Ich hatte immer ein wenig Sorgen, dass es wegen der unterschiedlichen Kulturen einmal zu Konflikten und Problemen kommen wird, wir hatten auch einige Gespräche darüber, dass er nicht religiös ist, war für mich damals eine kleine Erleichterung, er sagte mir auch immer, dass es zu keinen großen Problemen kommen wird, dass er ganz andere Vorstellungen und Ansichten hätte, als seine Familie sie hat.
Naja, dass sich seine Familie aber so stark einmischen wird, daran dachte ich nicht, vielleicht habe ich es auch nur verdrängt, das war wohl naiv. Ich dachte mir aber auch nicht, dass er sich so stark beeinflussen lassen wird.
Ich verstehe ihn natürlich, ich habe großes Verständnis für seine Situation, ich verstehe und kann nachvollziehen, dass er unter Schock steht, das er nicht weiter weiß, dass er verzweifelt ist. Das ist alles ok, natürlich ist es gerade sehr schlimm für ihn. Es ist vollkommen verständlich, dass es ihm sehr schlecht geht, mir würde es sicher genauso gehen. Natürlich darf er nun schlechte Laune haben, natürlich darf er traurig sein, natürlich darf er Zweifel und Ängste haben, darauf hatte ich mich auch eingestellt, ich ahnte, dass es so kommen wird. Ich würde ihm auch gerne helfen, ich weiß nur nicht, wie ich das anstellen soll. Ich kann ihm nur zeigen, dass ich für ihn da bin, dass er nicht alleine ist, aber das will er nicht. Ich habe es die ganze Zeit versucht, durch Worte, durch die Zuversicht, das alles irgendwie gut werden wird, er wollte nichts davon hören, er fand alles nurnoch albern, nichts würde mehr gut werden, nichts würde mehr helfen, ich hätte keine Ahnung, es sei alles total lächerlich, war seine Antwort auf all meine Worte.
Wollte ich ihn umarmen, ihn trösten, drückte er mich jedesmal wieder weg und sagte mir, er würde mich nicht ertragen.
Ich finde, dass er mich so nun nicht behandeln kann. Er könnte dennoch etwas liebevoller und vor allem auch respektvoller mit mir umgehen. Er schiebt mir nun auch noch all die Schuld zu, das ist nicht fair.
Das es gerade nicht schön bei ihm aussieht, das ist offensichtlich, es ist schrecklich, wie seine Familie reagiert, auch ich bin geschockt, dennoch hätte ich mir mehr Zusammenhalt gewünscht, ich bin einfach verletzt durch sein kaltes und abweisendes Verhalten.
Ich behandel ihn schließlich auch respektvoll, ich zeige ihm trotz der Situation und obwohl er so kalt zu mir ist, dass er mir wichtig ist, dass ich ihn liebe, ich zeige und sage ihm, dass wir es schaffen können, dass ich es gemeinsam schaffen will.
Nur er? Er tut einfach gar nichts davon.
Es tut mir am meisten weh, dass er unsere Beziehung nun schlecht dastehen lässt, dass er so tut, als sei sie nichts mehr wert, als sei sie nichts besonderes mehr. Seine Worte, dass er um nichts mehr kämpfen wird und dass er mich nicht mehr ertragen würde, die haben mich doch sehr verletzt.
Ich kann nicht glauben, dass es noch positiv werden wird. Ich befürchte eher, dass er bei seiner Meinung bleiben wird, dass er mich früher oder später alleine lassen wird. Wer weiß, wie seine Reaktion sein wird, wenn er merkt, dass es nun wirklich zu spät ist, dass ich das Kind nun wirklich behalte, es bleibt auch kaum noch Zeit, vielleicht geht er dann doch, auch wenn er jetzt sagt, dass er das nicht tun würde.
Das hätte ich noch vor wenigen Tagen niemals gedacht, ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mir die Frage stellen muss, ob ich mich nicht lieber trennen sollte, vor wenigen Tagen schien noch alles total schön und perfekt.
Ich weiß nicht, für mich scheint alles hoffnungslos, es fällt mir schwer, jetzt positiv zu denken.
Nun fange ich auch schon damit an, aber momentan fehlt mir auch echt die Kraft.
Gestern Abend hatte er mich angerufen, da klang er plötzlich gut gelaunt, mir gegenüber überhaupt nicht kühl.
Er wollte wissen, wie mein restlicher Tag war, was ich schönes mache, wie es mir geht. Er erzählte mir, was er noch unternommen hat, dass er schlafen gehen würde. Er wünschte mir eine gute Nacht.
Das verwirrte mich. Er klang so, als würde es ihm gut gehen, als wäre alles in Ordnung.
Einerseits hat mich sein Anruf gefreut, es tat schon weh, als er sich gar nicht meldete, andererseits frage ich mich, warum er nun plötzlich so auf alles gut tat.
Naja, so wird es bestimmt nicht bleiben, vielleicht hofft er nur, dass er damit mehr erreicht.
Ich werde mir nochmal überlegen, ob ich mich morgen mit ihm treffe, ihr habt eigentlich recht, dass ich es erstmal nicht tun sollte, mein Gefühl ist auch alles andere als gut.
Ich werde darüber nachdenken, denn eigentlich ist mir nun eher nach Abstand, ich bin gerade sowieso total fertig, jetzt habe ich so einen Moment, wo meine Verzweiflung immer größer wird.
Ich denke, wenn ich ihm wichtig bin, dann wird er nochmal auf mich zukommen.
Wie das mit dem Sorgerecht sein wird, das weiß ich noch nicht, ich weiß nicht, wie ich das regeln soll, sollte nun alles schiefgehen.
Darüber mache ich mir am besten auch noch keine Gedanken, ich muss erstmal alles verarbeiten, ich muss erstmal schauen und abwarten, wie das hier weitergeht.
Ich habe aber Angst, dass seine Familie mich auch später nicht in Ruhe lassen wird, mir das Leben schwer machen wird. Ich habe natürlich auch Angst um das Kind, ich habe einige Befürchtungen, toll ist das gerade alles nicht.
Heute habe ich einen Termin beim Frauenarzt, darauf freue ich mich, ich bin schon ganz gespannt und kann es kaum erwarten, mein Baby wiederzusehen ️ Zumindest das muntert mich wieder ein bisschen auf. ️
Ich werde meinen Frauenarzt mal darauf ansprechen, mich ihm anvertrauen, dieser kann mir sicherlich auch einige Tipps, Adressen und Telefonnummern geben, an die ich mich wenden kann, ich ganz alleine, das soll erstmal nur für mich sein, ich brauche das gerade.
Mit ihm würde ich auch gerne zur Beratung gehen, aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass er da mitmacht, solange er weiß, dass ich das Kind behalte, leider.