @Jullia nicht vor.

Liebe @Jullia,

ich wünsche dir jetzt zunächst einmal Abstand von deinem Partner, die Gelegenheit emotional stabil zu werden und dich auf das Kind in Ruhe und Frieden vorzubereiten. Deine aktuelle Wut auf das Verhalten deines Partners wird dir dabei hoffentlich helfen. Das hört sich alles gesund und reflektiert an, ohne in Panik zu verfallen. Durch deinen Liebeskummer und die Emotionen musst du leider durch Nimm alle Hilfsangebote -egal ob professionelle Beratungen, Familie und Freunde- an. Vielleicht ist aktuell auch mal ein Foren-Detox für dich angesagt, lass dich im real life umsorgen und bei Bedarf auch schützen. Halte dich von weiteren Aufregungen und irgendwelchen für dich abwegigen Szenarien and Paranoia fern.

29.06.2022 07:45 • x 6 #463


L
Zitat von Lilli2:
Die Fälle in deinen es tatsächlich zum Femizid kommt sind ja zum Glück selten. Sie verdeutlichen aber was da für Vorstellungen und Werte aufeinander prallen, dass es zu solchen Eskalationen kommt. Behalte es einfach im Hinterkopf und höre auf dein Bauchgefühl.

Das ist mit Verlaub nicht wahr!

29.06.2022 08:19 • x 3 #464


Blanca
Zitat von Blanca:
Vor allem aber steht hinter vielen Grausamkeiten eine ganz eigene, traurige Geschichte. Das ist in Europa nicht anders als in Israel. Wer wüßte das besser als wir, das deutsche Volk.

Zitat von MissLilly:
Ja, das ist wohl nicht selten der Fall...und trotzdem rechtfertigt oder mildert es nicht , jemand anderem Leid anzutun, nur weil mir selbst welches ...

Natürlich nicht. Auf eine Rechtfertigung wollte ich auch nicht hinaus. Es ist ein Anhaltspunkt für die Frage nach dem warum.

Erklären hat nichts mit Rechtfertigung zu tun.
Auch Verständnis nicht unbedingt.

Gabriele Krone-Schmalz hat das zu Beginn dieses Clips im anderem Zusammenhang IMO gut zusammengefasst:

29.06.2022 09:23 • #465


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